12" Dobson Volltubus oder Gitterrohr?

  • Hallo zusammen,


    ich habe eine Frage, zu der ich konkret hier keine Antwort gefunden habe. Auch ich möchte wieder in das Hobby Astronomie einsteigen.
    Früher hatte ich einen 8" Dobson. Nach einem Spiegelbruch und diversen anderen Projekten habe ich das Hobby allerdings etwas nach hinten gestellt. Jetzt möchte ich aber wieder anfangen und
    habe irgendwo gelesen, dass der Tubus eines 12" Dobson schnell instabil wird. Ist das wirklich so? Meine Favoriten sind die Altbekannten GSO 12" und ES 12", vielleicht auch Lightbridge 12".
    Das Problem, welches ich mit dem ES hätte, wäre, dass ich nicht so handwerklich begabt bin, um diesen selbst zu modifizieren und das anpeilen mit dem linken Auge fänd ich schon äußerst unangenehm.


    Vielleicht hat ja jemand von euch etwas zu meinen Threat beizutragen. Würde mich freuen.

  • Hallo!


    Ein Volltubus hat u.a. den Vorteil, dass er gegen seitliches Streulicht unempfindlich ist. Bei einer Gitterrohrkonstruktion benötigt man -je nach Beobachtungsort- ggf. eine "Streulichtsocke". Auch ist der Spiegel bei einer Gitterrohrkonstruktion stärker Staub oder Pollen ausgesetzt, dafür ist sie transportabler. Was meinst du denn genau mit der Instabilität?


    Salü, Volker.

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

  • Guten Tag Totte


    Und herzlich willkommen beim Astrotreff!


    Ich besitze einen Galaxy- Zwölfzöller(= Volltubus) und der Tubus m.E. ist ausreichend stabil. Es ist klar, wenn man nicht zu den teureren Schätzchen greift, die auch gleich das mehrfache kosten können, dann muß man immer Kompromisse eingehen. Bei meinem Teleskop ist jedenfalls ein Manko, daß die Hauptspiegelhalterung "labbrig" ist. D.h. die Federn, die die Hauptspiegelhalterung auf etwas Abstand zur Befestigung am Tubus halten, die geben nach, je nachdem, wie steil man das Teleskop senkrecht zum Himmel richtet. Das habe ich aber erst gemerkt, seitdem ich mit einem Laser der Oberklasse die Kollimierung vornehme. Genauer gesagt die Schritte 2 und 3.
    Ich habe keinen Vergleich mit einer Gitterrohrkonstruktion, denke mir aber, daß diese keineswegs stabiler sein dürfte.
    Das läßt sich mit wenig Geld & Aufwand ändern, die einschlägigen Astroshops bieten beispielsweise bessere Federn.
    Zudem gibt´s noch das Gewicht und die Handlichkeit. Wobei, soweit mir bekannt ist, Deine Favoriten im Gesamtgewicht kaum leichter sein dürften. Aber wohl die Einzelteile, die freilich dann auch erst wieder zusammengebaut werden müssen. Auch gibt es ein weiteres zu bedenken: Offene Konstruktionen sind empfindlicher gegen Streulicht und der Hauptspiegel dürfte eher verschmutzen.
    Einiges hängt auch von Deinem Standort ab. Ich wohn´inner Wallachei-tief auf dem Land am Dorfrand( und das Dorf besteht aus 160 Seelen) - und so muß ich nicht mit dem Ding 100 km auf´s Land fahren- womöglich noch aus dem dritten Stock runtertragen in´s Auto und vice versa...Wie sieht das bei Dir aus? Das Dingens ist echt schwer und unhandlich, falls man nicht modifiziert und da beispielsweise Tragegriffe anbringt. In einem normalen Kofferraum paßt es nicht mehr, hier im VW- Passat muß es längs rein und die Hinterbänke zumindest auf einer Seite umgeklappt werden. Die Rockerbox paßt dann noch in den " Gepäckraum". Aber Frau & zwo Kinder kannste dann vergessen!
    Die Rockerboxen düften in Deinen Beispielen wie die meinige aus beschichtetem Preßspan bestehen. Und hier zumindest quillt das Material schon nach 1/2 Jahr spürbar auf. Da dürfte also in absehbarer Zeit ein Neubau anstehen, der freilich nicht sehr kompliziert sein dürfte.
    Als letztes, möchte ich noch folgenden Aspekt in die Runde werfen: Truss Tubes sind bei gleicher Öffnung nicht unerheblich teuer, ohne ein Plus an Mehrleistung.


    Die " Quersumme" dieser Abwägungen hat mich jedenfalls zum Volltubus greifen lassen.


    Gruß


    Michael

  • Hallo Totte,


    Mal ein paar Gedanken von meiner Seite zum Thema:


    Der Aufstieg von 8" nach 12" macht Sinn. Du wirst eine Menge mehr sehen. Dafür hast Du deutlich mehr zu zahlen und zu schleppen...


    Für kleinere Bateleien muss man nicht besonders geschickt sein. Du gibst als ein Hobby Modelleisenbahn an. Zwei komplett linke Hände wirst Du schon nicht haben...


    Gitterdobson vs. Volltubus ist manchmal eine schwierige Entscheidung.
    Entweder Du brauchst viel Platz für Transport und Lagerung, oder Du musst für jede Beobachtung auf- und abbauen. Da sind zwei Übel gegeneinander abzuwägen.


    Beim Verstauben des Hauptspiegels sehe ich eher die Gitterteleskope im Vorteil. Das Hauptproblem ist nicht das Baobachten, sondern die Lagerung. Wirklich geschützt ist der Spiegel nur mit einem Deckel,der direkt über dem Spiegel angebracht wird und gut sitzt, und das geht beim Gitterdobson einfacher.


    Justierstabilität: Wenn kein mechanischer Defekt oder ein Fehler beim Justieren vorliegt, sollte die bei ziemlich allen normal käuflichen Dobsons zumindest ausreichend sein. Wichtig ist, dass Spinne, Fangspiegelhalter und Okularauszug so gut installiert sind, dass man beim normalen Beobachten inklusiv Auf- und Abbau da nie dran rumschrauben muss.


    Bei meinen Dobsons kollimiere ich ausschließlichmit zwei Schrauben am Hauptspiegel, und zwar im Dunkeln am Stern. Ich besitze keinen Laser und bauche auch keinen. Falls ich mal Astrofotografie vorhabe, werd ich einen benutzen, und zwar um den Okularauszug perfekt in die optische Achse auszurichten (Neigung). Das ist für visuell nicht mit hoher Präzision nötig, deshalb gehts da ohne Laser.


    Die Lightbridge und Konsorten sind eher schwerer als die Volltuben bei leichten Nachteilen in Sachen Justierstabilität und leichten Vorteilen beim Platzbedarf.


    Die ES kann man mit recht wenig Aufwand ziehend oder schubsend konfigurieren. Das Hauptproblem ist, den Sucher auf die andere Seite zu setzen. Wenn Du das nicht selbst hinbekommst, sollte sich doch wohl eine Hilfe hier übers Forum vermitteln lassen?
    Ich bin übrigens auch ein rechtsäugiger Dobsonschubser[^].


    Falls Du halbwegs fließend Französisch sprichst, dürfte es für dich Sinn machen, auch auf der anderen Seite der Grenze nach Gleichgesinnten zu suchen und da auch regelmäßig zum Beobachten hin zu fahren.


    Ich hoffe, meine Gedankenschnipsel helfen dir weiter. Viel Spaß beim Wiedereinstieg!


    Gruß,
    Martin


    (edit: viele kleine Fehler korrigiert...)

  • Ich glaube an Platz mangelt es nicht. Habe einen großen trockenen Keller und einen Familienvan. Ich habe aber auch kein Problem damit, das Gerät ne Viertelstunde aufbauen. Der Spiegel muss ja eh auskühlen. Bleibt das Gewicht der einzelnen Komponenten. Da weiß ich natürlich dass das Rohr schon ein richtiger Brummer ist. Ist dann schon ein Akt, das Teil aus dem Keller zu wuchten. Auch wenn 20kg für den Tubus jetzt nicht so krass klingt. Aber handlich ist natürich etwas anderes.
    Boah ist das schwierig.

  • Gibt es denn eigentlich noch Alternativen an Gitterrohrdobsons, die nicht 2500€ kosten? Ich finde da irgendwie nix. Mein Budget sollte für die Erstaustattung bei ca. 2000€ liegen.
    Martini uns Spacewalk fallen also (leider) raus. Gebraucht sehe ich aktuell auch nichts. Außerdem hätte ich da irgendwie Bammel, dass man mir keine gute Qualität verkauft. Eilig habe ich es übrigens nicht. Werde also weiter im Gebrauchtsektor schauen.

  • Natürlich, Totte!


    Der Alternativen sind da etliche:


    Der Preisbrecher dürfte wohl Folgender für 1200€ sein: https://www.intercon-spacetec.…-ultra-light-dobson-.html


    Oder der, um die dreißig Euro teurer: https://www.intercon-spacetec.…on-teleskop-304/1500.html


    Oder von einem anderen Händler: http://www.teleskop-express.de…-Gitterrohrdobson-HR.html


    Schließlich noch die dritte " Massenmarke": http://www.astroshop.de/skywat…r-flextube-bd-dob/p,14976


    Alles ganz erheblich unter zweitausend Schleifen!


    Cs


    Michael

  • Guten Morgen Michael,
    den ES und Meade hatte ich ja schon erwähnt. Bei den Skywatchergeräten spar ich doch nix, oder? Weder Geld, noch Gewicht noch Platz noch Zeit. Oder sind die vielleicht qulitativ so weit vorne?

  • Hallo Totte,


    Für mich persönlich liegt bei 12" die Schmerzgrenze, aber der ich keinen Volltubus mehr haben möchte. Insbesondere wenn die Transportabilität ein wichtiger Aspekt ist. So ein 12" Volltubus ist eine problematische Kombination aus Gewicht und Sperrigkeit, die mir zu viel wäre.
    In Deinem Preisrahmen bleibt eigentlich nur der ES, weil die Alternativen von Meade, GSO und Skywatcher nicht entscheidend kompakter sind. Sie sind von Haus aus sehr schwer und auch zusammengeschoben immer noch sehr groß und sperrig. Der ES spielt da in einer ganz anderen Liga. Ich habe den 12" ES und einen 12" Lightbridge nebeneinander stehen sehen und hatte das Gefühl, der Meade erschien doppelt so sperrig. Montiert und und vor allem im Transportmodus.
    Der ES bietet da wirklich eine Menge fürs Geld.
    Was die Bauform angeht, der OAZ an der linken Seite ist vor allem Gewöhnungssache. Und das drehen des Huts um 45° ist nicht sehr aufwendig zu bewerkstelligen. Eine Socke braucht man nicht, wenn man auf ordentliche Schwärzung der im OAZ sichtbaren Teleskopteile achtet. Eine große Streulichtblende gegenüber dem OAZ ist allerdings Pflicht.
    Natürlich musst Du den 12" ES nach jedem Aufbau justieren. Aber das ist mit etwas Routine in drei Minuten erledigt.


    Klar, so ein schöner handgefertigter Dobson von Spacewalk oder Martini ist natürlich viel schöner, noch mal leichter und kompakter. Von den High-End Geräten von Nauris oder NoctuTech ganz abgesehen. Aber die gibt es auch erst ab 16" und kosten das vierfache.
    Wie gesagt, bei deinen Anforderungen und Budget empfehle ich ganz klar den 12" ES.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Ich habe ja noch ein bisschen Zeit. Vielleicht gibt es ja zufällig einen Martini gebraucht, oder ähnliches.
    Aber ich denke auch, dass es ein ES werden sollte. Da gibt es immer wieder Gebrauchte. Vielleicht auch irgendwann in der Gegend. Dann bliebe mehr Kohle für Zubehör. Auch wenn ich eigentlich nicht so gerne gebraucht kaufe. Bis dahin werde ich vielleicht auch mal ein Teleskoptreffen besuchen oder nach Hattingen fahren.

  • Hallo Totte,


    ich habe auch lange zwischen Gitterrohr- und Volltubus hin und her überlegt. Ich wollte mobil sein und muss es auch wegen meiner städtischen Wohnlage. Meine Kriterien waren Stabilität, Transportabilität und Wirtschaftlichkeit.
    Aufgrund der ersten beiden Kriterien habe ich mich für ein downgrad von 12 auf 10" entschieden. Von Gittertuben habe ich Abstand genommen, erstens wegen Streulichtanfälligkeit aber auch wegen Verschmutzung. Wenn man ins Feld fährt, möchte man nicht mit einen lowrider Dobson, bei leichtem Wind, der so manches mitbringt, draußen stehen.
    Das Gewicht von einem 12er Volltubus war mir für den Transport zu hoch (pack mal 20-22 Saft-oder Milchtüten in eine Klappbox, dann hast Du einen Eindruck!) und zu sperrig; 12" ist schon ein Kanonenrohr!


    Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe mich für einen 10" Carbon Tubus (leicht, stossunempfindlich, stabil) von TeleskopExpress entschieden und eine Rockerbox von Hern Martini dazu bestellt. Dazu habe ich mir noch digitale Teilkreise gegönnt und bin bei ca. 2.400 € angekommen.
    Wenn Du die Teilkreise einsparst und diesen Tubus ins Auge nimmst http://www.teleskop-express.de…kop-mit-Carbon-Tubus.html
    und ebenfalls eine Rockerbox aus Multiplex ergänzt, kannst zu bei einer Volltubusversion in Deinem Preisrahmen bleiben. Ich empfehle aber, dass Du vorher einen 12"-Tubus in Augenschein nimmst. Den Umfang sollte man sehen, bevor man sich entscheidet ob man das will.
    Die Höhenräder bei Hrn. Martinis Rockerboxen haben den angenehmen Nebeneffekt, dass man sie aufgrund der Bauweise als Griffe zum Transport verwenden kann.


    Viele Grüße
    Uwe

    "Hängst hier die ganze Zeit rum und wartest auf uns"

    Fünfhundertsechundsiebzig Milliarden Dreitausendfünfhundertneunundsiebzig Jahr", sagte Marvin. "Ich hab sie gezählt."...

    Die ersten zehn Millionen Jahr waren die schlimmsten...und die zweiten zehn Millionen Jahre waren auch die schlimmsten.

    Die dritten zehn Millionen Jahre haben mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Danach habe ich ein bisschen die Lust verloren"

    (D. Adams)

  • Hallo Totte,


    vielleicht noch etwas zur Lightbridge: Ich hatte etwa ein gutes Jahr eine Lightbridge 16. Ich war mit dem Gerät sehr zufrieden, es wurde mir für eine Person aber zu schwer. Mittlerweile scheinen die Rockerboxen der Lichtbrücken nicht mehr ganz so ausladend und etwas leichter zu sein. Beim Vorgängermodell Starfinder 12,5" wog die RB ganze 19kg, heute wird die Basis der LB 12 mit 15kg angegeben. Auch die Platten der Box sind mit Kunststoff ordentlich versiegelt, bei normalem Gebrauch quillt da so leicht nichts auf.


    Über eine Selbstbaulösung kann man sich später immer noch Gedanken machen. Meine Selbstbau-Multiplexbox wiegt bei höherer Stabilität 8,9kg, bei einem reinen Holzpreis von nur etwa 45 Euro.


    Salü, Volker.

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

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