Erfahrungsbericht - First Light

  • ... "ohhh, komm schnell her, endlich! Fantastisch" Schrie ich leise um niemanden in der Nachbarschaft zu stören. Morgens. 5:25h. Ich kam mir vor wie Tom Hanks im Film "Cast Away" - ICH habe Feuer gemacht! Etwas neues, was noch nie jemand geschafft hat. Ein besonderes und einzigartiges Gefühl stellte sich ein...


    Aber von Anfang.


    Sternzeit: 28.12.2012
    Ich saß am Küchentisch und fasste die Entscheidung mich hier im Forum anzumelden. Bereits seit meiner Jugend liebe ich die Astronomie. Ein ständiger Begleiter. An diesem besagten Tag nun wandte ich mich erstmalig an Euch. "Was benötige ich für mein wenig gespartes Geld und was kann ich dann mit der Ausrüstung anstellen unter diesen und jenen Bedingungen." Promt kamen viele sehr gute Antworten. Ich freue mich, wie freundlich und hilfsbereit - und vor allem - geduldig die Menschen in diesem Forum sind! Ein Lob an alle! Trotz der regen Teilnahme meines Posts kam es nicht zu einem Kauf. Das Studium wurde abgeschlossen, ein Umzug nach Hamburg fand statt und der Antritt zum neuen Job. Weitere Jahre zogen ins Land. Zwischenzeitlich bin ich Besitzer einer DSLR geworden. Einer EOS 750d. Ein Klasse Gerät! Ein treuer Begleiter seit nunmehr 5 Jahren. Da ich eigentlich ausschließlich Landschaften am Morgen oder am Abend fotografiere, habe ich eine dafür entsprechende Ausrüstung über die Jahre angeschafft. Nicht viel. Aber ausreichend. Weitere Jahre vergingen. Die Astronomie begleitete mich ständig in der Theorie. Artikel, Bücher, kleine FIlmchen im Internet und ab und zu Forumberichte.


    Sternzeit 03.12.2019.
    Ich kann es kaum glauben. "7 Jahre ist das her, als ich mich damals hier anmeldete?" Unglaubwürdig schaute ich mehrmals auf das Datum. Rechnete zurück. Unglaublich! 7 Jahre! und davor auch schon viele Jahre überlegt von der Theorie zur Praxis zu wechseln. "Man, man, man. So geht das nicht. Jetzt oder nie" Mein Entschluss war gefasst. "Wenn ich es jetzt nicht tu, dann nie", dachte ich - ein wenig angefressen. Wieder zurück zur Seite des Astrohändlers. Kurz noch einmal über mein Budget philosophiert. 1.000,00 €! Das muss reichen Schließlich verdiene ich mit dem Hobby kein Geld und komme, Job-bedingt, nur 5 - 6 Mal im Jahr aufs Feld. "Ja, eine gute Summe". Montierung? "Mhhhh.. warum gibt es so viele" fragte ich mich immer wieder. "Nimmst was anfängerfreundliches". EQ 3. Bißchen was zum Spielen und kennenlernen. "PHILIPP!" Ermahnte ich mich selbst. Seit über 7 Jahren willst du endlich in den Himmel gucken. Wenn, dann kaufst du dir was vernünftiges! Ok... Weitersuchen. Schnell stieß ich auf die HEQ-5 Pro. Eine mittlere Reisemontierung. "Klasse, die wird es. Kostet 999,00€. Passt" Ab in der Warenkorb. "Brauchst du noch mehr....? Ja! Wie schraub ich meine Kamera an die Montierung? Gaffa? Loch bohren? Schweißen? (Alle reden ja von einem stabilen System)." Prismenschiene ist das Stichwort. Ab in den Warenkorb. Den bisherigen zwei Artikeln folgten noch ein T2 Anschluss, ein Netzstecker, ein Verlängerungskabel, ein PierroAstro Kabel. "So, alles komplett? NEIN, Philipp. DU brauchst noch ein Teleskop. Denk dran, jetzt machst du es richtig". Gesagt getan. Wieder Foren wälzen. Videos schauen. Artikel lesen bis in die Nacht. Ich kam mir vor wie als Kind. Legokataloge unter der Bettdecke 10 Mal durchblättern und von einer gigantischen Stadt träumen. Es macht ja wirklich Spaß. Vergleichen, Preise schauen, zusammenstellen. Schnell landet man bei den Teleskopen, für einen Preis, bei dem andere sich eine Wohnung, oder sogar ein Haus für kaufen. "Verrückt. Wer kauft sich das nur?" Nach meinen kurzzeitigen Höhenflügen wieder zurück zu den Refraktoren. Diese sind, auf Grund der Brennweite sowie nicht notwendige Justierung sehr anfängerfreundlich. "Aber, ich habe doch mein 200 mm L Objektiv von Canon. Das ist doch ein kleiner Refraktor" dachte ich mir und schiele auf meinen Fotorucksack. "Ja, brauchst du nicht. Ob 400 mm, oder 200 mm macht nun wirklich keinen Unterschied. Was du brauchst ist BRENNWEITE! JAAA! Ein Gefühl der Erhabenheit und absolute Selbstsicherheit setze ein. Wieder eine tagelange Internetsuche. "Wie funktioniert eigentlich das Hubble-Teleskop?" Nach kurzer Recherche: Eine Ritchey-Chretien Konstruktion. "Was da oben seit einem viertel Jahrhundert funktioniert, krieg ich ja wohl auch im Garten hin". Astrohändler - RC eingeben - 150mm. Die erste Wahl. Wir wollen ja nicht übertreiben. "PHILIPP!" Wiedermal schoß es mir ein. Nicht kleckern. Klotzen. Nicht komplett übertreiben, aber was "Vernünftiges". "Ja! 203 mm, 1630 mm Brennweite. Hammer. Mond, Planeten und "richtige DeepSkyObjekte. So machst du das jetzt, Philipp" befahl ich mir selbst. Auch die 7,5 kg Tubusgewicht trägt die HEQ-5. Passt - wieder. Kurz noch eine Mail zum Astrohändler um sicherzustellen, dass ich alles habe. Eine Art "Ready to shoot" Ausrüstung. Der Astrohändler bestätigte nur eine kurze Zeit später. GO! Bestell! Jetzt! Sofort! Ein paar Klicks später und ich habe die Bestellung getätigt. 2.267,00 €. "Oh man, über 100 % mehr, als ich eigentlich plante." Ich ging kurz in mich. Fing an zu zweifeln. "Mist, wenn das alles nicht klappt. 40 kg Ausrüstung aufs Feld. Dann stehst du da. Bist förmlich gezwungen da zu stehen." Viele Gedanken kreisten in den folgenden Stunden durch den Kopf. Doch gegen Abend des Tages stellte sich eine Euphorie ein, welche ich bisher selten erlebte. "Alter, du hast es endlich getan. Ein Teleskop. Ab sofort darfst du dich Amateur Astronom nennen. JAA!" Ich schaute mir weitere Bilder von Galaxien an, welche mit einem 8" RC aufgenommen wurden. "Der Hammer" sagte ich mir immer wieder fasziniert und noch immer euphorisiert.


    Sternzeit: 23.12.2019.
    Das Paket habe ich zu meinem Familienhaus schicken lasse, da ich dort eh die Festtage verbringe. "Philipp, wie viele Pakete kommen noch? Und wieso ist das so schwer?" wurde ich empfangen. "Geh mir aus dem weg, Mutter." Dachte ich mir, aber begrüßte natürlich alle herzlich. Ich schlang den Kuchen runter und trank hastig den Kaffee. "Jetzt gibts Geschenke für mich" Sagte ich lautstark. "Heute ist mein Weihnachten". Alle Pakete sind schnell zusammengesucht und schnell ins Wohnzimmer gehieft. Erst das Stativ. "Man, was ein Hammer". Mein bisheriges Landschafts-Carbon-Stativ sieht dagegen aus wie ein klappriger Zahnstocher. Absofrt werde ich wohl Angst haben, dass mir meine Kamera in der Landschaft umfällt. Aber weiter gehts. Der Montierungskopf. Die Zubehörteile. Alles innherhalb von wenigen Minuten zusammengeschraubt. Aus den Videos der letzten Jahre hätte ich es wahrscheinlich auch blind machen können. Und zuletzt: DAS Teleskop! "Los, kommt alle her" Schrie ich in Wohnzimmer - unter dem Motto: "Ihr dürft dabei sein, wenn Astronomiegeschichte geschrieben wird". Um mich rum bildete sich ein kleiner Kreis. Ich, wie mit 9 Jahren ein ferngesteuertes Auto ausgepackte, öffnete ich das große Paket. Und was soll ich sagen. Es war beeindruckend. Zugleich beängstigend. "Oh, so groß hätte ich es nicht erwartet. Aber, ist nun so" Kommentare über die Transportfähigkeit des gesamten Konstrukts meiner Mitmenschen, blendete ich vehement aus. "Mein Schatz!" Den Tubus rauf die Montierung. Zwischenringe ran. T2 Anschluss an die EOS.
    Und da stand mein ganzer Stolz. Eine menschengroße Konstruktion welche ich nur schwerlich allein bewegen konnte. Schnell raus zum Fenster. Klar, bewölkt. Wie es soll anders sein. Wetterapp: Kommende Nacht nur bewölkt. Eine andere App geladen. Mist, auch dort bewölkt. Eine dritte App. Ja, natürlich. Auch bewölkt. "Nun gut. Macht nichts. Du hast jetzt bestimmt 10 Jahre gewartet. Das überstehst du auch noch" dachte ich mir energisch. Trocken Aufbau und sich mit der Handsteuerbox vertraut gemacht. "Oh, alles selbsterklärend. Fein. Übermorgen soll es etwas klarer werden. Kriegst ja easy hin; ein Kinderspiel wird das. Und der pure Genuss des Nachthimmels" dachte ich mir überheblich...


    Sternzeit: 25.12.2019.
    17.00 Uhr. nach einem kleinen vorbereitenden Nickerchen raus geschaut. "STERNE!" Brüllte ich zur festlichen Gesellschaft. Also, das ganze stählerne Präzisionswerkzeug rausgeschleppt. Fachmännisch aufgebaut. Schnell, aber bedacht. "Ohhh nöööö. Wolken. Kacke." Wetterapp angeschmissen. Ernüchterung. Wolken. Ganze Nacht durch. Nur sehr kleine wolkenfreie Bereiche konnte ich erspähen. "Egal. Ziehst jetzt durch" Einnorden: Das erste Mal. Man weiß nicht so recht was einen erwartet. Ich, 1,92m groß, kein Hochleistungsturner. So kroch ich unter die Montierung. Die Stativbeine natürlich kaum ausgezogen. So lernte ich es schnell in der Landschaftsfortografie. Schwingungen um jeden Preis minimieren. "Schwingungen, alles Mist, Krieg ich nicht hin. Schwingungen, oder Krankenhaus wegen Rückenbruch" fluchte ich vor mich hin. "Ok, dann nordest nur grob ein. Sind ja eh Wolken". Ca. 54° an der RA- Achse. Kompass Richtung Nord. 3 Sterne Alignment. Munter summte die Montierung los. Ich war glücklich, besonders, weil ich am Abend der Erstaufstellung es geschafft habe, so einzunorden, dass das Teleskop immer in die Gegengesetze Richtung fuhr. Ich dachte schon, dass "irgendwie" der Südhimmel eingestellt war. Nein. Es war einfach nur Unfähigkeit. Zurück zum Star Alignment. Die Montierung surrte. Ich lächelte. Ein Nachbar schaute neugierig. "Tja, und nun?" Mittelweile war es ca. 19:30 Uhr. Nur Wolken. Ich holte mir einen Stuhl. "Ach ja, das Teleskop kann ich ja schon mal rausholen. Dann kann es auskühlen, bis es klar wird" Gesagt getan. Hinzufügen möchte ich an dieser Stelle, dass ich die angegebenen 7,5 kg stark anzweifel. Leider ist unsere Waage kaputt. Aber, sei es drum. Ich schraubte das Teleskop natürlich direkt auf die Montierung. "Warum nur rumstehen. Dann kann ich lieber die gesamte Pracht genießen." In der Zwischenzeit schaute ich mir mögliche Objekte an, welche ich anfahren möchte. "Ah die mitbestellte 30,00 € Sperrmüllpappe", welche Batihnovmaske geschimpft wird schnell holen. Zum fokussieren. Auf dem Weg ins warme Haus dachte ich darüber nach, dass es hier ja ganz angenehm ist, alles Stück für Stück zu holen. Wenn ich aber auf dem Feld stehe, nach einer zwei stündigen Hinfahrt und ich irgendeine Schraube, oder ein Kabel vergessen habe... Diesen Gedanken darf man gar nicht zu Ende denken. "Was ich brauche ist eine Checkliste" ermahnte ich mich. Zurück beim Teleskop, habe ich das überteuerte Stück Papier vor den Tubus geklemmt. "Mhh, alles dunkel. Ich richte mich mal auf ein Haus gegenüber aus. Dann kann ich an den LEDs der Außenbeleuchtung fokussieren." Pustekuchen. Eine riesige helle Matsche überraschte mich auf dem Display meiner EOS. "Mist. Wie fokussiere ich denn? Ich habe hier f/8. Ach du Sch§&%e." Iso auf 12.000. Immer noch dunkel. "Mhhh. Unmut machte sich breit." Wie aus dem nichts stellte sich Ratlosigkeit ein. "Hatten die freundlichen Helfer im Astroforum etwa doch recht?" Dachte ich entzürnt. Wohin ist mein sonst allgegenwärtiges Selbstvertrauen. "Ach, du bist Ingenieur. Easy. Das haben ganz andere Leute hingekreigt" Dachte ich großkotzig und sprach mir wieder Mut zu. Eine kurze Zeit später rissen die Wolken etwas auf. "So, nun aber schnell. Eigene Checkliste im Kopf abspulen: Noch mal mit Gewicht Einnorden, schnell Alignment und M101 anfahren" Mist. "Wieso sehe ich Polaris durch das Polarscope nicht" rief ich mir selbst zu. "Das kann doch nicht sein, Wieso lässt sich die blöde LED nicht dimmen. Wer baut sowas?. Ist es auch wie im VW-Vorstand ala: Jo, Helmut. Das sieht echt Mist aus. und funktioniert auch nicht Bauen wir so!" Ich fluchte weiterhin unter erheblichen Rückenschmerzen. "Das mache ich nicht noch mal. Morgen wird ein Polarfinder und ein Laptop bestellt. Ehrlich. Man muss ja ein Hobbit sein um dadurch zu sehen, geschweige denn, noch parallel die Montierung an diesen winzigen und schwerdrehenden Schrauben auszurichten." Nach langem Gemecker, zogen wieder Wolken auf. Vorbei war die klare Sicht. "Das kann doch jetzt nicht wahr sein" fluchte ich lautstark. "Alles Pisse", teilte ich meiner Mutter mit, als ich fluchend ins Haus zurückkehrte. "Das musst du nicht so eng sehen. Das wird schon noch", redete sie mir gut zu. Recht hat sie ja. Also, wieder raus. Hektisch habe ich alles erneut überprüft. Wetterapps gecheckt. Eine Zigarette nach der anderen geraucht. "Heute ist Schluss. Ich pack ein." Mittlerweile war es 23:00 Uhr. ClearSky sagte, dass es morgens ab 05.00h leicht aufreissen würde. "Mir egal. Wenn ich schlafe, schlaf ich. Mist." Bedrückt legte ich mir hin und schaut noch ein paar Astro Videos auf YouTube. "Man, das sieht gut aus was die Jungs da machen. Das muss doch irgendwie zu schaffen sein..." Ich schlief ein.


    Sternzeit: 26.12.2019:
    "Phiiillliiiippppp! Draußen sind Steeeerrrnnneeeee. Ich habe Oskar grad rausgelassen. Willst du was machen?" röhrte meine Mutter morgens 04:48h in mein Gästezimmer. "Määhhh. mhh...". "Gut, dann schlaf schön weiter". "Ja", dachte ich mir. Ich kann sowas aber nicht. Wach ist wach. Mein Gehirn lief sofort an. "Philipp! Sterne! Jetzt ist die Chance. Schlafen kannst du später. Raus mit dir". Jawoll! Hose, Pullover, Toilette, Küche, Terrasse. Tatsache! STERNE! Dieser Anblick bei wolkenfreiem Nachthimmel finde ich immer wieder besonders. Jedes einzelne Mal. Grandios. Raus in den Schuppen. Montierung holen. Meine Mutter lieb, aber bestimmend angewiesen mir bitte ein Unterlage für die rutschige Terrasse zu holen. "Achja, Käffchen wäre klasseeeeee. Dankeeee" Sohn bleibt halt Sohn. Egal wie alt! Alles aufgebaut. ausgerichtet. In die Einstellungen der Handbox um die LED Beleuchtung des Polsuchers zu dimmen. Diese Funktion habe ich nämlich in meiner Wut Nachgelesen. "Wunderbar. Man kann es wirklich dimmen. Ich nehme alles zurück was ich letzte Nacht über die kleinen Chinesen gesagt habe..." sagte ich mir leise zu. "Yeeaaahhh, ich sehe Polaris durch den Sucher! Der Wahnsinn. EIndeutig. Wo ist jetzt mein verflixtes iPhone" zischte ich erneut. Alles musste schnell gehen. PolerFInder Pro angeschmissen und Polaris im Sucher danach ausgerichtet. "Haha!JAAAA!" Wider einmal das Gefühl des Feuermachens, wenn Ihr euch erinnert... Nach meiner letzen nächtlichen Erfahrung, Haber ich das Teleskop weggelassen. Ich brauchte jetzt Erfolge. Also das 200 mm an die EOS. M101 angefahren uunnnnd: DA IST SIE. Die "kleine" Galaxie an unserem Himmel, die (leider) nur wenige Menschen auf der Welt kennen. Da ist es wieder. Das Gefühl etwas Einmaliges geschafft zu haben. Schnell wieder rein. Selbstauslöser holen. Anschließen. 1 Min 10 sek. 3 Sekunden Delay. 399 Mal. Auf gehts. Die Kamera knipste. Ich rauchte hektisch. Schlürfte meinen mittlerweile kaltgewordenen Kaffee auf ex weg. Ich ging rein und setze mich zufrieden auf den Sessel, während die Kamera draußen ihrer Arbeit nachging. Nach ca. einer Stunde des Wartens und von drinnen auf die Terrasse schauend, ob noch alles funktioniert, ging ich wieder raus. Zigarette an. Blick in den Himmel. "Naja, die paar Wolken. Da sind sicherlich ein paar brauchbare Bilder im Kasten. Jetzt noch schnell paar Darks machen und wieder rein ins Bett. Wolken ziehen jetzt eh auf, genauso wie die Sonne" , da es mittlerweile 6:40 war. Ich nickte zufrieden und bestätigt mich selbst. Doch was ist das. Nach kurzem Blick aufs Display. "Alles hell. Kaum weiße Punkte. Was ist denn nun schon wieder falsch gelaufen. Ich dreh ab." Tau, Wasser, feinperlig. Vorne. AUF DER LINSE. "Das kann doch alles nicht sein." fauchte ich erneut. "Ich schick das Gelumpe bald wieder zurück" Genervt packte ich Zusammen und setze mich noch kurz ins Wohnzimmer. Als ich dann das Bild von M101 deutlich auf meinem Handy sah, setzte sich wieder eine innere Zufriedenheit ein. "Ne, Philipp. Erinnere dich an die ganzen Erfahrungsberichte der anderen. Das kriegst du schon hin. Stück für Stück". Als ich dann das einzige Bild von M101 auf dem Handy rumzeigte, waren alle mehr als begeistert. "Das hast du gemach? Fantastisch.Ohh Ahhh"
    Mich freut es immer wieder, wenn man Menschen Astrobilder zeigt. So stümperhaft die Bilder von mir bisher auch sind. So toll ist es trotzdem.


    Nun sitze ich am gleichen Tag vorm Rechner um euch meine Erfahrungen zum "First Night" mitzuteilen. Ich hoffe, Ihr erfreut euch an der kleinen Geschichte. Ich werde mich nun daran machen mir einen Laptop und Guiding Equipment zusammenzustellen. Und wie ich in den Fokus beim RC komme. Für Tipps bin ich natürlich offen :)


    Ich wünsche euch noch frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!


    CS,
    Philipp

  • Hallo Philipp,


    ich habe Deinen Bericht sehr unterhaltsam gefunden. Den Astrofrust, ob Wolken oder Instrumentarium oder Beobachter, wir kennen das alle.


    Und es ist ja auch eine besondere Herausforderung, zum Einen Dein neues Teleskop samt GOTO-Montierung zu beherrschen, und zum Anderen damit noch zu fotografieren!


    Mein Tip waere eigentlich, das Teleskop erstmal visuell zu nutzen. Du hast doch Okulare, oder? [:D] Wenn Du dann die Monitierung und das Teleskop im Griff hast, kann die Fotografie immer noch kommen.


    Und ja, der Tau ... ich mache seit 35 Jahren Astrofotografie, und vorletzte Woche ist mir auch mein Instrumentarium abgesoffen. Wenn das Wetter passt, ist die teleskopische Inkontinenz nicht weit. In meiner Sternwarte passiert das, nachdem es ein paar Tage saukalt war und dann eine feuchte Warmfront durchzieht. Dann kondensiert das ganze Wasser in der Luft an den schoen kalten Instrumenten aus. Bei Deiner Schuppenlagerung wird das aehnlich sein. Das Teleskop ist zwar schoen ausgekuehlt aber eben kalt.


    Abhilfe 1: Taukappe basteln. Schlimmstenfalls ein dunkles Blatt Papier aufrollen und mit einem Gummiband vorne ums Tele machen. Besser natuerlich etwas Solideres, aus schwarzem Fotokarton oder Kunststoff.


    Abhilfe 2: Eine Tauheizmanschette mit Steuergeraet. Das Ganze hat 12V Eingang, kann also von einer Batterie oder per Netzteil betrieben werden. Ich habe das Firefly-System von Kendrick. Eklatanter Vorteil ist, dass es auch mit Weitwinkelfotografie funktioniert, wo Taukappen entweder zu kurz sind oder ins Bild ragen.


    Dir auch weiterhin viel Glueck mit dem "Sprung ins kalte Wasser" - erstes Teleskop und Astrofotografie. Die Lernkurve ist steil, aber man braucht ja Herausforderungen, um Erfolgserlebnisse zu haben.

  • Moin Juergen,


    freut mich, dass dir der Bericht gefällt :)


    Und danke für die Tips! Eine Heizung habe ich mir heute Nachmittag bereits angeschaut. Werde ich mir auf jeden Fall zulegen. Die Idee eine Taupappe selbst zu basteln, finde ich klasse! Werde ich morgen gleich mal in Angriff nehmen.
    Und nein, leider habe ich keine Okulare oder einen Zenitspiegel. Habe mich ausschließlich auf die Fotografie gestürzt... Ich hoffe, dass nachher noch ein wenig die Wolken aufreissen. Dann belichte ich einfach mal 2 Min ohne Nachführung. Es will halt nicht in meinen Kopf rein, dass ich bisher rein gar nichts durch das Teleskop sehe. Schwarz. Außer halt das matschige Nachbarslicht. Vom Fokus mal abgesehen. Nichts.


    Mal schauen wie es wird :)


    Beste Grüße,
    Philipp

  • Hi Phillipp,


    mit Okular und Zenitspiegel waere die Diagnose einfacher. Wenn die Frontkappe unten ist, solltest Du Licht in die Kamera bekommen. Bedenke aber, dass der Fokus bei nahen Lichtquellen nach aussen wandert. Der Fokussierbereich am RC ist nicht sonderlich gross, und bei Objekten unter sagen wir mal 100m Distanz wird Fokussieren schwierig, weil die Kamera nicht weit genug vom Teleskop wegkommt. Peile doch mal ein weit entferntes Objekt an, z.B. eine mehrere hundert Meter weit entfernte Strassenlaterne oder tagsueber ein entferntes Windrad, einen Fabrikschornstein oder Strommast, was halt da ist. Die Szene solltest Du dann in der Kamera scharf bekommen koennen. Das hilft auch, das Sucherfernrohr zu justieren. Denn hast Du einmal z.B. den Blitzableiter auf dem Kamin zentriert, zentrierst Du das Fadenkreuz des Suchers auf das gleiche Detail. Du hast doch einen Sucher?


    Die Bathinovmaske solltest Du erstmal weglassen. Sie macht erst Sinn, wenn Du einen hellen Stern im Feld hast. Dann kann diese Maske gewinnbringend zur Feinfokussierung eingesetzt werden. Danach muss sie natuerlich wieder runter (wird gern vergessen, eine andere beliebte Fehlerquelle).


    Ich kann die Anschaffung eines Diagonalspiegels und mindestens eines Okulares nur waermstens empfehlen. Man kann so die Funktion des Fernrohrs in Echtzeit verifizieren und auch mal den neugierigen Nachbarn durchgucken lassen. Der Mond ist dafuer sehr schoen geeignet.


    Je nach Interessenlage koenntest Du einen 2"-Diagonalspiegel und ein 2"-Okular nehmen, oder wenn Du wirklich meinst das nur selten zu brauchen, das Ganze in 1.25". Damit hast Du nicht so ein grosses Gesichtsfeld, aber ein Okular um 30mm Brennweite sollte auch noch ganz gut kommen. Ein 32mm-Okular zum Beispiel bringt bei 1600mm Brennweite eine 50-fache Vergroesserung (1600/32 = 50). Du siehst damit noch den ganzen Mond auf einmal, aber schon mit atemberaubenden Details.


    Ein Freund von mir hier in England hatte auch immer nur Kameras. Erst in den letzten Jahren lernt er zunehmend diese "kabellosen Livekameras mit integriertem Bildschirm" zu schaetzen. [;)]

  • Moin Juergen,


    dein Tipp mit den "100 m" war hervorragend: Bin grade mit Teleskop, Kamera und einem großen Kissen als Stativ raus aus'm Dorf gefahren. Teleskop auf's Autodach und in die ca. 5 km entfernte Kleinstadt gehalten. Dort gibt es eine Windmühe die sehr deutlich das höchste Objekt mit roten Lampen ist.
    Erkenntnis: Ich benötige alle 4 zwischen Ringe um in den Fokus zu kommen - entgegen der Händlerangabe mit 3 Ringen. Auf Grund fehlenden Stativs natürlich recht wackelig bei 1600mm, jedoch ist die Lampe schön klein und rund gewesen. Nun stellt sich mir natürlich trotzdem die Frage wie ich das Alignment an schwächeren Sternen, als zB Sirius, hinbekomme, aber das steht dann auf einem anderen Blatt. Das war jetzt schon mal sehr erfolgreich. Vielen Dank!!


    Zu den Okularen: Diese möchte ich mir ungern anschaffen. Nur beobachten ist nichts für mich. Klar, für 30 € kann man es machen. Aber, es wird ja schnell eine Null mehr :) Ich denke, dass ich jetzt erst das Thema guiding verfolgen sollte. (Vorerst mit meinem 200 mm Objektiv)


    Dankende Grüße,
    Philipp

  • Interessanter und für mich gleichzeitig verstörender Werdegang.
    Du gibst über 2.000 Euro aus und dann ist noch nicht mal ein einziges Okular dabei? Du stellst auf 399x Kamera- Auslösungen und verschwindest wieder in den Sessel und weg von den Sternen?


    Hast du überhaupt kein Bedürfnis, den Sternenhimmel life zu erkunden? Ich meine, unter frischem klarem Himmel ohne Zigarettenqualm direkte Photonen ins Auge?


    Obwohl ich auch Ingenieur bin, kann ich so eine Herangehensweise nicht nachvollziehen. Da fällt es mir auch schwer, irgendwelche Tipps zum weiterkommen abzugeben. Ich prophezeie, dass du weiteres Geld für Guiding, Justierzeugs, Software usw. ausgeben wirst, bis du 1,60 m Brennweite einigermaßen beherrscht, 99% deiner wohl knappen Zeit wird fürs Technik beherrschen statt Astronomie draufgehen.


    Nun ja, jeder Jeck ist anders. Vielleicht empfindest du meine Begrüßung eines Neuen als etwas unhöflich. Aber du schreibst hier im Beobachterforum Deep Sky, da wirst du sicher solchen Gegenwind aushalten können.[;)]

  • Hallo Philipp,
    herzlich willkommen im Forum. Ich habe gespannt Deinen Bericht gelesen. 8" f/8 ist für Deepskyfotos schon ein anspruchsvoller Einstieg, aber Du wirst auch da einiges lernen. Vielleicht kommt zwischendurch ein kleineres Teleskop dazu um leichter schöne Bilder zu bekommen. Es wird sich zeigen. Wenn ich richtig verstanden habe, hast Du M101 schon abgelichtet und ein paar Einzelbilder zeigen schon etwas von M101. Vielleicht kannst Du schon etwas zeigen, eventuell auch nur ein Einzelbild. Das ist auch für Deepskyfotointeressierte interessant. :)
    Nachtrag: Gerade sehe ich den Beratungsthread:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=245034
    Da ging es zwar nur um einen 6" f/8 und das 8" f/8 ist nochmal schwieriger, wenn man Sterne sauber abbilden möchte. Für Deepsky aus meiner Sicht sicher kein Vorteil. Für Planeten/Mond wird es dagegen gut gehen und etwas mehr Auflösung bringen. Vielleicht sehe ich das als Deepskyfotolaie zu pessimistisch. :)


    Hallo Stathis,
    der Bericht und Thread ist sicher im falschen Unterforum. Vielleicht kannst Du es an die richtige Stelle verschieben?
    Ja, es ist für uns ungewöhnlich, dass jemand ein Teleskop ohne Okular kauft. Allerdings haben mich natürlich auch schon als Bub auch Astrofotos fasziniert und gleichzeitig natürlich einfach der Anblick des Nachthimmels und der Milchstraße. Früher war noch sehr häufig, dass man selbst in der Nähe von München noch die Milchstraße hell leuchten gesehen hat, wenn man auf die Wiesen beim Dorf gegangen ist. Heute ist es leider deutlich seltener, dass man in den näheren Vororten um München herum die Milchstraße sieht und wenn ja, dann meist nur schwach. Man muss dann schon ein gutes Stück weiter von der Stadt weg sein um einen Himmel wie früher zu sehen.
    Wie auch immer, ich hoffe, dass der Philipp dabei bleibt, auch wenn er sich einen schwierigen Einstieg ausgewählt hat. Vielleicht geht er einen anderen Weg und kommt nach einiger Zeit auch zum visuellen Schauen/Gucken, vielleicht auch nicht.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Stathis,


    nein, ich finde deine Ansicht keinesfalls unhöflich! Im Gegenteil. Ich gebe Dir absolut recht. Die freie Sicht auf den Sternhimmel finde ich fantastisch. Wieso ich mich während der Aufnahme ins Warme zurückzog, lag, wie beschrieben, an den Wolken. Ich hatte freie Sicht auf den Himmel, während des Einnordens. Danach zogen Wolken auf, sodass ich die voreingestellten 399 Auslösungen aktivierte und mich verkrümelte. Wolken brauche ich meiner Meinung nach nicht anschauen :) Habe ja nur gehofft, dass ein paar brauchbare Bilder entstehen würden. Leider kam mir ja die besagte Feuchtigkeit ins Spiel.
    Und zum Thema Okular. Ja, kann man sich vllt anschaffen, wie Juergen bereits schrieb. Jedoch finde ich es für mich spannender alles abzulichten.
    Meiner Entscheidung für das langbrennweitige Teleskop gingen die Kombination aus Stellarium und Naivität voraus. "Mit dem Teleskop und der Kamera kann ich dies und das sehen. Das kriege ich mit dem kleinen Refraktor nicht hin" Nun steht es hier und will benutzt werden... Üben, Üben, Üben...


    Hallo Niklo,


    auch dir vielen Dank für deine Teilnahme. Und ebenso stimme ich dir zu. Mein Einstieg in die Astrofotografie ist sicherlich nicht der einfachste Weg. Bisher bereue ich es jedenfalls noch nicht. Meinen RC werde ich schon noch irgendwie in den Griff kriegen! :) Habe ja noch viele Jahre zum üben.


    PS: Dass das Wort "Beobachten" in diesem Teil des Forums wörtlich zunehmen ist, war mir nicht bewusst. Dafür entschuldige ich mich natürlich. Vielleicht kann ja ein Admin den Gesprächsverlauf verschieben.


    Habt weiterhin erholsame Tage


    Mit besten Grüßen,
    Philipp

  • Hallo,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Nun stellt sich mir natürlich trotzdem die Frage wie ich das Alignment an schwächeren Sternen, als zB Sirius, hinbekomme, aber das steht dann auf einem anderen Blatt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    und:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Zu den Okularen: Diese möchte ich mir ungern anschaffen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wie willst du dann dein Teleskop überhaupt ausrichten, ganz ohne ein Okular und eventuell ohne einen Peilsucher?
    Selbst mit GoTo brauchst du ein Okular um einen Stern zentrieren zu können.


    Viele Grüße
    Gerd

  • Hallo Gerd,


    Peilsucher oder Sucher reicht bei mir mit bis zu 1000mm Brennweite, wenn der auf die Aufnahmeoptik ausgerichtet ist habe ich den Einstellstern auch am Kameradisplay. Mit Crop Kamera und 1600mm natürlich schon wieder deutlich schwieriger. Am Kameradisplay kann ich mir auch einen Raster einblenden lassen, um zu zentrieren, am Laptop sogar ein Fadenkreuz.


    beste Grüße,


    Philip

  • Hallo Philip,


    ohne Okular kannst du den Sucher nicht zum Teleskop justieren, damit ist das Alignment nur mit Sucher ungenau. Und bei der hohen Brennweite kann ein angepeiltes Objekt dann schnell nur am Rand oder ganz außerhalb des abgelichteten Bereiches sitzen.


    gruß
    Stefan

  • Hallo Stefan,
    man kann natürlich auch die Kamera statt einem Okular nehmen. Dennoch halte ich es für sinnvoll ein Okular zu kaufen. Das ist ja bei dem Gesamtpreis von den Kosten eh vernachlässigbar und es ist auch schön direkt mit dem Auge das Bild ohne Elektronik dazwischen zu sehen.
    Selbst wenn ich mit der Kamera Aufnahmen vom Mond oder Planeten mache, genieße ich immer den Anblick im Okular.
    Servus,
    Roland

  • Moin moin alle,


    offensichtlich wird der Thread nicht verschoben...


    Wollte nur mal ein kurzes Update geben.
    Hatte in den vergangenen Tagen zwei Mal relativ wolkenfreie Sicht auf den Nachthimmel. Ca. 4 h zusammen. Habe es bisher "Endich" geschafft Licht mit dem RC einzufangen und auf die Speicherkarte zu bannen.
    Ein Erfolg für mich :-). Die Sterne waren sogar relativ punktförmig, leider noch etwas matschig bzw. "wobbelig". Ich denke, dass es einem Zusammenspiel aus fehlender Justierung und unzureichender Fokussierung sowie fehlendem Guiding geschuldet ist. An dieser Stelle noch mal Danke an Juergen, mit dem Tipp des fokussieren!
    Bisher konnte ich 15sek ohne guiding belichten. Danach zogen die Sterne deutliche Striche (Bei den 1600mm Brennweite).


    Habe in der Nacht 5 Objekte angefahren: M42, M45, M51, M63 und M101. Allesamt (vermutlich) verfehlt! Das muss ich an dieser Stelle zugeben. Es fiel mir schwer mich am Himmel mit diesem kleinen Gesichtsfeld zu orientieren. Sehr ungewohnt zu meinen bisherigen kurzbrennweitigen Objektiven. Habe versucht parallel die Sternkonstellationen per App ausfindig zu machen um zu wissen, wie weit ich vom geplanten Objekt weg bin bzw. ob ich es getroffen habe. Während des Alignments hat es schon mal sehr gut geklappt die vorgeschlagenen Sterne zentriert im Display zu positionieren. Eine Software soll demnächst als Lösung dienen. Plate Solving scheint das Stichwort zu sein. Ich hoffe, dass ich den mitlesenden "Beobachtern" damit nicht zu sehr auf den Schlips trete :P


    Beste Grüße,
    Philipp

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