Eine Sommernacht im Sauerland

  • Letzten Dienstag ging es dann endlich mal wieder raus, zusammen mit Karsten in Richtung Herscheid.


    Nachdem wir beide festgestellt haben, dass unserer Dobson dejustiert waren (mein 12" und Karstens 8") haben wir uns dran gemacht, das fix zu ändern. Nun, ich wohl etwas zu fix, denn perfekt ist was anderes. Karsten hat dafür eine Stunde fluchend und schimpfend ver- und wieder richtigestellt [:D]
    Der Mond störte noch ein wenig, stand aber ziemlich tief und nachdem wir beide unsere Adaption erstmal daran wieder kaputtgemacht hatten, gab's vorallem viel Wabern zu sehen (überhaupt war das Seeing die Nacht über ziemlich bescheiden - das kann nicht alles an der leichten Dejustierung meines Spiegels gelegen haben).


    Ein paar abgeklapperte Objekte im 12" f/5 aus dem Kopf und ein paar Notizen waren (dazwischen waren jeweils noch ein paar Standardobjekt á la M57, Cirrusnebel, etc. als kurze Entspannung):



    NGC 7463/64/65 (Pegasus)
    Lagen sozusagen auf dem Weg zu NGC 7479, zufällig im Uranometria entdeckt.
    NGC 7465 direkt als runder Nebelfleck mit Aufhellung zur Mitte und einem winzigen (stellaren?), deutlich hellerem Zentrum. NGC 7463 war als düsterer, länglicher Nebelfleck nur indirekt zu sehen. Interessanterweise habe ich NGC 7464 direkt darüber nicht gesehen, obwohl diese bei ähnlicher Mag-Angabe eine deutlich höhere Flächenhelligkeit hat. Da wäre vielleicht höhere Vergrößerung angebracht gewesen. Die Ecke muß ich nochmal anfahren, diesmal wissend, wonach ich schauen soll.


    NGC 7479 (Pegasus)
    Direkt ist der Zentralbereich einfach, der Balken wird erst indirekt über die volle Länge deutlich. Die Galaxie ist schön zwischen zwei Sternen eingerahmt die ziemlich genau auf der Achse des Balkens liegen; ein hellerer auf der einen Seite und ein Stück weit von der Galaxie entfernt, ein weiterer schwächerer direkt auf der gegenüberliegenden Seite den Balken begrenzend, er erscheint direkt am Ende des Balkens.
    Indirekt ist ein Spiralarm als fast perfekter Halbkreis an einem Ende des Balkens schwierig aber sicher zu erkennen. Auf der anderen Seite der Galaxie ist blickweise der zweite Arm als Aufhellung, allerdings nicht wirklich als Spiralarm zu erkennen.
    Insgesamt sieht das Teil aus wie ein altmodischer Spazierstock mit einem Halbkreis als Griff (vielleicht kennt die noch wer...).


    M101 (Ursa Major)
    ...steht leider schon zu tief in der Lichtglocke von Lüdenscheid, da ist nicht viel zu holen. Beim Anfahren bin ich im falschen Feld gelandet und hatte plötzlich zwei mir unbekannte Galaxien im Feld. Höchstwahrscheinlich NGC 5485/86. M101 selber war dann leider keine Pracht, von Spiralarmen oder Struktur keine Spur. Schade, die habe ich an der gleichen Stelle schon erheblich besser gesehen.


    M109 (Ursa Major)
    Viel Hoffnung hatte ich ja nicht, aber ich wollte doch sehen ob ich neben dem Balken den ich das letzte mal gesehen habe noch was anderes herausholen kann. Aber - hoffnungslos. Nichts weiter als ein Nebelfleck in der Lichtglocke, kein Balken, keine Struktur.


    NGC 5985/5982/5981 (Draco)
    NGC 5985 war als strukturlose große ovale Scheibe mit einem hellen Zentrum zu sehen. NGC 5982 als heller runder Nebelfleck mit Aufhellung zur Mitte - vielleicht einen Tick oval. NGC 5981 war schwerer als gedacht und nur indirekt als düstere Spindel mit deutlicher Schrägstellung zu der ansonsten schön auf einer Schnur liegenden Gruppe zu sehen.
    Insgesamt eine wirklich schöne Gruppe - und ich frage mich, ob man aus NGC 5985 bei besserem Himmel nicht mehr herauskitzeln kann... die Scheibe wirkte durchaus etwas unregelmäßig, allerdings ohne irgendeine definitive Struktur zu offenbaren.


    NGC 6946 (Cepheus)
    Hell und groß! Ein Prachtstück. Sah aus wie ein großes "S" mit einem fetten Knubbel in der Mitte, eingebettet in einem runden, zarten Nebel. Ein Spiralarm war ein großes Stück weit verfolgbar (müßte der nördliche sein), auf der anderen Seite des Zentrums ein zweiter deutlich kürzer. Indirekt blitzte immer wieder mehr Detail auf, leider war ich inzwischen ziemlich müde und ordentlich kalt war mir auch. Das Teil muss ich mir nochmal in Ruhe und in ausgeruht vornehmen, da war noch eine Menge mehr zu holen. Ein großer Tipp auch für kleinere Öffnungen, gerade im Moment. Ich könnte wetten, dass man da unter entsprechendem Himmel und ein wenig Geduld auch mit 8" die Spiralarme sehen kann.
    Übrigens ist der direkt daneben liegenden Offene Haufen NGC 6940 ebenfalls sehr sehenswert. Mit wirklich großem Gesichtsfeld sollten auch beide zusammen sichtbar sein.
    Schade, dass das gute Stück als Prachtbeispiel einer face-on Galaxie so gerne übersehen wird - ähnlich wie NGC 2403 (da habe ich damals bereits am Rande des Ruhrgebiets den Knoten NGC 2404 plus Bogen vom Zentrum dahin gesehen - mit 8") offenbart das Teil erheblich mehr als so manche Messier-Galaxie.


    NGC 404 (Andromeda)
    Viel zu sehen gibt es da nicht, aber den Kontrast zwischen ß And und der Galaxie finde ich immer wieder schön. Ein heller, gelblich bis oranger Stern mit einem kleinen leicht ovalen Nebelfleck direkt daneben. Im 12" übrigens selbst bei geringster Vergrößerung direkt nicht zu übersehen, trotz des überstrahlenden Sterns. Wenn Leo I nur auch so leicht wäre [:D]



    M33 (Triangulum)
    Helles, rundes und vorallem großes Zentrum, zwei Spiralarme waren wirklich einfach, NGC 604 war als richtig heller Fleck direkt nicht zu übersehen. Auch hier wäre eine Menge mehr zu sehen gewesen, aber ich war inzwischen richtig müde und wärmer war es auch nicht geworden. Und für das Objekt hätte ich eine Stunde locker gebraucht. Also, das nächste Mal in Ruhe und vorher noch einen schnellen Blick auf...


    M31 (Andromeda)
    Hell, logisch. Groß, logisch. Aber wie ich es kaum anders kenne, auf den ersten Blick enttäuschend. Ein fettes Staubband war zu sehen, M32 und M110 natürlich, NGC 206 nur indirekt und daneben noch zwei kurze, dunkle Staubbänder. Wacher war ich immer noch nicht, und ach ja, kalt war mir immer noch. Ich freue mich schon auf den Herbst, wo ich dann mal eine halbe Nacht mit M31 verbringen kann, wenn sie schön hoch steht und ich unseren Nachbarn mal in aller Ruhe studieren kann. Trotz Müdigkeit, Kälte und noch nicht allzuhoch stehender M31 hatte ich mit dem 12" das Gefühl, dass es sich sicher lohnt, dort mal ausführlich jagen zu gehen.



    Danach hieß es dann einpacken, auch Karsten war ordentlich kalt. Ich kann's kaum erwarten, das nächste Mal wieder rauszufahren, dann aber ausgeschlafen und mit Mütze und wärmerem Schuhwerk. Das wäre dann die vierte Nacht mit dem GSO 1080 und ich kann nur sagen, er was bisher jeden Euro wert (waren ja eh nicht viele für 12" [:D]).
    Vorallem bin ich nach ein paar Jahren Abstinenz und nur vier Nächten spechteln wieder vollkommen infiziert. Schön.



    CS
    Andreas

  • So ein Bericht macht wirklich Lust auf mehr. [:D]


    Überhaupt weil ich die gleiche Kanone hab.
    Aber bis ich so über den Himmel sausen kann wie du, wird noch einige Zeit vergehen. [:(]


    Mal schaun ob ich heute Nacht weiter üben kann… [;)]


    Grüße,
    Christian

  • Hallo Christian,


    aber wieso denn das? Überleg mal, ich war jetzt Jahre völlig raus aus dem Hobby, erst viermal wieder draußen mit dem Teil, obendrein rauche ich und esse momentan unregelmäßig und nicht immer vitaminreich... nicht die besten Voraussetzungen für eine gute Nachtsicht. Und das finden ist mit dem Uranometria ein Klacks. Also, was davon solltest Du nicht mindestens genauso gut können? [:)]

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