Liebe Sternfreunde,
Was für ein Himmel war das letzte Nacht, die beste Durchsicht, die ich hier je gemessen habe. Nahe an 6,5mag und noch dazu bei relativ gutem Seeing. Es ist schon eine ganze Weile her, seit der Dobson wieder richtig Sternenluft schnuppern konnte. Über die letzten Wochen und Monate hat sich eine nette Liste an Objekten angesammelt, die ich beobachten wollte. Die hätten auch zur Jahreszeit gepaßt, nun mußte ich aber feststellen, daß die meisten schon sehr tief standen oder sogar schon untergegangen sind. Aber ein paar schöne Teile waren schon dabei, außerdem wurde die Zeit doch auf einmal knapp, aber lest selbst:
Datum: 26.02.2011
Uhrzeit: 22h - 0:30h MEZ
Teleskop: Gitterrohrdobson von Starsplitter 18", f/4,45 auf Nachführplattform
Mond: kein Mond
Transparenz gemessen mit SkyQualityMeter (mit Linse) jeweils beim Objekt
um 22 Uhr im Zenit: 21,42mag/arcsec²
(bester hier gemesser Wert: 21,6mag/arcsec² 21,0 entspricht ca. 6,1mag fst)
Seeing: + (Skala von -- bis ++)
Außere Bedingungen: windstill, -4°
Beobachtungsort: nahe Eiberg im tertiäres Hügelland in Niederbayern, nächste Kleinstadt 14km entfernt (Pfarrkirchen), Lat: 48,3°, Lng:12,9° 480mNN
Objekte: PN NGC2371/2; PN NGC1514; Hickson 36 + 37; M67; Saturn
Nach 2002 mit dem TAL wollte ich lange schon die 'Erdnuss' wieder besuchen. Endlich hat es geklappt, dieser prächtiger Nebel ist ein guter Einstieg für diese Nacht. Der planetarische Nebel NGC2371/2 sieht jetzt mit deutlich mehr Öffnung gar nicht mehr so aus wie die Erdnuss. Ein deutlich zweigeteilter Nebel, jedes Teil sieht etwa halbmondförmig aus, mit den geraden Kanten zueinander ausgerichtet. Der östliche Wattebausch etwas größer. Genau dazwischen in dieser Lücke der 14.8mag helle Zentralstern, der sehr gut zu erkennen ist. Mit O-III Filter wird der Nebel noch deutlicher, der ZS verschwindet aber. Ich fertige noch eine Zeichnung an.
SQL: 21,45mag ; 333x
Ein weiter Planetarischer ist NGC1514 (Dewnebel, oder Kristallballnebel, Entfernung 2000Lj). Oha, was für ein grosses und interessantes Teil, dachte ich mir beim ersten Anblick. Ein 9,4mag heller Zentralstern, drumherum eine Nebelscheibe, sieht aus, als wenn die Optik beschlagen wäre. Der Nebel hat eine integrierte Helligkeit von 10.9mag und ist 2'groß. Eine nahezu kreisrunde Scheibe, deren Ränder relativ scharf begrenzt sind. Der helle Zentralstern ist sehr dominat und meine er ist grünlichblau. Um den Zentralstern ein dunklerer bereich Auch sonst leichte Helligkeitvariation innerhalb der Scheibe. Vor allem fällt mir ein Dunkelstreifen östlich vom Zentralstern auf. Ein sehr interessantes Objekt
SQL:21.25; 154x (mehr Vergrößerung bringt Verschlechterung wegen geringer Flächenhelligkeit, auch O-III Filter keine wirkliche Verbesserung)
Bemerkendswert ist, dass dieses Objekt einen Wendepunkt im astronomischen Denken bewirkte. Bis zur Entdeckung durch W.Herschel dachte man, alle Nebel bestünden aus schwachen Einzelsternen. Herschel zweifelte daran, er beschrieb diesen Nebel als hellen Stern mit einer Atmosphäre umgeben.
Jetzt wird es deutlich schwieriger, ich gehe auf Galaxien-Fuzzeljagd.
Hickson 36 ist eine Gruppe von 4 Galaxien. Ich konnte nur die Komponente 'a' schwach aber deutlich erkennen. Sie erscheint stark elongiert, Helligkeit: 15,1mag. Die anderen Gx's sehe ich nicht, jetzt weiß ich auch warum, sie haben um die 17mag.
Ein sehr auffälligeres Grüppchen ist Hickson 37. Es ist Mitternacht, ich messe die Transparenz, sie erreicht hier den Spitzenwert von 21.61. Komponente 'a' ist sehr gut zu erkennen, eine leicht ovale Galaxie. Weitere Gx erschließen sich mir zunächst nicht, ich steigere die Vergrößerung von 154 auf 333fach. Jetzt kommt nördlich der Haupt-Gx im indirekten Sehen eine Gx in extremer Kantenlage zum Vorschein. Komponenten c und d sind sehr klein und um die 16mag, die kann ich nicht erkennen.
Nach den ganzen Funzeln brauche ich jetzt mal was Gescheites, erinnere mich an M67 ´mal schaun wie sich der mit 18 Zoll gibt. Ja, ein toller Offener Sternhaufen, mit nahe Vollmonddurchmesser und Unmengen an verschieden hellen Sternen eine Augenweide.
Gleichnebenan liegt NGC2678, ebenfalls ein OS, der aber nur aus ein paar helleren Sternchen besteht.
Ich merk' schon, mich reizen doch eher ganze Sternenwelten und steuere geradezu auf das Leotriplett zu.
Mist, nein! Da kommen Wolken, innerhalb weniger Minuten ist der Himmel beinah völlig dicht. Obwohl ich ich das Triplett eigentlich im Blindflug finden würde, schaffe ich es nicht mehr, die doofen Wolken sind schneller, die Galaxien waren mir nicht mehr vergönnt.
Im Südosten leuchtet noch Saturn, gut kann man daran erkennen, wie sich das Seeing innerhalb kürzester Zeit verschlechtert und gleich darauf war er auch schon weg. Das wars dann.
Aber schee war's doch und ein Foto habe ich auch noch gemacht:
Viele Grüße
Rudi