schlechtes Seeing

  • Hallo Leute,
    das hier ist mein Jupiter vom 13.3.2016



    Allerdings soll das hier jetzt keine Bildershow werden, ich habe ja auch schon bessere Jupiterbilder gemacht.
    Mich beschäftigte folgender Gedanke:
    Bei gutem Seeing waren meine Bilder nicht wesentlich schärfer als bei "moderatem" Seeing. Meine Interpretation war, dass ich wohl, zumindest im Rotkanal, die Grenze erreicht hatte was so grundsätzlich möglich war. Luft nach oben gibt es immer, ich weiß, aber das bessere Seeing führte nicht automatisch zu schärferen Bildern. Also versuchte ich es anders herum.
    Wie schlecht kann das Seeing denn werden, um noch etwas Brauchbares zu produzieren?
    Am 13.3. war nun so ein Tag, an dem ich eigentlich erst gar nicht hätte anfangen müssen. Das Seeing, gemessen an der Pickering Skala, würde ich auf maximal 3/10 eher 2/10 angeben.Vgl. hier:http://www.damianpeach.com/pickering.htm


    In meiner Gif-Ani, die zeitnah zur Aufnahme selber gemacht wurde, sieht man auch ganz gut, dass das Airy-Scheibchen selten klar zu sehen ist.

    Trotzdem fuhr ich alle Geschütze auf, die ich hatte.
    Ich belichtete 15 mal 90 s plus 2 Farbfilme. Das sind schon fast 25 min für ein Bild. Ich nutze ca. 75% aller Bilder, gemäß dem Motto, dass auch ein schlechtes Bild immer noch Informationen enthält.
    Geschärft habe ich mit eben jener PSF als Deconvolution. Dieser Prozess scheint um so effektiver je schlechter die Bedingungen sind. Und dann habe ich noch etwas sehr aufwändiges gemacht. Jeder der 15 Filme wurde nämlich 7 mal gestackt. Jeweils mit etwas anderen Parametern und mit jeweils etwas anders positionierten Ausrichtungspunkten. Das Ergebnis im Vergleich.


    Oben: der beste der 15 Filme (nur einfach geschärft in PS)
    Unten: 7 mal neu gestackt, und dann die Ergebnisse, die alle ähnlich, aber eben nicht exakt gleich waren, gemittelt. Die Schärfung erfolgte mit genau den selben Parametern.


    Vielleicht kann ich ja hiermit ein paar Gedankengänge freisetzen. Zumindest aber kann ich ab jetzt sagen, auch bei nicht ganz so gutem Seeing sollte man es trotzdem versuchen.


    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,


    sehr interessiert mich in welchem Programm du die PSF/Deconvolution Schärfung machst.
    Sobald es etwas wärmer wird - werde ich mich nach 2 Jahren mal wieder am Jupiter versuchen. Und warum 15 Einzelfilme a 90s und nicht 1350s im Stück filmen??


    Gruß Andreas.

  • hallo Andreas,
    in 90 s dreht sich Jupiter schon recht deutlich. AS2! schafft es aber ohne Verluste die Rotation zu kompensieren. Würde ich alles in einem Stück filmen, so müsste ich den Ganzen (riesigen) Film derotieren lassen. das klappt aber nicht so gut wie ich möchte. Mit den 15 Einzelbildern klappt die Derotation aber hervorragend.
    Zur PSF: Ich nehme einen Stern auf, natürlich nicht gesättigt und stacke diesen ganz normal. Dieses kleine Bildchen nehme ich dann nach Fitswork mit und markiere den Stern. Dann "interative PSF Schärfung". Die Parameter müssen ausprobiert werden. Ganz wichtig: Die Stern-PSF muss heller sein als der hellste Punkt im Jupiter. Der Einfachheit halber kopiere ich mir die PSF gleich ins Bild in eine Ecke. Vorteile dieser Schärfung erkennt man besonders in kontrastarmen Bereichen.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,


    Deinen Jupiter finde ich für die beschriebenen Bedingungen ganz hervorragend.


    Eine Frage habe ich aber (auch, wenn es vielleicht nicht hierher gehört): Wie genau derotierst Du die Videos? Ich habe es nach meinem letzten Aufnahmeversuch auch mit Winjupos versucht, bin aber nicht weit gekommen: Erstens soll ich gemäß Anleitung zunächst ein Bild aus einem Teil des Videos stacken. Wie mach ich das? Und zweitens erzeugt Winjupos bei mir im Anschluss keine neue (derotierte) AVI-Datei, sondern eine .DRS-Datei. Was mache ich damit? [B)]


    Würde mich freuen, wenn Du mir hier ein bischen auf die Sprünge helfen könntest!


    Viele Grüße
    Paddy

    Celestron C11 XLT :small_blue_diamond: Vixen GP-DX :small_blue_diamond:ZWO ASI 290 MM :small_blue_diamond:Televue 1.8x Barlow :small_blue_diamond: Astronomik L-RGB-Filter :small_blue_diamond:ZWO ADC

  • Hallo Paddy,
    das ist mit ein Grund, warum ich nicht die Videos, sondern die Bilder derotiere.
    bei Bildern ist es recht einfach, wenn man die Bilder erst einmal geladen bekommt. Ich hatte lange nach "öffnen" oder "laden" gesucht ;)
    Also: "Bildausmessung" Bild laden, Datum eingeben, Unter justieren dann die Maske drüber legen, geht auch oft ganz gut automaisch mit rechter Maustaste. Dann "speichern", Die SW legt dir dann in den Ordner eine IMS Datei ab.
    Bei AS2! ist der Planet schon mittig im Bild, das erleichtert die ganze Justierung.
    Derotiert wird dann mit "Werkzeug" "Bilder", und da suchst du dir dann die IMS Dateien und lädst diese. Der Rest ist selbst erklärend.
    Ich hatte übrigens auch Probleme mit der Qualitätsanalyse, bei derotierten Filmen stimmte diese nicht immer.
    Viel Erfolg,
    Gruß,
    ralf

  • Hallo Ralf,


    Dank für die Hinweise.
    Die Fitswork Funktion habe ich auch schon mal benutzt, am Mars. Aber das hineinkopieren, des PSF-Sterns kannte ich noch nicht.


    Von AS2 habe ich noch nie gehört - wo gibts das!
    Für WinJupos habe ich mir vor 6 Monaten ein ganzes Tutorial selber geschrieben - weil ich die Einzelschritte immer wieder vergaß.


    Ich habe da Filmsequenzen bis 5000fr in eine Batch.Datei derotiert und diese dann als Tiff gespeichert und mit dieser/diesen weitergearbeitet. (muss aber jedes mal neu nachlesen...!)


    Gruß Andreas.

  • Hallo Ralf,


    danke für die Erläuterung! Diese Funktion (Derotation von Bildern) kannte ich, muss mich da aber noch richtig reinarbeiten. Aber es scheint sich ja zu lohnen.


    Die Farbkomposite muss man ja dann aber auch mit Winjupos unter "Derotation von RGB-Bildern" vornehmen. Da kamen bei mir leider bisher nur überbelichtete rotstichige Bilder heraus. Gibt es eine Möglichkeit, hier mehr Einfluss zu nehmen, oder wie verhindert Ihr das?


    Andreas: Möchtest Du Dein Tutorial nicht evtl. zum Download bereitstellen? [:I]


    Viele Grüße


    Paddy

    Celestron C11 XLT :small_blue_diamond: Vixen GP-DX :small_blue_diamond:ZWO ASI 290 MM :small_blue_diamond:Televue 1.8x Barlow :small_blue_diamond: Astronomik L-RGB-Filter :small_blue_diamond:ZWO ADC

  • Hallo Ralf,
    es ist scho beachtlich, das Du da herausgeholt hast. Das mit der Derotation hab ich bisher noch nie gemacht. Allerdings hab ich bei schlechtem Seeing meist ein anderes Problem. Ich treffe den Fokus meist nicht oder hab enorme Probleme den Fokus zu treffen.
    Wie machst Du das bei schlechtem Seeing.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Andreas, Paddy und Roland,


    Andreas, AS2 meint Autostakkert. http://www.astrokraai.nl/software/latest.php


    Paddy, da ich mit einer Farbkamera am Anfang und am Ende einen Film mache, kenne ich deine Probleme nicht.
    Könntest du natürlich auch machen, dann nur jeweils kurze RGBs ohne Derotation.


    Roland, ja da hast du wirklich Recht. Im Grund kann man ja den Fokus auch gar nicht richtig treffen, denn bedenke, bei schlechten Seeing wandert der Brennpunkt nicht nur auf einer Fläche herum, sondern auch nach oben und unten. Letztendlich kann ich dann auch gar nicht entscheiden, ob das Bild unscharf ist, weil ich nicht vernünftig fokussiert habe, oder weil das Seeing alles verschmiert hat.
    Praktischerweise suche ich immer die Mittelstellung, vor, zurück, vor, zurück, vor...
    Ich mache das übrigens auch während der Aufnahme gelegentlich. Habe ich eine scharfe Phase, dann kontrolliere ich immer noch mal.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hi Ralf,


    ich kann Deine Ergebnisse komplett bestätigen.


    Seit ich aus Prinzip mehrere kurze Videos aufnehme und dann die fertigen Bilder derotiere, kann ich auch bei schlechterem Seeing (3-4/10) noch halbwegs glatte und detailreiche Jupiterbilder bekommen.


    Oder durch Schleierwolken oder gar dünne Wolken hindurch Jupiter filmen. [:)]


    CS
    Silvia

  • Hallo nochmal,
    ich stelle meinen neuen neuesten Jupiter mal hier dazu. Der Betreff passt eigentlich immer noch, denn das Seeing schien zunächst gar nicht brauchbar. Nach Pickering wars vielleicht wieder 2 oder 3. Aber hier kriege ich jetzt Probleme mit der Skala, denn in etwa 10% der Zeit konnte ich ganz gut feine Details auf Jupiter erkennen, der Rest war "wildes und hektisches Gezappel"



    Das war bisher jetzt mein Rekord von 60 min derotiertem Bildmaterial. das klappte ohne Artefakte. bei der Farbe mit nur 2 Filmen am Anfang und am Ende hat das allerdings nicht so gut geklappt. Die PSF sah grausam aus und war auch zur Schärfung nicht zu gebrauche. Also ganz einfach, PS unschafe Maske, kleiner Radius, große Wirkung.
    Kallisto ist einzeln gestackt und weniger stark geschärft- Kallistos Schatten ist unbearbeitet(der hat sich wohl mit ziemlich gleicher Geschwindigkeit wie die Jupiterwolken bewegt und zeigt einen Kern- und einen Halbschatten.
    Das Bild ist mit Rotfilter belichtet, ich habe dann aber 30% RGB von der Farbkamera dazu gemischt.
    Viele Grüße,
    ralf

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: 30sec</i>
    <br />Hallo nochmal,
    ich stelle meinen neuen neuesten Jupiter mal hier dazu. Der Betreff passt eigentlich immer noch, denn das Seeing schien zunächst gar nicht brauchbar. Nach Pickering wars vielleicht wieder 2 oder 3. Aber hier kriege ich jetzt Probleme mit der Skala, denn in etwa 10% der Zeit konnte ich ganz gut feine Details auf Jupiter erkennen, der Rest war "wildes und hektisches Gezappel"



    Das war bisher jetzt mein Rekord von 60 min derotiertem Bildmaterial. das klappte ohne Artefakte. bei der Farbe mit nur 2 Filmen am Anfang und am Ende hat das allerdings nicht so gut geklappt. Die PSF sah grausam aus und war auch zur Schärfung nicht zu gebrauche. Also ganz einfach, PS unschafe Maske, kleiner Radius, große Wirkung.
    Kallisto ist einzeln gestackt und weniger stark geschärft- Kallistos Schatten ist unbearbeitet(der hat sich wohl mit ziemlich gleicher Geschwindigkeit wie die Jupiterwolken bewegt und zeigt einen Kern- und einen Halbschatten.
    Das Bild ist mit Rotfilter belichtet, ich habe dann aber 30% RGB von der Farbkamera dazu gemischt.
    Viele Grüße,
    ralf
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Ralf,


    Sehr schönes Ergebniss für so einen Abend. Ich hab auch Aufnahmen gemacht und dachte "alles für die Tonne" Am Mond konnte man gut sehen, dass diesem feinen "flirren" ein sehr langweiliges Wabern überlagert war. Zumindest über Köln.
    In den Videos waren dann immer wieder Frames, die viele Details zeigten. Am Monitor so praktisch nicht zu sehen. Mir ist auch aufgefallen, dass im IR deutlich weniger Seeing war als sonst. Also der Abstand von Rot nach Grün und Blau war größer als an anderen Tagen.


    Gruß Dirk

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