Sonnenfinsternis auf Tahiti


  • Was soll man davon halten? Da fahren Zwei um die halbe Welt, und um die andere Hälfte wieder zurück, nach Französisch Polynesien, just zu einer Zeit in der dort eine totale Sonnenfinsternis zu sehen ist, - und gehen nicht hin!


    Wir wollten Urlaub machen, etwas von der Schönheit der Inselwelten erleben, aber nicht mit hunderten Sonnenfinsternis-Reisenden gemeinsam auf einem Atoll campieren, auf dem es sonst nur eine handvoll Touristen gibt.
    In der Tagespresse von Papeete wurde das Eintreffen der Sonnenfinsternis-Reisenden unter der Überschrift „ Die Amerikaner kommen!“ wahrgenommen. Das klang wie eine Warnung.


    Wir hatten zwar geplant, von Tahiti zur Osterinsel weiter zu reisen, da aber die chilenische Luftfahrtgesellschaft ihre Flugpreise für einen Flug zwischen Tahiti und der Osterinsel zu diesen Termin astronomisch erhöht hatte (mehr als verdreifacht), beschlossen wir, die Sonnenfinsternis von Tahiti aus zu verfolgen. Hier zwar nicht als totale Finsternis, denn die Südspitze Tahitis lag 20 km nördlich der Totalitätszone, aber als sehr tiefe partielle Finsternis mit einer Bedeckung von 99,7%.
    Da wir schon einige totale Sonnenfinsternisse gesehen haben, erschien es sogar nicht unattraktiv, diese Finsternis sozusagen von außen zu betrachten. Und in aller Ruhe, gemütlich am Rande der Lagune sitzend.
    Wir waren rechtzeitig auf den Gesellschafts-Inseln eingetroffen und konnten damit auch die partielle Mondfinsternis in der Nacht vom 25. auf den 26.Juni von Bora-Bora aus beobachten. Obwohl die Wetterverhältnisse in der ganzen Zeit unseres Aufenthalts „etwas ungewöhnlich für die Jahreszeit“ waren, gelang die Beobachtung dennoch gut. Der Kernschattenbereich erschien bei dieser Mondfinsternis, die sich zenitnahe abspielte, besonders dunkel. Visuell war der Kernschatten fast schwarz! Erst auf relativ lang belichteten Fotos erschien die charakteristische rötliche Färbung.








    Bora Bora beeindruckte uns durch eine Lagune, die Tag und Nacht in einer unbeschreiblichen Fülle von Blautönen schimmert.


    Unsere Reise führte uns noch nach Moorea und schließlich drei Tage vor der Sonnenfinsternis nach Tahiti, wo wir nach einem geeigneten Beobachtungsplatz suchten. Er sollte möglichst weit im Süden und damit nahe der Finsterniszone sein. Die Wahl fiel auf Pueu, einen Ort an der Nordküste von Tahiti Iti, der südlichen Schwesterinsel, die mit der Hauptinsel Tahiti Nui durch einen schmalen Isthmus verbunden ist. Hier war mit den besten Beobachtungsbedingungen zu rechnen.
    Nachdem in den Tagen vor der Finsternis das Wetter sehr wechselhaft mit vielen Wolken und gelegentlichen Regengüssen war, begann der 11. Juli sehr vielversprechend. Die Sonne ging in einen fast wolkenlosen Himmel auf. Während der anfänglichen partiellen Phasen erschienen zwar ab und zu einzelne kleine Wolken, die aber nicht bedrohlich erschienen.


    Bald aber spielte am sich verdunkelnden Himmel ein dramatisches Schaustück von Licht, Dunkelheit und Farben ab.
    Im Gegensatz zu totalen Finsternissen, gibt es bei derartigen partiellen Finsternissen keinen Ruhepunkt um die Zeit der Totalität sondern ein hochdynamisches Geschehen um die maximale Phase.
    Die Kamera, die den Ablauf der Finsternis dokumentieren sollte, war über ein Netbook mit dem Programm „Eclipse Orchestrator“ von Manfred Bruenjes gesteuert.


    Kurz vor der maximalen Phase fand aber zu unserem Entsetzen eine ausgedehnte Wolke ihren Weg direkt vor die Sonne!
    Der Schrecken wich aber einem überraschtem Erstaunen: Die schmale Sonnensichel zauberte irisierende Farben in den Himmel! Ein intensives Farbenspiel erzeugt durch die Wassertröpfchen der Wolken. Und dann, exakt auf dem Höhepunkt der Finsternis, nachvollziehbar durch die präzise gesteuerten Foto-Aufnahmen, gibt die Wolke die Sonne wieder frei!
    Weiterhin in allen Farben schimmernd, bleiben die Wolken in der Nähe der Sonne, an der die Korona blaß sichtbar wurde. Und ein brennender Diamantring strahlte für etwa eine Minute am Morgenhimmel. Untermalt wurde dieses einmalige Schauspiel durch den melodiösen Gesang der örtlichen Kirchengemeinde, den es war Sonntag und die Zeit der Gottesdienste,die hier offenbar wichtiger sind, als das Geschehen am Himmel.







    Insgesamt erschien Französisch Polynesien nicht besonders gut vorbereitet auf das Ereignis. Es gab die obligatorischen Warnungen vor ungeschützter Beobachtung. Und natürlich viel zu teuere Schutzbrillen aus Pappe, die nach dem Ereignis als Zugabe verramscht wurden.
    Bootstouren und die Zusatzflüge der tahitianischen Fluggesellschaft waren von ausländischen Reiseveranstaltern initiiert. Eigeninitiative war nicht auffindbar.
    Charakteristisch für ein Land, in dem Hotels eintausend Euro für nur eine Übernachtung erwarten, in dem es aber keinen zuverlässigen Busverkehr zwischen Flughafen und den Hotels gibt.
    Erst Tage nach der Sonnenfinsternis begann man zu realisieren, daß dieses astronomische Ereignis eine Menge Geld in das Land brachte. Leider ist ein großer Teil davon schon vorher abgeschöpft worden und gar nicht im Land angekommen.
    Jetzt wird schon das nächste astronomische Event angekündigt, der Venusdurchgang vor der Sonne 2012. Ein für Tahiti wahrhaftig historischer Termin. Verknüpft mit niemand geringerem als James Cook.
    Angesichts der hohen Kosten, die eine Reise nach Tahiti mit sich bringt, ist es aber zweifelhaft, ob auch zu diesem Termin wieder zahlreiche Beobachter ihren Weg nach Französisch Polynesien finden. Hawaii ist dann sicher eine preiswertere Altanative. Auch wenn das für James Cook damals die Endstation war.


    Auch wenn sie „nur“ partiell war, hatten wir auf Tahiti ein schönes und interessantes Erlebnis bei dieser Sonnenfinsternis und beneiden die B­eobachter auf den Tuamotu-Inseln nicht wirklich.


    Obwohl - das mit der Osterinsel war schade!


    '16 Indonesien, '17 USA, '26 Ibiza? Oder doch Spitzbergen...?



    Grüße


    Dietrich

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