BB unter Südhimmel: die erste komplette Nacht

  • Hallo,


    anbei der erste Beobachtungsbericht; Das "davor" hat ja Stephan schon sehr plastisch geschildert. Eine Vorwarnung: es werden weitere folgen, sobald ich die Zeit dafür gefunden habe.


    Bericht vom 15/16.07.2007; 20.00h – 03.40h
    Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 430mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) auf Dobsonmontierung


    verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 17mm Nagler Typ 4; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ6, 2,5-fach Powermate
    Ort: Namibia, Farm Tivoli, 1365m ü NN.
    Seeing: 3, später 2



    Wetter: tags windig, (3 bis 4) mit Eintritt der Dämmerung abflauend, in der Nacht meist schwachwindig mit halbstunden weise mäßigen Wind. Absolut wolkenlos, strahlendes Blau, auch zum Horizont hin ohne Einschränkung, sehr trockene Luft.


    Beobachtete Objekte:
    Galaxien: M83, NGC4945, NGC6744
    Kugelsternhaufen: NGC5139 (Omega Centauri), NGC4372, M22, NGC6642, M28, NGC2656 (PAL15), NGC6752
    Planetarische Nebel: NGC5844, NGC6337, Longmore16
    Gasnebel: M17 (Omeganebel), M8 (Lagunennebel)



    Nach nur ca. 4h Stunden Schlaf gibt es um 11.00h Astrofrühstück: Frische Brötchen, Brot, Käse, diverse Schinken, frisch gepresster Orangensaft (von eigenen Bäumen bei der Farm - schmeckt unvergleichlich!), Ei, diverse Müsli ... es fehlt an nichts. Auch das Ambiente ist super: unter einem mit einer Art Reet gedeckten 'Hütte' mit Spitzdach und offenen Dachstuhl, Lichte Höhe in der Mitte ca. 5m. Das Gebälk sind schwarze Rundhölzer. Dazu offener mit Ziegeln gemauerter Kamin, eine Holzbar aus dezimeterstarken Gebälk. Zwei Seiten des Raums sind offen, lassen den Blick in die Savanne frei.
    Der Tag vergeht im Flug: Dobson aufbauen geht ruck zuck, trage diesen vom Vorraum (Veranda) in den Bibliotheksraum an den Stangen, die rutschen dabei einseitig raus, hatte vergessen die unteren Klemmungen zu schließen. Schnell stecken Stephan und ich diese wieder rein - nicht 100% wie mir erst am Folgetag klar wird. Etwas Literaturstudium, dann ist schon Zeit zum Abendessen. Wir stellen uns an den Rand der bepflanzten Farm und beobachten den Sonnenuntergang. Unglaublich: wir stehen in Schwarzafrika am Rand der Kalahari! Das Licht ist bis nach dem 1. Kontakt noch hart, die Luft ist so transparent und trocken, das die gewohnte Verfärbung am Horizont wesentlich weniger intensiv ausfällt. Dann geht es schnell, nach 3min ist die Sonne weg. Nur in der Region um den Sonnenuntergang wir der Himmel orange, eine ca. 10 Grad hohe Glocke. Grünen Blitz konnten wir nicht ausmachen. Im Norden kommt der Erdschatten graubläulich auf breiter Front langsam hoch. Nach Süden wird der Horizont mehr und mehr Orange, dann rötlich auf breiter Front, ohne Glocke darüber. Der Übergang vom Rot über hellblau nach kräftigem Dunkelblau auf geringer Breite. Eine eindrucksvolle Stimmung: Zum Abendessen gibt es eine superfeine Mondsichel in Form einer liegenden Barke, trotz schon 34h Alter sehr dünn. Das aschfahle Licht ist ab ca. 20 Grad Höhe erkennbar, wird mehr und mehr deutlich. Zum Abendessen: dies ähnelt schon fast einem Dinier: Es kocht der Chef bzw. die Chefin. Stephan sagt es treffend: Von der Qualität wie ein 2-Sterne Gourmetrestaurant, nur mit anderen Portionen (sehr reichlich!) - lecker!


    Gegen 19.30h werden die Dobson samt Astrostuhl, Notebook und Zubehör auf die Dobsonplattform am Ostrand des umzäunten Geländes getragen. Notebook angestöpselt. Ich bin nervös wegen 1st Light, mache dann vieles falsch. Justage geht so lala- irgendwie nicht so richtig. Ich peile als erstes Objekt relativ niedrig auf Eta Carinae - kann selbst bei Minimalvergrößerung den hellen orange Stern nicht richtig fokussieren. Nein, das kann doch nicht sein! Seeing ist zwar recht mäßig - aber so schlecht? Habe ich einen Gurkenspiegel mitgenommen? Ich oute mich: mir war zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, dass Eta Carinae vom Humunkulusnebel umgeben ist, einen sehr kleinem, hellen und ovalen Scheibchen – punktförmige Abbildung somit bei dieser Vergrößerung unmöglich. Ich peile höher ins Sternbild Mücke und versuche mein Glück an einem Planetary - finde


    NGC5844 – PN – TRA (mag 12,0 – sbr 11,74; 1,0 * 1,0) SQM21,50
    kaum (die Halterung vom 8*50-Sucher ist so verbogen, das ich den nicht ganz justieren konnte). Der Starhop vom mag3 hellen ‚Spitzenstern’ des noch ungewohnten Sternbild Circulum geht relativ zügig, nur finde ich in der Zielregion nur andeutungsweise eine nebelige Aufhellung. Vor Nervosität hatte ich gar den Einsatz eines Nebelfilters versäumt. Es blieb beim etwas länglichen nebeligem „Etwas“, weit weniger als ich erwartet hatte. Beobachtet wurde im 17er, 13er und 9er, mehr lies das Seeing zum dem Zeitpunkt nicht zu. Frust kommt auf. Das nächste Objekt




    NGC5319 (Omega Cent) – GC - Cen (mag 3,7 – sbr 11,2; 36,6 * 36,6) SQM 21,50
    Ist ganz leicht einzustellen: Direkte Sichtung ist kinderleicht, das Objekt ist sehr leicht mit bloßem Auge auf der Verlängerung der Linie Beta – Epsilon Cen zu erkennen. Omega Centauri dann jedoch zum sich hinlegen: unbeschreiblich prasseln Myriaden von Sternen, alle scheinbar identisch hell mit gleicher Farbtemperatur, bei Minimalvergrößerung der flächige Zentralbereich über 50% des GF, zum Rand dann doch dünner werdend bis 70%. So etwas muss man gesehen haben. Diese Sternendichte, unfassbar, dagegen wirken alle mir bekannten GC wie ein dünnes Süppchen. Ich bin hin und weg, vergesse den Spiegelfrust.


    Stephan hatte davon gesprochen, unbedingt M83 am Südhimmel sehen zu wollen, stelle die GX dann auch am Adler ein.


    M83 – GX - HYA (mag 7,5 – sbr 12,8; 13,1 * 12,2) SQM 21,50
    Wow, eine sehr große Spiralgalaxie offenbart sich dem Beobachter. Gut erkennbar der helle, rundliche Nukleus in einer ovalen Zentralaufhellung mit zwei umschlingenden Armen. Bei der Klassifizierung bin ich mir nicht ganz sicher ob Spiral- oder Balken-GX mit Spiralarmen. Während der westlich startende Arm relativ kurz ist und nur ca. 90 Grad der GX umfasst ist der gegengleich startende Arm wesentlich länger, umfasst die GX ca. 270 Grad, also auch noch den kleineren Arm. Auffällig ein Mag13-Stern noch im Halo, in Verlängerung der Startrichtung des längeren Arms. Der Halo selbst etwas unruhig durch eine Vielzahl kleinerer Lichtknoten. Beobachtet im 9er Oku bei 202-fach.



    Am Beobachtungsplatz ist es richtig gemütlich: ein ca. 180*80cm großer Blechtisch, 2 Stühle bieten Gelegenheit den ‚Krempel’ auszubreiten. Stromanschluss ist da. Ich hatte das Notebook mitgenommen und so die Möglichkeit (für mich ungewohnt) bei Bedarf alle möglichen Regionen abzuscannen, zu zoomen. Der Nachtmodus bei Ciel (Rotlicht) ist jedoch auch bei herunter geregelter Helligkeit nicht wirklich gut für die Dunkeladaption, Sabine hatte eine rote Kunststoffscheibe dabei welche Sie mir den ganzen Urlaub zur Verfügung gestellt hat (nochmals vielen Dank Sabine!) die war hier ideal. Knabbersachen hatte ich reichlich mitgenommen, dazu ein Getränk aus dem gut gefüllten Kühlschrank unserer Küche.


    Ich bin immer noch angespannt, schwenke wieder etwas tiefer in das Sternbild Centaur, zu


    NGC4945 – GX - HYA (mag 8,6 – sbr 13,1; 19,8 * 4,0) SQM 21,50
    Einer Spiral-Seyfert-GX nahe Kantenlage. Ein sehr ausgedehntes Objekt. In dieser Nacht hatte ich unmittelbare Nachbarn NGC4945A (ca. 1/3 Grad entfernt) und NGC4946 nicht beachtet, 3 Nächte später dies Versäumnis nachgeholt. Die GX weist eine fast punktförmige Zentralaufhellung im unregelmäßig wirkenden inneren Bereich auf, liegt von 2h nach 8h quer im GF. Am unteren Ende ist ein Knick im Halo merklich erkennbar. Die Nachbereitung zeigt, dass hier Dunkelwolken die GX-Kante abblendet, weiter außen diese wieder durchscheint, was zum scheinbaren Knick führt. Dies war mir mit nicht optimal eingestelltem Gerät so nicht aufgefallen.



    Weiter geht es etwas mehr südlich ins relativ kleine Sternbild Musca (Mücke) links des dominant hellen Kreuz des Südens zu


    NGC4372 – GC - Muc (mag 7,8 – sbr 13,9; 18,6 * 18,6) SQM 21,50
    Einem sehr ausgedehnten Kugelsternhaufen. Ungewöhnlich blass für einen GC. Es fallen nur ca. 1 Dutzend Sterne auf, der erste Eindruck ist wie bei einem schwachen Offenen Sternhaufen vor rundlichem, blassen glimmen, dies trotz einer Entfernung von ‚nur’ ca. 19.000LJ und damit näher als M13 mit seinen wesentlich helleren Einzelsternen. Gänzlich anders als erwartet, aber super interessant. Auffällig ein heller mag7-Stern im GF auf 2h erkennbar. Der nächste GC im gleichen Sternbild,


    NGC4833 – GC - Muc (mag 7,4 – sbr 12,8; 13,5 * 15,5) SQM 21,50
    Wird angepeilt. In den Außenbereichen auch blass, nur mit merklich konzentrierterer Zentralmassierung. Auch im 13er sind hier schon sehr viele Einzelsterne aufgelöst. Ein schnuckeliger Kugelsternhaufen. Insgesamt wimmelt es am Südhimmel nur so von Kugelsternhaufen, von denen ich mir diese Nacht eine Reihe angesehen hatte, ja satt gesehen hatte. Seeing (und Justage) ließen hier auf gut 30 Grad Höhe keine (sinnvolle) Vergrößerung jenseits 250-fach zu, so konnten diese Schatzkästchen ihr Potential nicht ausspielen. Besser wurde es bei


    NGC6558 – GC - Sag (mag 9,3 – sbr 11,9; 3,7 * 3,7) SQM 21,50
    Einem kleinen GC hoch im Schützen. Warum die Amerikaner dieses Sternbild ‚Teapot’ nennen wird einen sofort klar, wirken die hellen Sterne doch tatsächlich wie eine Teekanne in Dreieckform mit Griff und Ausgussschnabel. Etwa 1 ½ Grad von der Schnabelspitze (Gam2 Sag) entfernt der GC, zur Beobachtungszeit gut 60 Grad hoch. Recht klein, merklich konzentriert steht der GC im GF. Die Region vor der Milchstraßenwolke von unzähligen Vorder-/Hintergrundsternen übersäht. Das Seeing ist hier oben merklich besser, lässt höhere Vergrößerungen zu. Nach aufsuchen im 26er wird das 9er, dann das 7er Oku (262-fach) bemüht. In 9er bereits gut aufgelöst prasselt es im 7er noch mehr, wenn auch auf kleinem Raum. NGC6558 steht in ähnlicher Entfernung wie M13, ist jedoch sehr viel kleiner.



    A pro pos M13: dieser GC des nördlichen Himmels musste immer wieder als Referenz herhalten. Ich will diese wunderschöne Sternenansammlung nicht schlecht machen, nur auch hier gilt wie so oft: Das Vergleichen ist der Anfang der Unzufriedenheit. Der Südhimmel bietet einige GC welche M13 in den Schatten stellen.


    Seeing-Check: an defokussierten Sternen in Zenithnähe kann man hochfrequentes Flimmern feststellen, Seeing ist nicht toll, aber brauchbar. Schon im Schützen wird


    M22 – GC - Sag (mag5,1 – sbr 11,1; 24’ * 24’) SQM 21,50
    eingestellt, ein Objekt welches aus heimischen Gefilden bekannt ist, und dort ein Versprechen nach Brilianz gab, welches im Süden nun eingelöst wird. Wow, was für ein Objekt! Hell, richtig hell ist der Kugelsternhaufen. Nach 10.000 Jahren Laufzeit prasseln die Photonen auf die Netzhaut. Ein flächig-heller Zentralbereich mit wunderbar deutlich abgehobenen Außenbereichsternen, welche auch vor dem Zentralbereich glasklar erkennbar sind. Der Halbmassenradius beträgt ca. 3,3’, was die flächige Ausdehnung dieses Objekts unterstreicht. Zum Genießen für Feinschmecker! Bei 262-fach fast GF-sprengend.



    Darf es auch etwas kleineres sein? Da bietet sich


    NGC6642 – GC - Sag (mag 9 – sbr 12; 4’ * 4’ ) SQM 21,50
    an, ein sehr konzentrierter Vertreter der Gattung Kugelsternhaufen. Der SAC-Katalog gibt hier eine völlig falsche Ausdehnung von 0,8’ aus, o.g. Werte sind eigene Einschätzungen. Etwa ½ Dutzend Sterne mag 12 … 13 vor dem GC sind auffällig, ob Vordergrund oder Außenbereich? Im 9er bei 202-fach am Rand angelöst, nach wie vor kompakt, grieselig. Weiter zum nächsten Messier-Objekt der Region:




    M28 – GC - Sag (6,9 – 11,0; 15’ * 15’) SQM 21,50
    Auch dieser GC steht in sternreicher Region, ca. 19k LJ entfernt. Etwa 40% des Radius massiert mit Einzelsternen, welche im Aufsuchoku bei 70-fach schon hervorblitzen, im 17er (108fach) deutlich hervorstechen. Sehr sehenswert, nur habe ich mich an GC nun sattgesehen.


    Nun wird es interessant. In der Region des Scorpion-Stachels geht es auf die Suche nach



    NGC6337 – PN - Sco (12,3 – 11,6; 0,6’ * 0,5’) SQM 21,70
    Einem wunderbaren kleinen Planetarischen Nebel. Schnell steigere ich die Vergrößerung vom 7er, zum 5er Oku (366-fach), später gar auf 508-fach. Der Nebel ist sofort als kleiner Kringel erkennbar, mit steigender Vergrößerung schälen sich mehr und mehr Details heraus. Ich nehme mir Zeit, mache eine ausführliche Skizze; das Gefühl der Hektik war von mir abgefallen. Ich erkenne einen Kringel mit mehreren Lichtpünktchen innerhalb, die alle auf einer gedachten Linie stehen. Der hellste Funken (ca. mag 13) nach 2h, knapp innerhalb des Kringels, Zentral ein grenzwertiger Stern, dann ein etwas deutlicherer (ca. mag 14,5) anschließend ein ca. mag 14-Stern direkt in der Ringschale. Zwei Aufhellungen im Ring fallen mir auf, eine umfasst ein ca. 40 Grad breites Segment zwischen 6h und 8h, eine kleinere etwa auf 10h gelegen. Knapp außerhalb des PN zwei dicht stehende Vordergrundsterne, auf 2h, nur ca. 0,1’ entfernt. Super interessant, ich habe Blut für PN geleckt – diese Objektklasse wird mich den gesamten Urlaub fesseln.
    Meine Skizze will ich bei Gelegenheit aufbereiten; wenn ich noch einen brauchbaren Scanner auftreibe auch gerne in die Foren stellen.




    Vom Erfolg animiert wechsele ich zu einem vermeintlich schwierigen Objekt nahe Mu Sco:


    NGC6256 (PAL15)– GC - Sco (11,3 – 13,0; 2,5’ * 2,5’) SQM 21,70
    Einem der (verflixten) Palomar Kugelsternhaufen. Definitiv einer der einfachen, ich habe keinerlei Probleme diesen auszumachen, er zeigt sich schon im Aufsuchoku eindeutig. Dann greife ich gleich zum 7er (262-fach). Es zeigt sich ein nebeliger Fleck mit leichter Aufhellung zum Zentrum hin, blass granulärer Eindruck. Am Rand eingebogene 3er Sternengruppe um die Mag 14/15. Da hatte ich mit mehr Problemen gerechnet. Jetzt wird es exotisch mit




    PK349-4.1 - PN - Sco (13,0 – 13,4; 1,4’ * 1,4’) SQM 21,90
    Auch Longmore16 genannt. Exotisch und schwer! Ausgehend von Kappa Sco pirsche ich mich per Starhop heran. Ich bin Aufsuchkarten gewohnt, nicht einen Bildschirm 3m vom Teleskop. So pendele ich häufig zwischen Bildschirm und Oku, bis die Distanz von knapp 2 Grad überwunden sind. Die sternenreiche Region macht es auch nicht einfacher. Der Nebel reagiert auf UHC-Filter, so ist eine eindeutige Identifizierung gewährleistet. Zu erkennen ist eine flächig wirkende blasse rundliche Aufhellung, welche im GF auf linken Seite einen Tick deutlich ausgeprägt ist. Knapp außerhalb Nahe des Rands auf 7h ein Mag 14-Stern, auf 12h ein mag15-Fünkchen, direkt am Rand. Rechts neben dem Nebel einer leicht zum PN hin gebogene 3er Gruppe fast senkrecht um mag 13/14. Schwierig aber machbar.


    Die Aufzeichnungen dieser Nacht waren nicht ideal, so habe ich versäumt die Himmelsrichtungen in die Skizzen einzufügen, und ebenfalls kaum Aufzeichnungen zur Uhrzeit gemacht. Dies erschwert die Nachbereitung. In den Folgenächten hatte ich glücklicherweise dazugelernt.


    Die nächste Zeit wird geschwelgt; M17, der Omeganebel und M8 der Lagunennebel in ungekannter Klarheit mit Details ohne Ende, es braucht keinen Nebelfilter, mit diesen wird es jedoch noch fantastischer. Auf Beschreibungen hierüber vertröste ich in noch folgende Berichte, da diese Objekte mich in der 4. Nacht besonders gefesselt haben, ebenso zu dem Pracht-GC NGC362 = Dunlop62 = 47 Tuc. Ein weiteres Paradeobjekt versuche ich noch zu beschreiben:


    NGC6744 – GX - Pav (8,3 – 14,2; 20,2’ * 13,2’) SQM 21,90
    Die große Pavo-Galaxie. Sofort ins Auge sticht das helle, ovale GX-Zentrum, für die zarten Außenbereiche sollte man sich Zeit nehmen. Dann offenbaren sich einem schwache aber doch erkennbare Spiralfäden. Die GX ist im Vordergrund durch etwa ½ Dutzend kleinster Sternchen gesprenkelt. An Rand des Halo auf 7h ein hellerer Mag12-Stern. Absolut lohnenswert. Im 13er kann man noch den Überblick behalten, im 9er ist die GX Gesichtsfeld sprengend, wobei ob der zarten Strukturen es schwer fällt die Grenzen festzumachen.



    Mit einem Pracht-GC


    NGC6752 – GC - Sag (5,4 – 11,7; 20,4’ * 20,4’) SQM 21,90
    Sehr ähnlich zu M22, etwas kleiner doch mit teilweise erstaunlich hellen Sternen, so um mag11 geht es weiter. Berücksichtigt man die mit 13k LJ um 30% höhere Entfernung, dürften dies GC recht ähnliche Dimensionen wie M22 aufweisen. Der Halbmassenradius ist relativ etwas geringer, ergo die relative Konzentration etwas höher. Das Objekt steht ca. 45 Grad hoch, da prasselt es nur so. Im 9er wird ein Großteil des GF von der Funkenpracht ausgefüllt. Immer wieder erstaunlich, wie plastisch die großen GC wirken, wie deutlich dem Nukleus vorgelagerte Außenbereichsterne zu sehen sind, das schafft kein Astrofoto.

    Bevor es verloren geht: es braucht kein Teleskop, um unter derartigem Himmel erfürchtig ins Staunen zu geraten. Die Milchstraße ist so leuchtend hell, Staubbänder so tief schwarz umrahmt vom mit kaltem Licht glosenden Sternenmeer, einfach ergreifend. Mein erster Blick nach oben, als ich das Tor zur Farm fürs Durchfahren des Autos bei der Ankunft geöffnet hatte hat sich eingebrannt. Eigentlich noch geblendet vom Autoscheinwerfer hat mich das Lichtband strahlend begrüsst. Nach dem Einsteigen konnte ich Stephan und Sabine nur stammelnd vor dem ersten Blick "warnen"



    Für den Folgetag habe ich einen 4-stündigen Rundflug mit der Cessna des Nachbarfarmers (u.a. über den Gamsberg, Sossusvlei [eine von bis zu 300m hohen Namibsand-Dünen umschlossene beige Salz-Ton-Pfanne in der Namib-Wüste], Nautkluft-Gebirge, …) gebucht, zusammen mit 3 andern Farmgästen. Es geht mit dem Auto um 07.15h los, so mache ich gegen 03.30h mit dem Spechteln Schluss, um zumindest etwas Schlaf zu finden.


    Gleich nach dem Weckerleuten um 07.00h war ich schon am grübeln wegen der – zumindest anfangs – nicht ganz zufrieden stellenden Abbildung des Teleskops. Da kam mir die Erleuchtung mit Gitterrohr-Stangen, das musste sofort geprüft werden. Jep – die waren auf 2 Seiten nicht bis auf Anschlag gesteckt. Die Folgenächte zeigten den markanten Effekt - … davon ist noch zu berichten.


    Viele Grüße


    Achim

  • Hallo Aachim,
    ich hatte es mir schon gedacht, dass dein Beobachtungsbericht bei mir sofort den blanken Neid hervorrufen wird!
    Wenn man einmal den Südhimmel mit all seiner Pracht so gesehen hat, kann man wirklich nur noch schwärmen.
    Ich will sofort wieder hin!!!!
    Ist dir beim Omega Centauri nicht auch die gelbliche Färbung aufgefallen? Du schreibst von "gleicher Farbtenmperatur"... für mich war die eindeutig gelblich.
    Ich freue mich schon auf deine nächsten Berichte!
    Cs
    Timm

  • Hallo Achim,
    absolut klasse! Timms blanken Neid kann ich ansatzweise nachvollziehen, auch wenn ich noch nie in Namibia war und deswegen eigentlich nicht mitreden kann.
    Aber deine (und StephanPsy's!) Beschreibungen lassen doch schon einen sehr plastischen "Eindruck der Eindrücklichkeit" einer solchen Astroexkursion entstehen.


    Schön, dass ihr auf eure Kosten gekommen seid! Ich freue mich schon auf weitere Berichte!!


    Viele Grüsse,
    Daniel

  • Hallo Achim,


    wow, was für ein toller Bericht. Weiß gar nicht, was man dazu sagen soll. Kann man wohl nur schwer nachempfinden, wenn man es selbst noch nicht erlebt hat. Besonders Omega Centauri muss ja der reine Wahnsinn sein, den würd ich auch mal gerne sehen! [:)]


    Freu mich schon sehr auf die nächsten Berichte!


    Christian

  • Ja, ein wunderbarer Bericht ! Und das Beste für mich daran: ich war direkt mit dabei ! Es war aber auch bewundernswert - abgesehen von der dicken gefrusteteten Luft, die anfangs dieser Nacht ganz deutlich spürbar wegen der lockeren Gitterrohrstangen über dem Dobsonbeobachtungsplatz stand - mit welcher Akribie Achim zwischen Okularauszug, Laptop und Aufzeichnungsblättern hin und herschwebte, kritzelte, schrieb und Zeichnungen anfertigte, großartig !


    Und für diejenigen, die nicht mit dabei waren: freut Euch schon mal auf Achims Bericht, wenn er dann von seiner Beobachtung der NGC 55 Galaxie erzählen wird ...


    (==>)Timm: für mich erschien Omega Cent. eher leicht grün-gelblich zu sein (vielleicht lag das aber auch nur an einer Interferrenz mit dem leichten Belag von feinem rötlichem Sand auf meinem Hauptspiegel), aber auffallend eben, wie gleichmäßig hell die Farbe und Helligkeit der tausenden Sternenpünktchen über das Gesichtsfeld verteilt war

  • Hallo Achim,


    einfach wunderbar deinen Bericht zu lesen. Es ist schön, dass du nicht ausschließlich die "harten" Objekte selbst, sondern auch die Stimmung rund herum beschreibst, das gelingt dir super.
    UND, ich erwarte sehnsüchtig die Skizzen im Forum [:)]


    Schön, dass ihr M 83 gemacht habt, sicher einer der Knaller am Südhimmel, oder. Ich hatte ja mal in den Hochalpen bei extrem guten Bedingungen die Möglichkeit M 83 zu beobachten und zeichnen und war darüber mehr als beeindruckt.


    Ja, und 6337 versuch ich schon seit Jahren von den Alpen [:)] Sicher einer der ersten PN den ich von dort unten versuchen würde. Habs dieses Frühjahr sogar geschafft den Ring auszumachen, von der Sternlinie leider aufgrund des Seeings (bei -38 DEC nur ein paar Grad über den Bergen) nix zu sehen.


    Ach ja...NGC 6256 ist kein Palomar [:D] und schon lange nicht Pal 15 (der mit Pal 14 schwerste Palomar). Typischer Katalogfehler vom SAC, Pal 15 ist der in RA nächste GC von 6256 aus gerechnet, siehe die von Skiff verbesserte, "offizielle" Liste von Harris


    Viele Grüße, uwe

  • Hi,
    geiler bericht[8D][:p]
    ich fahre erst dorthin,wenn Saturn,Jupi,Mars gleichermaßen attraktiv sind[;)]
    wären 50 cm Spiegel oder gar 60 cm nicht noch geiler(mal vom Finanz und Transportproblem abgesehen)?
    schade,dass beim Mensch sich negative erlebnisse tiefer einbrennen als positive Eindrücke,Fotos können das ja nicht mal ansatzweise kompensieren[}:)]
    neidvolle Grüsse
    PS:freue mich auf die Fortsetzung[:)]

  • Hallo liebe Freunde der Astronomie,


    vielen Dank für das freundliche Feed-back!


    (==>)Timm: ich bin mir sicher, Du planst schon den nächsten Trip in den tiefen Süden. Vorfreude ist die schönste Freude - genieße sie.
    Omega Centrauri ist mir auch mit gelblichem Stich in der Erinnerung


    (==>)Daniel: ich habe gestern Abend noch ein paar Stunden an der Fortsetzung geschrieben, darin kommt dann auch Shapley1 vor, ich hoffe bald mit dem Tag2 fertig zu sein


    (==>)Christian: Omega Centauri ist mehr als beeindruckend,keine Frage.Für mich persönlich stelle ich den Eta Carinae-Komplex, die kleine Magellansche Wolke und insbesondere die große Magellansche Wolke, den Kugelsternhaufen 47Tuc auf die gleiche Stufe, und dann gibt es noch einige Objekte die nicht weit darunter anzusiedeln wären.


    (==>)Stephan: der Anfangsfrust war schon heftig, später wurde dies aber mehr als kompensiert, so blieb euche eine Reisebegleitung mit hängendem Kopf erspart ...


    (==>)Uwe: ich hatte mich schon gewunder, ein Palomar und so spielend einfach - wäre zu schön gewesen. Am 18.07 hatte ich mich an PAL11, 12 und 13 versucht, keiner davon war einfach, vor allem PAL13. Ich hatte dazu den Fehler gemacht mittlere bis höhere Vergößerung einzusetzen. Davon mehr im übernächsten Bericht ...


    (==>)Marc: wie heist es so schön: Öffnung ist durch noch größere Öffnung zu ersetzen, dunkler Himmel ist durch nichts zu ersetzen. Gerade davon gibt es auf Tivoli reichlich. Klar wären 50 oder 60cm noch besser (entsprechende Spiegelqualität und Sauberkeit der Optischen Elemente vorausgesetzt). Mit 43cm war ich m.E. sehr gut ausgestattet. Bei dem Teleskop konnte ich entspannt und ohne Tritt beobachten (Stephan und Sabine hatten es da ab 50 Grad Höhe beim Adler deutlich schwerer)


    Viele Grüße


    Achim

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!