BTM 2002: Nordlichter und Vermischtes

  • Hallo,
    nnbei meine Eindrücke vom – wie man in Bayern wohl sagt – heurigen BTM.


    Ich weilte dort von Freitag bis Sonntag. Sowohl am Tage als auch an beiden Naechten waren Beobachtungen möglich.


    Der ‚Tagungsort‘ liegt auf einem Berg genannten Hügel in der Ortschaft Pfünz (wohl so 400 Seelen) auf ca 450 Meter Höhe. Das Areal dient wohl für gewöhnlich Pfadfindergruppen als Zeltplatz und verfügt über gute sanitäre Einrichtungen.


    Über die Tugendhaftigkeit der ‚Hauptmieter‘ gaben die an den Wänden der Örtlichkeiten hinterlassen Sprüche hinreichend Auskunft. (Eher harmlos: Der Witz steht nicht an der Wand, Du haelst ihn in der Hand).


    Die Ortschaft trägt weniger zur Aufhellung des Himmels bei; Ingolstadt ruiniert aber den Suedhorizont komplett und Richtung Westen soll wohl bald ein Gewerbegebiet in vollem Lichterglanze erstrahlen.


    Die Milchstrasse war aber gut auszumachen und der Himmel geht sicher als normal guter Landhimmel durch ohne sich aber mit dem über dem ITV messen zu können.


    In den Berichten zum BTM wird unisono davon geschrieben, dass dieses Treffen gut organisiert sei. Stimmt. Reinlichkeit, Verbrauchsmaterialien im Sanitärbereich, Getränkeverkauf und vieles andere wurden von emsigen Helfern perfekt organisiert.


    Nicht glauben mochte ich meinen Augen als ich einen Pizza-Baecker mit Steinofen auf dem Gelände erblickte, der nahezu ganztägig Mafia-Torten im mitgebrachten Steinofen garte und zum Verkauf bot. Erst mein Gaumen überzeugte mich, dass es sich um keine Erscheinung handelte. BTM: Die perfekte Verbindung von Pizza und Astronomie.


    Vor unserem Zelte befand sich unsere kleine Astrostation ausgerüstet mit: einem 6“ Intes Mak, einem ICS 10“ Dobson, einem 4“ TMB APO und einem Pronto mit Coronado Halpha-Filter. Sah schon ein wenig nach Messestand aus.


    Tagsueber ergab jeweils nahezu durchgehend die Möglichkeit die Sonne sowohl in Haplha als auch im Weißlicht mit Herrschelkeil zu beobachten. Von dieser Möglichkeit machten auch viele Besucher Gebrauch und so mancher hielt noch seine Digital-Kamera an das Okular, um einige Photonen zu klauen.


    Die Sonne zeigte sich maessig aktiv, offenbarte aber sowohl Oberflächendetails als auch interessante - meist flächenförmige - Protuberanzen.


    Absolut vorhersagbar bevorzugten hier weibliche Besucher schwache Vergrößerungen, die die gesamte Sonne recht klein im Gesichtsfeld zeigten, während die Herren nach höheren Vergrößerungen verlangten.


    Proudly presented by Skysensor konnte dann auch die Venus bei Tageslicht beobachtet werden.


    Am Abend (insbesondere aber am Freitag) galt es zunächst gegen den allgegenwärtigen Tau zu kämpfen. Okulare, Fangspiegel und so ziemlich alles soff ab, wenn nicht gut genug geschützt oder wieder frei gekämpft.
    Also, Mitführen und Anwenden von Taukappen und eines Fönes sind gute Ideen für das BTM.


    Auch die Durchsicht war von all dem Wasser beeinträchtigt und so richtig knackige Bilder wollten sich nicht immer auf der Netzhaut einstellen. Flächige Objekt, wie M51 waren in den früheren Stunden schon ziemlich verwaschen.


    In anderen Berichten sind ja Details zu den großen – im wahrsten Sinne des Wortes – oft herausragenden Selbstbauten gegeben. Die Mittelpunkte des ‚Gross-Interesses‘ makierten der 750kg 80+cm Doboson und gleich daneben das 20“ (2 mal 20“) Bino.


    Insbesondere der große Dobson mit seiner sicher 4 Meter hohen Leiter war ständig belagert. Wie man hört, ergab sich am ersten Abend wohl lediglich Gelegenheit, zwei Objekte (M13 und M57) zu betrachten, da der Besucherstrom mehr wohl nicht zuließ.


    Darüber hinaus waren wirklich vielfältigste Eigenbauten zu bewundern, deren Besonderheiten nicht ganz so ins Auge sprangen, wie bei den Platzhirschen. Der selbst gebaute 12,5“ Dobson eines Geigenbauers sei als Beispiel genannt.


    Auch unsere Teleskope waren ziemlich belagert, so dass sich erst nach Mitternacht Gelegenheit ergab, mal was anderes als die Standardobjekte einzustellen.


    Der Komet Hoenig (im größerem Spiegel auch mit Schweifansatz) und Uranus waren schon die Exoten unter den beobachten Objekten.


    In beiden Nächten, war so gegen 3 Uhr Schluss, da eine schüttere Wolkendecke aufzog. Die zweite Nacht – also die auf Sonntag – war die bessere und auch die mit etwas weniger Tau.


    Insbesondere der Vergleich zwischen 4“ TMB und 6“ Mak ueber verschiedene Objektklassen hinweg, war doch recht interessant. Die Mak-Besitzerin und der TMB-Besitzer konnten sich aber nicht auf ein gemeinsames Endergebnis einigen. Der außer Konkurrenz teilnehmende 10“ ICS bot meist aber die doch beeindruckendsten Anblicke. Lediglich bei Saturn, konnte der ICS – wohl aufgrund der Seeing-Effekte in Horizontnähe – nicht mit den beiden kleineren Instrumenten mithalten. Der TMB zeigte das am besten definierte Bild während das Mak auch noch bei hohen Vergrößerungen ein sehr helles Bild bot.


    Wirklich erfrischend und für mich nachhaltig beeindruckend war das große Interesse der ‚Zivilbevölkerung aus dem Dorfe Pfünz. Viele der Besucher nahmen an der eigens organisierten Führung teil und streuten sich danach unters beobachtende Volk, um Fragen zu stellen und um einmal selbst durch ein ‚Fernrohr‘ zu schauen. Als nicht Bayer ist man doch immer mal wieder überrascht, wie konzentriert und gescheiht nachgefragt und wohl auch verstanden wird. Lobt man dann noch Pfünz und die hiesige Gastwirtschaft, kommt es schon fast zur Verbrüderung. Sehr angenehme Menschen und das BTM fügt sich so perfekt auch in die soziale Landschaft ein.


    Das absolute Highlight war dann aber ein am Samstag gegen Mitternacht plötzlich einsetzendes Nordlicht von besonderer Größe und Schönheit.


    Nahezu ein jeder auf dem Platz schrie auf und auch Applaus brandete auf. Ich bekomme noch immer Gänsehaut wenn ich daran denke.


    Zunächst zeigte sich am Nordhimmel ein weißes Streifenmuster (Lattenzaun), welches noch dramatischer erschien, da sich eine Wolke davor tiefschwarz abzeichnete. Man konnte dies auch für Skybeamer halten. Die Erscheinung zeigte dann deutliche rote Färbung, ich meine in Form eines Bogens oder Halbkreises. Dieses klang dann über einen Zeitraum von ca. 15 Minuten ab. Und als letztes Phänomen entstand dann eine auch Polaris zeigende Lichtsäule, die dann allmählich breiter wurde. Unvergesslich. Leni Riefenstahl lies grüßen.


    Für mich war das BTM ein voller Erfolg. Die nette entspannte Atmosphäre mit – von mir geschätzten – 300 Teilnehmern war einfach nur gut. In Vergleich zum ITV geht es familiärer zu und das Durchschnittsalter mag etwas höher liegen.
    Wie auch schon auf dem ITV zu beobachten geht der Trend eindeutig zur Beobachtung in Kleingruppen. Verschiedene Gruppen reisten gemeinsam an und lassen ein klein wenig von der alten deutschen Vielstaaterei erkennen – allerdings ohne wirkliche schädliche Nebenwirkungen


    Noch einige Splitter:


    Der Anblick des kleinen Hantelnebels (M76) im 24“ Dobson von Stathis war eine Offenbahrung (ich bitte die Bayern unter uns, mir dieses Blasphemie nachzusehen) und lies einen fast von der Leiter kippen. Dieses Scope sollte Teil des Weltkulturerbes werden.


    Einer der Besucher aus dem Dorf (ein gestandener Herr) zog nach ausfuehrlichenm Gespraech und Beobachtung, ein auziehbares Taschenteleskop der 10 Euro-Klasse hervor, um zu fragen, was man damit wohl astronomisch anfangen kann. Leider war ich zu höflich ihm zu raten das Teil besser dem Enkel zum Spielen zu überlassen und faselte was von Jupiter Monden .…


    Einige Besucher hatten, wie ein Teilnehmer sehr zutreffend bemerkte, ihre Carrera-Bahnen mitgebracht. Als im am Morgen dort suchte, fand ich aber keine. Ungewöhnlich war nur, dass sich an besagter Stelle stets ein Meade (z.B. LX200 GPS) fand …


    Ein Abgeordneter des Herstellers meines ICS-Dobson lies mein – recht schwaches – Selbstbewusstsein erglühen, als der nach eingehender Prüfung befand: Oh der ist aber gut kollimiert.


    Gruss,
    Guido


    P.S. Bilder folgen noch ....

  • Hallo Guido,


    kannst Du mir ein paar technische Daten zu Deinem 6-Zoll INTES
    aufs Board schreiben?
    01. Welche Ausführung? MK 65 mit festem Hauptspiegel, oder bereits
    eines, das über den Hauptspiegel fokussierbar ist.
    02. Falls mit feststehendem Hauptspiegel, und damit auch mit fest-
    stehendem Fokus, wüßte ich gerne die Fokusentfernung von der
    letzten Fläche, also von der Tubus-Rückwand bis zum Fokus. Solltest
    Du dazu etwas wissen, teile es mir mit, vielleicht kennst Du ja
    einen Sternfreund, der das weiß.
    03. Mit welchem Okular-Durchmesser arbeitest Du? 2-Zoll-Auszüge oder
    1 1/4 Zoll. Hast Du ein Bild, das Du mir mailen kannst?
    Adresse: wolfgang.rohr@t-online.de


    In der Diskussion mit einem Sternfreund könntest du mir sehr helfen.


    Herzliche Grüße


    Wolfgang Rohr




    <img src="http://home.t-online.de/home/wolfgang.rohr/farb-ig2.JPG" border=0>
    http://rohr.aiax.de

  • Hallo Wolfgang,
    na, dann ist es ja mal wie immer, keiner interessiert sich für mich, sondern nur für meine Teleskope ….


    Und in diesem Falle nicht einmal dies, da das Mak einer Sternenfreundin gehört. Diese wird Dir direkt antworten.


    Vorab so viel: es handelt sich wohl um ein MK66 mit Spiegelfokusierung und ja, wir haben 2“ Okulare genutzt. Das Gerät ist mit einem Intes 2“ Zenitspiegel und entsprechender Anschlusshülse an das Mak-Gewinde versehen. Ein 2“ Pentax XL 40mm als auch ein Nagler 16mm konnten, wie auch alle anderen 1,25“ Okulare (Radian, Nikon, …), problemlos fokusiert werden.


    Gruss,
    Guido

  • Hallo Guido,


    ist ja lustig, wir waren deine Nachbarn (zwischen uns nur der Sternefreund mit den 2 Kids und dem quadratischen Dobs Selbstbau), also die Albireos von der OAAS mit Hund, dem Wohnwagen, der Fahne und dem vielen Bier und Weisslicht :*)Ichhoffe wir haben dich nachts nicht genervt ! Taete mir leid.
    Ich muss auch noch gestehen, dass ich alle Besucher bei uns zu euch geschickt hab :*) Zum Blindwerden. Keiner ist ohne den Kopf exzesiv zu schuetteln zurueckgekommen ohne im Hirn Zahlen (mit Euro hinten dran) hin und her zu schieben ;-))))
    Durch den ICS-Dobs und durch dein Intes hab ich nicht durchgesehen, aber das Pronto mit dem Coronado hat mich paralysiert, und dein TMB hat mir die Traenen in die Augen getrieben !
    Nochmals Danke fuers gucken lassen !
    Hab mir am ersten Tag gedacht, dass du am 2. Tag etwas spater aufbaust, bei dem Pubklikumsverkehr den ihr da hattet ;-))))
    Sonst kann ich mich nur anschliessen, es war super organisiert, und ich hoffe, dass was Vergleichbares folgt !


    Gruesse und CS ! immer ,auch nachts !
    Bernd
    Albireo/OAAS





    Der Bushdoctor
    von der
    OAAS/Albireo

  • Hi Bernd,
    ach, schau an, die Welt ist ein Dorf. Nee, gestört habt ihr nicht. Und sogar vor dem Abspielen euerer – na nennen wir es mal – Musik habt ihr gefragt, ob es nicht zu laut wäre. War alles gutnachbarschaftlich.


    Das zweite Luftbild zeigt übrigens unsere BTM-Ecke ganz gut: http://mitglied.lycos.de/btmli…uftbilder/luftbilder.html


    Ja, der Andrang war zeitweise schon nennenswert, da Du aber offenbar nur die netten Leute rüber geschickt hast, war es wirklich kein Problem – obwohl durch meinen Coronado hatte auch gern mal geguckt …


    Na, denn bis bald und schau mal zu, dass ihr euren Teleskopen mal etwas mehr zeigt …
    Herzliche Grüße,
    Guido

  • Hi nochmal Guido,


    naja zuhause haben wir meistens bessere Spechtel-Bedingungen, weisst du .
    Die Treffen sind fuer uns eher zum geile Teleskope angucken (wie deine) , exzessiv Fremdspechteln, ansonsten Camping , Bekannte treffen und Wohlfuehlen :-)))
    Und wir nennen das nicht nur Musik, das war echt anscheinend echt welche,
    jedenfalls habe ich die fast alle im Musikladen gekauft ;-)))))


    Gruss !!!!
    Bernd


    Der Bushdoctor
    von der
    OAAS/Albireo

  • Hallo lieber Guido,


    ich glaub, wir ham uns sogar unterhalten, so elala Deine Freundin ist. Die Streicheleinheiten hole ich jetzt nach, damit Du mir nicht in Dein Kissen weinst, weil sich alle Welt nur für Dein Gerät, und sich nicht für Dich interessieren. In einigen Punkten war Dein BTM-Bericht präziser, ich bin nämlich zu früh abgereist des Geburtstages meines
    besseren Hälfte wegen, den man nicht vergessen sollte. Also bist Du der Freak vom astronomie.de-chatroom. Mein Gott, ein alter Mann wie ich, braucht seine Zeit bis er alles zusammen bringt, Board, BTM-Treffen etc. Hab hier nämlich einen Spezl, der aus einem MK-65 VW
    einen MK-68 Merzedäs machen möchte, und von Optik keinen blassen Schimmer hat. Also weiterhin viel Vergnügen mit Deinem Gerät, mit Deiner Freundin und mit AstroTreff.


    Fröhliche Grüße vom Wolfgang


    <img src="http://home.t-online.de/home/wolfgang.rohr/farb-ig2.JPG" border=0>
    http://rohr.aiax.de

  • Hallo Wolfgang,
    vielen Dank für Deine launige Antwort. Auch das Lob ist gern angenommen.


    Um nun zu vermeiden, dass es zur Blutrache in Sachen Ehrenrettung kommt, sei angemerkt, dass mir Elala wohl bekannt ist, ihr Herz aber doch wohl für boah (bürgerlich Michael) schlägt. Mit ihm wirst Du wohl gesprochen haben und auch eben dieser steht dem Chat der astonomie.de vor.


    Es stimmt aber, dass wir mal miteinander sprachen, dass war aber schon auf dem ITV.


    Der MK-Quantensprung klingt interessant – hier kann ich aber nix zu beitragen.


    Weiterhin alles Gute und auf bald mal,
    Guido

  • Hallo zusammen,


    hier kommen von mir auch noch ein paar BTM Bilder (nur die mit der Digiknipse gemachten, die anderen sind noch in der Spiegelreflex)


    http://boahman.de/Ela/btm.html


    Und dann möchte noch grüssen: Guido (der mit dem ich [warumauchimmer] nicht zusammen bin) *g*, Kurt Schreckling (durch dessen Teleskop ich schauen durfte und der extra das Binokular für mich abgenommen hatte, weil ich damit nichts sehen konnte), Wolfgang Rohr (mit dem wir uns ebenfalls nett unterhalten haben) und besonders
    D I E T E R (der direkt neben uns stand und mit dem es viel Spass machte, gemeinsam zu beobachten)


    Und natürlich möchte ich auch meine neuesten Sonnenbildversuche nicht vorenthalten. Dieses Mal mit voller Öffnung und wieder per Hand vors Okular gehaltener Digikipse (die man nur um 2 Stufen abblenden, aber keine Schärferegulation, oder weitere Einstellungen vornehmen kann).


    http://www.ela-la.de/sonne4.html
    http://www.ela-la.de/sonne6.html
    http://www.ela-la.de/flecken4.html


    Zur Beschriftung der Bilder kam ich bisher leider nicht, das werde ich dann bei gelegenheit nachholen :)


    Viele Grüsse
    Ela

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