Erfahrung mit Remote Telescoping?

  • Hallo allerseits,
    mich würde interessieren, ob schon jemand einschlägige Erfahrungen mit dem "Leasing" ferngesteuerter Teleskope hat (z.B. über iTelescope).
    Das grausige Wetter hierzulande lässt mich derzeit etwas verzweifeln.


    Bei iTelescope.net z.B. stehen ja diverse Teleskope in Spanien und NewMexico zur Verfügung, bald soll auch Australien dazu kommen. Die Raten belaufen sich auf ca. 25 - 150 Euro pro Bildstunde, was schon ein Happen ist, wenn man mal eine komplette LRGB-Belichtungsserie aufnehmen will.


    Wie ist Eure Meinung zu den Angeboten?


    Gibt es evtl. Teleskope, die man kostenlos oder preisgünstig für Astroimaging benutzen darf?


    Mal etwas philosophischer: sind es überhaupt noch "echte" eigene Bilder, wenn man ein fremdgewartetes und hochoptimiertes System für die Einzelshots nutzt?


    LG, Mario

  • Hi, als Ergänzung hier mal ein extrem gelungenes Beispiel, was mit einem ferngesteuerten Teleskopsystem möglich ist:


    gerade auf astrobin.com entdeckt, <font color="red"><b>Aufnahme von Roger Rao</b></font id="red">:
    Rho Ophiuchus, Mosaik aus 4 Summenbildern a 1.5hrs.
    iTelescope-System Takahashi FSQ106ED, New Mexico
    http://s3.amazonaws.com/astrob…-a61a6112cc36_resized.jpg
    <font color="limegreen">Bilderlink durch einfachen Link ersetzt. Bitte Copyright beachten! (mintaka)</font id="limegreen">

  • Hallo Mario,


    zu Teil eins kann ich nichts sagen, da ich ein rein visueler bin.
    Zu Teil 2 sehe ich das so:
    Es kommt billiger, sich von den herrlichen hier oft gezeigten Aufnahmen beim entsprechenden Bildautor ein Poster zu bestellen. Dann hast Du Dir nicht nur das Geld der Miete gespart, sondern auch noch die aufwendige Bildbearbeitung....


    Ehrlich, ich finde dieses Verfahren einen ausgezeichneten Weg für Profiastronomen, an die gewünschten Daten zu kommen. Das spart eine Menge (meist) Fördergelder. Im Amateurbereich hat das (für mich) nur einen Sinn, wenn ich den Lichtwechsel von Sternen ein ganzes Jahr über verfolgen will (z.B.), also mehr bei semiprofessioneller Beobachtung.


    Für pretty pictuers? Dazu gehört, einem den Wind um die Nase wehen zu lassen, die Kälte spüren im Winter, über die Handschuhe fluchen, weil man die Geräte damit nich bedienen kann ect. - All dies ist Amateur-Astrofotografie.


    Besten Gruß
    Winfried

  • Moin


    Sicherlich scheinen auf den ersten Blick 25-150 Tacken ganz schön happig zu sein.
    Aber wenn ich meine Anschaffungskosten durch die 'paar' brauchbaren Nächte pro Jahr aufrechnen würde,
    dann geht der Preis völlig in Ordnung.
    Mir würde trotzdem irgendwas fehlen. Schon alleine der direkte Bezug zu dem was ich gerade tue.
    Winfrieds letzten Satz unterschreibe ich daher 100%ig!

  • Hallo Jürgen,


    bitte eines nicht vergessen:
    Die meisten belichten stundenlang, sagen wir mal insgesamt 12 Stunden. Dazu kommt der Datentransfer, wozu man natürlich bei der Datenmenge eine Breitbandverbindung braucht.
    Alles in allem kommt man da leicht für eine noch unbearbeitete Aufnahme via Remote an die € 1000 ran! Und da weiß man noch nicht, ob auch alles geklappt hat. Ob das den Aufwand lohnt?


    Dann die Haptik! Was bin ich abends mal froh, die Tastatur und den Bildschirm nicht mehr sehen zu müssen.


    Jedes Teleskop fühlt sich anders an und man ist selbst der "Operator", der stolz neben seiner Ausrüstung steht. Das alles geht dabei verloren.


    Beste Grüße
    Winfried

  • Hallo Winfried


    ... is' mir schon klar, das meine Milchmädchenrechnung nich aufgeht... .
    Wer es dann halt braucht... .
    Ansonsten sind wir gleicher Meinung - "selbst ist der 'Operator' " und das macht
    es eben aus. Auch wenn es mal eine Nacht nicht so klappt wie es soll und man
    sich umsonst den A..ch abgefrohren hat, das sind dann eben Sachen die man als
    'Lehrgeld' und weitere gewonnene Erfahrungen abtut - Spaß gemacht hats trotzdem.

  • Ich gebe Euch vollkommen Recht... Remote ist irgendwie nicht das Gleiche, wie selbst gemacht. Der Spaß und die "künstlerische Befriedigung" fehlt einfach.


    Auch der finanzielle Aspekt ist nicht zu verachten - Selbst wenn man die wenigen Bilder aufrechnet, die ich in meiner (noch kurzen) Laufbahn erstellt habe, hätte sich mein Equipment unter diesem Gesichtspunkt quasi schon amortisiert. Das muss ich jetzt nur noch meiner Frau klarmachen [:D]


    Allerdings finde ich es z.B. überlegenswert, ein zu Hause in RGB abgelichtetes Projekt noch mit einer Luminanz oder H-Alpha Aufnahme vom remote Teleskop "aufzupeppen".


    Herzliche Grüße, Mario

  • Hallo Winfried,


    Profiastronomen mieten keine Teleskope, das ist eine Erfindung der (geschäftstüchtigen) Astrofotografenwelt. In der Wissenschaft werden Teleskope entweder von Konsortien gebaut und finanziert - dann hat jedes Mitgliedsinstitut ein Zeitkontingent, das dann ausgenutzt wird. Oder sie werden wie das VLT oder Hubble von der Allgemeinheit finanziert - und stehen für jedermann(!) frei zur Verfügung.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo Caro,


    ist mir klar, da habe ich mich falsch ausgedrückt.
    Profiastronomen bekommen Zeit für Ihre Beobachtungen zugeteilt, d.h. sie müssen nicht unbedingt vor Ort sein.
    So hatte ich das gemeint, da es ja um remote-controlling geht. Und hier sehe ich das auch ein, bei Amateuren sind die Interessen andere, da empfinde ich die Nutzung eines remote-Teleskops kontraproduktiv bzw. langweilig, abgesehen von der Beschäftigung mit der Technik.


    Grüße
    Winfried


    ...bis Sonntag auf dem ITV

  • Servus Mario,


    ich hab das mal gemacht: http://forum-stellarum.de/showthread.php?tid=566
    Damals hieß das noch GRAS und man bekam 1 Stunde Teleskopzeit gratis, damals bekam man auch noch die Rohbilder, heute gibt's mit dem Gratisaccount m.W. nur noch ein Summenbild aber um ein Gefühl dafür zu bekommen sollte man das mal machen.


    Mein Eindruck:


    Es funktioniert wirklich so, wie in den Videos beschrieben, und auf Knopfdruck.


    Man zahlt heute nur noch die reine Belichtungszeit, also die Zeit fürs Anfahren des Objekts, Fokussieren, Leitsternsuche, etc. wird nicht berechnet und das Geld, das man für fehlerhafte Bilder (Guiding, Fokus) bezahlt hat, wird einem gutgeschrieben.


    Was mir nicht gefällt: Die Preisgestaltung ist wesentlich komplexer, als bei Mobilfunkanbietern und man muss zwingend ein Abo abschließen und mindestens xx$ pro Monat einzahlen.


    Der Minutenpreis ist dann abhängig davon, wieviel man monatlich einzahlt, welches Teleskop man mietet, wo der Mond gerade steht, etc. Vom Abo ist auch abhängig, ob man erweiterte Services nutzen kann, wie Reservierung, etc. Je teuerer desto mehr Luxus.


    Zum Thema "Wann ist ein Bild ein echtes eignes Bild":


    Mal andersherum gefragt, wo ist die Grenze:


    - Ist es meins, wenn ich die Aufnahme mache und von einem Kumpel bearbeiten lasse?
    - Ist es meins, wenn ein Kumpel die Aufnahme macht und ich es bearbeite?
    - Ist es meins, wenn ich mit dem Equipment meines Kumpels die Aufnahme mache?
    - Ist es meins, wenn ich mir Equipment für Geld leihe und damit die Aufnahme mache?
    - Ist es meins, wenn das Equipment im Garten steht und ich während der Aufnahme im Wohnzimmer sitze?
    - Ist es meins, wenn das Equipment auf der anderen Seite des Planeten steht und ich während der Aufnahme im Wohnzimmer sitze?


    Für mich ist es mein Bild, wenn ich einen wesentlichen Anteil zu dessen Entstehung beigetragen haben, sei es durch Beobachten von Guidingkurven nachts auf der Wiese oder durch das Verbiegen von Gradationskurven tagsüber in der Bude.


    p.s. Auf dem ATT soll jemand angeboten haben, dass er Rohbilder nach Auftrag anfertigt. Ich hab den Stand leider übersehen, weiß da jemand Näheres?

  • Hallo Winfried,


    auch das ist so gut wie nie der Fall. Kein größeres wissenschaftlich genutztes Teleskop läuft im Remote-Betrieb. Du hast immer Leute vor Ort, die es steuern, alles andere wäre viel zu riskant falls es mal zu Ausfällen kommt.


    Für den Ablauf gibt es im Wesentlichen zwei Varianten: Entweder du bereitest alles vor und reichst nur noch eine Datei ein, wo drinsteht "dieses Objekt, dieses Instrument mit diesen Einstellungen usw." Die Astronomen vor Ort führen die Beobachtungen dann genauso wie gewünscht aus. Irgendwann findest du morgens in deinem Emailpostfach eine Nachricht vor, daß die Daten letzte Nacht aufgenommen wurden und du sie jetzt runterladen kannst und fertig. Gerade bei den großen Teleskopen, wo der Betrieb wirklich teuer ist, macht man das so, um sie möglichst effizient nutzen zu können. Mit Remotebetrieb hat das aber rein garnichts zu tun. Die andere Variante ist, daß du nach wie vor selber hinfährst. Je nach Teleskop hast du dann jemanden von vor Ort dabei, der dich unterstützt, oder du bist teilweise sogar völlig allein im Kontrollraum und kannst machen was du willst (sprich, man sollte sich vorher sorgfältig die Anleitungen durchgelesen haben...) Am Calar Alto zum Beispiel läuft das so.


    Eine andere Variante wäre robotischer Betrieb, aber auch das ist eher bei kleinen und mittelgroßen Telesopen für Durchmusterungen üblich. Man reicht wie bei Variante 1 seine Daten ein, der Teleskop-Computer rechnet den optimalen Beobachtungszeitpunkt aus und arbeitet dann seinen derart optimierten Plan ab. Meistens kümmert sich bei sowas ein Techniker vor Ort um mehrere derartige Geräte.


    Viele Grüße
    Caro

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