Beobachtungen vom 4./5. August 2005, Heidelberg
Der Abend begann wie immer mit der Abschattung meines Standorts: Vorstadtbalkon mit viel Streulicht. Hinzu kamen Wolken mit nur vereinzelten Löchern. Doch auch an den letzten Abenden lockerte die Bewölkung nach Mitternacht meist auf… Es hieß also abwarten.
Unter der Wolkendecke hindurch konnte ich tief im Süden Antares und Sigma SCO ausmachen bei ca. 10° Horizonthöhe und diesiger Luft: Mit meinem Newton 6“/f9 war’s einen Versuch wert, aber wieder blieb ich bei M4 erfolglos. Der eigentlich leicht zu findende Kugelhaufen mit 6,4mag ist offenbar scheu gegen Streulicht und/oder Horizontnebel – oder er hat was gegen mich! Naja, nicht verzagen. Dagegen konnte ich M80 gut ausmachen (7,8mag) und fertigte gemütlich eine Skizze, zuerst mit 70x, dann bei 215facher Vergrößerung. Geschätzte 12° über Horizont konnte ich indirekt den Westrand von M80 auflösen, was ich ganz gut fand bei einem Seeing von unter 4,9mag, wie ich bei einem Zenit-Wolkenloch an Lambda Lyrae festmachen konnte. Umso mehr wurmte mich der Misserfolg bei M4. Ein andermal. Dann zog alles zu.
Eineinhalb Stunden später verflüchtigten sich die Wolken und gaben Stück für Stück den Himmel frei: Das Sternbild Sagitta (Pfeil) hatte ich mir ausgesucht, das ich bisher noch nicht beobachtet hatte und das nun gg. 01 Uhr sehr hoch stand. Im 16x30 Minibino schon ein schöner Anblick mit vielen feinen Sternformationen. Die Grenzgröße lag nun bei ca. 5,0mag und etwas besser. M71 war da leicht auszumachen und gab bei 215x eine Augenweide ab mit einer Helligkeit von 8,3mag. Der lockere Kugelhaufen selbst schien mir groß und hell und gut auflösbar. Nicht weniger eindrucksvoll aber war er im ganzen umgebenden Sternenfeld bei 56x und 70x.
Schließlich wagte ich gegen 1:30 Uhr noch die „Hantel“ M27 in Vulpecula (Füchschen), die ich mit Karkoschkas Hilfe leicht fand. (Das „Füchschen“ hat den Namen übrigens von einem Deutschen, der sich an das Kinderlied „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ erinnert fühlte, als er diese Konstellation so nah beim Schwan benannte.) Schon im 25mm-Plössl bei 56x huschte M27 als deutlicher, großer Nebelfleck durchs 0,7°-Gesichtsfeld. Leicht diffus, aber durch seine Größe faszinierend in diesem reichen Sternenfeld, hab ich erst mal eine Skizze gemacht. Schon hier schien er mir eine „Taille“ zu haben, also in der Mitte geschnürt zu sein. Ich weiß nicht: „Hantel“ schien mir immer eine seltsame Assoziation, wie bei 70facher Vergrößerung noch deutlicher wurde. Der planetarische Nebel mit 7,6mag Helligkeit hatte hier seine leicht erkennbare runde Form mit Einschnürung und recht scharfen Süd- und Nord-Kanten. Irgendwie sieht das recht weiblich aus… wenn auch ein bisschen drall! Auch hiervon fertigte ich eine Zeichnung. Westlich vom schwachen Zentrum des Nebels macht ich eine deutliche, punktförmige Aufhellung aus (indirekt) – ob’s ein Stern ist oder nur eine besonders helle Zone des Nebels konnte ich von dem, was ich sah, nicht entscheiden. Mit UHC-Filter wurde das Gesamtbild durch die Abdunklung des Hintergrunds zwar besser, aber diesen hellen Punkt betreffend, ließ sich nicht mehr sagen. Jedenfalls war meine erste eigene Sichtung des „Hantel“-Nebels sehr eindrucksvoll, auch wenn’s „nur“ in Grau war.
Zur Skizze (http://www.astrotreff.de/objektdetail.asp?file_id=11448): es handelt sich um eine spontane Bleistiftzeichnung am 150er Newton, die ich später gescannt/invertiert habe. Keine nachträglichen "Verbesserungen" oder "Verschönerungen" an der Zeichnung selbst, nur Angaben über Größe, Helligkeit usw. nachträglich angemerkt. Kein Anspruch auf astronomische Exaktheit, sondern Wiedergabe dessen, was ich subjektiv gesehen oder auch nicht gesehen habe.
clear skies
Matthias