Vorstellung "Bullauge" - Pentax 20x60 Bino

  • Hallo, liebe Astro-Freunde.


    Ich muss mal kurz meine ersten Eindrücke bezüglich des Pentax 20x60 WP loswerden, da ich denke, dass es einige Interessenten gibt.


    Der runde Geburtstag war da und somit auch der Grund, sich ein neues Spielzeug zuzulegen. Die Aufgabenstellung war folgende dabei:


    Finde ein Gerät mit Spaßfaktor, schnell aufzubauen, mobil genug für den Urlaub, welches gleichzeitig mein altes Tento 20x60 ersetzt.


    Bei meinen Recherchen stieß ich auf folgende Bewerber:


    -jede Menge Ferngläser chinesischer Herkunft
    -jede Menge Ferngläser europäischer Herkunft
    -japanische Optiken und
    -Spektive, welche eigentlich für die Jagd konzipiert sind, aber auch am Himmel Freude bringen.


    Geht man in gängige Optik-Stuben, so begegnet man zwangsläufig Namen wie Zeiss, Swarovski, Steiner oder Meopta. Der geneigte Interessent ist dann auch so blöd und schaut gleich mal durch ein Swaro 15x56, gefolgt vom Zeiss gleichen Ausmaßes, abgerundet vom CTC 75, einem Ausziehspektiv von Swarovski.
    Danach wird einem dann ein Steiner gereicht, woraufhin man am Liebsten durchs Fenster springen und den Vorhang beiseite ziehen will, der plötzlich erschienen ist, wo vorher noch Klarheit und Farbfreiheit herrschten.
    Nee, is klar. Der Blick auf die Preisschilder sorgt dann wieder für die nötige Erdung. Was? 2500 Euro? 1600 Euro? 1200 Euro? Fujinon derzeit nicht lieferbar. Ich wollte doch nur ein Glas, was besser ist als mein Ebay-Tento für 60 Euronen.
    [:(!]
    Also, weiter suchen. Die eigenen Erfahrungen mit einem China-Glas 15x70 TS waren vor ein paar Jahren erst positiv, endeten aber im Frust, weil sich das Gerät nach zweijähriger Nutzung komplett verstellt hatte. Sollte nicht mehr passieren, bitte. Ergo, keine Billigst-Gläser unter 100 Euro.


    Schließlich ein Bericht über das Pentax 20x60. Ich erinnerte mich daran, mal was über Tunnelblicke und so gelesen zu haben, daher wunderten mich zahlreiche positive Meldungen über dieses Fernglas, und weil ich ja jetzt alt genug bin (40), um so etwas selbst entscheiden zu dürfen, bestellte ich das Teil. Nur wenn man durchblickt, kann man sich eine Meinung bilden, Optik ist äußerst individuell, wie wir alle wissen. Es passt, oder es passt eben nicht.


    Kostenpunkt: 350 Euro samt Stativadapter aus Metall.


    Was bekommt man nun dafür?


    Zuerst mal im Vergleich zu den oben genannten Produkten renommierter Hersteller:


    Das Pentax wird in China gefertigt, und nein, es ist kein High-End-Produkt. Das ist für diesen Preis auch nicht möglich, auch wenn Pentax draufsteht. Jedoch hat es der Hersteller geschafft, alles aus diesem Spielraum herauszuholen, was möglich war.


    Wichtig waren mir Robustheit und eine klare Optik. Und siehe da, dieses Glas bringt beides mit. Es ist mit Gummi überzogen, welcher angenehm griffig und warm ist. Die dicken Augenmuscheln lassen sich in zwei langen Stufen ausziehen, sodass Streulicht und Kidney-Beans kein großes Problem darstellen. Man findet leicht seine optimale Einblickposition.


    Die Knickbrücke findet genau den richtigen Grad für die Bedienung, nicht zu leicht, nicht zu schwer. Eine Aufnahme für den Stativ-Adapter, verborgen unter einer Abdeckkappe mit Fotogewinde, rundet das Gesamtbild ab. Guter erster Eindruck.


    Ist das alles genauso gut wie bei Swaro? Nö, aber verstecken muss sich Pentax mit diesem Glas nicht, 30 Jahre Garantie zeugen von Vertrauen in die eigene Arbeit.


    Technische Daten
    Typ Porroprismen Fernglas
    Vergrößerung 20x
    Objektivdurchmesser 60 mm
    Sehfeld bei 1000 Meter 38 m
    Austrittspupille 3,0 mm
    Augenpunkt 21 mm
    Relative Lichtstärke 9
    Fokussier-Nahbereich 8 m
    Augenmuscheln Ausziehbar
    Höhe 85 mm
    Breite 195 mm
    Tiefe 224 mm
    Gewicht 1.400 g
    Wetterfestigkeit Ja, nach JIS Klasse 6
    Zubehör Objektiv- und Okularkappen. Tasche, Tragegurt
    Vergütung Prismen BaK4 Glasprismen
    Vergütung Linsen Komplette "Multic Coating" aller Linsen, Enhanced light transmission Vergütung, Schutzvergütung der äußeren Linsen
    Gasfüllung Stickstofffüllung


    Diese Daten sind von der Pentax-Seite. Ich bin kein Spezialist und kann weder Sehfeld noch Blickwinkel nachprüfen.


    Was ich aber kann, ist, zu sagen, dass mir kein Tunnelblick zu schaffen macht. Im Vergleich zu meinem Dekarem ist der Unterschied des scheinbaren Gesichtsfeldes deutlich, aber das Pentax soll ja eine Ergänzung sein. Wer mit Plössl-Okus Objekte am Himmel einstellen kann, findet mit diesem Glas völlig problemlos die angepeilten Ziele. Plössl mal Zwei also. Kein Ultra-Weitwinkel, aber kein Grund, diese Glas in die Ecke zu schmeißen, mitnichten. Es ist scharf, richtig gut scharf. Und hell. Mein Tento zeigte immer einen Gelbstich, abgesehen von verrutschten Prismen, die das Gesichtsfeld einengen. Das Pentax ist eine andere Welt dagegen.
    Zeigt dieses Glas Farbe? Ja tut es. Der Mond zeigt unten einen blauen Ring und oben einen gelben.
    Ebenso sind Antennen und Dachschindeln leicht bunt gerahmt.


    Dennoch waren erste Beobachten am Tage und in der Nacht äußerst zufriedenstellend. Der Mond erschien glasklar, viele Einzelheiten ließen sich herausarbeiten, besonders nachdem ich vom Liegestuhl ans Stativ gewechselt war. Eine Wonne.
    Der Blick auf die Plejaden und H und Chi förderte eine im Vergleich zu meinem alten Glas hervorragende Schärfe und Helligkeit zutage. Weiterhin sind die Augenmuscheln hervorzuheben, welche sehr angenehm an der Stirn liegen.


    Der Blick hindurch - ein großer schwarzer Kreis, ein Bullauge also, das den Blick auf viele nadelfeine Sternenpünktchen freigibt, ohne dabei zu verzerren oder gar Kopfschmerzen zu bereiten.


    Der Mitteltrieb mit Innenfokussierung erlaubt die Nutzung auch am Tage, und wahrlich viele Rabennester laden derzeit dazu ein, die Tiere in ihrem Gefilde zu betrachten. Das Fernglas erfüllt auch diese Aufgabe mit Bravour, freilich ohne die letzte Abbildungsgüte zu erreichen, die Optiken über 1000 Euro aufweisen.


    Okay, so weit, so gut. Das Fernglas bleibt, und weil es einen so schönen "Bullaugen-Blick" bietet, soll dies auch sein Name sein: "Bullauge".


    Für alle, die mit dem Gedanken an ein solches Fernglas liebäugeln:


    Ein Fujinon hat ein größeres Feld, ist scharf und kommt aus Japan. Kostet aber entsprechend.
    Die Arbeiten der Österreicher und der deutschen Hersteller sind ebenfalls gut, aber noch teurer.
    1000 Euro scheinen hier eine Schallmauer darzustellen, wo sich Masse von absoluter Klasse trennt.


    Wer nur ein Glas sucht, welches als Ergänzung dient, spezialisiert vielleicht für Vögel - und Astrobeobachtung, aber ansonsten bereits ein gutes Fernglas besitzt, der wird hier zu einem ansprechenden Preis fündig.
    Mein Dekarem ergänzt es perfekt. Mal sehen, wie lange es hält. Die lange Garantie schafft jedenfalls Vertrauen. Und das Tento wandert ins Gartenhäuschen.


    Liebe Grüße
    Micha

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!