Hallo Bilderfreunde
Hier also wie schon mal angekündigt eine Vorstellung meiner neuesten Erkenntnisse bzgl. Photonensammeln an Emissionsnebeln. Durch Zufall bin ich nämlich darauf gestossen, dass die roten Nebel längst nicht alle so rot sind, sondern wir unwissentlich meistens die OIII-Linie unterbelichten und Ha-Rot so stark überbewerten!
Bei meinen ersten Tests einer unmodifizerten 450D wollte mir der Nordamerikanebel einfach nicht so einheitlich rot werden wie ich das ebenfalls gewöhnt bin. Im Gegenteil, das Ha-Rot schien höchstens in den Regionen des "Cygnus wall" vorzuherrschen. Ansonsten dominiert eher das typische Blaugrün der OIII-Emissionslinie, was im Endresultat in etwa so rauskommt (Kombination mit Aufnahmen von DSLR und SW-CCD, Beschreibung folgt später):
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Die Frage nach dem warum brachten bald sehr ähnliche Ergebnisse anderer Amateure zutage, wie z.B. hier:
http://www.pbase.com/kvwood/image/109938360/large
http://www.telescopes.cc/ngc7000-the-wall.htm
Was steckt denn nun dahinter? Man muss bei Aufnahmen von Emissionsnebeln beachten, dass man evtl. unterschiedliche Transmission in den vorherrschenden OIII- und Ha-Linien bereits im RGB ausgleicht. Denn gleich lang belichtete R,G,B-Kanäle ergeben zwar ausgewogene Sternfarben, damit müssen aber die Emissionslinien nicht automatisch ebenfalls gleich stark belichtet sein. Vergleicht dazu die Durchlasskurven für Ha und OIII (dunkelgrüne Linien bei 500nm und 656nm) der aktuellen Astronomik CCD-Filter:
http://www.astronomik.com/de/l…b_transmissionskurve.html
Ja hallo (sagte es bei mir), Ha hat zwar 95% Durchlass mit CCD-Rot, aber OIII nur ca. 60% mit CCD-Grün und ca. 40% mit CCD-Blau! Die OIII-Linie unterbelichtet man also massiv bei gleicher Belichtungszeit in allen drei Farbkanälen, und das erklärt die typische Ha-Dominanz beim RGB zusammensetzen! Sööne Seeise, wäre man geneigt zu sagen, denn die schlechte OIII-Transmission kann man eigentlich nur durch nachbelichten mit CCD-OIII und dessen ADDITION in den Grün- und Blaukanal ausgleichen. Mit stark unterschiedlicher Gewichtung der R,G,B-Kanäle erzeugt man ein Ungleichgewicht in den Sternfarben, und das möchte man ja auch nicht.
Die ganze Geschichte hat aber noch eine zusätzliche Dimension: Der QE-Verlauf über das visuelle Spektrum ist für einige Sensoren keinsfalls schön konstant. Ein unschönes Beispiel ist da z.B. der von mir ebenfalls oft verwendete Kodak KAI 4020(-21-22)M:
http://www.bitran.co.jp/ccd/character/KAI4020M.gif
Wunderbar, wie Ha bei 656nm mit nur 30% QE so schlecht dasteht gegenüber OIII bei 500nm und 55% QE! Nimmt man Emissionsnebel-Luminanzen auf mit diesem Sensor, erzeugt man also eine massive Ha-Unterbelichtung und das muss ausgeglichen werden. Man darf also hier IMMER zusätzlich mit CCD-Ha aufnehmen und in die Luminanz reinaddieren!
Ein solches Resultat der konsequenten Anwendung dieser Erkenntnisse ist eingangs gezeigter Nordamerikanebel. Aus früheren Aufnahmeserien konnte ich ein weiteres Paket gebrauchen für einen Test, und das ist das Ergebnis:
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Auch wenn nicht ganz ungewohnt (Ha scheint im Pacman zu dominieren), finde ich das doch ein sehr reizvolles Ergebnis!
Hoffe euch nicht gelangweilt zu haben mit meinen Ausführungen, und bitte ungeniert nachfragen wo ich unklar oder unverständlich bin. Natürlich interessiert mich besonders die Meinung der sehr Erfahrenen im Forum. Oder vielleicht hat da der eine oder andere sogar selber einen Datensatz zum probieren? Ein wenig Gewichtung verträgt es nämlich schon ... [:)]
Viele Grüsse
Jan