Firstlight und Südamerikareise mit 6“/f7

  • Hallo liebe Astrotreffgemeinde!


    Ich war mit meiner Frau von Anfang Mai bis Ende Juni in Peru, Bolivien und Chile mit meinem 6“/f7 Selbstbau und einer Pentax Optio E65 unterwegs und möchte hier einige Plätze vorstellen an denen ich beobachten konnte, da ich es einigen Leuten hier im Forum versprochen hatte. Der Bericht kommt mit etwas Verspätung, da ich nach der Reise doch ordentlich mit der beruflichen Realität konfrontiert wurde.



    Zum Teleskop:

    Meinen Spiegel habe ich mit einiger Hilfe aus dem Forum fertiggestellt. Der Plan für die Südamerikareise kam etwas plötzlich, der Spiegel war gerade erst vom Verspiegeln zurück und ich musste mir schnell eine Konstruktion für mein Teleskop einfallen lassen. Das Problem war, es muss alles in den Tramperrucksack passen, kompakt und stabil sein um nicht im Flugzeug beschädigt zu werden und aus Sicherheisgründen ein unaufälliges Reisen mit dem Bus zu ermöglichen. Weiters habe ich keine Werkstätte und nur wenig Werkzeug. Ich entschied mich für eine „klassische“ Reisemontierung und für die Balance half ich mit ca. 3kg Blei nach. Die Höhenräder sind etwas klein gewählt, um alles kompackt zu halten.






    Peru: Titicaca See / Lago Titicaca:


    Die astronomische Reise begann im Süden von Peru in Puno am Titicaca See.
    Wir haben uns auf der Halbinsel Capachica in einem Ort namens Llachon in eine Lehmhütte eingemietet. Auf Llachon gibt es sechs Gemeinden, die ein solches Angebot zur Verfügung stellen.
    Die Fahrt von Puno nach Llachon verlief äußerst spektakulär, da der Kleinbus bis oben hin mit Leuten und Gepäck voll war. Die Fahrt überlebten wir gut da ich aus Platzmangel meine Beine aus dem Fenster streckte und so den wahrscheinlich bequemsten Platz im Bus hatte. Man kann sich aber auch ein Taxi nehmen oder von Puno mit dem Boot fahren, was aber „empfindlich“ teurer wird. In Llachon konnte ich das erste mal mein Teleskop ausprobieren, da des Teleskop erst 2 Tage vor dem Abflug erst richtig fertig geworden ist. In der ersten Nacht sind wir aus dem Staunen nicht herausgekommen. Es gab einen unglaublichen Sternhimmel zu sehen. Im Westen stand Orion ganz tief und ich konnte das erste mal unter besten Bedingungen die Milchstraße im Bereich Carina, Segel, Kreuz des Südens und Zentaur sehen. Mir ist in dieser Nacht von unserem Vermieter erklärt worden, dass die Inka den Dunkelwolken in der Milchstraße Namen gaben. Der Kohlensack und die Wolken westlich davon sind eine Schlange, die Dunkelwolken östlich vom Kohlensack bis zum Skorpion das Lama. Es gab noch einige kleine Probleme mit dem
    Fokus vom Teleskop, aber schlussendlich konnte ich das erste Mal mit 36mm Okular die Milchstraße betrachten. Es war ein Genuss. Das Teleskop sorgte für Aufsehen und die Gruppe der Beobachter wuchs schnell auf 8 Leute an, da sich nun die ganze Familie des Vermieters angestellt hatte. Die nächsten Objekte waren dann. Eta-Carina und Omega Centauri. Beide wohl die schönsten Objekte die ich in meinem Teleskop gesehen habe. Der hellste Kugelsternhaufen war ein kleines Feuerwerk und bei Eta-Carina waren wir alle sprachlos. Ich orientierte mich am Himmel mit Hilfe des Tri-Atlas 47x67, habe aber die erste Zeit hauptsächlich ziellos die Milchstrasse beobachtet.




    Abenddämmerung am Titicacasee mit Venus bel. 2s



    Venus und Orion Bel. 2s






    Tupiza Bolivien


    Es ging weiter mit dem Bus und der nächste astronomische Teil der Reise war Tupiza. Tupiza ist eine kleine Stadt im Departamento Potosí Bolivien. Keine Bankomaten aber einige gute Restaurants. Besoders zu empfehlen sind hier die weitläufigen Canyons aus rotem Sandstein. Ich habe hier nur zwei mal beobachtet und mich dabei auf den zunehmenden Mond, sowie Saturn und Venus und Mars konzentriert, da ich ca. einen Kilometer aus der Siedlung hinausgehen musste um einen dunklen Platz zu haben.
    Ausserdem das ausgiebige Wandern tagsüber in dieser spektakulären Landschaft machte mich auch sehr müde.


    Danach ging es weiter Uyuni. Von dort aus buchten wir eine 3 tägige Tour durch den Salar de Uyuni bis nach San Pedro de Atacama in Chile mit einer Übernachtung im der Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Abaroa auf ca. 5000m.
    Der wahrscheinlich beste Sternhimmel der ganzen Reise, aber Temperaturen jenseits von -20° C waren für eine längere Beobachtung mit Teleskop zu heftig.



    Steinbaum / Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Abaroa





    San Pedro de Atacama Chile


    Kleines Touristendorf in der Atacamawüste, mit jeglicher Infrastruktur. Wir haben uns in einer Blockhütte einen Kilometer vom „Zentrum“ eingemietet. Die Atacamawüste sollte bei jeder Südamerikareise eingeplant werden, egal ob mit oder ohne Teleskop. Es stellte sich glücklicherweise heraus, dass unser Vermieter ebenfalls begnadeter Amateurastronom war und ein Celestron Schmidt-Cassegrain Teleskop SC 279/2800 CPC 1100 GoTo hatte. Mein Selbstbau löste auch hier Staunen aus. Ich hatte hier das erste Mal Gelegenheit meine Optik mit einem anderen Teleskop zu vergleichen. Wir hatten sehr viel Spaß und bis auf einmal in dieser Woche beste Beobachtungsbedingungen. Das größte Problem bei astronomischen Beobachtungen in den Anden ist die Kälte in der Nacht. In San Pedro hatten wir angenehme 0° bis -5°.
    In San Pedro gibt es auch noch eine Astrotour die wir besucht haben. http://www.spaceobs.com/es/tour.php . Kosten ca. 24€ und es gibt 8 Teleskope verschiedener Öffnungszahl. Diese Tour ist touristisch etwas ausgeschlachtet, wir haben etwa 1,5 Stunden beobachtet. Interessant für mich war der Vergleich verschiedener Optiken, wobei aber 3 der Systeme stark verschmutzt waren. Ob Spiegel oder Okulare konnte ich in der Dunkelheit nicht feststellen.






    Valle del Elqui Chile


    Geheimtipp für jeden Chileurlauber, liegt 470km nördlich von Santiago de Chile.
    Preislich günstiger wie San Pedro de Atacama, Seeing ebenfalls 1A.
    Hier befindet sich das Cerro Tololo Inter-American Observatory und weitere 4 öffentliche Sternwarten, wobei ich besonders das Observatorio del Panque http://observatoriodelpangue.blogspot.com/ empfehlen möchte. Mich beeindruckte schon beim Kauf der Tickets die Aussage :“Wir sind keine Touristenführer sondern Astronomen.“
    Das Angebot war einzigartig. Meine besonderen Highlights bei dieser Beobachtung waren: Die Spiralengalaxie M83, der Sombreronebel M104, Tarantelnebel, der Kugelsternhaufen 47 Tucanae und viele andere Objekte des Südsternhimmel.






    Fazit der Reise:


    Ich würde es sofort wieder machen! Die schlechten Erfährungen hielten sich sehr in Grenzen, da die Landbevölkerung, die teilweise zurückhaltend ist sehr freundlich und hilfsbereit ist. Auf dieser Reise hielten wir uns nur sehr kurz in grösseren Städten auf.


    Weiters möchte ich besonders hier aus dem Forum Stathis, Kalle66 und all den Anderen die mir Tipps für die Fertigstellung des Spiegels gegeben hatten und Jan für die Empfehlung von Llachon danken.


    Grüsse und CS


    Robert



    P.S.


    Bin gerade mit einer Volltubuskonstruktion für mein Teleskop beschäftigt.



    P.P.S


    Ich habe am 28.07.2009 den Mond mit meiner Pentax durchs Okular freihand geknipst.



    1/125s iso400 f2.7 nachbearbeitet mit Photoshop Okular Meade 36mm/2"

  • Hallo Robert,


    ein toller Bericht, klasse! Freut mich, dass alles so gut geklappt hat und dass dir Llachon gefallen hat!


    Solltest du irgendwann noch mal rüber wollen, astronomisch oder nicht, lass es mich wissen!


    Viele Grüße,


    Jan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Jan Hattenbach</i>
    <br />Hallo Robert,


    ein toller Bericht, klasse! Freut mich, dass alles so gut geklappt hat und dass dir Llachon gefallen hat!


    Solltest du irgendwann noch mal rüber wollen, astronomisch oder nicht, lass es mich wissen!


    Viele Grüße,


    Jan
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Jan!


    Wenn es wieder nach Südamerika geht lass ich es Dich wissen, meine Frau bekommt auch sicher wieder Heimweh!! [;)]



    Wird aber eine Zeit lang dauern, da jetzt wieder Arbeiten angesagt ist.
    [}:)]


    Tja Astronomie ist wirklich ein schönes Hobby!


    Viele Grüsse


    Robert

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