BB mit 12 Zoll zur letzten Deepsky-Fahrt im Juli

  • Dienstag 20. Juli 2010


    letzte Deepsky-Fahrt im Juli...


    <i>Ort: oberbay. Voralpen bei ca. 1100 Höhenmeter
    Datum: Di. 20. Juli von 23.00 bis 3 Uhr
    SQM-L 21,3 mag/sas. (M31, M13, M15 und N7000 freiäugig zu sehen)
    Wetter: wolkenlos, trocken, gute Transparenz, seeing mäßig bis gut, milde +16° Cels.
    Ausrüstung: 12 Zoll Reisedobson von HI
    Okulare: 20mm, 13mm, 9mm, 5mm und 3,5mm
    Kommentare: allein, Monduntergang ca. 1 Uhr</i>


    Drei Beobachtungsnächten im Juli waren mir zu wenig und ich wollte mich damit nicht zufrieden geben. Mich plagte regelrecht der Drang noch einmal in der „Wildnis“ und unter Sternhimmel zu sein.


    Auf dem Weg zum Beobachtungsplatz war im Westen sehr deutlich und schon recht tief am Horizont die Venus zu sehen. Der Mond war stattdessen noch recht hoch über dem Horizont. Noch ein paar Stunden und der Mond würde uns verlassen.


    Gegen 23 Uhr war ich am Beobachtungplatz und baute innerhalb von 15 min. mein Lager samt Teleskop auf. Jetzt hieß es erst mal abwarten und den Monduntergang genießen. Es herrschte eine angenehme Ruhe. Die Bäume warfen lange Schatten im silbergrauen Mondlicht. Im Nordosten sah man sehr deutlich das Sternbild Kassiopeia samt einige schwachen Bänder der Wintermilchstraße, und indirekt blitzte sogar M31, die Andromedagalaxie, auf.



    Stargazer mit 12 Zoll




    Stargazer mit 12 Zoll und Sternbild CAS im Rücken


    Gegen 0:40 verschwand der Mond hinter dem Berg und es wurde plötzlich dunkel. Die Milchstraße wurde vom Norden her über den Zenit immer deutlicher und kontrastreicher. SQM-L zeigte schon 20,8 mag/sas an, es konnte los gehen. Die Schildwolke im Süden nahm schnell Konturen an.



    Jupiter im Mondschein


    Erstes Objekt wurde der helle Kugelsternhaufen N6934 unterhalb des Sternbildes Delfin.
    Im 13 mm Okular (V=115) zeigte sich ein heller Fleck, zum Zentrum hin stark kondensiert, im Außenbereich lassen sich schon zahlreiche Sterne auflösen. Es geht noch mehr, aber dafür war es noch nicht dunkel genug, SMQ-L zeigte gerade mal 20,9 mag/sas.


    Um 1:10 war es endlich soweit, der Mond war vollständig verschwunden, im Zenit zeigte sich die Milchstraße sehr schön strukturiert. Das Milchstraßenband zog sich nun fast durchgehend von Nordosten nach Südwesten. Ich saß in meinen Klappstuhl und bewunderte dieses Naturschauspiel. Immer wieder durchkreuzten Sternschnuppen, Satelliten oder Iridium-Flares den Sternhimmel. Viel los da oben! Das Teleskop war mir in diesem Augenblick schon fast egal.



    Sternbild CAS, PER, Wintermilchstrasse, h&x


    Pease1 in M15
    …um 1:30 begann die eigentliche Arbeit, ich wollte mich an Pease1 in M15 versuchen. Zum aufsuchen hatte ich die Aufsuchkarten von blackskies.org dabei. Das Trapez und die Stern A -&gt; D -&gt; E waren recht schnell bei mittelhoher Vergrößerung gefunden. Das Zielgebiet war m.E. bereits im Gesichtsfeld, jetzt sollte nur noch eine sehr hohe Vergrößerung und ein OIII Filter den PN sichtbar machen. Und hier scheiterte es auch. Zum einem hatte ich das Gewinde um einen 2 Zoll Filter an einem 1,25 Adapter zu schrauben daheim gelassen und zum anderem hatte ich das Gefühl das ich mit meiner maximalen Vergrößerung (V=400) viel zu schwach unterwegs sei. Ich besitze noch keine Barlowlinse. Das war es dann gewesen mit Pease1 in dieser Nacht…


    …als nächstes sollte die Galaxiengruppe Hickson93 beobachtet werden. Daraus wurde auch nichts, denn ich hatte die Aufsuchkarte gar nicht dabei…ärgerlich.


    NGC 40, SQM-L 21,3
    …Highlight dieser Nacht wird dann gegen 2 Uhr der PN NGC40 im Kepheus. Recht schnell gefunden und recht schnell ins Staunen gekommen. Ein recht heller und großer Brocken. Der Zentralstern ist sofort zu sehen und ist von einem Halo umgeben. Bei hoher Vergrößerung (5mm Nagler, V=300) wirkt der PN noch sehr hell und ziemlich rund. Im inneren scheint der PN etwas dunkler zu sein, am Rande hin etwas heller, an den beiden ggü. liegenden Enden scheint der PN auszufranzen. Mit zuhilfe des indirekten Sehens nimmt der PN m.E. die Ähnlichkeit einer „69“ an. In der Mitte unverkennbar der helle Zentralstern, links und rechts davon zwei dunkle Löcher, ein runder heller Rand umgibt das Objekt, an dessen oberen und unteren Rand nach aussen ausfranzt. Hier gibt es viel zu sehen. Lohnenswert! Das Objekt wurde gezeichnet.



    NGC 40, PN im Kepheus


    NGC 281 „Pacman Nebel“
    Als nächstes Objekt wurde NGC281 „Pacman Nebel“ angefahren. Im 20mm Nagler zeigte sich der Nebel bereits ohne Filter als eine Aufhellung. Mit OIII Filter nahm der Nebel nochmal deutlich an Kontrast zu. Es ist ein großflächiger und schöner Nebel. Mitten im Nebel ist ein heller Stern zu sehen. Im Nebel sind noch weitere helle Sterne eingebettet. Oberhalb des hellen Stern ist eine dunkle und leicht zerfranste Einbuchtung zu beobachten. Der Nebel hebt sich sehr gut vom Hintergrund hervor. Interessanterweise ist der Nebel im 32 TS-WA Okular bei weitem nicht so gut zu beobachten wie im 20 mm Nagler. Mit 20mm Okular und UHC-Filter (Lumicon) zeigt sich der Nebel auch sehr kontrastreich und strukturiert. Diese Objekt mach richtig Spaß beim beobachten, weil das Objekt so groß und detailreich ist. Sehenswert!


    M27 „Hantelnebel“ oder „Dumbell-Nebel“ im Füchschen:
    Im 20mm Nagler (V=70) und UHC-Filter zeigt sich M27 extrem hell, fast weiß und detailreich. Die Hantelform ist sehr gut zu beobachten. Die Ohren sind sehr deutlich zu erkennen. Die Transparenz in dieser Nacht ist ziemlich gut und zudem steht das Objekt sehr günstig im Zenit. Eine höhere Vergrößerung mit Filter ist mangels Gewinde nicht möglich! Shit!


    Cirrusnebel im Cygnus, (SNR)
    Um 2:30 wurde der Cirrusnebel (GN) ins Visier genommen. Wow! Der Sturmvogel (N6960) ist sehr kontrastreich und plastisch im 20mm Nagler zu sehen. Die Knochenhand (N6992, N6995, IC1340) ist auch sehr stark strukturiert zu beobachten. „Pickering’s Triangulars Wisp“ (und N6979, N6974) ist nicht zu übersehen. Ca. 1° südlich der Knochenhand ist noch ein „Gasfetzen“ zu sehen, dessen Katalognummer mir leider unbekannt ist. (siehe beigefügte Karte aus URA). Diesen „Fetzen“ danke ich Friedl L. der mich im Juni 2010 darauf aufmerksam gemacht hatte.



    Auschnitt aus "Uranometria 2000.0", 2nd Ed., S. 47


    Es war nun schon 2:40 Uhr und ich überblickte nochmal den kompletten Sternhimmel mit freiem Auge. Es war ein erhabener Anblick. Eine strukturierte Milchstraße durchquerte den Himmel, Sternschnuppen zeigten sich immer wieder. Der große Wage war bereits im Norden hinter dem Berg verschwunden. Das Sternbild Perseus hatte sich schon weit empor geschoben und die Plejaden samt Fuhrmann und Stier zeigten sich auch schon.



    Milchstrasse im Zenit (LYR, CYG)


    N6888, „Crescentnebel“ im Cygnus
    N6888 offenbarte im 20mm Nagler und mit OIII- und UHC-Filter seine filigrane und detailreiche Struktur. Das zentrale Filamente war auch zu sehen. Macht Laune! Sehenswert bei guten Bedingungen und schwacher Vergrößerung.


    M76 „kleiner Hantelnebel“ im Sternbild Perseus
    Im 20 mm Nagler und UHC-Filter M76 beobachtet. Das Objekt zeigte sich bei V=70 ziemlich klein aber recht hell und kaum zu übersehen. Die Hantel war gut zu erkennen, wenn auch recht klein. Links und recht von der Hantel war eine schwache Aufhellung zu erkennen, wie ein Bogen, welcher das obere Ende mit dem unteren Ende verbindet. Ein schöner Anblick trotz schwacher Vergrößerung! Exzellente Bedingungen!


    2:55 Uhr, Jones 1, PN im PEG
    Im 20mm Nagler ohne OIII ein Hauch von nichts zu sehen. Mit UHC-Filter kaum besser bzw. kein signifikanter Unterschied als ohne Filter. Mit OIII-Filter zeigte sich der Nebel recht deutlich und lässt sich problemlos direkt halten. Noch vor einem Jahr für mich eine Herausforderung im 12er, in dieser Nacht ein recht einfaches Objekt.


    3:10 M17, „Schwannebel“ bzw. „Omeganebel“
    In der Schildwolke bereits freiäugig zu sehen. Im 20mm Nagler und OIII-Filter ein beindruckendes visuelles Schauspiel. Der Schwan ist sehr deutlich zu erkennen. Hinter dem Schwan sind noch Nebelfilamente zu sehen, zudem scheint der Schwan regelrecht über eine großflächige zarte Nebelwolke zu schweben.


    Um 3.20 wurde abgebaut. Meine pers. Sensation im Juli noch die Winterobjekte M36/M38 im Fuhrmann zu beobachten entfällt durch die Bedeckung einer großen Fichte. Schade, das wäre nämlich ein schönes Sahnehäubchen für diese prächtige Nacht gewesen.


    Fazit: Meine pers. Favoriten in dieser Nacht waren der Pacman-Nebel (N281) und der PN NGC40 im Kepheus. Mit diesen Eindrücken sollten sich die bevorstehenden Mondnächte überbrücken lassen. Ich freue mich schon auf die nächste Neumondphase.



    Plejaden in der Morgendämmerung. Fichte bedeckt Sternbild Fuhrmann.

  • Hi Costa


    Ein schöner Abschluß der Julineumondperiode!
    Dein Programm war vom Feinsten.
    NGC 40 hast du sehr schön getroffen. Es ist auch einer meiner Lieblings-PN!
    Da freu ich mich doch schon bald mal auf eine gemeinsame Tour und auf deine nächsten Berichte!


    Lg von Hajü
    http://www.astromerk.de

  • Hi Hajü,


    danke für die Blumen. Ich bin gerade auf deiner HP gesurft, da hat sich ja einiges getan. Sehr gelungen finde ich die Atlas Präsentationen. Hoffentlich klappt es mit geminesames Spechteln an einem der beiden WE im August.

  • Hi Costa,


    Hut ab vor deiner Ausdauer und Motivation...diese Jugendlichen [:)]


    Heraus stechend ist deine hervorragende NGC 40 Zeichnung/Beobachtung, für mich ganz klar deine beste Zeichnung! Du hast vermutlich ohne [OIII] beobachtet? Die richtige Entscheidung. Auch der Vergrößerung dürfte die perfekte Wahl gewesen sein. Als ich das Teil damals mit 600x am 16" beobachtet hatte fielen mir die schwachen Außenbereiche nicht auf...vermutlich zu kleine AP. Das Ding machen wir demnächst mal mit 27", erinnere mich dran.


    Zu Pease 1. Den PN musst du mittels "Blinken" herausfiltern. Es nutzt wenig bis nichts einen [OIII] fest einzuschrauben. Am besten blinkst du mit Filter zwischen Okular und Auge. Dafür musst du deinen Kopf gegen Streulicht abschirmen...einfach Jacke drüberwerfen. Dann Filter hin- und herbewegen und einen Punkt suchen, der mit Filter einzeln sichtbar wird. Geht auch mit Filterrad, aber nicht ideal, da sich der Fokus leicht ändert. Das Ding mit 12" zu beobachten kst natürlich sportlich. Ich hab den PN auch schonmal mit 24" nicht! ausmachen können. Die 400x dürften dagegen knapp reichen.


    Das von dir erwähnte helle Fragment vom Cirrus hat meines Wissens keine eigene Nummer und läuft einfach als Filament oder "Cloud" im gesamten Sharpless 103 SNR.


    Viele Grüße, uwe

  • Hallo Costa,


    Danke für deinen schönen BB!
    Ich habe vor wenigen Tagen fast den selben Spaziergang am Himmel unternommen wie die du (einige Objekte mehr, da es schon früher dunkel wurde, und in einer anderen Reihenfolge, welche die Kulmination berücksichtigte).


    Das von dir gesuchte Objekt im Cirrus zw./südlich der Bögen ist IC 1340! (Fälschlicherweise wird in mancher Literatur NGC 6995 mit IC 1340 gleichgesetzt.)
    Er taucht in der Urano und im NSOG nicht auf, jedoch in Stoyans DSR.


    Gruss, Sterngucker Helmut

  • Hallo Costa,
    NGC 40 ist für den Beginn gar nicht schlecht. Kleiner Tipp, zeichne den PN größer, das hilft nicht nur sehr beim Einzeichnen der Details sondern trainiert auch die Wahrnehmung von Einzelheiten. Wenn Du Dir mehr Zeit nimmst, kannst Du noch mehr von den Feinheiten, die sich mit immerhin 12" andeuten, festhalten,
    Gruß, Rainer

  • Hi Costa


    Na, wie schon geschrieben, finde ich deine Zeichnungen sehr real und sehr gut gezeichnet. Wie schon Uwe richtig bemerkte, ist das einer deiner Besten Zeichnungen. Den Vorschlag(RainerT), deine Objekte größer zu Zeichnen, wie du sie im Okular siehst, finde ich immer problematisch. Meiner Meinung geht da immer ein bischen Okularrealität verloren!
    Na in diesem Sinne!


    Ich hoffe bis bald auf der Silvretta!


    Lg von Hajü

  • Hi Costa,


    deine BB gehören sicherlich zu den Besten hier im Board. Man kann immer genau nachvollziehen was und wie du gerade beobachtest. Es ist für mich auch immer ein Ansporn das zu sehen was du gesehen hast, da ich ja über eine ähnliche Optik verfüge.


    Mein nächstes Ziel sind Quasare mit 12". Da gehen einige (ca. so 12 Stück). Mit Guide 8 + POSS Karten sollte das auffinden auch problemlos möglich sein.


    Gruß
    Lots

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