"Quarzmonster" ist wieder bei der Arbeit

  • B
    Bevor der falsche Eindruck entsteht, „Quarzmonster“ (kurz „QM“ genannt) sei ausschließlich für Testzwecke verwendbar hier ein BB.


    Eigentlich sieht QM eher aus wie eine ganz bequeme Guckmaschine. Ist es auch, wenn Wachkater Leo mir den Sessel frei gibt.


    Heute morgen, lange vor Sonnenaufgang war der Himmel endlich klar und wie bestellt zogen auch „QM´s“die Lieblingsobjekte auf. Gegen 3 Uhr 30 stand es Position. Wachkater Leo hatte mittlerweile seinen Posten verlassen und meinen Platz im Bett eingenommen. Sicherheitshalber suchte ich die nähere Umgebung nach 10cm- Turbulenzzellen ab, denn die könnten tatsächlich zwischen Tubuswand, Fangspiegelspinne und Fangspiegel in den inneren Strahlengang eindringen und womöglich Schaden stiften. Aber ich konnte nichts verdächtiges entdecken. War vielleicht zu dunkel.


    Zuerst Bino rein und mit 2x Plössl 32 mm Richtung Mond geschwenkt. Hier in der Cassegrain Konfiguration bringen 4650 mm Brennweite für jedes Auge 145x Vergößerung, macht also dank Bino glatt 290x. Oder hab ich da wieder etwas falsch verstanden? Egal, ungefähr die Hälfte der Mondsichel füllte das Bildfeld aus. Kräftiges motion seeig vermittelte den Einduck, als liege der Mond unter der Oberfläche eines kristallklaren Bergbaches. Die Details auf dem Grunde wirkten schön scharf, nur durch die Wellenbewegung hin und her gezerrt. Kopernikus, wegen abnehmendem Mond von der ungewohnten Seite angestrahlt zeigte im innern scharfzackige Schatten, die zusehends immer weiter den Kraterboden verdunkelten. Dicht neben Koperinkus der kleine Doppelkrater Fauth, auch Schlüsselloch-Krater genannt, war bereits mit schwarzem Schatten vollgelaufen. (Hoffentlich kriegen die das da oben wieder sauber!).
    Entweder hatte ich mich nach einer Weile an die Wackelei durch motion seeing gewöhnt oder das seeing wurde tatsächlich besser, denn mit 2x 20 mm Plössls sah man einfach mehr Monddetails. Da ist noch das schöne Terrain, wo die Mondschlange zwei Krater bewacht. Ich meine die Gegend um Aristarch und Schröter- Tal.. Bis heute Morgen wusste ich noch gar nicht wie kontrastreich der Boden dort aussieht.


    Ich versuchte noch eine ganze Weile mich in verschiedenen Regionen zu orientieren. Bei dem herrlichen Chaos da oben braucht sich nur das Licht ein wenig zu ändern und man findet nichts mehr wie gewohnt wieder.

    Die „Paramutierte“ (so nenne ich die aus- Dobson Elementen entstandene parallaktische Montierung) gab einige dezente Quietschlaute von sich und „QM“ zuckte ganz zart. Das heißt nicht etwa „Lagerinspektion fällig“ sondern ganz schlicht „Bitte endlich neues Objekt anfahren!“


    Mir den selben Okus schwenkte ich auf Saturn. Der ist ganz schön hell und drum herum sieht es ziemlich duster aus. Irgendwelche Lichtpunkte in der Umgebung können durchaus seine Monde sein. Der Saturn hatte aber zunächst noch heftige Bauchkrämpfe, was mich bei seinem ewigen Hula Hoop- Spiel mit mehreren Ringen gar nicht wundert. Die Ringe wackelten recht unkoordiniert und es schien so als wolle Saturn sie los werden. Das könnte natürlich ein einmaliges Ereignis werden, also blieb ich an den Okularen. Bei so etwas hab ich einige Ausdauer und verweilte für mehr als eine Stunde in Beobachterhaltung. Dank Sessel war das nicht weiter anstrengend. Der gut sichtbare schmale, schwarze Ring (soll von Cassini erstmals gesehen worden sein) reichte bereits von Pol zu Pol. Aber zu früh der Freude, die Bewegungen wurden langsamer und selbst mit 2x 12,5 mm Orthos konnte man zeitweise nichts als Stillstand bemerken. Dabei fiel denn auf, dass die Saturn- Kugel einen zart quergestreiften Pullover mit relativ breiten Streifen angelegt hatte. Ich weiß nicht , ob das zu ihrem Standard- Outfit gehört. Jedenfalls ist Jupiter da wesentlich phantasievoller.


    Da mittlerweile mehr als 24 Stunden Schlaflosigkeit die Augen eines Aktivrentners in Mitleidenschaft gezogen hatten, gab ich die weitere Detailsuche an Saturn auf. Die Morgendämmerung erhellte den Osthimmel und „QM“ war noch scharf auf den dort heranziehenden Jupiter. Obwohl er weniger als 10° über dem Horizont stand, zeigte „QM“ meinen müden Augen mehrere Streifen und seine 4 Monde, alle auf einer Seite, schön nach Größe zu unterscheiden. Die Planetenränder schön bunt, auf einer Seite knallig rot , auf der gegenüber liegenden dagegen satt blau. Da behaupten doch tatsächlich gestandene Optiker und Physiker, Reflektor-Teleskope hätten keine Farbfehler!. Liegt vielleicht doch an den bösen Turbulenzzellen, dachte ich noch, stellte „QM“ in seine geschützte Ecke und schlich mich ins Bett. Auf dem Wege dorthin kam mir Wachkater Leo entgegen.


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt, prima Bericht von Deiner Mondbeobachtung. Hab' auch heute morgen gegen 5 Uhr meinen Lieblingsplaneten beobachtet. Im Bino mit 12mm-Okularen (Olympus) und 2800mm Fokallaenge (mit Glaswegkorrektor 1,4 im Prisma) dann bei um die 325x Vergroesserung hat sich Aristarch von seiner fuer mich bisher schoensten Seite gezeigt. Noch nie konnte ich soviele feine Terrassenstrukturen an der einen Innenwand dort ausmachen. Selbst die besten mir bekannten Fotos zeigen das nicht. Einfach umwerfend. Das seeing war nicht so gut, aber die Sonneneinstrahlung im Krater war guenstig. Saturn wie immer wie ein Diamant, die Cassinische Teilung voll schwarz und scharf. Mit etwas weniger Turbulenzen waeren bei 400fach noch andere Details moeglich gewesen. Teleskop: Schmidt/Cassegrain 225 Takahashi. Gruss Rolf

  • Halllo Kurt,


    erst mal meinen Glückwunsch zum Ergebnis deines Neuschliffs,die Bilder die Wolfgang Rohr von deinem 12"er gemacht hat sind ja sensationell!
    Dein Bericht hat mir sehr gut gefallen,binm schon ganz gespannt darauf mit QM mal wieder zu beobachten.
    Viel Spaß beim BTM wünscht dir


    Karsten

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!