Fragen zu Astrofotografie

  • Guten Tag,


    in Astrofotografie ist es ja so, dass man nicht nur einfach ein Foto macht, sodass man dann dirket fertig ist, sondern man braucht meistens mehere Bilder(Flats, Darks, Lights usw...). Außerdem spielt die Belichtung bei der Fotografie von Objekten eine wichtige Rolle...
    Daher habe ich zu Flats, Darks, Lights und zur Belichtung einige Fragen, die ich gerne stellen möchte.



    Hier meine Fragen:



    1. Was sind Flats?


    2. Was sind Lights?


    -> Darks sind ja einfach nur, wie der Name schon sagt,
    "Dunkelbilder", wo man einfach die Kappe auf das Teleskop oder auf die Kamera legt, oder?


    3. Wie fotografiert man Lights und Flats?


    4. Wie viele Bilder braucht man denn so ca. insgesamt, damit das Ergebnis nach der Bearbeitung gut aussieht?


    5. In den meisten Youtube-Videos sehe ich Leute, die ein Objekt insgesamt 14h belichtet haben. Sollte man das am besten auch machen, wenn das Wetter für eine lange Zeit gut bleibt?


    6. Wie lange muss man bei einem Dark, Flat oder Light belichten bzw. wie lange dauert die Belichtung bei so einem Bild?



    Das waren jetzt meine Fragen. Man kann
    vielleicht sehen, dass ich vielleicht etwas verwirrt bin...




    Danke für Antworten![:)]

    Ausrüstung


    Teleskop: SkyWatcher EvoStar 72ED; SkyWatcher Explorer 150/750

    Montierung: SkyWatcher NEQ-5 GoTo SynScan

    Kamera: Canon EOS 1000D(a)

    Autoguider: ASI 120MM

    Programme: DeepSkyStacker, Fitswork, Photoshop ----> diverse PlugIns, Lightroom

    Sonstiges: Raspberry Pi 4B, diverse Kabel & Bücher, Tablet, Bahtinov Maske, Sonnenfilter

  • Hallo Atlan,


    gaaanz viele Fragen [:D]
    Zum Thema Flats, Darks, etc. schau doch mal in die FAQ vom DeepSkyStacker da wird das ganz gut erklärt.


    Es kommt halt immer darauf an was Du womit ablichten möchtest. Ich entnehme Deinen fragen, dass Du Deepsky Objekte ablichten möchtest. Also Objekte außerhalb unseres Sonnensystems. Die Technik zur Aufnahme dieser Objekte unterscheidet sich grundsätzlich von der, mit der man Planeten Mond oder Sonne ablichtet.
    Am Anfang musst Du Dir bewusst machen, dass das eigentliche Fotografieren (Lights) nur ein Teil der Arbeit ist. Die Bearbeitung am Rechner ist mindestens genauso wichtig und dauert oft länger als das Belichten.


    Du hast nichts über Deine Ausrüstung geschrieben daher fange ich hier mal bei null an. Die einfachste Möglichkeit ist Bilder mit feststehender Kamera zu machen. Je nach Brennweite des Objektivs (am besten <=50mm) kann man einige Sekunden belichten. Das macht man dann so ca. 10-15 Minuten lang und rechnet die Bilder danach mit dem DeepSkyStacker zusammen. Das Bild das da rauskommt kann man z.B. mit FitsWorks strecken und z.B. mit Gimp nachbearbeiten. Wichtig ist immer (!) RAW Bilder aufzunehmen. Alles andere ist suboptimal. Der nächst Schritt wäre dann mit der Kamera dem Sternenhimmel zu folgen, denn der bewegt sich ja über uns (ok, eigentlich bewegen wir uns aber was solls). Dazu braucht man im einfachsten Fall wieder ein Stativ und einen [url="https://www.astroshop.de/fotomontierungen/omegon-montierung-mini-track-lx2-set/p,56106"]Nachführung[/url] damit die Kamera auf einen Punkt am Himmel ausgerichtet bleibt. Auch hier sollte die Brennweite bei max. 100-200mm liegen. Die Nachführung oder Montierung wird auf den Polarstern (genauer den Himmelsnordpol) ausgerichtet und gleicht die Drehung der Erde aus. Damit kann man dann schon längere Einzelbilder machen, da die Sterne nicht zu Strichen werden.


    Im Allgemeinen gilt, je länger (in der Summe) je besser. Aber es gibt natürlich Grenzen. Die der Vernunft [:)], die der Technik und die der Umgebung. Wenn ich mitten in der Stadt bin ist das etwas ganz anderes als auf dem Land in wirklich dunkler Umgebung. Es gibt Gradienten im Bild und viele Unwägbarkeiten die einem das Leben schwer machen können. Für den Anfang sind (mit Nachführung) ein, zwei Stunden schon ganz gut. Mit mehr Erfahrung wird es dann von ganz alleine länger.


    Macht man Aufnahmen mit Brennweiten >300mm wird es schwieriger. Die Anforderungen an die Genauigkeit der Nachführung steigen mit der Brennweite. Dann empfiehlt sich eine 'richtige' äquatoriale Montierung wie etwa die beliebte EQ5 oder EQ6-R. Generell gilt, je stabiler desto besser. die EQ5 geht mit kleineren Refraktoren bis ca. 500mm Brennweite und Newtons bis max. 6" und 750mm Brennweite noch ganz gut. Alles darüber ist besser auf etwas Massiverem aufgehoben. Nicht dass es nicht geht, aber es schont die Nerven. Glaub mir, ich habe es ausprobiert.
    Dann spielt auch das Thema Guiding eine große Rolle. Dazu wird, im einfachsten und oft auch völlig ausreichendem Falle, eine zweite Kamera an einem kleinen Teleskop (z.B. 8x50 Sucher) montiert die fortlaufenden Aufnahmen eines Sterns macht und versucht dessen Bewegung durch Korrekturimpulse an die Montierung auszugleichen. Damit werden mechanische Unzulänglichkeiten die alle (bezahlbaren) Montierungen haben ausgeglichen und Belichtungszeiten >30s überhaupt erst ermöglicht.


    Wie lange eine einzelne Aufnahme dauert hängt von Deinem Himmel ab. Je dunkler desto länger kannst Du belichten. Man belichtet im Allgemeinen so lange, bis der Hintergrund nicht mehr schwarz, sondern grau wird (Stichwort Hintergrundlimitiert).


    Ich rate Dir dringend dazu Dich erst mal weiter einzulesen und mit den Grundlagen vertraut zu machen. Ich fotografiere schon mehr als 30 Jahre und betreibe Astrofotografie seit etwa drei Jahren. Ein guter Fotograf bei Tage zu sein, bedeutet nicht, dass man das auch bei Nacht ist [:D]. Die Lernkurve ist steil und die Frusttoleranz sollte hoch sein. Es kann, vor allem mit Teleskop und Guiding, wirklich viel schief gehen und bis man das alles halbwegs im Griff hat vergeht einige Zeit. Ein Astrostammtisch oder Verein kann da auch sehr helfen. Es ist nicht zwingend notwendig alle Fehler selbst zu machen.


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Atlan,


    Ich versuche mal sehr kurz zu antworten.
    1. Flats sind Hellbilder die man macht um Vignettierung (Randabschattung) und Staub- bzw. Schmutzartefakte zu korrigieren.
    2. Lights sind die eigentlichen Bilder des Objektes das du fotografieren willst.
    3. Die Belichtungszeit von Lights hängt stark vom Objekt, der Durchsicht, der Himmelsaufhellung und vom Equipment ab. Ein Tipp: Orientiere dich daran was andere mit einem ähnlich lichtstarken System machen.
    Flats macht man in derselben Fokuslage und Position der Kamera wie die Lights. Ein Blatt Papier oder ein weißes Tuch vorne aufs Teleskop und beleuchten. Solange belichten bis man ungefähr die Hälfte des Maximalwertes der Kamera erreicht.
    4. Das hängt auch stark vom Objekt ab. Eigentlich bringt jedes zusätzliche Bild schon einen Beitrag. Wenn man 10 oder mehr Bilder hat wird es interessant.
    5. 14h bringen natürliche viele Details sind aber nicht immer nötig. Suche dir am Anfang hellere Objekte und belichte kürzer. Wenn man sich sehr lange Belichtungszeiten vornimmt kann das schnell frustrieren.
    6. Darks werden mit der gleichen Belichtungszeit wie die Lights gemacht. Dazu wird das Objektiv oder Teleskop mit Deckel verschlossen. Auch der ISO-Wert muss gleich sein. Flats gehen typischerweise sehr schnell (< 1s). Wie das geht in 3. Man macht noch BIAS Bilder. Die werden so kurz wie möglich (typischerweise < 1/1000) mit abgedecktem Objektiv gemacht. Lights siehe 2. und 3.


    Ich hoffe das verwirrt nicht noch mehr[:D]

  • Danke für die großzügigen Antworten.
    Nochmal zum Equipment:
    Also bis jetzt habe ich nur eine Canon Eos 1000D unmodifiziert aber schon bald kommt noch ein Skywatcher 72ED dazu, eine EQ5 SynScan Montierung (GoTo, paralaktisch)und natürlich die ganzen Adapter.



    Welche Art von Fotografie:


    Ich habe mich für die fokale Aufnahme entschieden, da ich erstmal klein anfangen und Erfahrung sammeln möchte.

    Ausrüstung


    Teleskop: SkyWatcher EvoStar 72ED; SkyWatcher Explorer 150/750

    Montierung: SkyWatcher NEQ-5 GoTo SynScan

    Kamera: Canon EOS 1000D(a)

    Autoguider: ASI 120MM

    Programme: DeepSkyStacker, Fitswork, Photoshop ----> diverse PlugIns, Lightroom

    Sonstiges: Raspberry Pi 4B, diverse Kabel & Bücher, Tablet, Bahtinov Maske, Sonnenfilter

  • Halo Altan,


    fokale Aufnahme hat nichts mit "klein anfangen" zu tun, das ist die gängige Art und Weise, mit der eine Kamera an einem Teleskop angebracht wird. [:)]


    Bezüglich Erfahrung sammeln- das fängt dann damit an, die Montierung möglichst genau einzunorden. Der zweite wichtige Schritt ist dann- den Fokus korrekt einzustellen.


    Deine ersten Bilder solltest du dann an einem nicht zu schweren Objekt machen, also z.B. helle Stern- bzw. Kugelsternhaufen.


    Dabei auch erst mal nur Lights erstellen, verschiedene Belichtungszeiten versuchen und dabei lernen- welche bringt brauchbare Ergebnisse, ab welcher längeren Zeit sind die Sterne nicht mehr punktförmig, wann wird der Hintergrund zu hell. Dabei lernst du auch- wie löst man eine DSLR am Teleskop aus, ohne das dabei was wackelt und wie erhält man bei mehreren Bildern immer die gleiche Belichtungszeit.


    Dabei kannst du natürlich auch schon Bilder stacken, aber Darks, Flats und erst Recht Biasaufnahmen sind am Anfang nicht wichtig. Wenn du die vorgenannten Sachen alle gut im Griff hast, dann kannst du deine Bilder auch mit zusätzlichen Darks verbessern.


    Zu Punkt 5- 14h belichten ist nett, aber damit man da auch ein wirklich gutes Bild erhält muss man schon sehr viel gelernt und verstanden haben und das wird ohne Autoguiding auch kaum machbar sein. Also nicht gleich sowas zum Vorbild nehmen- 5-10 Fotos von einem Sternhaufen, beginnend mit z.B. je 120s Belichtungszeit und die ohne gröbere Strichspur und/oder Verschiebung im Bild- das sollte mal ein erstes Ziel sein. Der nächste Schritt wäre dann so eine Serie mit z.B. je 300s/Einzelbild. [:)]


    Gruß
    Stefan

  • Hi Altan<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: AstroMenemey</i>
    <br /> ....erstmal klein anfangen und Erfahrung sammeln...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    das ist genau die richtige Einstellung. Und anstatt maßlos zu übertreiben einen kleinen ED zu wählen ist sicherlich auch nicht falsch. Allerdings hat eine derartige Ausrüstung schon zig Baustellen bzw. Fehlerquellen; z.B. ein falsch gesetztes Häkchen bei PHD und nix funktioniert. Das soll jetzt nicht entmutigen, im Gegenteil. Aber bis soetwas funktioniert - also nicht perfekt, aber verwendbar - dauert es schon gute 5 Nächte; bei mir waren es 8 zzgl. sehr viel Recherche tagsüber.
    Eingestiegen bin ich aber noch einfacher und konnte da schon viele Fehler und Erfahrungen sammeln: Nach einer EQ-1 mit Motörchen (würde ich nicht empfehlen, aber war eh schon da) hab ich mir eine einfache Nachführung für DSLR+Objektiv gekauft, einen Star Adventurer. Derartige Nachführungen gibt es mittlerweile zuhauf zwischen 150 und 1500€. Die einzurichten ist wesentlich simpler als eine 'richtige' Montierung und trotzdem lernt man einiges und sei es auch nur die korrekte Polausrichtung, Fokussieren, Fokus halten, richtig Belichten und - vor allem - die Bildverarbeitung.
    Prinzipiell geht das natürlich auch mit einer EQ-5. Wenn die eh auf dem Balkon oder Garten steht, spielt auch der innere Schweinehund kaum eine Rolle. Wichtig ist nur, erstmal mit kleinen Brennweiten zwischen 50 und 135mm anzufangen. Erlernen kann man damit fast alles, aber man hat gerade am Anfang nicht zwangsweise dutzende Fehlerquellen und deutlich bessere Chancen auf schöne und motivierende Resultate.


    cs
    Jürgen

  • Ich bedanke mich für die Antworten.


    Ich hätte aber noch eine kleine Frage; undzwar was ist ein PHD?

    Ausrüstung


    Teleskop: SkyWatcher EvoStar 72ED; SkyWatcher Explorer 150/750

    Montierung: SkyWatcher NEQ-5 GoTo SynScan

    Kamera: Canon EOS 1000D(a)

    Autoguider: ASI 120MM

    Programme: DeepSkyStacker, Fitswork, Photoshop ----> diverse PlugIns, Lightroom

    Sonstiges: Raspberry Pi 4B, diverse Kabel & Bücher, Tablet, Bahtinov Maske, Sonnenfilter

  • PHD ist eigentlich ein Hochschulabschluss, genauer gesagt eine Promotion in den Geisteswissenschaften. Das bequemste Programm zum Autogiuden heisst aber ebenfalls so, als Kurzform für Push Here Dummy. Die Macher dieser Software haben lustigerweise einen PHD.

  • Achso. Danke für die Antwort :)

    Ausrüstung


    Teleskop: SkyWatcher EvoStar 72ED; SkyWatcher Explorer 150/750

    Montierung: SkyWatcher NEQ-5 GoTo SynScan

    Kamera: Canon EOS 1000D(a)

    Autoguider: ASI 120MM

    Programme: DeepSkyStacker, Fitswork, Photoshop ----> diverse PlugIns, Lightroom

    Sonstiges: Raspberry Pi 4B, diverse Kabel & Bücher, Tablet, Bahtinov Maske, Sonnenfilter

  • Hallo,


    nur als kurze Ergänzung zum angelsächsischen Phd. als Titel. Den bekommt man dort in allen Fakultäten nach der Promotion verliehen - nicht nur in den Geisteswissenschaften.
    Ansonsten kann ich Jürgen etc. nur beipflichten. Man sollte es gerade in der Astrofotografie am Anfang einfach halten und Schritt für Schritt vorgehen. Was Du Dir zulegst ist dafür eigentlich schon nicht schlecht. Damit kannst Du viel machen und eine ganze Weile Spaß haben.


    Gruß


    Heiko

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