Hey Leute,
Nach fast 5 Monaten endlich mal wieder eine sternenklare Nacht in der Heimat! Abnehmender Mond, Wochenende und klarer Himmel? Das muss genutzt werden!
Datum: 29.01.2011
Zeit: 20:15 - 00:30 Uhr
Ort: Hunsrück
Wetter: -10°, teils böiger Wind
Seeing: 5 (grausam)
Himmel: 21.55mag/sas (SQM-L), GG nicht bestimmt
Geräte: 2x 10" Dobson, 6" Dobson
Beim obligatorischen Blick aus dem Fenster erschrak ich fast: Blauer Himmel? Was ist das denn?
Aus diesem Grund trafen wir (Isabel, Jonas, Timm und ich) uns auf der Wildburghöhe zum gemeinsamen Beobachten. [:)]
Um ca. 20:20 Uhr traf ich auf unseren Stammplatz am Berg ein. Hier oben liegt noch massig Schnee. Schnell in die Winterklamotten, das Thermometer zeigt -10°.
Nach 10 Minuten habe ich das Equipment aufgebaut und die Montierung eingenordet, die Kamera gen Westen ausgerichtet und drauf gehofft, dass ein kleiner Rest des Zodiakallichtes noch zu bannen ist.
Während die Kamera tickert, treffen auch Isabel und Jonas ein.
Das Zodiakallicht und die Cirren gehen nach Hause: Die Sonne stand zum Aufnahmezeitpunkt schon mehr als 30° unterm Horizont. Das Beobachten kann beginnen![:)]
Doch noch bevor ich das erste Objekt beobachten konnte, hörte man ein Auto mit guter Rockmusik in die Einfahrt fahren. Timm ist nun endlich auch eingetroffen. Schnell wurde auch sein 10er aufgebaut. Nun konnte es aber los gehen.
Wie immer war das erste Objekt des Winters M42. Mit dem 31er Nagler ohne Filter eine Augenweide... Die geschlossenen Schwingen waren umlaufend strukturiert. In der Mitte des von den Schwingen umschlingenden Kreises waren weitere, dezente Strukturen sichtbar! Ein Anblick, der vom UHC bzw OIII Filter zerstört wird.
Bei steigender Vergrößerung werden um das Trapez Strukturen sichtbar, die in der Dynamik kein Foto wiedergeben kann. Einfach toll... Wir schwelgen noch etwas, ehe wir zum nächsten Objekt fahren...
Der Rosettennebel war mit UHC Filter im Übersichtsokular eine wahre Pracht! Ich meine, im hellen Nordteil sogar ein paar längliche Strukturen zu erahnen, traue mich aber nicht an eine Zeichnung. Im OIII Filter klar schlechter zu erkennen - Das Gesamtbild ist zu dunkel.
Weiter geht es zu M78, ein Reflektionsnebel nördlich des Oriongürtels.
Man erkennt auf Anhieb beide Teile. Der Hellere wird durch eine Staubwolke scharf begrenzt. Der schwächere Teil ist die Umrandung eines Sterns. Ein interessantes Objekt!
Die Kamera tickert währendessen weiter:
3x ca. 140sec Belichtungszeit; unmodifizierte EOS 350D
Das nächste Objekt des Abends ist M1, der Krebsnebel im Stier.
Bei steigender Vergrößerung meinen wir, Ausfranzungen oder "Zacken" an einer Seite zu erkennen. Insgesamt macht der Plop keinen komplett homogenen Eindruck. Vielleicht müssten wir hier mit mehr Öffnung ans Werk. Hat da jemand schonmal richtig Struktur erkennen können? Wenn ja, mit wieviel Öffnung?
Das Beste am gemeinsamen Spechteln sind ja immer wieder die ausladenden Unterhaltungen[:)] Schon spannend, wie der Gesprächsstoff im Laufe der Zeit wechselt [:o)]
Aber auf dem Platz wird geschwächelt. -10° und böiger Wind. Ihr wollt doch nicht etwa schon abbauen?
Ich reiße mich zusammen und mache weiter. Ein neues Objekt steht noch auf der Liste: Hickson 40.
Leider steht das Zielgebiet momentan noch etwas tief im Dunst. Trotzdem versuche ich mein Glück. Die Galaxiengruppe liegt direkt zwischen dem Sternbild Hydra und Sextant. Nur weiß ich absolut nicht auswendig, wo der Sextant liegen soll. Die drehbare Sternkarte von Timm erfüllte hier perfekt ihren Zweck. Die ausgedruckten Aufsuchkarten lenkten mich ans Ziel. Ohje, man merkt, dass man schon lange nicht mehr beobachten war.
Nach einiger Zeit hatte ich das Zielgebiet vor mir. Die Vergrößerung wurde hochgeschraubt und man erkannte direkt eine schwache Aufhellung an einer Seite eines fast gesichtfeldfüllenden Dreiecks.
Es fällt mir extrem schwer, diesen Klumpen zu seperieren. Immer wieder habe ich das Gefühl, ein "V" zu erkennen. Halten kann ich es aber nicht:
Vielleicht wird das Bild deutlicher, wenn die Gruppe mal wirklich Höhe erreicht.
Mit jeder Stunde wird der Himmel besser. Das SQM zeigt mittlerweile Werte jenseits der 21.50mag/sas. Es ist ca. 23:30 Uhr - Die Nachtabschaltungen beginnen erst zwischen 0:00 und 01:00 Uhr.
Jonas und Timm schwächeln, sie wollen nach Hause fahren. Auch mir wird langsam kühl, kann mich aber noch nicht vom Teleskop los reißen.
Bevor er unterm Horizont liegt, halte ich schnell nochmal auf Thors Helm. Mit Filter ist ein recht schwacher aber großer Nebelkomplex zu erkennen. Zwei entgegen gerichtete Bögen mit einer Verdickung in der Mitte lassen sich nach einiger Zeit erkennen. Ohne Filter ist fast nichts vom Nebel zu erkennen. Er steht aber auch schon recht tief.
Saturn ist nun auch schon über dem Horizont. Direkt neben dem Fernmeldeturm erkennt man den Ringplaneten. Eine Reihe weiterer Punkte reihen sich fast gerade am Planeten auf. Waren das die Monde? Das ohnehin schlechte Seeing ist bei 3° über dem Horizont natürlich miserabel: Der Ring war trotzdem gut erkennbar.
M81 zeigte bei genauem Hinsehen seine extrem eng anliegende Spirale. Innerhalb der Galaxie erkennt man zwei helle Sterne. Der eine Spiralarm beginnt etwa am äußeren der beiden Sterne.
Letzter Gruß des Himmelsjägers[:)]
So, nun heißt es Einpacken. Wenn ich am nächsten Tag nicht um halb 8 Aufstehen müsste, wäre ich noch geblieben. Der Himmel war mittlerweile bombastisch gut und die Nachtabschaltung stand noch bevor.
Gegen halb 1 ist alles im Auto verladen. Unsere Wege trennen uns bereits am Berg.
Leute, es war spitze! Ich hoffe, dass wir jetzt keine 5 Monate mehr warten müssen! Und beim nächsten Mal tragt ihr noch eine Lage Klamotten mehr auf [;)][;)]
Ich hoffe, Euch hat der BB auch gefallen.
Viele Grüße und endlich wieder CS,
Nils
