Lunt35 - Modifikation zu 120 mm Apertur

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    Servus in die Runde,


    an dieser Stelle beginnt ein mehrteiliger Beitrag über die Modifikation eines Lunt LS35T Halpha zu einem noch preisgünstigen Sonnenteleskop mit 120 mm Apertur.


    Hintergrund für diesen Umbau sind die Tatsachen, dass dieses Teleskop zwar finanziell noch einigermaßen erschwinglich ist, jedoch sein Auflösungsvermögen – wenn es um die Beobachtung feiner Strukturen auf der Sonnenoberfläche geht – recht begrenzt ist.


    Im hiesigen ersten Teil soll kurz die Theorie vorgestellt werden, auf deren Basis diese Modifikation erfolgt. Im anschließenden Teil werden die hierzu verwendeten optischen und mechanischen Komponenten dargestellt und der dritte Teil wird die hoffentlich positiven – wohl aber vom Wetter abhängigen – Resultate liefern.


    Es ist allgemein bekannt, dass die Auflösung eines Teleskops u.a. durch seine freie Öffnung (Apertur) bestimmt wird. Die hierbei zugrunde liegenden theoretischen Aspekte der klassischen Optik sind in dem folgenden Link ausführlich dargestellt:


    [urlhttp://de.wikipedia.org/wiki/Beugungsscheibchen[/url]


    Letztendlich kann also selbst ein ideal punktförmiges Objekt (Stern) in der Fokalebene (Auge, Film oder CCD / CMOS) nicht punktförmig abgebildet werden, sondern lediglich als ein etwas verschwommenes Scheibchen mit einem gewissen Durchmesser:




    Ideale Punktquelle – abgebildet als reales Beugungsscheibchen



    Dieser Durchmesser wird durch die Wellenlänge des betreffenden Lichtes (für HAlpha also 656.28 nm), die Brennweite sowie die Apertur des Teleskops bestimmt:


    D = 2,44 * lambda * f / A


    mit
    lambda = Wellenlänge (656,28 nm)
    f = Brennweite (0,4 m für Lunt 35)
    A= Apertur (0,035 m für Lunt 35)


    Für den Lunt 35 ergibt dies einen Durchmesser von 18,3 µm, was einer theoretischen Winkelauflösung (gesamtes Beugungsscheibchen) von 18,3 µm / 0,4 m = 9,4" entspricht. Dieser zunächst marginale Wert sei primär der relativ geringen Brennweite dieses Teleskops geschuldet.


    Also für’s erste kein berauschender Wert. Was jedoch jeder Beobachter weiß: Derartige Angaben können unter realen Beobachtungsbedingungen aufgrund des stets limitierenden Seeings nicht erreicht werden; dieser Wert wird hier also lediglich als Grundlage für kommende Vergleiche dienen.


    Ein Ausweg aus diesem „Dilemma“ der begrenzen Winkelauflösung ist z.B. möglich durch das Hinzufügen einer Optik mit größerer Apertur, wobei jedoch beide Teleskope jederzeit ohne Aufwand wieder als eigenständige Geräte benutzt werden können.


    Nach einiger Suche wurde der wohlbekannte und auch preisgünstige Sky Watcher 120/600 als ideale Vorschaltoptik identifiziert. Mit dessen Objektiv und dem Lunt lässt sich ein insgesamt noch akzeptables Öffnungsverhältnis von f/A = 3,3 erreichen.


    Das Objektiv des Sky Watcher stellt eine fokussierende Optik dar. Das Etalon des Lunt benötigt jedoch paralleles Licht, was durch eine zwischen beide Optiken eingefügte Bikonkavlinse (Kollimator) mit Durchmesser 50 mm und Brennweite -200 mm erzeugt wird.


    Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass die Beschaffung einer Bikonkavlinse mit Wunschdurchmesser dieser Größe ein aufwändiges Unterfangen darstellen kann! Letztendlich wurde bei der Firma Laser 2000 ein entsprechendes Exemplar gefunden. Da der Lunt quasi monochromatisch arbeitet, kann an dieser Stelle auf einen Achromaten verzichtet werden.


    Die hierzu passende Fassung, welche sich bestens vor das Etalon des Lunt fügt, wurde bei Thorlabs geordert. Die nachfolgende Skizze verdeutlicht die Geometrie dieses kombinierten Strahlenganges.




    Strahlengang für die Kombination Sky Watcher 120 / 600 und Lunt 35



    Der Kollimator befindet sich 400 mm hinter dem Objektiv des Sky Watcher, womit dieser also des Weiteren als Galileo-Teleskop fungieren wird. Sein Okularauszug kann durch Entfernen von drei Schrauben recht einfach entfernt werden und selbst später kann dieses Teleskop auch ohne große Mühen wieder eigenständig verwendet werden.


    Auf diese Weise wird der Lunt35 quasi zu einem Lunt120-ähnlichen Teleskop (zumindest theoretisch... die noch anstehende Erprobung wird es beweisen müssen).


    Am Ort des Kollimators hat das vom Sky Watcher generierte konvergente Lichtbündel einen Durchmesser von 40 mm. Da der Lunt eine Apertur von 35 mm aufweist, ergibt sich ein resultierender Durchmesser des Beugungsscheibchens von 6, 1 µm, was nun einem theoretischen Auflösungsvermögen von 3,1" entspricht.


    Also immerhin eine Verbesserung des theoretischen Auflösungsvermögens um den Faktor 3. Sofern okularseitig zusätzliche brennweitenverlängernde Komponenten wie eine Barlowlinse eingesetzt werden, kann das theoretische Auflösungsvermögen weiter verbessert werden:


    x1,5 --&gt; 2", x2 --&gt; 1,6", x3 --&gt; 1,0",


    womit man sich also wieder im Rahmen gewohnter Größen befindet.


    Da die Optik des Sky Watcher eine um den Faktor 11,8 größere Fläche aufweist, muss die Intensität des einfallenden Sonnenlichtes um diesen Betrag reduziert werden, was in der ersten Baustufe durch das Aufsetzen eines eingangsseitigen Neutraldichtefilters (Folie) bewerkstelligt wird. Hier stehen zunächst die Stufen ND09 sowie ND1,2 zur Verfügung; andere Werte müssen noch experimentell optimiert werden. Dieser Filter wird vor dem Objektiv des Sky Watcher montiert.
    Soviel für den ersten Teil.


    Morgen werden alle Komponenten zusammengebaut (der Lack an der Montierung muss noch trocknen); dann geht es mit der weiteren Beschreibung der Einzelteile weiter.


    Grüße derweil


    Volker

  • Hallo Volker,


    da bin ich jetzt aber mal gespannt wie das wird! Insbesondere der Verzicht auf einen sündhaft teuren ERF.
    Ich plane im Moment auch die Adaption meines 60er Lunt an einen 127/1200 FH und möchte dabei keinen ERF für die volle Öffnung verwenden.
    Im Solarachat haben einige mit kleiner, innenliegen ERF gute Erfahrungen gemacht. Das Lunt hat ja eine 35mm ERF vor der dem Etalon und der Telezentrik.


    Gruß Dirk

  • Hallo Volker,


    Sehr interesante Experimente. Wieviel Bildfeld soll das fertige System abbilden? Die ganze Sonne? Dabei wird evtl. das Winkelkriterium des Etalon verletzt. Die Sonne hat ca 1/2grad Durchmesser. D.h. ein Strahl vom Sonnenrand hat 1/4grad Abweichung vom senkrechten Einfall auf das Etalon. Der Vorbau stellt ein Galilei Fernrohr mit 3facher Vergrößerung dar. D.h. die Randstrahlen treffen nun mit 3/4grad Abweichung vom senkrechten Einfall aufs Etalon. Das wird die Resonanzwellenlänge des Etalons von H-A weg verschieben. Wenn man das beobachtete Gesichtsfeld dann auf etwa 1/3 der Sonne beschränkt ist alles wieder OK.


    Clear Skies,
    Gert

  • Hallo Gert,


    ich werde mich auf relativ kleine bis kleinste Beobachtungsbereiche der Sonnenoberfläche beschränken (müssen), wodurch die durch die große Öffnung generierten potentiellen maximalen Winkelfehler wieder reduziert werden.
    Ist am heutigen Abend alles noch Theorie; FIRST LIGHT wird es zeigen.


    Viele Grüße


    Volker

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    Modifikation des Lunt35 zweiter Teil


    Servus zusammen,


    hier geht es nun mit der Hardware dieses Umbaus weiter.


    Beide Teleskope ruhen in ihren originalen Rohrschellen, wobei beim Lunt der Vorteil der jeweils drei Stellschrauben genutzt werden soll, um ihn exakt auf die optische Achse des eingangsseitigen Sky Watcher zu zentrieren. Die nun anstehende Erprobung unter realen Bedingungen wird zeigen, ob dieses Verfahren die erforderliche Präzision und Langzeitstabilität erbringt.


    Falls nicht, wird man wohl nicht an einer längs verstellbaren Präzisionsführung vorbei kommen.


    Das aktuelle Verfahren bringt noch den Vorteil, die erforderlichen 400 mm Distanz zwischen Objektiv des Sky Watcher und des am Lunt befestigten Kollimators (Erzeugung eines parallelen Strahlenbündels für das Etalon) einzustellen.


    Wie im ersten Teil beschrieben, ruht diese 50 mm Kollimatorlinse (-200 mm Brennweite) in einem eloxierten Aluring (Thorlabs).




    Kollimator in seiner Fassung




    Kollimator vor dem Etalon des Lunt



    Die Rohrschellen sind auf ein rechteckiges Alurohr (20 mm x 35 mm mit 2 mm Wandstärke) geschraubt. Ein ebenfalls angeschraubter Aufbau des gleichen Materials bringt den Lunt auf die erforderliche Höhe zur optischen Achse.




    Unterbau für beide Teleskope


    Das Ganze ist auf eine lange Prismenschiene (320 mm) geschraubt, um den Schwerpunkt bei unterschiedlichen Lasten (Okulare, verschiedene Kameras, etc.) besser einstellen zu können. Für die EQ5 und deren Antriebe bedeutet diese Anordnung hinsichtlich Masse kein Problem.


    Hier nun noch einige Bilder der gesamten Anordnung.







    Beide Teleskope sind durch einen Konus aus weißem Karton verbunden, welcher innen matt schwarz belegt ist und am Sky Watcher an den Schraubenlöchern für dessen Okularauszug befestigt wird.


    Wie bereits berichtet, kann diese Anordnung mit wenigen Handgriffen zerlegt werden, was einerseits der Transportfreundlichkeit entgegen kommt und des Weiteren können beide Teleskope auch in Zukunft in ihrer originalen Beschaffenheit genutzt werden.


    Sofern uns der kommende März mit einigen sonnigen Tagen verwöhnen sollte, werden Vergleichsmessungen des originalen und des modifizierten Lunt35 durchgeführt, um den durch diesen Umbau hoffentlich generierten optischen Leistungsgewinn zu dokumentieren.


    Es wird also weiterhin spannend bleiben !


    Jede Art von Kommentierung incl. vernichtender Kritiken sachlicher Natur sind wie immer stets willkommen; man kann nur voneinander lernen.


    Grüße derweil


    Volker

  • Hallo Volker,


    interessantes Projekt, wünsche dir viel Erfolg dabei. Wenn du die Kollimatorlinse in der Taukappe des 35er Lunt geklemmt hast, bekommst du ein Problem wenn du das Etalon verkippst um in die H-Alpha-Linie zu kommen, schwenkst du die Kollimatorlinse aus der optischen Achse. Besser wäre es die Linse im entsprechenden Abstand an der Hauptoptik zu befestigen. Hat auch noch den Vorteil das du das 35er Lunt gegenüber der Kollimatorlinse noch verschieben kannst um den optimalen Abstand zu ihr zu bestimmen.


    Gruß
    Gerhard

  • Hallo Gerhard,


    danke für Deinen Hinweis; da hast Du völlig Recht ! Nur bin ich möglicherweise einer der Glückspilze, bei denen Halpha bei fast 0° Kippwinkel des Etalons vorhanden ist.


    Ich werde mich aber dennoch - auch um die Position des Lunt vom Sky Watcher mechanisch entkoppeln zu können - um eine Befestigung des Kollimators an Selbigem kümmern; schließlich bilden genau diese Komponenten die eigentliche Vorschaltoptik.


    Grüße


    Volker

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