Hallo Leute,
So langsam wird es Zeit, dass ich Euch mal mein neues Spielzeug vorstelle. Schon seit geraumer Zeit habe ich mir einen kurzbrennweitigen Refraktor gewünscht mit dem ich bei niedrigen Vergrößerungen beobachten und mit der EOS 1000D fotografieren kann. Meine Wunschbrennweite lag bei etwa 500mm und die Öffnung bei 80mm.
Vor ein paar Wochen wurde bei A.de ein ED-Triplett 80/560 f/7 von APM angeboten, das der Vorbesitzer noch mit einem Steeltrack nachgerüstet hat. Der Preis war günstig und APM ist ein renommierter Name. Also schlug ich zu.
Hier ist er also:
Der vordere Teil des Tubus ist baugleich mit dem des Scopos 80/560. Laut meinem Vorbesitzer wurde das Gerät von APM als "beugungsbegrenztes Einzelstück" beworben. Ich habe Markus Ludes angemailt und die Geschichte hinterfragt. Nach seiner Aussage stammt die Optik aus China, aber nicht vom Scopos-Hersteller sondern von seinem eigenen Zulieferer. Auch der Tubus sei von APM. Es wäre ein Testgerät gewesen, das aber nicht in Serie gegangen sei da es wegen der besseren Qualität preislich nicht mit dem Scopos hätte konkurrieren können. Soweit die Angaben von ML.
Das Gerät macht einen sehr massiven und robusten Eindruck. Der Tubus ist komplett mit Velours ausgekleidet und der Auszug läuft butterweich, noch besser als der Steeltrack an meinem C8. Der Sterntest zeigt eine leichte Überkorrektur der Optik, die sich bei hohen Vergrößerungen in einem leichten Blausaum um helle Sterne (z.B. dem "Refraktorkiller" Vega) bemerkbar macht. Am Mond und Jupiter ist mir nichts aufgefallen. Die Justierung ist perfekt, ich habe noch nie so schöne Beugungsringe gesehen. Es ist keine High-End-Optik, aber für ein verkittetes ED-Triplett ist die Abbildungsqualität absolut in Ordnung.
Jupiter zeigt schöne Details in der Atmosphäre, die Optik ist meiner sehr guten 100/1000 Russentonne mindestens ebenbürtig. Ein direkter Vergleich steht aber noch aus. Aber für Planeten und Mond habe ich ohnehin mein C8.
Deepsky ist ein Gedicht! Die Sterne der Sommermilchstraße erscheinen als ein punktfeines Gewimmel, Sternhaufen werden wunderbar aufgelöst. Mangels 3,5mm-Okular beobachte ich mit 5mm bei maximal 112x. Diese Vergrößerung meistert die Optik problemlos. Mit dem 22mm Panoptic und UHC-Filter bieten Cirrus und Nordamerikanebel aus der Vorstadt heraus einen phantastischen Anblick den mir mein C8 niemals zeigen konnte. Allein dafür hat sich der Kauf schon gelohnt.
Als Montierung hatte ich mir zunächst eine Pipemount gebaut, die ich hier auch schon vorgestellt habe. Aber mir persönlich fehlte dann doch eine Möglichkeit zur Feinbewegung in Elevation und Azimut. Deshalb kam es mir gerade recht als auf A.de eine gebrauchte Vixen Porta angeboten wurde. Ich habe zugeschlagen und so sieht das ganze nun aus:
Das perfekte Teleskop zum schnellspechteln! Die Porta lässt sich samt Stativ in aufgebautem Zustand platzsparend lagern und ist in zwei Minuten im Garten aufgestellt. Das Stativ (von dem ich eigentlich wenig Gutes gehört hatte) ist überraschend stabil. Ich werde aber dennoch einen Adapter für mein Holzstativ bauen. Wie man sieht, geht auch die Sonne. Dem Refraktor lag ein Martini-Sonnenfilter mit Baaderfolie bei. Bei den aktuellen Sonnenflecken lassen sich bei 112x problemlos Details in den Penumbren ausmachen. Aber auch dafür habe ich eigentlich das C8. Die Porta hat ein wenig Spiel in den Schneckentrieben, ich will mal sehen ob ich da noch was drehen kann.
Ich bin mit diesem Setting für visuelle Beobachtung sehr zufrieden. Und das Ganze für deutlich weniger als die Hälfte des Neupreises hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Der zweite Grund für das Teleskop ist wie gesagt die Astrofotografie. Das musste ich natürlich auch gleich ausprobieren. Ich habe also den 80/560er auf meine SP-DX geschnallt und auf die Schnelle mit der 30-Sekundenmethode ein paar Bilder gemacht. (Die 30s-Methode ist hier beschrieben: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=101603 )
Das hier sind Chi und h Persei:
EOS 1000D, unmodifiziert. 50 Belichtungen a 30s, je 20 Darks u. Flats. Gestackt mit DSS, Bearbeitung mit Fitswork.
Zuerst einmal bin ich mit diesem Low-Tech-Foto sehr zufrieden. Die Nachführung stimmt und der Fokus ist auch einigermaßen getroffen. Auffällig sind die blauen Höfe um die hellen Sterne und die ovalen Sterne in den Ecken. Die blauen Höfe könnten auf die Überkorrektur zurück zu führen sein. Mal sehen ob ich die mit besserer Fokussierung in den Griff bekomme. Oder sind die vielleicht normal? Ich kenne mich da noch nicht so aus.
"Richtiges" Deepsky geht natürlich auch. Ich habe noch mal auf M27 gehalten. Hier der spannende Ausschnitt aus dem Bild:
Und hier die rechte obere Ecke in 100%:
Aufnahmedaten wie oben, nur 100 Belichtungen a 30s.
Hier sieht man deutlich, dass meine EOS noch nicht umgebaut ist. Die roten Anteile des PN's sind deutlich weniger zu sehen als bei modifizierten DSLR's. Und wenn ich große Felder aufnehmen will brauche ich dringend einen Flattener! Am besten einen mit Reducer, mit dem ich auf f/5 bis f/6 komme. Dennoch bin ich begeistert was mit einfachen Methoden und ohne Guiding mit dem Refraktor auf meiner SP-DX möglich ist.
Die Aufnahme ist natürlich nicht sehr tief. Aber ich denke, ich kann die Belichtungszeit bei dieser Brennweite noch erhöhen. Auf 60s , wenn ich mein PEC programmiere vielleicht sogar auf 90s. Das werde ich auf jeden Fall noch ausprobieren. Mein nächstes Ziel sind erst mal die Plejaden. (Logisch...)
Alles in allem bin ich mit meinem Neuzugang sehr zufrieden. Allein für visuelle Beobachtung hat es sich schon gelohnt den Refraktor und die Porta anzuschaffen. Wenn ich noch einen harmonisierenden Flattener finde, wäre es perfekt. Da die Optik von den Eckdaten her mit dem alten Scopos 80/560 übereinstimmt, wäre ein dafür passender Reducer/Flattener vielleicht ein guter Einstieg in die Suche.
Hat jemand Mal mit dem Scopos und einem Flattener herum gespielt und kann mir etwas darüber berichten?
So, das ist mein neues kleines und hoffentlich feines Teleskop. Ein Einzelstück und damit schon etwas besonderes. Ich bin zufrieden. Und was haltet Ihr davon?
Bis dann:
Marcus