Überlegungen zum Schliff eines 30 - 40cm Spiegels

  • Hallo Miteinander


    nachdem ich nun bezüglich Spiegelschliff etwas Blut geleckt habe gehen mir Gedanken über den Schliff eines größeren Spiegels durch den Kopf. Sagen wir mal, es soll ein 40cm f/4 Spiegel werden. Ich hätte Zugang zu Granitplatten, die 1cm dick sind und im Durchmesser 30cm rundgeflext werden können. Wäre die Dicke ausreichend oder braucht man besser ein dickeres Tool? Das wäre ein subdiameter-tool für den 40er und ein fulldiameter-tool für einen 30er Rohling. Gibt es eine gute Seite, wo der Schliff mittels subdiameter-tool gut beschrieben ist? Ist der Schliff mit einem subdiameter-tool sehr schwer hinzukriegen? So viele Fragen :)!




    VG
    Christian

  • Hallo Christian,


    10mm Granittool halte ich für entschieden zu dünn. Das Tool wird am Rand ja noch dünner. Da bleiben dann vielleicht 4-5mm übrig. 30mm sind da die bessere Wahl.
    Granitplatten gibt es aber für kleines Geld im Baumarkt. Bei mir hab ich sogar rund geschnittene 50cm Platten entdeckt.[:D]


    Meinen 400mm Spiegel hab ich auf Volltool geschliffen. Sowohl Spiegel als auch das Tool vorgeflext. Spart einiges an Zeit beim Grobschliff.
    Auspoliert auch auf Volltool. Bringt meiner Ansicht nach aber keinen entscheidenden Vorteil. Da kann man auch gleich auf Subtool umsteigen.


    Unbedingt ans Herz lege würde ich Dir bei solchen Größen die interferometrische Vermessung. Die zeigt Dir doch sehr viel deutlicher wo Defekte auf dem Spiegel sind. PDI ist relativ einfach, kennt aber Grenzen. 400mm f/4 geht nicht mehr. F/4,5 hab ich noch hinbekommen. Es gibt da auch eine Formel für. Die hab ich nur grade nicht parat.


    Spannend ist so eine große Scheibe aber allemal.


    Gruß
    Kay

  • Hi Christian,


    ich habe meine ersten Spiegel klassisch geschliffen: Spiegel oben, Werkzeug unten und beides gleicher Durchmesser. Spiegel waren 155/930, 257/1140 und 244/930. Dann wagte ich mich an einen 452mm f/4.1, was in etwa Deine Groessenklasse ist. Als Werkzeug waehlte ich neben der Steinflexscheibe zum Vorfraesen (draussen und mit Atem-, Augen- und Ohrschutz!) einen 20cm-Rohling unbekannten Glases, der mir mal zugelaufen war und der beim Grobschliff 2/3 seiner Masse verlor. Danach kam dann ein 24.4cm-Rohling zum Einsatz (die Schale vom 244/930) und ich arbeitete stets mit Werkzeug oben. Der Spiegel (Rillen-Suprax, 40mm dick) lag dabei auf einer Holzplatte, wurde aber aller paar Minuten gedreht, um Abweichugen der Rotationssymmetrie auszumerzen. Geschliffen habe ich nach der Clockstrokemethode, also kein Herumgerenne um einen Tisch, sondern konstante Richtungsaenderung mit Spiegeldrehung aller paar Minuten.


    Das alles klappte erstaunlich gut und der Spiegel zeigte bei Zonenmaskenmessung nach Foucault konstante Ergebnisse, auch bei Rotation, also kein Astigmatismus.


    Ich wuerde es wieder so machen. Bei diese Groessen ist ein Werkzeug mit vollem Durchmesser nicht nur ziemlich teuer, sondern auch schwer handzuhaben. Da ist das kleinere Werkzeug deutlich ueberlegen. 30cm fuer 40cm ist hierbei noch "entspannter" als meine Wahl.


    Edit - da war einer schneller. Und 10mm ist in der Tat zu duenn.

  • Hallo ihr beiden, vielen Dank für Eure Antwort :)!


    uppps... :/ klar, das Tool nutzt sich ja auch ab! Daran habe ich gar nicht gedacht, da reichen 10mm natürlich nicht. OK, so wie es aussieht ist 16"f/4 nicht ganz unkritisch und es steht und fällt mit einem guten Tool. Dann werde ich mich demnächst mal im Baumarkt nach Granitplatten umschauen und mein Vater kann die dann rundflexen :D. Vielleicht ist (16+12)/2 = 14 Zoll ~f/4.5 ein guter Kompromiss. Da hat Stathis ja auch schöne Rohlinge in der Größe. Das Ganze eilt noch nicht, aber man kann ja mal planen ;)! Ich wollte schon versuchen, mit einem Foucault-Tester auszukommen und ich wollte auch nicht primär vorflexen, denn ich habe Angst, dass ich zu viel Glas/Granit abschleife.




    Viele Grüße,
    Christian

  • Servus Christian,


    ich würde das Flexen nicht von vornherein ausschließen. Bei einem 16er kostet dich das gut und gerne 10-12 Stunden und ca. 2-3 Kilo K60 nur für's ausbaggern. Das ist eine Sauarbeit, saulaut und auch sau-anstrengend. Genau in dieser Phase des Schleifens, wenn man schon irgendwie Müde wird, eigentlich keinen Bock mehr hat, und bemerkt, daß es noch einiges länger dauern wird, hat man sich schnell mal eine Sauerei eingefangen: Muschelbruch oder ähnliches. Irgendwann läßt halt die Konzentration nach. Diese Form des Ausbaggerns ist halt echt sch... Monoton.


    Falls du doch zu den Masochisten gehörst [:D], einfach aufpassen und auch rechzeitig mal aufhören.


    Grüße,


    Harry

  • Hallo Christian,


    wenn du unbedingt die 300x10 mm Granitplatten verwenden möchtest, würde ich 2 mit Epoxi zusammenkleben, damit du wenigstens auf 20 mm Gesamtdicke kommst. Ansonsten gibt es in Baumärkten 30 mm dicke Granitscheiben.


    Ab 300 mm Spiegelgröße bevorzuge ich persönlich Subdiameter Tools, 70-80% der Spiegelgröße finde ich optimal. Aushöhlen MOT, alles andere TOT. Durch Wahl der Strichführung TOT kann man sehr schön steuern, wohin die Reise gehen soll:
    - Zentrale Striche mit kaum Überhang noch vorne und hinten haben die Tendenz, zu vertiefen.
    - W- Striche mit ca. 1/3 seitlichen Überhang sind neutral - darurch wird der Spiegel knall sphärisch.
    - W- Striche mit größerem seitlichen Überhang flachen die Kurve ab ==> Richtung längeren Krümmungsradius.


    Ich kenne aber andere, die bis 45 cm Spiegelgröße mit Volltools besser zurechtkommen. Frag' drei Spiegelschleifer und du kriegst 5 verschiedene Meinungen[:)]


    p.s: Mit der Flex vorflexen ist gefahrlos, da man in der Mitte anfängt, wo ohnehin 4-5 mm weg müssen. Im weiteren Verlauf bekommt man ein Gefühl dafür, wie nahe man sich an die Solltiefe herantasten kann und hört einfach rechtzeitig auf. Wer sich das alles nicht traut, kann wenigstens das Tool grob konvex vorflexen, das spart ja auch schon mal etwas Zeit und Schweiß.


    Beim Dobson wird 400 mm wird meist als f/4,5 gebaut, da in der Regel noch ohne Leiter benutzbar. Das erfordert zwar auch schon gute Okulare, diese liefern aber auch ohne Komakorrektor gute Bilder.

  • Hallo Christian,


    <b>Granitplatte:</b>
    1cm scheint mir vieel zu dünn. Für meinen 10" hab ich eine 25x3 cm Platte verwendet. Das hat auch gut funktioniert. Vorsichtige Leute scheuen Granit weil die Gefahr von Mikro- Abplatzungen in der Feinschliffphase besteht. Das kann zu hässlich- graussligen Kratzern führen. Bei 16" wäre mir deshalb Granit zu riskant.


    <b>10" Glastool:</b>
    Im Prinzip ja. Aber damit würdest du ewig und 3 Tage lang schleifen bis alle Chargen durch sind. Als Polierool in der Parabolisierunsphase wäre ein derartige Sub Diameter Tool aber sehr nützlich.


    Für meinen 16" f/4,9 hab ich ein 400 mm Glastool verwendet. Dieses wurde aus einen 19 mm und einer 12 mm Platte mit Epoxi (UHU Plus) verklebt. Die Klebeflächen wurden vorher mit K320 angepasst. Später hat ein Freund von mit diesem Tool seinen 16" f/4,5 geschliffen und noch später hab ich damit meinen 16" auf f/4 umgeschliffen. Das Tool existiert immer noch.


    <b>Hantelscheibe:</b>
    Das kommt auf den Durchmesser an. Ich hab mit einer Alu- Scheibe 120D, ca. 30d den 16" auf f/4 grob vorgeschliffen und auch das genannte Glastool entsprechend angepasst.

    <b>?:</b>
    Wie gedenkst du den Rohling "auszubaggern"? Ich hab dazu eine Flex mit Diamanttrenn- bzw. Topfscheibe verwendet. Dazu und zum Werdegang des 16“ gibt es einige Bilchen in

    http://www.astrotreff.de/topic.asp?ARCHIVE=true&TOPIC_ID=844
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?ARCHIVE=true&TOPIC_ID=913
    http://www.astrotreff.de/topic…RCHIVE=true&TOPIC_ID=1434


    Die dort gezeigten motorbetriebenen Drehtische sind zwar nicht unbedingt erforderlich aber doch sehr hilfreich.


    Noch eine kleine Anekdote zu Thema Interferometer. Obiger 16“ f/4,9 entstand noch in meiner vor- interferometrischen Zeit. Ca. 2 Jahre später als mein Freund seinen 16“ f/4,5 fertiggestellt hatte konnte ich mittlerweile auch interferometrieren. So haben wir denn seinen Spiegel vor dem Versand zur Verspiegelung interferometriert und für sehr gut befunden. Am nächsten Tag, da war also ca. 2 Jahre nach FL hab ich dann auch meinen 16“ f/4,9 vors Interferometer gestellt und bin fast umgefallen. Man konnte so oft messen und drehen wie man wollte. Das Ergebnis blieb bei ca. PtV 0,5 Wl. Wellenfrontfehler in Form von Asti als Hauptfehler. Gemerkt hatte das bis dahin aber niemand…


    Noch etwas zum Interferometer bei 16" f/4: Das PDI scheint mir hier grenzwertig zu sein, weil man damit in der Parabolisierungsphase nicht genügend viele Streifen einstellen kann. Ich hab dafür das sowie das Twyman- Green benutzt.


    Gruß Kurt

  • Hallo Christian,


    ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen was die Ausführung des Grobschliffs angeht.
    Einen 20" Rohling hatte ich mit einem 20" Granittool ausgehölt. Genau weiß ich es nicht mehr, aber es waren glaub ich so 15 kg K30 nötig bis die Tiefe für f/4,5 erreicht war, ein echter Knochenjob und nur mit Gehörschutz zu ertragen, von der Sauerei ganz zu schweigen.


    Eine interessante Feststellung hab ich auch bei anderen Spiegelschleifprojekten gemacht, die Granit-Volltools schliffen sich bei mir langsamer ab als die Spiegel. In der Mitte der Tools blieb bis zur letzten Feinschliffstufe eine Struktur vom Grobschliff zurück.
    Kratzer hab ich mir aber nie eingehandelt.


    Beim nächsten großen Spiegel würde ich auf jeden Fall vorflexen und mit Subdiameter Tool weiterarbeiten.


    Grüße


    Matthias

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: FHarry</i>
    <br /> Diese Form des Ausbaggerns ist halt echt sch... Monoton.


    Falls du doch zu den Masochisten gehörst [:D], einfach aufpassen und auch rechzeitig mal aufhören.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Christian!


    Ich habe mit K60 und Hantelgewicht meinen 16" ausgebaggert.
    Wichtig ist mit K60 nicht bis zum Rand arbeiten, wegen der Muschelbruchgefahr.


    Grüsse Robert

  • Hallo Christian,
    mir ist das Sub-Tool auch nicht so geheuer. Daher mache ich den kompletten Schliff nur mit Fullsize. Ging auch noch mit 20".

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    [;)]
    Ab 14" und vor allem bei f/4 ist das Aushölen schon recht mühsam, weil es langsam vorangeht. Das war auch bei dem 20" der Fall obwohl ich hier vorgeflext hatte. Wie von Matthias beschrieben geht da viel Zeit, Karbo und Glas ins Land.
    K60 und Hantelgewicht wären sicher auch noch eine Alternative. Ich habe damals bei meinem 14" eine alte Autobatterie als Gewicht verwendet. Schade, dass ich keine Bilder mehr davon habe, bzw. damals nicht zum Astrotreff hochgeladen habe. Wichtig ist bei solchen "brutalen" Maßnahmen eine ordentliche Sphäre zu entwickeln bevor man auf die feinen Körnungen wechselt. Ich hatte das damals versäumt.
    http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=63797
    Viele Grüße und halte uns auf den Laufenden.
    Matze[;)]

  • Hallo Spiegelschleifer-Profis!


    Ich danke Euch erst mal ganz herzlich für die Erfahrungsberichte und Tipps!




    Könnte man einen 12"Rohling noch MOT mit viel Überhang aushöhlen, so wie auch bei kleineren Größen? Ich muss mir das mit der Spiegelgröße noch mal genau überlegen. Momentan kann ich in der Mietwohnung hier nicht so rumsauen und der Balkon ist nicht so groß. Vielleicht reduziere ich die Spiegelgröße doch erst mal, da mir das nun doch nicht so unproblematisch erscheint, sehr große Spiegel zu schleifen. Es läuft ja nicht weg... bin ja noch jung! :D




    Viele Grüße,
    Christian

  • Hallo Christian,



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Könnte man einen 12"Rohling noch MOT mit viel Überhang aushöhlen, so wie auch bei kleineren Größen?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">




    natürlich geht das. Maximaler Überhang, maximaler Druck und immer schön drehen.
    Ich hab meinen 300er auch so ausgeräumt. Hat zwar Muskelkater gegeben und etwa 12 Stunden gedauert, aber ansonsten wunderbar funktioniert.


    Gruß
    Kay

  • Hi


    eine andere Frage: gibt es eigentlich außer Schleifen noch eine andere Möglichkeit für Spiegelherstellung? Ich frage nicht, ob das einfacher mit Hausmitteln geht sondern ob es noch was anderes gibt, was z.b. industriell verwendet werden könnte? Wie machen es die großen Hersteller? Ich nehme an es wird mit Maschinen geschliffen und dann von Hand kontrolliert?


    Wäre es nicht möglich einen Teleskopspiegel mit flüssiger Keramik herzustellen, indem man die Keramik auf einem (Metal-)Negativ erstarren lässt? Man müßte so nur 1x eine sehr genaue Negativ-Matrix herstellen. Der Keramik-Rohlng könnte dann vielleicht glasiert werden und dann eventuell leicht nachpoliert werden. Stelle ich mir das zu naiv vor? Ich denke da an Materialen wie z.b. beim Zahnarzt :)

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: astrops</i>
    <br />Hi


    eine andere Frage: ...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo astrops, könntest du bitte für andere Fragen ein separates Thema mit entsprechendem Betreff eröffnen? Ich hoffe, dass hier niemand darauf antwortet, denn das würde dieses Thema hier total sprengen.


    Danke
    Gruß

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!