Autoguider ja oder nein

  • Hi,
    Überlege nun schon seit längerem einen Autoguide zuzulegen. Ich hörte, dass die Nachführung so "präziser" ablaufen sollte.
    Da so etwas jedoch ziemlich teuer ist, müsste ich wissen ob sich solch ein Kauf auch lohnt. Betreibe gern Astrofotografie.
    Ebenfalls steht meißt dabei, dass diese Kamera gut für Planeten bzw. Deep-Sky beobachtung ist.


    Grüße
    Peter

  • Moin,


    das ist eine einfache Sache.


    Ausgehend von der Grundgenauigkeit Deiner Montierung und der Brennweite kannst Du eine gewisse Zeit lang belichten, bis die Sterne aufgrund der Abweichung der Montierung "ein Pixel weiter gerutscht" sind und die Abbildung damit an Schärfe verliert bzw. die Sterne unrund werden.


    Ein Autoguider oder eine Guidecam mit Pc erkennt das und steuert die Montierung wieder auf die richtige Bahn. Entsprechend kann dann deutlich länger belichtet werden. Das funktioniert subpixelgenau.


    Die als Guidecams vertriebenen Kameras sind im Prinzip Videocameras/WebCams mit speziellen Eigenschaften für die Astronomie, die z.B. längere Belichtungszeiten zulassen als klassische Webcams und deutlich empfindlicher sind. Im Zusammenwirken mit Programmen wie PHD2 ermöglichen Sie die Steuerung der Montierung, mit anderen Erfassungsprogrammen die Aufnahme von Videos z.B. von Planeten, die dann gestackt und zu Bildern verarbeitet werden.


    Autoguider als Komplettgerät sind i.d.R. nur zum Guiding verwendbar.


    CS
    Jörg

  • Hallo Peter,


    aus meiner Sicht kann man die Frage „ob es sich lohnt“ nicht pauschal beantworten, da sie davon abhängt, auf welchem fotografischen Niveau Du Dich bewegst und welches Equipment Du bereits hast.


    Ich fotografiere bislang nur mit einem spartanischen Setup, d.h. Newton 200/1000, motorisierte Montierung und DSLR. Wenn ich hinreichend genau einnorde, was mit der App „Polar Scope Align“ in Kombination mit einer Polsucherbeleuchtung einfach ist, kann ich pro Bild problemlos 30 Sekunden belichten, ohne dass die Sterne zu Eiern werden. Am Ende wird ja ohnehin alles gestackt und es zählt vor allem das Signal-Rausch-Verhältnis.


    Wenn Du zusätzlich Guiden willst, gibt es zwei Varianten: Du kannst die Steuerung entweder über ein Laptop machen (z.B. mit PHD2) oder Dir einen standalone Autoguider anschaffen (kein Laptop benötigt).
    Im ersten Fall ist die Lösung etwas kostengünstiger, aber Du benötigst eben den zusätzlichen Rechner, der im ungünstigsten Falle neben dem Teleskop herumbaumelt oder auf einem Tisch abgestellt werden muss.


    Beim Standalone Autoguider ist wiederum der Preis etwas abschreckend, also z.B. um die 700 € im Falle eines MGEN2. Für diesen Betrag könnte man schon eine sehr ordentliche Astrokamera kaufen, die dann allerdings auch wieder mit einem Laptop…


    Viele Grüße,
    Marco

  • Hi Peter,
    pragmatische Einstiegsempfehlung, so habe ich das gemacht:
    Vermutlich hast Du ein Notebook. Hierauf kannst Du Dir Freeware PHD2 laden. GEbraucht erhältst Du CMOS Kameras in SW wie eine ALccd5-II, die habe ich, für etwas über 100.- Die hat einen ST4 Anschluss, mit der sie sich direct mit der Montierung verbindet. Am Anfang mussst Du Dich etwas mit ASCOM Treibern rumschlagen, aber das kriegt man rasch hin. Ich kenne viele (mich eingeschlossen) die damit sehr erfolgreich arbeiten.
    Und: Ja, wenn Du eine Monti hat, die das exakte Nachführen entsprechend hergibt, dann ist das definitv ein Zugewinn!
    CS und viel Spaß
    Andreas

  • Hallo Peter,


    zum Autoguiding braucht man nicht unbedingt einen PC ein Raspberry Pi mit Stellarmate oder ASI Air macht den Job auch sehr gut. Wenn man selber mehr Ahnung hat kann man auch die Astroberry Variante bauen.
    Das Ganze kann dann mittels Tablet oder Handy gesteuert werden.
    Die integrierten Guider funktionieren recht gut.


    Egal wie genau man einnordet schlägt bei langen Belichtungen die Ungenauigkeit der Mechanik zu. Z.B. Schneckenfehler. Das gleicht ein Autoguider auch zuverlässig aus.


    Ich benutze seit Jahren Autoguiding und es macht das Fotografieren schon sehr viel einfacher.
    Die meisten Planetenkameras haben mittlerweile auch einen Guidingausgang (ST4) den man direkt mit der Montierung verbindet. Also kann man die dann doppelt verwenden zumal man bei Planetenaufnahmen nicht guiden muss.

  • Servus Peter,


    also wer ich wie früher eine ganze lange Winternacht "per Hand" nachgeführt hat (also mit einem Fadenkreuzokular), weiß einen Autoguider sehr zu schätzen.
    Die Präzision ist schon besser als mit der Hand an der Steuerbox, insbesondere wenn man dann müder wird, oder aus Versehen an einem Kabel hängen bleibt.
    Für mich mitterweile der große Vorteil:
    Unterder Woche kann ich auch unter der Woche fotografieren. Ich geh dann während der stundenlangen Belichtung in den Schlafsack, und kann am nächsten Tag mit wenig aber immerhin etwas Schlaf in die Arbeit.
    Und am Wochenende kann ich visuell nebenbei mit dem Fernrohr beobachten. In beiden Fällen braucht mich mein MGEN nicht.
    Wenn Du einen Guider ohne Laptop verwendest, kannst Du mit Deiner Ausrüstung an richtig dunkle Orte fahren, die i.d.R. keinen Strom bieten. Für mich der Ausschlag für den MGEN gewesen, der sehr gut fotografiert: ich habe praktisch keinen Ausschuss, auch bei Serien mit 45 Aufnahmen kann ich alle verwenden.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Peter
    ich kann mich Stefan nur anschließen:
    Der MGEN ist eine feine Sache. Damit habe ich fast keinen Ausschuss und es läuft einwandfrei. Davor hatte ich mich mit Notebook, webcam und PhD Guiding rumgeplagt. Da ging mehr Zeit fürs Einrichten, Korrigieren usw. drauf. Mit dem MGEN dauert es nach dem Einnorden 5-10min bis die erste Belichtung läuft. Ich hab 2-3 Nächte gebraucht bis alles lief, weil an meiner (älteren) Montierung eine bestimmte Einstellung gemacht werden musste, die ich erst in einem Untermenü finden musste. Die Bedienung des MGEN ist recht intuitiv und geht recht schnell.
    Der Nachteil ist der hohe Preis, aber zZ gibt es bei APM als Einführungspreis etwas Rabatt. Außerdem kann man die Kamera nur fürs Guiding verwenden. Der Chip der Kamera ist schon älter und recht klein.
    Fazit: teuer, aber tut perfekt!
    War für mich die beste Anschaffung seit Jahren.


    Viele Grüße
    Ulli

  • Ich schliesse mich Ulli an. Beim MGEN gilt "you get what you pay for" und ich habe die 450 Euro fuer den Gebrauchtkauf nicht bereut. Tut einmal weh, dann laeufts aber. Nach 2-3 Abenden war ich sattelfest. Und Canon-Kameras lassen sich auch ansteuern, inklusive Dithern. Speziell im Feld ein Riesenvorteil, weil das Teil auch wenig Strom zieht und man keinen stromfressenden Laptop braucht.

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