Astigmatismus bei Cassegrain Bauform?

  • Hi Wolfgang,


    ich bin nicht ganz sicher, ob ich die Frage richtig verstehe, aber ich versuche mal 'ne Antwort.
    Der Astigmatismus abseits der Achse ist bei allen Cassegrain-Teleskopen vorhanden (auch bei RC
    oder DK und natürlich auch beim Newton). Soweit ich mich erinnere ist es nicht möglich ihn mit nur
    zwei optischen wirksamen Flächen loszuwerden (möglicherweise täusche ich mich und es geht, wenn
    man starke andere Fehler in Kauf nimmt). Der off-axis Asti ist völlig normal, relativ klein und
    kein Grund Abstand von diesen Systemen zu nehmen. Am besten, du siehst dir diese Systeme mal in
    einem Raytracingprogramm an, da sieht man, dass andere Fehler viel schwerer wirken.


    Ciao, Heiner

  • Hallo Heiner,


    Erstmal Danke für deine Antwort!
    Ich hoffe ich habe das jetzt verstanden:


    Ich betrachte nun zwei Sterne (Abb. 1), der Stern A ist koaxial zur
    Teleskoprichtung und der Stern B ist um den Winkel alpha verschoben.
    Betrachtet man nun die z,x-Ebene (Abb. 2) des Strahlengangs, sieht man das alle Strahlen des Stern's A (schwarz) in einem Brennpunkt vereint werden -> kein Astigmatismus.
    Die Strahlen des Sterns B (rot) werden nicht mehr in einem Brennpunkt verreint -> Astigmatismus.



    Kann man also sagen das nur bei kleinen Vergrößerungen die Sterne im Randbereich deutlich Astigmatismus aufweisen?
    Wird dieser Effekt bei der Cassegrain Bauform noch zusätzlich verstärkt?
    Welche Programme würdest du zur Simulation von solchen Strahlengängen empfehlen?


    mfg Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    jo, genauso ist es.


    > Kann man also sagen das nur bei kleinen Vergrößerungen die
    > Sterne im Randbereich deutlich Astigmatismus aufweisen?


    Bei kleinen Vergrößerungen ist der Asti und auch die anderen
    Fehler (insbesondere Koma) so klein, dass man sie visuell nicht
    wahrnimmt.



    > Wird dieser Effekt bei der Cassegrain Bauform noch zusätzlich
    > verstärkt?
    Kommt auf die Art des Cassegrain an. Der RC zeigt z.B. mehr Asti
    als der Klassische Cassegrain, zeigt dafür aber keine Koma.


    > Welche Programme würdest du zur Simulation von solchen
    > Strahlengängen empfehlen?


    Ich persönlich nutze OSLO EDU. Es gibt aber auch andere; vor ein
    paar Tagen stellte H.J. Busack hier z.B. eine neue Version seines
    Raytracing-Programms vor.


    Ciao, Heiner

  • Hallo, noch ein kleiner Nachtrag um mal die Dimensionen zu
    zeigen, über die wir hier reden. Ich hatte das mal für einen
    400mm f/2,5 f/8 Ritchey-Chretien, einen 400mm f/2,5 f/8 Klassischen
    Cassegrain und einen 400mm f/4 Newton durchgerechnet:


    Dieses ist der RC, man sieht off-axis deutliche Bildfeldwölbung
    und etwas Asti. Erwartungsgemäß findet sich keine Koma:

    Man sieht aber auch, dass sich die Fehler im Fokus deutlich innerhalb
    des Beugungsscheibchens bewegen (schwarzer Kreis).



    Schon beim Klassischen Cassegrain dominiert die Koma:


    Und so sieht der Newton aus. Der Vergleich ist evtl. nicht ganz
    gerecht, weil der Newton f/4 ist, aber es ging mir hauptsächlich um
    die Baulänge des Teleskops:


    Ciao, Heiner

  • Hallo Wolfgang,




    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: ratman</i>
    <br />Hallo Leute,


    Hab neulich in der ATM Wiki (http://www.otterstedt.de/wiki/index.php/Cassegrain_Teleskop) gelesen das bei der Cassegrain Bauform verschiedene optische Fehler auftreten und darunter auch Astigmatismus.
    Wie kommt der Astigmatismus da zustande?


    Danke für eure Antworten,
    Wolfgang
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Astigmatismus wird wenn ich mich recht erinnere auch "Zweischalenfehler"
    genannt.
    Wenn du einen Kugelspiegel gegenüber der vom Stern ankommenden Wellenfront
    verkippst dann "sieht" diese in tangentialer und sagitaler Ebene verschiedene
    Spiegelradien. Daraus resultiert daß die Brennweiten sagittal und
    tangential differieren. Die Graphik auf Seite 29 im Rutten/van Venrooij
    zeigt das ja sehr schön (dort am Beispiel einer Linse, was aber prizipiell
    auf das Gleiche herauskommt).


    Beim verkippten Spiegel tritt aber auch Koma auf.


    Beide Fehler können durch einen geeigneten Sekundärspiegel kompensiert
    werden. Der braucht den richtigen Kippwinkel und den richtigen Radius.


    Leider leider kann man nicht beide Fehler, Asti und Koma, gleichzeitig
    kompensieren. Je nachdem wie der Casegrain ausgelegt wird kann man
    sich einen Fehler herauspicken und eliminieren.
    Der Ritchie-Chretien eliminiert die Koma, behält aber Asti übrig.
    Ein astigmatisches Sternabbild ist aber symmetrich und deshalb für
    viele Zwecke besser geeignet als ein komatöses Sternabbild (z.B. für
    Meßzwecke).


    MfG,Karsten

  • Hallo Leute,


    Danke für eure Antworten!


    Heiner, wenn ich deine Bilder richtig interpretiere so ist eigentlich
    die Koma bei weitem kritischer als der Astigmatismus. Besonders beim Newton scheint ja die Koma besonders "schlimm" zu sein im Vergleich zum RC.


    Karsten, gibt es Ausnahmen bei denen ein komatöses Bild für Meßzwecke besser geeignet ist als ein astigmatisches?


    mfg Wolfgang

  • Hi Wolfgang,


    &gt; Heiner, wenn ich deine Bilder richtig interpretiere so ist eigentlich
    &gt; die Koma bei weitem kritischer als der Astigmatismus.


    Ganz genau, Koma und Bildfeldwölbung.


    &gt; gibt es Ausnahmen bei denen ein komatöses Bild für Meßzwecke besser
    &gt; geeignet ist als ein astigmatisches?


    Eher nicht. Es ist sehr schwer für einen durch Koma veränderten Stern
    einen Mittelpunkt (also genauen Standort) anzugeben. Für Sterne, die
    durch Asti oder Bildfeldwölbung verändert sind ist das jedoch ganz einfach.


    Ciao, Heiner

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!