bekanntes und unscheinbares am Herbsthimmel

  • Servus zusammen,
    nach beinahe einem halben Jahr hab ich zum ersten Mal wieder meinen Dobson herausgeholt, um visuell zu beobachten – alle anderen Nächte seitdem waren fotografisch genutzt worden. Aber der Reihe nach.


    Ich hatte mich mit einem Rosenheimer Sternfreund zum Beobachten verabredet. Der Nachmittag war von vielen Cirren am Himmel geprägt, sodass ich abends bei Sonnenuntergang nur den Dobson einpackte. Den Plan, gleichzeitig auch mit der Flatfield zu fotografieren, ließ ich aufgrund der unzuverlässigen Wetteraussichten fallen.
    Beim Treffpunkt angekommen, stellte ich fest, dass Cirren sich offenbar in wenigen Minuten auflösen können. Es hatte wirklich kaum mehr als 30 min gedauert, und der Himmel war blank.
    Am Beobachtungsplatz bei 1100m angekommen, war es dunkel bis auf ein Licht im Wanderer-Aufenthaltsraum der Hütte. Wie sich herausstellte, saß da noch eine Gruppe, die später mit flutlichthellen LED-Taschenlampen an uns vorbeizog, ansonsten jedoch nicht weiter störte.
    Während Heinrich seinen Fotorefraktor aufbaute und wir unsere bisherigen Erfahrungen austauschten, war der Dobson schnell zusammengesteckt und kollimiert.
    Viel schwaches und neues habe ich nicht angeschaut, war der Schwerpunkt doch eher im Genußspechteln und kennenlernen anzusiedeln. Aber einige nette Beobachtungen kamen doch dabei heraus:
    Erstes Objekt war M 27, noch in der Dämmerung. Da merkte man, dass der Himmel noch etwas dunstig war. Dieser Dunst zog dann später ins Tal, sodass es oben sehr klar wurde. M 27 hatte ich schon besser gesehen, aber ein netter Anblick.


    Ein wenig später ging ich dann noch in den Schützen (jawoll, das geht auch noch Ende September).
    M 8: groß, sehr hell, mit OIII-Filter gut strukturiert, mit vielen Sternen und dem Sternhaufen
    M 20: auch ohne OIII ist die Dreiteilung gut zu sehen, mit OIII ist diese richtig scharf begrenzt; klasse Anblick !
    M 17: mit und ohne Filter eine Augenweide; mit OIII stark strukturiert, groß, mit vielen Ausläufern.
    M 16: auch ohne Filter als nebliger Fleck zu sehen, mit vielen Sternen. Mit OIII stark strukturiert, sehr groß, und „prachtvoll“
    M 55: tief über dem Horizont, sehr groß, bis ins Zentrum aufgelöst, jedoch aufgrund des noch hoch stehenden Dunstes nicht sehr hell. Auch im Feldstecher gut zu sehen


    Dann wurde es sehr schwach: 2 Galaxien im Steinbock, die ich noch nicht gesehen hatte.
    NGC 6993: sehr schwache Galaxie, ziemlich klein, rund, etwas helleres Zentrum; steht zwischen 2 Sternen 11m / 12m; mit -25° Deklination sehr südlich
    NGC 7105: recht schwach, ziemlich klein, sehr helles kleines Zentrum, nahe einem Stern 11m; erscheint rund, blickweise etwas länglich.


    Jetzt erfolgte ein Schwenk in den Drachen, wo sich ebenfalls etliche schwache Galaxien tummelten:
    NGC 6670: extrem schwach, ziemlich klein, länglich oder mit angehängtem Stern, etwas helleres Zentrum; immer wieder war an der östlichen Seite des sehr kleinen Nebelchens ein Aufblitzen wie ein kleiner Stern zu erkennen, was dem Objekt ein längliches Aussehen gab; erst auf der Aufnahme zuhause war zu erkennen, dass es sich hier wohl um eine Doppelgalaxie handelt.
    NGC 6687: schwach, klein, rund, leicht helleres Zentrum; um die Galaxie herum stehen viele Sterne
    NGC 6691: recht hell, recht klein, rund, mit einem Stern 11m südlich der Galaxie
    NGC 6696: extrem schwach, sehr klein, rund, an der Wahrnehmungsgrenze; steht auf der Verbindungslinie von 2 Sternen 12m; ich habe bestimmt 10 Minuten gesucht, bis ich sie sicher als gesehen bezeichnen konnte.
    NGC 7066: schwach, ziemlich klein, rund, etwas helleres Zentrum, bildet ein Dreieck mit 2 Sternen 12m


    Jetzt hatte ich erstmal genug von schwachem Zeug; Heinrich hatte auch seine Fotoausrüstung aufgebaut, und die erste Aufnahme lief, sodass wir uns etwas helleren Objekten zuwenden konnten:
    NGC 6946: Die Feuerradgalaxie; lief gerade als Aufnahmeserie bei Heinrich, also schauten wir sie uns auch im Dobson an. Hell, sehr groß, stark strukturiert, mit einem kleinen diffusen Kern; ein Spiralarm ist deutlich zu sehen, wie er sich vor dem Hintergrund anhebt. Dicht daneben der hellere Sternhaufen NGC 6939 mit vielen Sternen.
    Dann gingen wir zum Cirrus-Nebel:
    NGC 6960: schon ohne OIII-Filter sehr auffallend und prächtig langgezogen um den Stern 52 Cyg. Mit OIII einfach toll, sehr lang, an seinem Südende in zwei lange Fäden aufgeteilt.
    Heinrich schwenkte weiter nach Osten und stieß auf ein Netz langer Nebelfäden, die allerdings nur mit Filter zu sehen waren. Das war NGC 6979, genannt “Pickerings triangular whisp”.
    Weiter östlich dann die Knochenhand NGC 6992-5: unwahrscheinlich scharf vor dem dunklen Himmel abgetrennt, sehr lang, fast zwei Gesichtsfelder bei 84x; an seinem Südende in mehrere westlich
    ziehende lange Fäden aufgetrennt, von denen einer IC 1340 heißt. Etwas weiter südlich dann der „Tropfen“, eine kleine Nebelstruktur im Sternegewimmel, die an einen Tropfen erinnert.


    Ich versuche heute zum ersten Mal den Nordamerikanebel im Dobson. Schon ohne Filter ist der „Golf von Mexiko“ gut zu sehen, mit Filter viel heller, ebenso der gesamte Nordamerika-Nebel; seine Abgrenzung von der Umgebung ist nicht so deutlich wie beim Cirrus. Auch der Pelikan-Nebel IC 5067 ist gut zu sehen, wenn auch nicht als "Vogel".


    Im Pegasus steht der Kugelsternhaufen M 15 gerade richtig gut am Himmel: bis ins konzentrierte Zentrum bei 284x aufgelöst; sehr hell, kontrastreich zur Umgebung.
    NGC 7068: dicht bei M 15; ziemlich schwach, klein, rund, nahe einem ziemlich schwachen Stern, diffuses Aussehen
    NGC 7094: sehr schwacher Planetarischer Nebel 2 Grad östlich von M 15; ohne Filter nur als Hauch erkennbar, mit OIII dann deutlicher, recht groß, rund, Ringform, mit Zentralstern.
    Schließlich kurz vor Mondaufgang noch ein Schwenk in den Walfisch:
    NGC 246: großer Planetarischer Nebel, Scheibenform, mit 4 Sternen im Nebel; OIII-Filter spricht gut an.
    NGC 255: schwächere diffuse Galaxie etwas nördlich von NGC 246, ohne Struktur, aber einfach zu erkennen.
    NGC 253: Silberdollar-Galaxie, sehr groß und hell, mit vielen Strukturen; das kann ein Aufnahmeobjekt der nächsten Wochen werden…


    M 81, M 82: beide Galaxien in der nördlichen Kulmination, also am tiefsten Punkt ihrer Himmelsbahn; M 81 ist hell, aber strukturlos; M 82 nur mit wenig Dunkelbändern; die werden im Winter besser stehen.


    Dann wurde der Osthimmel um kurz nach 1 Uhr hell, und der Mond ließ die Beobachtungsnacht ausklingen.
    Nun verblasste auch langsam die Milchstraße. Der Gegenschein und Teile der Lichtbrücke, die in den Fischen vorher gut erkennbar waren, verschwanden auch. Kurz vor Mondaufgang hatte mein SQM 21.45 angezeigt – eine wirklich gute Nacht, die ich so zu Anfang nicht vermutet hatte.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • servus Dirk,


    danke fürs Lob und den netten Kommentar.
    Ja, die Teufelsley ist schon ein genial gutes Platzerl in der Eifel. 250 Höhenmeter über dem Tal, gut erreichbar, gute Horizontsicht und wirklich dunkel. Hab immer gern mit allen vom KBA dort beobachtet. Gott sei Dank hatte ich da meine DSLR noch kaum im Einsatz, denn so blieb mehr Zeit zum visuellen Schauen mit Euch.


    Grüße aus Bayern
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Servus Stefan,


    danke für Deinen Bericht!


    Kann ich bestätigen: die Nacht war ein Überraschungsei und dann deutlich besser als gedacht und wie du sagst hat sich der Schnodder vom Abend schnell aufgelöst. Die für später prognostizierten Zirren blieben größtenteils zum Glück weg - sollte ja eigentlich was von Norden reindrücken nach Mitternacht. Allerdings war das Seeing oll.


    Jedenfalls ein paar tolle Objekte hast Du ausgesucht, was einem v.a. klar wird, wenn man mal auf die DSS-Aufnahmen schaut. Gerade NGC 6670 schaut interessant aus finde ich - die nehme ich mir mal vor - Danke für den Tipp!


    Beste Grüße und CS
    Norman

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Galaxien-Spechtler</i>
    <br />
    Ja, die Teufelsley ist schon ein genial gutes Platzerl in der Eifel. 250 Höhenmeter über dem Tal, gut erreichbar, gute Horizontsicht und wirklich dunkel.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo zusammen, nicht exakt im Thema, aber ich bin immer auf der Suche nach guten Beobachtungsplätzen ... Im Leverkusener Raum macht es nicht immer Spass ... Wo genau liegt denn dieser Platz Teufelsley? Könnt Ihr mir mehr Details nennen, oder andere gute Plätze in der Eifel?
    Tausend Dank


    Volker

  • Servus Norman,


    ja, NGC 6670 war extrem knifflig, aber interessant.
    Ich hab mir nochmal das DSS-Bild angeschaut. Die Galaxie war deutlich von dem Stern weiter östlich getrennt. Der östliche Teil der Galaxie erschien mir praktisch punktförmig, und so dicht an dem kleinen Nebelchen (der West-Teil), dass ich mir nicht sicher war, ob es getrennt oder mit dem Nebelchen verschmolzen war. Beim indirekten Sehen verschwamm das Ganze zu einem länglichen Gesamt-Fleckchen.
    Die Aufnahme dieser Galaxie vom HST zeigt erst, was das für ein gestörtes System ist.
    Entfernung immerhin 400 Mio LJ.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

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