Hallo Freunde der Nacht,
es war lausig kalt in der Nähe des Tochtermannbergs, wo ich oft zum Spechteln gehe. Dafür hat es sich aber gelohnt!
Mein letztes Spechteln liegt immerhin Monate zurück und dann war es auch noch in Namibia.
Also musste ich lange warten, bis es in Deutschland ausreichend klar war... so wie gestern Nacht (29.Januar2011).
Ort: Nähe Hofstetten im Schwarzwald
Temperatur: -2° fallend auf -5°
Durchsicht gut, seeing auch recht gut
Instrument: 20-Zoll Leichtbau-Dobson
Schon nach dem Abendessen und dem obligatorischen Spaziergang mit Buffy, meinem Borderterrier, kribbelte es in den Fingern!
Also Dobson aus dem Keller, rein ins Auto, ab nach Hofstetten, rauf auf den Tochtermannsberg,
Dobson in 2 Minuten aufgebaut und am Polaris perfekt justiert... und das erste Objekt war M 82.
Diese schöne Galaxie steht ja im Winter in optimaler Position und der erste Blick zeigte gleich die guten Bedingungen!
Ich konnte die äußeren dünnen Spiralarme sehen!
Nach einigen Versuchen mit unterschiedlichen Vergrößerungen und endlich auch richtig adaptiert, sah ich indirekt sogar Holmberg 9.
Das war mir noch nicht oft geglückt und ist ein Zeichen für gute Bedingungen. Weiter ging es zu M 82, der ich mit dem 5mm Nagler auf den Pelz rückte.
So viele, klar erkennbare Details... das machte richtig Freude.
Nicht weit weg liegt NGC3079, die „Leitgalaxie“ zum Doppelquasar QSO 0957+561.
Da NGC3079 eine von mir häufig besuchte Galaxie ist, war sie auch schnell gefunden.
Nicht weit weg im Norden findet man ein Trapez von 14m Sternchen und rechts ein wenig nördlich liegt der Doppelquasar.
Er ist mit 20 Zoll relativ gut erkennbar, aber um ihn doppelt zu sehen, bedarf es sehr guter Bedingungen.
Gestern war es mal wieder mal möglich! Hin und wieder konnte man beide Komponenten sehen.
Man stelle sich vor: das Licht des Quasars ist schon wesentlich länger zu uns unterwegs als das Alter unserer Sonne! Etwa 8 Milliarden Jahre...
Wenn man schon mal günstige Bedingungen hat, macht man einen Galaxienhopp...
Angefangen mit NGC 2403 (CAM), die unglaubliche Details zeigte, weiter zu M 108 (UMA) wieder mit Details ohne Ende,
über M97 dem Eulennebel (mit Zentralstern und Augen) zu M 109.
Diese Galaxie ist zwar recht lichtschwach, ist aber in einer Sekunde gefunden: Phekda, oder auch Gamma UMA ist ein perfekter Leitstern.
Dann obligatorisch M51... die für mich schönste Spirale am Himmel!
Es folgten Dutzende Galaxien in Richtung Jagdhunde, wie z.B. M64, M94, NGC4449, die Cocoon-Galaxie NGC4490 mit dem Begleiter 4485.
Natürlich musste auch die Nadel her... das ist die NGC4565.
Ein Schwenk rüber zum Orion: Mein Gott, wie unglaublich hell und kontrastreich ist M42 im 20-Zöller! Es folgten alle bekannten Winterobjekte.
Die kenne ich durch hunderte Beobachtungen natürlich aus dem FF und da brauchte ich auch keine Sternkarten.
Da waren der Flammennebel, der Pferdekopf-Dunkelnebel, M 78 (das Gespenst),
der Rosettennebel und der Christmas-Tree mit dem Konusnebel... ja, der geht mit einem H-beta-Filter.
Dann auch M1, mit unglaublich vielen Details, aber wieder mal nicht der Pulsar. Der hat doch 16m und müsste doch zu sehen sein.
Hat denn den schon jemals einer gesehen?
Langsam kriecht die Kälte durch meine Klamotten und der letzte Tee in der Thermosflasche ist nur noch lauwarm.
Also höchste Zeit abzubrechen!
Es kommen bestimmt noch viele klare Nächte in diesem Winter.
Erst einmal sind meine Augen gesättigt von den vielen schönen Objekten.
Nach 2 Minuten ist der Dobson im Kofferraum und 20 Minuten später bin ich wieder in Gengenbach.
Das Frieren hat sich echt gelohnt!
CS
Timm