Sonnenrotation im Spektrum

  • Hallo,


    hier mal was völlig anderes von der Sonne :) Die folgende Animation zeigt zwei Bilder bei etwa 631,8nm (also im roten Bereich). Diese wurden einmal am Westrand bzw. am Ostrand der Sonne aufgenommen. Man erkennt Linien die sich bewegen und welche die konstant bleiben. Letztere sind welche die durch die Erdatmosphäre hervorgerufen werden also Absorptionen durch die Gase in unserer Lufthülle. Die anderen Stammen von der Sonne selbst und da sich der eine Sonnenrand auf uns zu bewegt und der andere von uns weg, ergibt sich eine Rot- bzw. Blauverschiebung in den Linien. Das Ganze ist aufgenommen mit einer Canon EOS M3 an unserem Spektrohelioskop welches wir gerade versuchen an der Radebeuler Sternwarte neu aufzubauen und an dem ich jetzt öfter mal rumbastel und teste.


    Die irdischen Linien werden auch tellurisch genannt daher habe ich die mal mit einem T beschriftet, bei den anderen Linien stehen die dazugehörigen Elemente mit dran sofern ich was dazu gefunden habe. Die Verschiebung beträgt etwa 0,05-0,06Å.



    Viele Grüße
    Martin
    --------------------------
    Astroclub Radebeul e.V.
    Astroteam Elbe-Elster e.V.

  • Hallo,
    ja das finde ich sehr interessant :)
    Wenn das Spektrohelioskop wieder voll Einsatzbereit ist wirst du die Sonne ja in beliebiger Wellenlänge beobachten können...

  • Sehr schöne Veranschaulichung der Sonnenrotation.
    So was gefällt mir ausgesprochen!


    Ich habe mal grob nachgerechnet:


    1. Mit einer Sonnenumlaufzeit von 25 Tagen und einem Sonnenradius von r= 695.700 km komme ich mit v= Omega *r auf eine Radialgeschwindigkeit am Äquator von je
    v= +/- 2 km/s, der Unterschied von Ost zu Westrand ist somit 4 km/s.
    Das ergibt einen Doppler Effekt von
    z= Wurzel (c+v / c-v) -1= 13,3*10-6
    Das müsste eine Verschiebung von 13,3*10-6 *6.318 Å = 0,084 Å ergeben.


    Wodurch ließe sich der Unterschied zu deinen 0,05-0,06 Å erklären?
    Hast du nicht genau an den Äquator Sonnenrändern gemessen?
    Hab ich mich verrechnet?

  • Hallo Martin,
    ganz erstaunlich, was sich aus eurer Baustelle Spektrohelioskop alles herausholen laesst! Sehr anschauliche Sonnenphysik, nicht immer nur die H alpha Bilder. Gefällt mir sehr!
    Einen schönen Hochwald!
    Andreas

  • Hallo Martin,


    vielen Dank für das Einstellen und erklären dieser Animation. (Und Stathis für die mathematische Darstellung dazu.)
    Eine hochinteressante Thematik.
    Der Dopplereffekt, ganz gleich ob akustisch oder optisch, ist mir bekannt.
    Auch dass dadurch erkannt wird, ob z.B. Sterne sich auf uns zu oder weg bewegen (Stichwort Ausdehnung des Universums, Sternenbewegung, etz.)
    Ich habe aber nie daran gedacht, dass dies bereits an der Sonne schon aufgrund der Drehung,
    eine Seite auf uns zukommend und die gegenüberliegende eben von uns wegbewegend, so deutlich darstellbar ist.
    Dies ist m.E. ein tolles praktisches Beispiel für die Anwendung.


    Ich werde dies zum Anlass nehmen, mich an diesem hier grauen Sonntag ohne Pläne,
    mal näher mit dem Thema Spektroskopie in der Astronomie zu beschäftigen.
    (Was nicht heißt, dass ich alles andere schon durch hätte ... haha )


    Gruß und CS
    Svend

  • Hallo Martin,


    ich bin gespannt auf weitere Ergebnisse. Noch sehr deutlich kann ich mich an eine Sonnentagung in Chrimmitschau erinnern (irgendwann in den 80igern) als wir (H.Albert, A. Grünberg, meine Wenigkeit und andere) mit dem Sonnenprofessor vom Einsteinturm diskutierten, ob die kleine Verbreitung einer Fraunhoferlinie vom Achim gebauten Sonnenspektrographen eine Zeemanaufspaltung war oder nicht. Ich glaube der Professor meinte, dass dies nur eine Unschärfe durch Luftunruhe o.ä. war und keine vom Magnetfeld verursachte Aufspaltung.
    Damals sollte am Einsteinturm ein AS20/3000cm Sonnenteleskop gebaut werden, was aber auf Grund der schlechten optischen Qualität der Zeiss Linse nicht realisiert worden ist. Umso erstaunter war der Professor über die damals schon erreichte Bildqualität der Weißlichtaufnahmen mit eurem 150iger Coude und meinem A 150/2670 Refraktor.


    Jetzt kommt nun der Spektrograph vielleicht doch noch zu der Ehre, zu zeigen was in ihm steckt. Viel Erfolg dabei,


    Harald


    http://www.unigraph.de

  • Hallo,


    danke für euer Feedback.


    (==>)Jens: Ja das ist das große Ziel am Ende eines vermutlich noch recht langen Weges :)


    (==>)Stathis: du hast völlig richtig gerechnet. Es ist ja alles noch recht provisorisch bei unserem Spektrohelioskop. Aktuell arbeiten wir mit einem kleinen alten Selbstbauheliostaten aus den 70ern. Da kann man die Sonne nicht so genau positionieren, zudem ist der Spalt relativ hoch. Daher umfasst das Spektrum nicht nur äquatoriale Gebiete und ist auch nicht exakt am Rand aufgenommen. Das sollte die Abweichungen recht gut erklären zudem spielt wohl auch die Bewegung und Drehung der Erde noch eine Rolle wenn zwischen den beiden Aufnahmen zuviel Zeit vergangen ist. Es gibt auch Korrekturformeln auf einigen Webseiten zu dem Thema aber das war mir etwas zu hoch.


    (==>)Andreas: Danke Dir, ist ja noch eine Weile hin


    (==>)Harald: interessante Geschichte, kannte ich noch nicht. Muss ich mal Achim fragen wenn ich ihn das nächste mal sehe. Ich denke aber der Professor hatte unrecht. Ich habe mich auch letztens an dem großen Sonnenfleckt versucht und wenn dicker werdende Linien der Effekt ist, dann kann man den gut erkennen. Was ich aber nicht verstehe sind die Verdickungen an den Stellen wo überhaupt keine Linien zu sein scheinen?



    Oder als Video: https://www.dropbox.com/s/ddro…d1/ha_fleck_sphk.AVI?dl=0


    Viele Grüße
    Martin

  • Hallo Martin,
    super! das gefällt mir richtig gut, was Du uns zeigst. Danke dafür! Vielleicht könnt Ihr später Spektroheliogramme in verschiedenen Wellenlängen gewinnen. Dann wird es richtig spannend.
    Ich habe vor einigen Jahren einmal selber einen ortsauflösenden Spektroheliografen gebaut, der sich auf meine EQ6 montieren lässt.
    Damit konnte ich immerhin eine Protuberanz über der H-Alpha Linie nachweisen und war ganz aus dem Häuschen.


    IM folgenden gif wandert die Sonne langsam über den Spalt.Man sieht deutlich die Protu über dem Sonnenrand.



    macht unbedingt weiter mit Eurem Spektroheliografen!


    Viel Erfolg wünsche ich Euch.


    Gruß,


    Thomas

  • Hallo,


    (==>)Jens: hier findest du was darüber: http://spektroskopie.fg-vds.de/pdf/vds14_04a.pdf Das ist das Vorgängermodell, das neue funktioniert aber ähnlich und ist zum großen Teil aus den alten Komponenten konstruiert.


    (==>)Thomas: sehr schick dass muss ich auch mal ausprobieren. Spektroheliogramme sind ein fernes Ziel der Anlage :)


    (==>)Harald: das mach ich natürlich gerne.


    Viele Grüße
    Martin

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