Letztens durfte ich nördlich von München eine Lagerhalle besichtigen. Das ansich wäre ja nun wirklich keinerlei Erwähnung wert. Allerdings befindet sich besagte Lagerhalle auf dem Gelände der Europäischen Südsternwarte in Garching, und zwischen Paletten, Schränken und Regalen hatte die ESO dort eine kleine "Ausstellung" von Dingen zusammengetragen, die bei Teleskop- und Technikfreunden das Herz höher schlagen läßt: Prototypen für Komponenten des European Extremely Large Telescope (E-ELT), das 42m-Teleskop, das die ESO gerne in den chilenischen Anden unweit des VLT aufstellen möchte.
Vielleicht kann sich der Amateur ja die eine oder andere Konstruktionsidee abgucken. Schauen wir also mal:
Alle Bilder: Image Credit Markus Pössel
Beim Blick auf die vorgesehene Konstruktion könnte man jedenfalls schonmal meinen, es wäre andersrum. Sieht aus wie ein kompakter Dobson. Schon das kleine bewegliche Anschauungsmodell verzichtet allerdings auf Teflonlager.
Ob man die Optikkonstruktion jetzt nachempfinden muß, sei mal dahingestellt. Ein fünf-Spiegel-System soll das ganze werden, anastigmatisch und damit möglichst abbildungsfehlerfrei. Immerhin, ab einer gewissen Teleskopgröße wäre es vielleicht tatsächlich ganz angenehm vom Nasmyth-Fokus aus zu beobachten.
Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber die Kollegen bei Schott bekommen ab ca. 8m Spiegeldurchmesser keine Einzelspiegel mehr hin. Wahrscheinlich werden die Fullsize-Tools dafür einfach zu unhandlich. Wie schon bei den beiden Keck-Teleskopen auf Hawaii oder dem GranTeCan soll der Haupspiegel daher aus 1m großen wabenförmigen Segmenten zusammengesetzt sein. Auch wenn hier ganz im Sinne der dünne-Pizza-Fraktion gearbeitet wird, auf den Fuß fallen sollte einem so ein Teil besser nicht.
Zwei Testspiegel aus verschiedenen Spiegelmaterialien gab es zu bewundern, und die ESO-Leute ließen durchblicken, daß sie sich auch schon für eine der beiden Glaskeramiken entschieden haben.
Auch wenn die Optik das Herzstück eines jeden Teleskopes ist, wenn man sich beim Drumherum keine Mühe gibt, war alles vergebens. Zwei Entwürfe für Spiegelzellen konnte man sich ansehen:
Ihr könnt ja mal nachschauen, ob man die Lagerungspunkte auch richtig plaziert hat.
Getestet hat man das ganze jedenfalls bei verschiedensten Spiegelpositionen, und anscheinend muß noch ein wenig nachgebessert werden.
Wenn ich an die laterale Lagerung bei meinem 16-Zöller denke, macht mir die Abwesenheit einer solchen schon gewisse Sorgen. Diese Aufgabe übernehmen Bolzen nahe dem Rand des Spiegels, die in kleine Bohrungen eingelassen sind, aber wie zu hören war, darf da nochmal nachgebessert werden.
Seit einiger Zeit bekommt man ja auch als Amateurastronom "adaptive Optiken" zusammen mit CCD-Kameras, die seeingbedingte Unschärfen ausgleichen sollen. Bei Großteleskopen funktionieren diese Korrekturmechanismen allerdings noch etwas anders. Mithilfe von sogenannten Aktuatoren, kleinen Stellfüßchen also, wird die Form eines Spiegels im Strahlengang den Unebenheiten der ankommenden Wellenfront angepaßt, hier zum Beispiel für ein verkleinertes Modell des vierten Spiegels:
Also Leute, von der Fangspiegelheizung bis zu einer solchen adaptiven Optik ist es doch nur ein kleiner Schritt. Das bekommt ihr auch hin!
Frohe Weihnachten wünscht zwei-linke-Hände-Caro [:)]