Beobachtungen Teilen macht Freude

  • Hi,


    letzte Nacht war ich mit einem Wiedereinsteiger auf Beobachtungstour. Nachfolgend mein Bericht hierzu, diesseits von Fächenhelligkeiten und -Ausdehnungen.


    Bericht vom 02.03.2011; 20.10h – 23.00h
    Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) Adler
    Dobsonmontierung


    verwendete Okulare: 22mm Ethos ; 13mm Ethos, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Type6
    Ort: Freies Feld, ca. 2 km außerhalb Obernesselbach, ca. 370m ÜNN
    Temperatur: 20.10h +2 C ; 23.10 -2 C
    Seeing: 2-3



    Wetter: den ganzen Tag wolkenlos, recht windig


    Kugelsternhaufen: NGC2419
    Galaxien:
    Uma: M81/M82, M51, NGC5195
    Leo: HGC44 (NGC3185, NGC3187, NGC3190, NGC3193), NGC3226, NGC3227, NGC3222, NGC2903, NGC2916, M56. M66, NGC3628, HCG53 (NGC3697a;b;c)
    Planetarische Nebel: NGC2371/72
    Gasnebel: M42, M43-Komplex


    Fernglas: hχ M31, M32, M110, M44, M45, M36, M37, M38



    Nils kenne ich von Höhlenforscherverein. Er hatte als junger Schüler dem Hobby Astronomie bereits relativ intensivgefrönt, doch in den letzten 15 Jahren dieses aus den Augen verloren. Nachdem seine Zwillinge (nein, nicht das Sternbild) nun 3 Jahre alt sind findet er langsam wieder etwas Zeit, um sich mit Astronomie wieder zu beschäftigen. Das Wetter macht mit: so können Nils und ich erstmals gemeinsam zum spechteln fahren. Wir fahren zu meinem Standardplatz, bauen jedoch ca. 15hm niedriger nahe einer Baumgruppe auf, um dem relativ starken, teils böigen Wind zu entkommen. Im Laufe der Nacht stören nur 3 oder 4 mal kräftigere Windstöße, ab ca. 21.30h ist es am Beobachtungsplatz gar windstill.
    Ich hatte diesmal mein 20*77 Mijauchi mitgenommen, damit man mit 2 Geräten auch unabhängig voneinander etwas beobachten kann. Das Glas kommt bei mir sonst so gut wie nie zum Einsatz – sträflich, wie ich feststelle. Objekte wie größere offene Sternhaufen, M31 oder gar M42 sind eine echte Schau.


    Wir beginnen gleich mit einem Hammer: M42 mit 430mm Öffnung bei recht ordentlichen Seeing und guter Dunkelheit (anfangs SQM 21,05, beim abbauen gar 21,35) zieht Nils fast die Strümpfe aus. Im Gegensatz zu einem völligen Newbie ist die Erwartungshaltung von Nils sehr gedämpft, kennt er doch viele Objekte aus der Vergangenheit mit kleinerer Öffnung. Filamente, feinste Strukturen, die deutlichen, kontrastreichen Dunkelwolken insbesondere hin zu M43. Dazu das Trapez mit E- und F-Komponente. Ein heftiger Wiedereinstieg.


    Wir machen weiter: hoch in UMA zu M81/82. Im21er Ethos noch gemeinsam erfassbar, M81 bereits mit zarten Armen. Bei steigender Vergrößerung gewinnt vor allem M82 an Strukturen; Dunkelwolken zerklüften den GX-Rand etwas, legen in Bereichen eine Netzstruktur vor das zart glosende längliche Oval.


    Als Kontrastprogramm wird ein PN eingestellt: NGC2371/72 in Gemini. Wesentlich kleiner, lichtschwächer. Nils denkt im ersten Moment an den kleinen Hantelnebel. Im 7er Oku mit UHC zeigen sich einige Details, die beiden helleren Bereiche wie gegen gespiegelte Kommas.


    Leo ist nun höher gestiegen, es wird in den Halsbereich gepeilt. Auf Anhieb erkennt Nils – ohne Ansage 4 GX’en und damit alle Komponenten der Gruppe Hickson44, für Hicksons mit mag 11,1 bis 13,4 recht helle Vertreter. Nur wenige Grad entfernt wird die interessante Gruppe NGC3226/27 (wie ein längliches Oval mit 2 GX-Zentralbereichen) und NGC3222 (eine netter rundlicher Blob) besucht. Nils fällt es schwer zu glauben, das NGC3222 nur auf mag12,8 bringt. Dies sehr einfach Sichtbarkeit liegt an der relativ hohen Flächenhelligkeit, führe ich an.


    Zur Abwechslung wird ein Kugelsternhaufen eingestellt, NGC2419 im Sternbild Luchs. Parade GC sind momentan nicht in Reichweite. Der Mag10,4-Vertreter ist nahe von mag 7/8-Feldsternen leicht aufzufinden, als kleiner Wattebausch auch bei 88-fach sehr deutlich erkennbar. Im 13er ansatzweise, im 9er leicht grieselig, im 7er bei 260-fach dann deutlich grieselig, leicht angelöst. Ich meinte zu Nils dass die hellsten Sterne um mag 15 lägen – falsch, diese sind mag17-‚hell’. NGC2419, unter Galaktischer Wanderer bekannter steht mit über 80 Parsec Diststanz zu uns außerhalb der Galaktischen Scheibe; dafür ist dieser GC sehr hell.


    Zurück im Leo nun eine GX, die sich als Multiarm-Spirale offenbart: NGC2903. wir diskutieren kurz über die Drehrichtung, über Prozesse die zur Entstehung von Spiralarmen führen. Das Objekt wird kurz verloren, beim Suchen stolpert Nils über die mag12,1 helle NGC2916.


    Tiefer gepeilt geht es zum Leo-Triplett. Dieses wird etwas durch die Streulichtglocke im SO beeinträchtigt, 1h Stunde später wären mehr Kontraste möglich, doch müssen wir am Folgetag in die Arbeit. Auch so ist der Balken in M66 mit den beiden sich eindrehenden Armen, sowie der Diskus mit Staubband am Rand von M65 erkennbar. Beeindruckend die mehr ausgedehnte NGC3628 mit deutlichem Staubband und ausfächernden Enden.


    Kurz wird die GX-Gruppe HGC53 eingestellt, uns läuft die Zeit davon. So belassen wir es bei wenigen Minuten die nur dazu ausreichen, zwei zarte nebelige Zonen in einem Sternenfeld zu erkennen, ohne mit höheren Vergrößerungen Details heraus locken zu wollen.


    Ich hatte Nils zum Abschluss noch einen Leckbissen versprochen. M51 mit NGC5195 wird dem gerecht. Bei SQM von mittlerweile gut 21,30 und einer Höhe von 50 Grad springt einen die Spirale richtiggehend an. Ein Zeichen für guten Himmel: man kann breit die auslaufenden beiden umschlingenden Arme erkennen, dazu ein paar Feldsterne im Vordergrund, Strukturen … supergut.


    Man, auch das Haar der Berenike steht schon relativ hoch. Ich kann es nicht lassen, NGC4565 wird noch angepeilt, die Spindel mit Bulge und der längs teilenden Staubband. Mit dem Anblick bei 202-fach, das Nagler-GF komplett von oben nach unten durchschneidend lassen wir es gut sein.


    Daneben hatten wir mit dem 20*77 Mijauchi die Flächegroßen Objekte M31/32/110, die Offenen Sternhaufen M44, M45, M36/37/38 h+chi im Perseus und auch den M42/43-Komplex im Schwertgehänge des Orions bewundert … man bräuchte einfach noch mehr Zeit.
    Aber: das ist Jammern auf höchstem Niveau. Mir – und ich denke auch Nils – hat es richtig spaß gemacht. Es war zwar eine Nacht ohne Skizzen und Grenzwertbeobachtungen, das Teilen der Schätze des Nachthimmels hat mir sehr viel Freude bereitet.

  • Servus Achim,


    genau das finde ich unter anderem einen der schönsten Aspekte bei unserem Hobby. Mit Einsteiger, Wiedereinsteigern oder wie auch immer, draussen stehen, den Himmel erklären und abgrasen, die Begeisterung spüren und offene Kinnladen beobachten. Das macht echt Spaß.


    Schön zu Lesen, dein "Dealer"-Bericht.


    Grüße,


    Harry

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: FHarry</i>
    <br />Servus Achim,


    <b>Schön zu Lesen, dein "Dealer"-Bericht.</b>
    Grüße,


    Harry
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Harry,


    stimmt... den Nils hat er nun bestimmt angefixt!
    Hoffentlich lassen die Zwillinge es zu, dass er selbst was baut.


    Hallo Achim,


    dein Bericht hat mir geschmeckt! Regt mich echt an...
    morgen geht es zum DSM und abends wird es klar sein.
    Ich freu mich drauf!
    CS
    Timm

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!