Hallo Uwe,
auch ich bin der Meinung, dass man immer so genau wie möglich und nach bestem Wissen messen sollte.
Trotzdem finde ich wichtig festzustellen:
Jeder Messwert ist grundsätzlich falsch!
Präzise Ergebnisse gibt es nur in der Theorie.
Alle Prüfergebnisse, die hier im Forum so kursieren, sollte man grundätzlich als mehr oder weniger "plausible Näherungswerte" auffassen.
Auch wenn die Vorstellung einigen Lesern hier vielleicht nicht gefällt: Ich sehe keinen Sinn darin, z.B. darüber zu diskutieren, ob denn ein Spiegel nun eher Strehl 0,95 oder 0,97 hat. Bei 400 mm Öffnung schon gleich gar nicht.
Dass die guten alten Focault-"Messungen" für größere/schnellere Teleskopspiegel nur sehr grobe Hausnummern liefern, dürfte mittlerweile wohl den meisten Leuten klar sein.
Interferometrische Messungen sind da wesentlich besser, aber auch die liefern aus verschiedenen Gründen keine "präzisen" Ergebnisse.
Unsinnig finde ich natürlich trotzdem, wenn man aus Bequemlichkeit oder warum auch immer irgendwelche vereinfachenden Annahmen macht und dann einige Messergebnisse einfach nicht auswertet. Dadurch verschenkt man in der Praxis einen Teil der Vergleichbarkeit verschiedener Optiken, die mit derselben Anlage unter gleichen Bedingungen gemessen wurden.
Wenn Ihr verlässliche Messprotokolle wollt, führt kein Weg an einer Messung mit einer nach aktuellen Industrienormen kalibrierten oder gar geeichten interferometrischen Messvorrichtung vorbei. Und sowas ist aus gutem Grund nicht unter einem Preis von mehreren 100 Euro pro Messung zu haben. Ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt weltweit irgendwo Amateurspiegel unter 10 k Euro angeboten werden, denen Messprotokolle mit nach ISO zertifizierter Messvorrichtung beiliegen.
Als Hobbyanwender sehe ich darin aber kein Problem, schon gar nicht, weil große Teleskopspiegel in der Praxis eh meist weit unterhalb ihrer Möglichkeiten engesetzt werden.
Gruß,
Martin