Sidewalk Astronomy

  • Letztes Jahr haben zwei Sterngucker und ich einer 10. Klasse etwas Astronomie nahe gebracht indem wir uns stadtnah auf einem Feldweg getroffen haben. Drei verschiedene Teleskope waren dabei, die unterschiedliche Objekte eingestellt hatten. Ein Iridium-Flash war auch noch zu sehen , ein paar Sternbilder haben wir den Schülern auch noch gezeigt. Kurzum das war recht nett und ich glaube allen hat das Spaß gemacht.


    Nun möchte ich einen Schritt weiter gehen. Ich würde mich gerne irgendwo ins Städtchen stellen und Menschen einladen durch mein Teleskop zu schauen.


    Im März würde sich Mond und Jupiter anbieten, da würde die Helligkeit der Stadt nicht stören. Wie das mit dem Seeing dann klappt müsste ich dann mal schauen.


    Meine Idee ist dafür einen alten 102/900 Refraktor mitzunehmen und ihn auf eine Alt/Az Montierung (Giro II) mit einem recht stabilen Stativ zu bauen. Dann bräuchte ich aber auch eine Sitzgelegenheit weil der Einblick im Stehen und auch gebückt nicht gut möglich ist. Ein Newton wäre da von Vorteil, den habe ich aber nicht ;).


    Jetzt meine Frage: Hat hier schon jemand Erfahrung mit so einer oder ähnlichen Aktion mitten in einer Fußgängerzone gemacht? Gab es Problem mit Beschädigungen an der Ausrüstung? Positives/negatives Feedback der Passanten? ...


    Für Anregungen wäre ich sehr dankbar
    Ralph

  • Hi Ralph,
    wir haben mal so eine Aktion auf dem Marktplatz gemacht. Dabei hatten wir eher das Problem, dass die Passanten sich nicht getraut haben, selbst aktiv zu werden aus Angst, dass sie eins unserer 'teuren' Lidl-scopes beschädigen. Ansonsten kam das super an, viele haben uns angesprochen, ob man was Besonderes sehen kann usw... Sogar so ein paar richtig fies aussehende Türstehertypen fanden "das voll krass, wie geil der Mond in dem Ding aussieht" und fragten nett nach, wann man wieder mal so gucken kann.


    Fazit: Wenn es mal gelungen ist, die Kontaktschwelle zu überwinden, dann vereint die Astronomie die Menschen. Ich hab auch viel über mich und meine Vorurteie dabei gelernt. Ich denk grad konkret drüber nach, mal einen Astronomieabend mit unseren Flüchtlingen zu machen.


    DS, Holger

  • Hallo,


    Wir hatten so eine Aktion auf einem Platz in Erlangen gemacht.
    Auf meiner Seite habe ich einen Bericht darüber geschrieben.


    Aus meiner Erinnerung heraus, waren die Leute sehr interessiert. Vor
    allem die jungen Leute waren für einem Blick durch das Teleskop sehr
    zu begeistern.
    Dazu muss gesagt werden, das Erlangen eine Studentenstadt ist, ich
    denke, das hier das Publikum ohnehin sehr aufgeschlossen ist.



    Aber eine gute Gelegenheit für eine solche Aktion würde der
    Astronomietag bieten, der im März stattfindet. Vor allem könnte man
    in der Gruppe solche Beobachtungen anbieten, und man müsste nicht
    alles selbst stemmen.

  • Super Vielen Dank für eure Info und Berichtes. Das hört sich doch ganz gut an und gibt mir etwas Zuversicht :). Am Astronomietag bin ich leider anderweitig verbucht. Wenn das beim ersten mal gut läuft werde ich das dann regelmäßig machen - eher monatlich als jährlich.


    Ralph

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Ralph_Rogge</i>
    <br />Nun möchte ich einen Schritt weiter gehen. Ich würde mich gerne irgendwo ins Städtchen stellen und Menschen einladen durch mein Teleskop zu schauen.


    Im März würde sich Mond und Jupiter anbieten, da würde die Helligkeit der Stadt nicht stören. Wie das mit dem Seeing dann klappt müsste ich dann mal schauen.


    Jetzt meine Frage: Hat hier schon jemand Erfahrung mit so einer oder ähnlichen Aktion mitten in einer Fußgängerzone gemacht? Gab es Problem mit Beschädigungen an der Ausrüstung? Positives/negatives Feedback der Passanten?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Ralph,


    genau diese Kombination (Refraktor, Fußgängerzone, Mond, Jupiter) habe ich vor zwei Jahren hier eine Stunde lang alleine gemacht.
    Die Leute sind sehr vorsichtig und nach dem Durchschauen ziemlich begeistert.


    Weil ich quasi zum Ladenschluß aufgebaut habe, kamen dann auch schon die ersten Kneipengänger, unter anderem eine leicht vorgeglühte Gruppe von ca. 10 Leuten im Alter von 18-20 Jahren. Selbst die waren völlig unproblematisch, abgesehen vom Alkoholdunst.
    Das waren aber auch die Leute, die die meisten und tiefgehendsten Fragen gestellt haben...


    Weil man sowieso nur die beiden sehr hellen Objekte Mond und Jupiter zeigt, reichen kleine Optiken aus, das Seeing in der Stadt ist eh zu schlecht, um wirklich hoch zu vergrößern.
    Ich hatte einen 66mm-Refraktor mit einem Zoom-Okular - das würde ich heute anders machen: das Zoom-Okular durch ein weitwinkliges ersetzen, das 40-50fache Vergrößerung bietet. Damit erkennt man auf dem Mond (mit Mondfilter) schon die großen Krater sehr gut, Jupiter ist als Scheibchen (mit NED und SEB?) mit den galileischen Monden zu sehen.


    Die kleinen Geräte nehmen auch die Scheu und zeigen, dass auch mit "geringen" Mitteln der Einstieg möglich ist. Die Frage "Was kostet das?" mit dem Fingerzeig auf das Teleskop, durch das man gerade geschaut hat, kommt definitiv auch.


    E.

  • Hallo Ralph,


    eine klasse Idee von dir. Wir in Bonn machen das mittlerweile 12 Mal im Jahr (um Halbmond, da der Mond den größten Wow-Faktor bietet), wovon es 2015 nur an 3 Abenden wolkenlos war (Berichte hier und hier). Ich bin gespannt, wieviel clear skies es 2016 geben wird.


    Negatives Feedback gab's bisher nicht, keine Verletzten und auch keine Beschädigungen. Viele finden das einfach toll, das wir das machen, selten gehen Fußgänger einfach vorbei und wenn man sie ermuntert, kommen sie auch an die Dobsons ran. Die Frage, die ich bis jetzt bei jeder Sidewalk-Aktion gehört habe: Gibt's heute was Besonderes zu sehen? Mal sehen, wie das bei dir ist. In den Sommernächten, wenn mir erst gegen 22:00 Uhr aufbauen, ist mir noch aufgefallen, dass ab Mitternacht Leute mit Bierflaschen zunehmen. Und sogar mit solchen angetrunkenen Typen kann man noch über das Universum oder Quantenphysik philosophieren. Bis jetzt ist da überhaupt nichts passiert.


    Und noch ein Tipp: Bei jeder Art von öffentlicher Beobachtung sollte man die Leute nicht nur durchgucken lassen, sondern unbedingt dazu auch Dinge erklären - z.b.: Was sind die grauen Flächen (Mare) auf dem Mond, wie entstehen Krater, wie groß sind die, was leuchtet da eigentlich beim Orionnebel, was macht die Jupitermonde so besonders, oder gut verpackt erklären, dass Sterne nur durch Kernfusion leuchten. Solche interessanten und leicht zu vermittelnden Hintergründe sind wichtig, damit Laien das Gesehene einordnen können. Außerdem check ich vorher noch, ob es einen ISS-Überflug gibt. Es kann auch vorkommen, dass mal jemand ein Foto durch's Okular machen möchte. Darum habe ich immer nur die Billigokulare dabei, denn ein Kind kann auch mal schnell auf die Okularlinse fassen.


    Der Astronomietag 2016 am 19. März fällt diesmal auf Halbmond, so dass es in Bonn auch da eine Sidewalk-Aktion gibt. Und natürlich auch zum Merkurtransit am 09. Mai. Ich wünsche dir jedenfalls viel Spaß dabei und viele staunende Augen. Und falls du noch Fragen hast, immer her damit.

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