2 "UBOs" am Nachthimmel

  • Hallo,
    nach sehr langer Wolken-Zwangspause hatte ich am Wochenende 28./29 Mai mal wieder Zeit, in und durch die Röhre zu gucken. Seit ca. 1 Jahr und mit einigen Rückschlägen habe ich nun mein Newton 150/1400 (Seben) ganz gut im Griff, habe es nachjustiert und ebenso die jetzt auch leichtgängige Montierung. Nachführung geschieht von Hand, was für meine Zwecke (Zeichnungen) in Ordnung ist. M5 und M13 konnte ich so in erwähnter Nacht mit 112x und 215x Vergrößerungen gut beobachten (Randauflösungen, griesiges Gesamtbild, regelmäßig-flächiger M13 mit starkem Kern, unregelmäßige Strukturen in M5) bei einer für meine Balkonverhältnisse (Stadtrand) schon fast phänomenal guten Grenzgröße von ca. 5,2 mag (mit Vergleichstabelle gegen 1:30 Uhr gemessen an Gamma Lyr.-Umfeld, das im abgedunkelteren, aber für mich kaum einsehbaren ländlichen Osthimmel über den Berg gekommen war und also relativ hoch oben stand). Vor 1 Uhr herrschen bei mir kaum günstige Beobachtungsverhältnisse durch eine weiße Hauswand gegenüber, in der sich letztlich immer Licht von Nachttischlampen und Fernsehern sowie einer Straßenlaterne spiegelt. Eine Abdunkelung des Balkons ist nur einigermaßen möglich.
    Neben dem 150er Newton benutze ich gerne ein kleines Reisespektiv (25x50) für den ersten Überblick am Himmel. Auf der Suche nach Komet Temple 1, der irgendwo um Delta Vir sein Unwesen treibt (allerdings sehr schwach: bestenfalls noch 9,5 mag, wie ich aber erst hinterher las, also kein Objekt für 25x50!), machte ich die erste Beobachtung eines „Unbekannten Bewegten Objekts“ (UBO) in dieser Nacht, von der ich kurz erzählen möchte: Gegen 23:14 Uhr am 28.05.05 sah ich durch erwähntes Spektiv einen schwachen Punkt aus der U-förmigen Sterngruppe im Virgo-Cluster zw. M49 und M58 in konstanter Helligkeit, die etwa der der Sternengruppe entsprach (ca. 6-7mag), der sich mit nur minimal verringernder Geschwindigkeit bewegte: in östlicher Richtung, südlich vorbei an Vindemiatrix (Epsilon Vir) in einem Abstand, der etwas geringer war als der Abstand Jupiter-Porrima (Gamma Vir) am selben Abend (weniger als 1° schätzungsweise). Das Objekt zog schnurgerade weiter in diese Richtung für ziemlich lange 40-50 Sekunden (nachträgliche Schätzung). Das war für mich das Verblüffende: Zu langsam (bzw. zu hoch) für ein Flugzeug und konstant in seiner schwachen gräulichen Helligkeit (für das bloße Auge nicht sichtbar). Ich nehme an, es war ein Satellit oder ein doch sehr hoch fliegendes Flugzeug, das allerdings durch keinerlei Blinklichter oder sonstige farbige Signale auffiel. Bei "heaven-above" konnte ich keine annähernde Flugbahn eines Satelliten o.ä. finden.
    In derselben Nacht, gegen 02:58 Uhr - ich hatte schon eingepackt und war dabei, mir eine Zigarette und ein Glas Wein zu gönnen (leichte Hochbewölkung zog auf mit noch großen Löchern) -, beobachtete ich im Kopf der Schlange (Serpens Caput) sehr überraschend mit bloßem Auge ein hell aufscheinendes Objekt (Schätzung 1-0mag), das von Süd-Ost auf Unuk (Alpha SerCp) zuflog, aber auch recht langsam (zu langsam eigentlich für einen Meteor) und das dann ganz gleichmäßig seine Helligkeit verlor, bis es etwa bei M5 nicht mehr sichtbar war. Dabei war die gesamte Bewegung leicht bogenförmig. Der Abstand zu Unuk betrug viel weniger als einen Monddurchmesser, ich schätze mal ca. 10'; die Dauer der Beobachtung betrug ca. 15 Sekunden, vielleicht etwas weniger: Das Zeitgefühl schwankt sehr, muss ich sagen, hinterher. Vielleicht sollte ich das nächste Mal stur anfangen zu zählen, um wenigstens einen ungefähren Anhaltspunkt zu haben. Ich vermute bei der 2. Beobachtung, es könnte ein klassischer "Iridium Flare" gewesen sein oder sich um einen Meteor gehandelt haben, der an der Erdatmosphäre abprallte. Vielleicht war's aber auch Satellitenschrott, der nicht lange glühte? (Beobachtung von Heidelberg, 48.3170°N, 8.9170°E)
    Clear Skies
    AlphaOri

  • Hallo AlphaOri,
    zu deinen Beobachtungen kann ich leider nichts sagen außer das ich das sehr spannend finde so was zu beobachten, und ich hoffe das ich sowas auch irgendwann einmal Beobachten kann[:I][:p][:I]


    Mein anliegen ist ein ganz anderes[:)]Ich bin ein blutiger Anfänger und habe so wie du auch ein Seben 150/1400[:D]

    Du schreibst das du es nachjustiert hast und die Montierung jetzt leichtgängiger geht[?]


    Vieleicht kannst du mir ja ein paar Tips geben wie man dieses Teleskop Justiert, was bei mir noch nicht nötig ist, aber wie man diese schwergängige Montierung leichter in den Griff bekommen kann denn die ruckelt und geht ziemlich zäh bei mir wie ich finde[:(!]


    Würde mich sehr über ein paar Tips freuen[:)]
    Sonst bekomme ich immer nur wegen des Seben Teleskops zu hören das es so schwer sein soll dieses zu Justieren und du bist der erste den ich hier gefunden habe der auch dieses Teleskop benutzt[:)]


    Vielen Dank schon mal im vorraus[:)][:)][:)]


    Gruß
    Michael Majert

  • Hallo Michael,
    über den BIG BOSS 150/1400 ist hier viel diskutiert worden: Unter dem Stichwort gibt es eine Menge zu lesen. Meine Erfahrungen (auch im Vergleich mit einem 114/700er Tschibo-Newton, den ich mal ausgeliehen hatte) sind allerdings nicht so schlecht. Vielmehr sind die Rahmenbedingungen bei mir auf dem Balkon ein großes Problem.
    Die Justierung des Seben-Newton ist vor allem deshalb optisch kompliziert, weil eine Barlow-Linse im Okularauszug eingebaut ist. Man kann sie nicht einfach rausnehmen, dann stimmen die optischen Verhältnisse nicht mehr. Das erschwert die Sache. Daher: wenn's nicht sein muss, in Ruhe lassen. Ich habe trotzdem den Hauptspiegel mal ausgebaut (drei von sechs Schauben am hinteren Tubus; nicht die, die rausstehen) und einen Ringverstärker in die exakte Spiegel-Mitte geklebt (zum Thema Neton-Justierung gibt es viele nützliche Seiten im Web mit genauen Anleitungen), um so zu überprüfen, ob alles auf einer Linie liegt. Dann ein angebohrtes Filmdäschen in den Okularauszug und gucken, ob alles hübsch zentriert ist. War es auch. Habe dennoch am Fangspiegel einige Schräubchen "ausprobiert", um zu sehen, wie sich das Bild verändert, und wieder in Ausgangsposition zurück gedreht. Alles mittig: gut. Nicht mittig: schlecht. Mit einem kleinen Laserpointer kann man auch testen, ob der Strahl, wenn er mittig reingeht in den Okularauszug, auch den Lochverstärker trifft und wieder zum Oklarmitte zurück kommt. Das ist zwar alles nur "improvisiert", aber wenn etwas total in Unordnung ist, sieht man so, was es sein könnte. Ich habe jetzt auch am Stern den Eindruck, dass das Bild besser ist als vorher.
    Die Justierschrauben am Spiegel (die drei, die rausstehen) kann man auch mal hin und her drehen, um die Bewegung zu verfolgen im Okularauszug (mit Filmdose). Mit dem Auge lässt sich da viel richten, weil es doch recht emfindlich ist für Veränderungen.
    Die Montierung habe ich fast ganz auseinander gebaut, aber das ziemlich klebrige Schmierfett ("Chinahonig") konnte ich noch nicht auswechseln. Hier auch: Schritt für Schritt, immer langsam. Die drei kleinen Schräubchen an jeder "Achsengewindebox" sind zum einstellen der Drehstärke da: Wenn du's auseinandernimmst, siehst du, wie's funktioniert: die äußeren klemmen's fest, die mittlere dient dazu, jede Krümmung der Drehachse auszugleichen, bis sie gerade ist (dann läuft sie am leichtesten). Probier es aus.
    Die schönste Erfahrung beim Ganzen ist aber eigentlich die, zu merken, wie das Auge langsam lernt: Ich sehe heute viel mehr als vor einem Jahr, obwohl die Ausrüstung gleich geblieben ist.
    Gruß
    Matthias

  • Hallo Matthias,


    vielen Dank das du so schnell geantwortest hast.
    Die ganzen Berichte und Treads über unser Teleskop habe ich schon gelesen, konnte aber nicht wirklich was damit anfangen weil es für mich als Anfänger dann doch zu Technisch wurde.
    Und wenn ich hier im den Foren mal angefragt habe und bei http://www.astronomie.de dann kamen meist solche Antworten wie: Zurück schicken das Teil,,Nur Billig Mist, usw,usw...
    Umsomehr freue ich mich jetzt über die erste richtige Antwort die mir auch hilft und nicht noch mehr durcheinander bringt.


    Diesen Tip mit dem Filmdöschen das hat man mir von Seben Europa per E-Mail ganz detailiert zugeschickt als ich dort angefragt habe wegen der Justierung.


    Ich habe den Okularauszug gestern auseinander gebaut weil da so Blaue Klebestreifen rauskanen.Da habe ich mich erst mal voll erschrocken was das wohl sein könnte.
    Diese waren auch voll von diesen klebrigen "Chinahonig".
    Habe dann alles schön vorsichtig mit Feuerzeugbenzin sauber gemacht.
    Und da wo die blauen Stoffklebestreifen innen im Okularauszug geklebt haben,einfach von einen elastischen Pflaster (dieses Weiße) die Streifen wieder eingeklebt.
    Die Streifen waren anscheinend zur Führung des OAZ gedacht, die sich aber wahrscheinlich durch die Hitze der letzten Tage gelöst haben.
    Jetzt wackelt der Okularauszug auch nicht mehr wie vorher, geht viel leichter, und von meinen Empfinden ist das Bild auch besser geworden was aber auch nur einbildung sein kann.


    Von den Spiegel werde ich wirklich erst mal die Finger weglassen denn das Bild ist wirklich sehr gut und ich denke das es noch richtig Justiert ist.


    Werde aber dann wohl nächste Woche mal die Montierung ganz vorsichtig Stück für Stück auseinander nehmen und das Klebezeug entfernen und durch anderes ersetzen.


    Nochmals an dieser Stelle vielen vielen "DANK" für die Tip`s.
    Hoffe das es noch mehr Leute hier gibt wie dich.


    Gruß
    Michael Majert

  • Freut mich, Dir Mut gemacht zu haben. Was für ein Teil hast Du übrigens genau? Wo hast Du's gekauft und wieviel ungefähr bezahlt? Meins z.B. war gar nicht so "billig" und die meisten Kritiker kennen es anscheinend nur vom Hörensagen. Das einzige wirkliche Manko ist wohl der Haupt-Spiegel, der kein Parabol zu sein scheint. Aber Jahrhunderte lang haben Leute mit sowas beobachtet und nicht viel schlechter als viele Freaks heute. Nur mit Fotos in hoher Qualität ist's vielleicht wirklich schwierig. Die Astro-Treff-Galerie zeigt allerdings oft, dass man auch mit "viel besseren" Geräten schlechte Bilder machen kann.
    An den OAZ habe ich mich noch nicht gemacht, war auch in Ordnung bisher und ist es geblieben. Weiß-blaue Bänder hängen bei mir nicht rum.
    Was für einen Ersatz hast du für das Schmierfett in der Montierung? Müsste da wohl auch mal ran mit Waschbenzin. Habe gestern Haupt-Spiegel "gewaschen" und auch Fangspiegel zum ersten mal komplett abgeschraubt (Spinne gelassen wie sie war), um das "System" zu verstehen. Ist im Grunde ebenso einfach wie subtil: Mittlere Schraube hält, die drei anderen nur zum Hin- und Herwackeln bis die optische Achse "richtig" ist. Man muss übrigens zum Justieren mit Filmdöschen die Barlowlinse vom OAZ abschrauben (weil man sonst gar nicths sieht), was nicht schwierig ist, wenn sie sich mit den Fingern drehen lässt. Vorsicht freilich, dass du nicht den FS berührst oder die Spinne bewegst/verbiegst oder dass dir die Barlow aus der Hand gleitet. Ist vielleicht besser, vorher den HS auszubauen, was relativ einfach ist, da er in einer Halterung fest sitzt: Man muss nur die NICHT heraus schauenden Schrauben am Boden des Tubus lösen, die den gesamten Spiegel plus Halterung fixieren. Dann kann einem zumindest nichts mehr auf den HS fallen und diesen zerkratzen.
    Die Barlow muss am Ende der Prozedur wieder eingeschraubt werden, weil sonst kein Fokussieren möglich ist (von wegen optischer Verhältnisse des ganzen Spiegelsystems). Learning by doing: aber immer mit Vorsicht und lieber etwas langsamer, wenn ein Problem auftritt. Nicht gleich alles haben wollen, dann geht's. Bei Wolfgnag Strickling (http://www.strickling.net) gibt's übrigens gute Anleitungen zum Justieren eines Newton-Scopes.
    Gruß
    Matthias

  • Hallo Matthias,


    ich habe ein Seben Big Boss 1400mm/150mm von einer Bekannten zum Geburtstag geschenkt bekommen.
    Sie hat ihn direkt bei Seben Europa bestellt für ca.379.
    Weiß den genauen Preis aber nicht weil sie mir die Orginalrechnung nur im Garantiefall geben will.


    Ich weiß noch nicht genau welches Schmirmittel ich für die Montierung nehmen werde da wollte ich mich mal im Baumarkt bei einen bekannten erkundigen was da wohl in Frage kommen könnte.
    Ich wollte so von mir aus ein Silikonfett da rein machen,aber ich weiß nicht ob das auch dafür gut ist.


    Das innenleben vom Teleskop habe ich mir auch schon mal genauer angeschaut und ich finde auch das es eigentlich sehr einfach aufgebaut ist wenn man das System einmal verstanden hat.


    Ja die Seite von Wolfgang Strickling kenne ich auch schon da gab es in einem Forum mal einen link hin, genau wie zu den deep-sky brothers.
    Die beschreiben da auch wie man solche Teleskope behandeln muss.
    Und auch so finde ich deren Seiten sehr informativ grade für Anfänger wie mich.
    Da kann man sich dann sehr viel Informationen holen die auch verständlich sind für einen Laien.


    Übrigens ist die Beschreibung von der Justierung mit der Filmdose bei Wolfgfang Strickling genau so wie die beschreibung die mir Seben Europa als E-Mail geschickt hat.Einfach und leicht für Anfänger zu verstehen ohne viele Fachbegriffe.


    Schade übrigens das bis jetzt noch keiner was zu deinen Ursprünglichen Thema zu sagen hatte.


    Und ganz nebenbei ich habe bis vor zwei Jahren auch noch in Heidelberg gewohnt, habe da am Bfw eine Umschulung gemacht.
    Vermisse es unheimlich.


    Gruß nach Heidelberg aus Wesel


    Michael

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!