Hallo,
nnbei meine Eindrücke vom – wie man in Bayern wohl sagt – heurigen BTM.
Ich weilte dort von Freitag bis Sonntag. Sowohl am Tage als auch an beiden Naechten waren Beobachtungen möglich.
Der ‚Tagungsort‘ liegt auf einem Berg genannten Hügel in der Ortschaft Pfünz (wohl so 400 Seelen) auf ca 450 Meter Höhe. Das Areal dient wohl für gewöhnlich Pfadfindergruppen als Zeltplatz und verfügt über gute sanitäre Einrichtungen.
Über die Tugendhaftigkeit der ‚Hauptmieter‘ gaben die an den Wänden der Örtlichkeiten hinterlassen Sprüche hinreichend Auskunft. (Eher harmlos: Der Witz steht nicht an der Wand, Du haelst ihn in der Hand).
Die Ortschaft trägt weniger zur Aufhellung des Himmels bei; Ingolstadt ruiniert aber den Suedhorizont komplett und Richtung Westen soll wohl bald ein Gewerbegebiet in vollem Lichterglanze erstrahlen.
Die Milchstrasse war aber gut auszumachen und der Himmel geht sicher als normal guter Landhimmel durch ohne sich aber mit dem über dem ITV messen zu können.
In den Berichten zum BTM wird unisono davon geschrieben, dass dieses Treffen gut organisiert sei. Stimmt. Reinlichkeit, Verbrauchsmaterialien im Sanitärbereich, Getränkeverkauf und vieles andere wurden von emsigen Helfern perfekt organisiert.
Nicht glauben mochte ich meinen Augen als ich einen Pizza-Baecker mit Steinofen auf dem Gelände erblickte, der nahezu ganztägig Mafia-Torten im mitgebrachten Steinofen garte und zum Verkauf bot. Erst mein Gaumen überzeugte mich, dass es sich um keine Erscheinung handelte. BTM: Die perfekte Verbindung von Pizza und Astronomie.
Vor unserem Zelte befand sich unsere kleine Astrostation ausgerüstet mit: einem 6“ Intes Mak, einem ICS 10“ Dobson, einem 4“ TMB APO und einem Pronto mit Coronado Halpha-Filter. Sah schon ein wenig nach Messestand aus.
Tagsueber ergab jeweils nahezu durchgehend die Möglichkeit die Sonne sowohl in Haplha als auch im Weißlicht mit Herrschelkeil zu beobachten. Von dieser Möglichkeit machten auch viele Besucher Gebrauch und so mancher hielt noch seine Digital-Kamera an das Okular, um einige Photonen zu klauen.
Die Sonne zeigte sich maessig aktiv, offenbarte aber sowohl Oberflächendetails als auch interessante - meist flächenförmige - Protuberanzen.
Absolut vorhersagbar bevorzugten hier weibliche Besucher schwache Vergrößerungen, die die gesamte Sonne recht klein im Gesichtsfeld zeigten, während die Herren nach höheren Vergrößerungen verlangten.
Proudly presented by Skysensor konnte dann auch die Venus bei Tageslicht beobachtet werden.
Am Abend (insbesondere aber am Freitag) galt es zunächst gegen den allgegenwärtigen Tau zu kämpfen. Okulare, Fangspiegel und so ziemlich alles soff ab, wenn nicht gut genug geschützt oder wieder frei gekämpft.
Also, Mitführen und Anwenden von Taukappen und eines Fönes sind gute Ideen für das BTM.
Auch die Durchsicht war von all dem Wasser beeinträchtigt und so richtig knackige Bilder wollten sich nicht immer auf der Netzhaut einstellen. Flächige Objekt, wie M51 waren in den früheren Stunden schon ziemlich verwaschen.
In anderen Berichten sind ja Details zu den großen – im wahrsten Sinne des Wortes – oft herausragenden Selbstbauten gegeben. Die Mittelpunkte des ‚Gross-Interesses‘ makierten der 750kg 80+cm Doboson und gleich daneben das 20“ (2 mal 20“) Bino.
Insbesondere der große Dobson mit seiner sicher 4 Meter hohen Leiter war ständig belagert. Wie man hört, ergab sich am ersten Abend wohl lediglich Gelegenheit, zwei Objekte (M13 und M57) zu betrachten, da der Besucherstrom mehr wohl nicht zuließ.
Darüber hinaus waren wirklich vielfältigste Eigenbauten zu bewundern, deren Besonderheiten nicht ganz so ins Auge sprangen, wie bei den Platzhirschen. Der selbst gebaute 12,5“ Dobson eines Geigenbauers sei als Beispiel genannt.
Auch unsere Teleskope waren ziemlich belagert, so dass sich erst nach Mitternacht Gelegenheit ergab, mal was anderes als die Standardobjekte einzustellen.
Der Komet Hoenig (im größerem Spiegel auch mit Schweifansatz) und Uranus waren schon die Exoten unter den beobachten Objekten.
In beiden Nächten, war so gegen 3 Uhr Schluss, da eine schüttere Wolkendecke aufzog. Die zweite Nacht – also die auf Sonntag – war die bessere und auch die mit etwas weniger Tau.
Insbesondere der Vergleich zwischen 4“ TMB und 6“ Mak ueber verschiedene Objektklassen hinweg, war doch recht interessant. Die Mak-Besitzerin und der TMB-Besitzer konnten sich aber nicht auf ein gemeinsames Endergebnis einigen. Der außer Konkurrenz teilnehmende 10“ ICS bot meist aber die doch beeindruckendsten Anblicke. Lediglich bei Saturn, konnte der ICS – wohl aufgrund der Seeing-Effekte in Horizontnähe – nicht mit den beiden kleineren Instrumenten mithalten. Der TMB zeigte das am besten definierte Bild während das Mak auch noch bei hohen Vergrößerungen ein sehr helles Bild bot.
Wirklich erfrischend und für mich nachhaltig beeindruckend war das große Interesse der ‚Zivilbevölkerung aus dem Dorfe Pfünz. Viele der Besucher nahmen an der eigens organisierten Führung teil und streuten sich danach unters beobachtende Volk, um Fragen zu stellen und um einmal selbst durch ein ‚Fernrohr‘ zu schauen. Als nicht Bayer ist man doch immer mal wieder überrascht, wie konzentriert und gescheiht nachgefragt und wohl auch verstanden wird. Lobt man dann noch Pfünz und die hiesige Gastwirtschaft, kommt es schon fast zur Verbrüderung. Sehr angenehme Menschen und das BTM fügt sich so perfekt auch in die soziale Landschaft ein.
Das absolute Highlight war dann aber ein am Samstag gegen Mitternacht plötzlich einsetzendes Nordlicht von besonderer Größe und Schönheit.
Nahezu ein jeder auf dem Platz schrie auf und auch Applaus brandete auf. Ich bekomme noch immer Gänsehaut wenn ich daran denke.
Zunächst zeigte sich am Nordhimmel ein weißes Streifenmuster (Lattenzaun), welches noch dramatischer erschien, da sich eine Wolke davor tiefschwarz abzeichnete. Man konnte dies auch für Skybeamer halten. Die Erscheinung zeigte dann deutliche rote Färbung, ich meine in Form eines Bogens oder Halbkreises. Dieses klang dann über einen Zeitraum von ca. 15 Minuten ab. Und als letztes Phänomen entstand dann eine auch Polaris zeigende Lichtsäule, die dann allmählich breiter wurde. Unvergesslich. Leni Riefenstahl lies grüßen.
Für mich war das BTM ein voller Erfolg. Die nette entspannte Atmosphäre mit – von mir geschätzten – 300 Teilnehmern war einfach nur gut. In Vergleich zum ITV geht es familiärer zu und das Durchschnittsalter mag etwas höher liegen.
Wie auch schon auf dem ITV zu beobachten geht der Trend eindeutig zur Beobachtung in Kleingruppen. Verschiedene Gruppen reisten gemeinsam an und lassen ein klein wenig von der alten deutschen Vielstaaterei erkennen – allerdings ohne wirkliche schädliche Nebenwirkungen
Noch einige Splitter:
Der Anblick des kleinen Hantelnebels (M76) im 24“ Dobson von Stathis war eine Offenbahrung (ich bitte die Bayern unter uns, mir dieses Blasphemie nachzusehen) und lies einen fast von der Leiter kippen. Dieses Scope sollte Teil des Weltkulturerbes werden.
Einer der Besucher aus dem Dorf (ein gestandener Herr) zog nach ausfuehrlichenm Gespraech und Beobachtung, ein auziehbares Taschenteleskop der 10 Euro-Klasse hervor, um zu fragen, was man damit wohl astronomisch anfangen kann. Leider war ich zu höflich ihm zu raten das Teil besser dem Enkel zum Spielen zu überlassen und faselte was von Jupiter Monden .…
Einige Besucher hatten, wie ein Teilnehmer sehr zutreffend bemerkte, ihre Carrera-Bahnen mitgebracht. Als im am Morgen dort suchte, fand ich aber keine. Ungewöhnlich war nur, dass sich an besagter Stelle stets ein Meade (z.B. LX200 GPS) fand …
Ein Abgeordneter des Herstellers meines ICS-Dobson lies mein – recht schwaches – Selbstbewusstsein erglühen, als der nach eingehender Prüfung befand: Oh der ist aber gut kollimiert.
Gruss,
Guido
P.S. Bilder folgen noch ....