Seltene PNs und ferne Cluster

  • <b>Seltene PNs und ferne Cluster</b>


    Beobachtungsbericht vom 4./5./6.06.2013


    <u>Objekte:</u>
    Planetarische Nebel: Abell 35, Abell 36, Jacoby 1
    Protoplanetarische Nebel: Minkowski 1-92, Minkowski 2-9, CRL 2688
    Galaxiencluster: Abell 2065


    <u>Ort:</u>
    4./5.06. 2013 Westalb bei Obernheim (950m)
    5./6.06.2013 Ostalb bei Pfronstetten (750m)


    <u>Bedingungen:</u>
    4./5.06.2013 Seeing und Transparenz gut bei hoher Luftfeuchtigkeit
    5./6.06.2013 Seeing gut, Transparenz hervorragend, niedrigere Luftfeuchtigkeit


    Ich habe in beiden Nächten die gleichen Objekte beobachtet, wenn auch mit verschiedenen Schwerpunkten. Bei der Erstbeobachtung schwieriger Objekte habe ich schon öfter die Erfahrung gemacht, daß ich die erste Nacht brauche, um einen Überblick zu gewinnen und meine Erwartungen anzupassen. Erst in der zweiten Nacht, die meist auch etwas andere Bedingungen hat, kann ich dann intensiv auf Details hin beobachten. Obwohl es sich insgesamt nur um sieben Ziele handelte, mußte ich in beiden Nächte recht sportliche Leistungen erbringen, weil alle Objekte hohe Anforderung an die Konzentration stellten und jeweils viel Zeit beanspruchten.


    1) <b>Abell 35</b> (Hydra).
    Es handelt sich hier um einen großen und wohl auch recht alten planetarischen Nebel. Hier das DSS Photo:



    Manche Beobachter sagen, er sei nicht schwer zu erfassen und falle gleich auf, wenn man ihn im Gesichtsfeld habe. Das ging mir leider anders. Selbst als ich die Himmelsgegend anhand der Sterne eindeutig identifiziert hatte, mußte ich mich noch eine ganze Weile „ein-sehen“, bevor ich den Nebel erkennen und nach und nach die Konturen und die helleren Knoten herausarbeiten konnte. Meine Vergrößerung lag bei 150x. Der OIII Filter war hilfreich, aber noch etwas besser war der UHC-S von Baader, was mich eigentlich erstaunt. H beta erwies sich als wirkungslos.


    Hier habe ich in das DSS Bild die Konturen eingetragen, die sich mir nach längerer Beobachtung gezeigt haben. Auch die hellen Flecken habe ich markiert, soweit ich sie erkennen konnte:



    Die Konturen decken sich im Wesentlichen mit den Kanten des blauen Bereiches im Photo. Die blaue Fläche wird vermutlich durch OIII Strahlung verursacht, während in den roten Außenbereichen H alpha oder gar NII überwiegt. Von den roten Teilen habe ich nichts sehen können. Die für mich sichtbare, blaue Sphäre ist im Norden oval gekrümmt. Im Süden ist sie dagegen ungewöhnlich gerade begrenzt.



    2)<b>Abell 36</b> (Virgo). Dieser PN ist deutlich kleiner als Abell 35.


    Auch dieses Objekt war schwieriger, als ich von den Berichten anderer Beobachter her erwartet hatte. Ich habe wieder bei 150x mit UHC-S beobachtet. Als erstes wurde der helle Rand recht vom Zentralstern sichtbar. Von dort aus konnte ich den Ring erschließen inklusive den „Balken“, der quer über dem Zentralstern entlang läuft. Als letztes zeigte sich der Haken, der rechts am Balken ansetzt und nach oben und links verläuft.



    3) <b>Jacoby 1</b> (Bootes). Dies ist ein größerer, sehr lichtschwacher und daher vermutlich alter PN. Hier ist die blaue POSS II Platte des STScI, und zwar mit sehr stark hochgezogenen Kontrasten:



    Auch hier habe ich wieder mit 150x und UHC-S Filter beobachtet. Während ich die beiden Abells schwierig nennen würde, klassifiziere ich dieses Objekt als sehr schwierig. Nach einiger Zeit zeigte sich sehr schwach die Wolke am unteren Rand (Pfeil nach oben). Von dort aus ließ sich der Kreisbogen ein wenig nach rechts oben verfolgen. In der Nähe des hellen Sterns wird er jedoch überstrahlt. Oberhalb des hellen Sterns setzt sich der Bogen fort auf den inneren Stern des dort stehenden Paares zu (Pfeil nach links). Ich meine hier eine Zweiteilung gesehen zu haben, nämlich einen äußeren Bogen, der tangential an der Innenseite dieses Sterns vorbeizulaufen scheint, und ein inneres Filament, das eine etwas engere Kurve nimmt. Zählt man alles zusammen, so könnte man sagen, daß der Rand des PN auf der Hälfte des Umfangs sichtbar ist. Allerdings muß man immer vorsichtig sein, wenn man Bögen zu sehen meint, die Sterne verbinden. Dennoch werte ich dies als Sichtung.



    4) <b>Minkowski 1-92</b> (Cygnus) „Minkowskis Fußabdruck“
    Dies ist ein wunderschönes, aber sehr kleines Objekt. Hier das Hubble-Photo:



    Im Übersichtsokular erscheint Minkowski 1-92 wie ein etwas unscharfes Sternchen. Bei hoher Vergrößerung (500x und 720x) waren die Konturen in Momenten ruhiger Luft sehr klar gezeichnet. Es handelt sich offenbar um den Abdruck eines Damenschuhs: vorne spitz, und auch hinten spitz zulaufend. Die vordere Hälfte ist hell (ca. 12 mag) und problemlos in ihrer Tropfenform zu erkennen. Der breite Rand des Fusballens zur Fußwölbung, d.h. zum Staubtorus hin ist am hellsten. Im Staubtorus sitzt auch der Zentralstern, den ich aber nicht eindeutig vom Fusballen trennen konnte. Vielmehr verwischte er mit dessen hellem Rand. Die dunkle Unterbrechung in der Mitte ist deutlich zu sehen. Gelegentlich, aber sehr selten, blitzt das Sternchen auf, das neben dem dunklen Torus steht. Die Ferse ist genau spiegelbildlich zum Vorderfuß, aber wesentlich schwächer als dieser. Ich konnte sie knapp direkt halten. Am spitzen Ende der Ferse war oftmals eine quasi-stellare Aufhellung zu sehen, die ich nicht recht zu deuten weiß. Möglicherweise war es der Lichtknoten, der auf dem Hubble-Photo innerhalb der Ferse zu sehen ist. Falls ich die äußersten Bereiche, die auf dem Photo noch abgebildet sind, visuell nicht erfassen konnte, wäre diese Aufhellung für mich sozusagen ganz ans Ende des Schuhs gerückt.



    5) <b>Minkowski 2-9</b> (Butterfly Nebula) in Ophiuchus



    Diesen protoplanetarischen Nebel habe ich vor vier Wochen schon einmal beobachtet. Er ist sehr klein und die beiden Lobes sind relativ lichtschwach. Der Zentralstern ist deutlich zu sehen und auch der dunkle Staubtorus, der die beiden Hälften trennt. Dieses Mal habe ich vor allem darauf geachtet, ob ich die beiden Lichtknoten in den Lobes sehen konnte, die auf dem Hubble-Photo so deutlich herauskommen. Das erwies sich aber als schwierig. Gelegentlich meinte ich, die Knoten zu sehen, und zwar an den richten Stellen, aber immer nur unsicher und für sehr kurze Zeit. Leider hatte ich keinen Mitbeobachter, der diese Sichtung hätte bestätigen oder falsifizieren können.



    6) <b>CRL 2688</b> (Egg Nebula) in Cygnus
    Hier das Hubble-Photo:



    Das Hubble-Photo weckt in diesem Fall leider ganz falsche Vorstellungen. Für die visuelle Beobachtung muß man sich zunächst die kreisförmigen Lichterscheinungen vollständig wegdenken, und auch von den vier Scheinwerferkegeln, die auf dem Photo ins All leuchten, konnte ich nichts sehen. Was bleibt, sind die beiden hellen, langgestreckten Lobes. Insgesamt sieht der Egg Nebel dem Butterfly Nebel strukturell sehr ähnlich. Sie sind etwa gleich groß und haben im Prinzip die gleiche Form. Allerdings ist der Egg Nebel viel heller. Ich schätze die Lobes, die gleich hell sind, auf mag. 11-12. Auch hier ist der Staubtorus, der die beiden Hälften trennt, sehr deutlich, aber im Gegensatz zum Butterfly Nebel sieht man den Zentralstern nicht. Das Hubble-Photo zeigt nicht nur den Staubtorus, der den Nebel quer in zwei spiegelbildliche Hälften unterteilt, sondern auch ein Staubband, das die Lobes der Länge nach aufspaltet. Besonders an den Spitzen der Lobes ist das auf dem Photo erkennbar. Während der quer liegende Torus praktisch bei allen protoplanetarischen Nebeln vorkommt, ist das längs gerichtete Staubband etwas sehr seltenes. Ich habe visuell nach diesem längs verlaufenden Staubband gesucht, konnte es aber nicht sichten.



    7) <b>Abell 2065</b> „Corona Borealis Galaxiencluster“
    Dieser Galaxiencluster gilt als der am weitesten entfernte, der gerade noch mit Amateurmitteln zugänglich ist. Er befindet sich in gut 1 Milliarde Lichtjahren Entfernung und umfaßt etwa 400 Galaxien. Hier das DSS Photo:



    In der ersten Nacht konnte ich 5 bis 6 Mitglieder des Haufens sichten. Die zweite Nacht, in der die Transparenz noch einmal deutlich besser war, brachte eine viel größere Ausbeute. Bei der Beobachtung habe einen invertierten DSS Ausdruck zu Hilfe genommen. 3 Galaxien konnte ich auf den ersten Blick und in direktem Sehen erkennen. Bei den anderen habe ich bei 350x einfach ins Okular gesehen und gewartet, bis irgendwo etwas aufblinkte. Diese Methode war ebenso einfach wie erfolgreich. Die Galaxien sind mir sozusagen eine nach der anderen in den Schoß gefallen. Jede neu aufgetauchte habe ich gleich auf meinem Blatt markiert. Manchmal bin ich allerdings auch umgekehrt verfahren: Ich habe zuerst auf meinem Blatt nachgesehen, wo eine Galaxie sein müßte, und dann am Okular gewartet, bis sie kam. Auch das hat wunderbar funktioniert. Auf diese Weise habe ich ca. 25 Galaxien erfaßt. Hätte ich noch mehr Zeit darauf verwendet, wären es sicher noch mehr geworden. Wie gesagt: Außer den hellsten drei waren sie nicht ständig zu sehen, sondern haben sich im indirekten Sehen kurzzeitig gezeigt, dies aber immer wieder. Auf diesem STScI Ausdruck habe ich alle gesichteten Galaxien markiert:


    Die doppelt eingekreiste Galaxie ist übrigens PGC 54876. Sie ist eine der hellsten Galaxien des Corona Borealis Clusters. Edwin Hubble hat sie seinerzeit - neben vielen anderen - vermessen und aufgrund der festgestellten Rotverschiebung die These vom expandierenden Kosmos aufgestellt.


    Viele Grüße
    Johannes


    P.S. Ich bitte um Entschuldigung für die falsche Orthographie in "Fusballen". Das ist ein kleiner work around, weil hier immer noch das richtig geschriebene Wort "Fu[s]sball" automatisch gegen "Fußpilz" ausgetauscht wird. Ich glaube, das ist seit der letzten EM so. Vielleicht könnten die Moderatoren das mal wieder ausschalten?

  • Hallo Johannes,


    ein sehr schöner Bericht mit interessanten Objekten. Insbesondere Abell 2065 hat es mir angetan. Finde es beeindruckend, wieviele Objekte du hier gesehen hast. Ich kann mich noch erinnern, dass ich damals mit 18" knapp 10 Galaxien gesehen habe. Fand die Beobachtung aufgrund der Helligkeit der einzelnen GX'en allerdings schon recht schwierig.


    In einer der nächsten Nächte werd ich mal mit 15" draufhalten. Mal schauen, was mit dieser Öffnung zu reißen ist.


    Wenn dir derartige Cluster liegen, kann ich dir Abell 1377 in Ursa Major ans Herz legen. Das ist auch ne Hausnummer für sich. Hier schon mal ein erster Eindruck:


    http://www.jburnell.com/hx916/AGC1377.jpg


    Viele Grüße,
    Christian

  • Hallo Johannes,


    mal wieder wunderbare Objektauswahl - hervorragend dargestellt, beobachtet und beschrieben.


    Wie du bereits angesprochen hast, fielen mir mit 16" Öffnung Abell 35 und 36 einfacher als dir (siehe Beschreibungen) Ich denke das lag eher an den feuchten Bedingungen bei dir. Normal gehören die beiden Abells zu den einfachen ihrer Gattung.


    Umso erstaunlicher liest sich deine positive Beobachtung von Jacobi 1. Icvh denke du gehörst zu den ganz wenigen Beobachtern, denen eine Beobachtung gelungen ist - Glückwunsch. Ich selbst hab das Teil mit 16" unter perfekten Bedingungen schon versucht, jedoch ohne Erfolg. Ich denke der Öffnungsunterschied macht es, ich muss den PN zwingend mal mit 27" versuchen, danke für die Erinnerung. Die Aufnahme von Mischa Schirmer kennst du sicher?


    Beruhigend, dass du den ZS von M 1-92 auch noch nicht vom hellen Lob trennen konntest. Bin da schon seit Jahren hinterher, auch ohne Erfolg. Ich bleibe dran. Beobachtungen mit 48" berichten von einer einfachen Trennung des ZS.


    Wie du richtig bemerkt hast, hat die HST Aufnahme vom Eggnebel nix mit dem visuellen Eindruck zu tun. Du darfst auch nicht nach einem Staubband Ausschau halten, sondern nach schwachen, konisch verlaufenden Fortsätzen, die deutlich schwächer! sind als die Knoten selbst. In den Knoten sind keine Dunkelstrukturen fassbar. Die Auswürfe konnte ich schon wiederholt mit verschiedenen Öffnungen ab 16" sehen, siehe CRL 2688 unter DS Herausforderungen


    Viele Grüße, uwe

  • Hallo Christian,


    danke für den Tip bezüglich Abell 1377. Der sieht auf dem Photo sehr interessant aus, aber der helle Stern in der Nähe wird wahrscheinlich Probleme bereiten. Ich werde den Cluster demnächst versuchen. Zunächst habe ich noch Abell 2005 geplant. Der gehört ebenso wie Abell 2065 zum Corona Borealis Supercluster, und hat ebenso wie dieser die "richness" Klasse 2, d.h. die Funzelchen stehen dicht beieinander.


    Wenn ich recht sehe, ist Abell 2065 durch den älteren Bericht von Steve Gottlieb ins Blickfeld der Dobsonauten gerückt. Er hat mit 17,5" sechs Galaxien gezählt. 25" sollten theoretisch eine knappe Magnitude tiefer gehen als 17,5", aber dafür müssen die Bedingungen stimmen. In der ersten Nacht war das offenbar nicht der Fall, dann da habe ich auch nicht mehr sehen können als Gottlieb, in der zweiten Nacht aber schon. Offenbar gibt es in Abell 2065 eine ganze Reihe etwa gleich heller Galaxien, die bei sehr guter Transparenz mit 25" gerade so erreichbar sind.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Uwe,


    danke für die Links. An den Egg Nebel muß ich wohl noch mal ran, denn wenn Du die konischen Fortsätze mit 27" so deutlich sehen konntest, müßte ich sie eigentlich auch erkennen können. Ich habe allerdings extra danach Ausschau gehalten, weil ich bei Reiner gelesen habe, daß er sie mit 22" ansatzweise sehen konnte.


    Das Photo von Mischa Schirmer kannte ich noch nicht. Es bestärkt mich in meinem Glauben, Jacoby 1 gesichtet zu haben. Auf dem Photo sieht man, wenn auch nur schwach, daß sich direkt rechts neben dem hellen Stern beginnend ein dunkler Kanal im hellen Ring nach oben erstreckt. Das ist genau die Stelle, an der ich die Zweiteilung des Ringes meinte gesehen zu haben.


    Hast Du denn schon einmal mit Deinem 27" Abell 2065 versucht? Ich wäre sehr neugierig auf Deine Ergebnisse. Auf die Schnelle habe ich im Netz keinen Beobachtungsbericht mit 25" oder größer finden können. Beobachter mit kleineren Öffnungen berichten von 6-10 Galaxien.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    hattest Du die beiden Abells in der selben Nacht beobachtet wie Jacoby 1? Das könnte vielleicht das Ergebnis erklären. Ich empfinde sowohl den Abell 35 und den 36 relativ einfach. Mit OIII sind sie sofort zu sehen, nur die Details brauchen mehr Arbeit. Bei Jacoby 1 ging jedoch bei zwei Versuchen auch unter guten Bedingungen bisher nichts sicheres. Von daher überrascht mich deine Einschätzung der relativen Schwierigkeit. Ich muss den Jacoby aber auch auf jeden Fall nochmal versuchen, so lange der Bootes noch hoch genug steht.


    Jacoby 1 sieht auf den Aufnahmen natürlich vielversprechend nach OIII aus, aber er ist halt auch extremst schwach. Ich schaue heute Abend mal die OIII fluxes von Abell 35 und Jacoby 1 nach und poste sie mal hier.


    Ich war in den selben beiden Nächten ebenfalls am Beobachten, aber die Transparenz und vermutlich auch die fehlende vollständige Dunkelheit nahe des 21. Juni haben schwierige Objekte hoffnungslos gemacht.


    Viele Grüße
    Reiner

  • Hallo Reiner,


    die beiden Abells habe ich in beiden Nächten beobachtet, den Jacoby 1 nur in der zweiten, besseren. Die Details in Abell 35 habe ich erst in der zweiten Nacht erkennen können. Vielleicht bin ich einfach mit falschen Erwartungen an die Abells herangegangen. Mal abgesehen vom Anfangseindruck - siehst Du denn mehr Details in Abell 35, als ich eingezeichnet habe?


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    die Fortsätze vom Eggnebel müssten bei dir gehen. Die Beobachtungen mit 16" und 18" waren zwar von exzellenten Bedingungen aus, mit 25" sollte die Alp bei trockener Luft aber auch langen.


    A 2065 hab ich noch nicht versucht, nein. Tatsächlich liegt der Cluster als einer von vier im Objektordner (neben 1185, 1689 und 2218). Allerdings verhält sich die dreistellige Objektanzahl indirekt proportional zu den bisherigen Beobachtungsnächten. Ich behalte mir den Cluster aber mal vor und werde evtl Mitte der Woche nochmal dazu kommen, scheint ja sehr spannend zu sein. Hast du mal geprüft, wie tief du im Blauen gekommen bist?


    Viele Grüße, uwe

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Atlas</i>
    Mal abgesehen vom Anfangseindruck - siehst Du denn mehr Details in Abell 35, als ich eingezeichnet habe?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Nein, auf keinen Fall! Vielleicht liegt's wirklich an der Erwartungshaltung.


    Ich habe hier mal die OIII und H-alpha fluxes für einige große PN aus der Aufstellung von David Frew rausgesucht. Die Werte sind jeweils logarithmisch (also je weniger negativ, desto heller), sind zum Teil von der WHAM survey und beziehen sich auf den Gesamtfluss, so dass man für die Flächenhelligkeit noch die Größe berücksichtigen muss.


    Name OIII Ha
    Abell 35 -10.05 -9.94
    Abell 36 -10.38 -10.51
    LoTr5 -10.44 -10.84
    PuWe 1 -10.20 -10.21
    Jacoby 1 -10.96 -11.14


    Jacoby 1 ist da schon um einiges schwächer als der ganze andere Rest. Wie gesagt, die Fläche spielt hier noch mit rein, PuWe 1 hat mit 20' Durchmesser grob viermal so viel Fläche wie zum Beispiel LoTr 5 oder Jacoby 1. Abell 36 ist nochmal ein bisschen kleiner. Nimmt man bei Abell 35 nur den OIII-Bereich, ist der auch nicht mehr größer als zum Beispiel LoTr 5 oder der Jacoby.


    Die Identifizierung von Abell 35 als PN wird von Frew übrigens in Frage gestellt. Seiner Analyse nach ist es eher eine Strömgren-Sphäre (also ionisiertes ISM) um einen wandernden Weißen Zwerg.


    Viele Grüße
    Reiner

  • Uwe - nein, die Helligkeit der Galaxien im Blauen habe ich nicht überprüft. Ich wüßte auch gar nicht, wo ich das tun kann. Aladin/Simplay geben meistens nur die J / K / H Bänder an (das ist wohl Infrarot). Hast Du dafür eine Quelle?


    Reiner - interessante Zahlen, wenn sie auch durch Faktoren wie die Größe des Objekts und die jeweiligen Beobachtungsbedingungen relativiert werden. Offenbar ist der Abell 36 in O III kaum heller als LoTr 5, den ich zudem im Zenit beobachten konnte. Jacoby 1 fällt dagegen tatsächlich um gut eine halbe Zehnerpotenz ab. Wenn ich meine PN Beobachtungen der letzten Zeit in eine Schwierigkeitsskala bringen sollte, würde ich sagen: EGB 6 war schwerer als LoTr 5, und Jacoby 1 wiederum schwerer als EGB 6.
    Hast Du vielleicht einen Link zu dem Paper von Frew?


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    für die neueren Papers musst Du einfach mal googeln, da gibt es mehrere.


    Sehr lesenswert ist seine Doktorarbeit, da sind eigentlich auch alle Daten drin, auch wenn sie schon ein paar Jahre alt ist.


    http://physics.mq.edu.au/~qap/…rew_thesis_2008_final.pdf


    Die Daten oben sind aus dieser Arbeit.


    Viele Grüße
    Reiner


    PS: So würde ich die PN auch einordnen, mit Abell35 und PuWe1 ergäbe das bei mir in aufsteigender Schwierigkeit


    Abell 35, LoTr5, EGB 6, PuWe 1, (Jacoby 1)

  • Hallo Reiner,


    danke für den Link. Das ist hervorragendes Material. Lustig finde ich, daß Abell 35 unter die "Impostors" subsummiert wird (Kap. 8). Er ist also ein "Hochstapler" unter den PN.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    für die Blauhelligkeiten einfach in Aladin die PGCs im LEDA Katalog (unter "Others") über den DSS laden. LEDA führt für die katalogisierten PGCs Blauhelligkeiten bis teilweise unter 19bmag.
    Eine schneller Überblick über deine eingekreiste Objekte ergibt eine Grenzgröße von ca. 17,5bmag. Das ist so etwa das, was für 25" + Albhimmel zu erwarten ist. Wie du schon geschrieben hast, könntest du bei sehr ausdauernder Beobachtung sicher auch bis an die 18bmag rankommen, ist aber für so Sachen wie den Coronacluster eine Tortour [:)]


    Viele Grüße, uwe

  • Hallo Uwe,


    besten Dank für den Hinweis. Obwohl ich Aladin schon lange benutze, war mir gar nicht klar, daß man damit auch den LEDA Katalog ins DSS laden kann. So lassen sich die Blauhelligkeiten ganz einfach bestimmen. Ich habe sie inzwischen überprüft. Die schwächste Galaxie, die ich sehen konnte, liegt bei 17,7, andere bei 17,5 und heller.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    nochmal danke für den "reminder" für den Corona Cluster. Hab in einer der letzten Nächte mich gute 2h damit "verlustigt". Großer Spaß, aber auch mit 27" teilweise harter Kampf, da viele Galaxien genau an der Sichtbarkeitsgrenze (~18bmag) lagen. Ich konnte in einem zentralen 8'x8' Ausschnitt knapp 30 Galaxien beobachten. Zeichnung reiche ich hier nach.


    Viele Grüße, uwe

  • Hallo Uwe,


    klasse! 2 h - das entspricht so ungefähr einem Halbmarathon. Bin schon auf die Zeichnung gespannt.


    Ich habe die von mir markierten Galaxien noch einmal vollständig auf Blauhelligkeit durchgecheckt. Ganz unten links habe ich einen Kreis um zwei Galaxien gezeichnet, weil ich nicht wußte, welche von beiden ich gesehen habe. Die obere ist im PGC gar nicht verzeichnet, vermutlich weil sie zu schwach ist. Folglich habe ich wohl die untere gesehen. Dabei handelt es sich um PGC 1812104 mit 18,07 bmag.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    ich reiche mal meine Beobachtung vom Cluster in Form einer Zeichnung nach. Ich habe versucht die direkt zu sehenden und indirekt leicht zu haltenden Galaxien heller darzustellen, als die indirekt schwer zu fassenden. Ist etwas überzeichnet, sodass auch was auf dem Papier drauf ist und nicht alles im Kabel zwischen Scanner und Rechner hängen bleibt [:)]


    Wenn ich mich nicht verzählt habe, dann waren im zentralen 8'x8' Feld 28 Galaxien zu sehen. Grenzgröße sehr gleichmäßig um die 18,3-18,4bmag, genau das, was ich bei anderen Galaxien mit ähnlichem Farbindex und Flächenhelligkeit unter den gegebenen trockenen Voralpenbedingungen (1300m) auch erreiche.


    Friedl erinnert sich mit 16" an die 5-6 Einzelgalaxien ausgemacht zu haben, Grenzgröße etwa 17bmag.


    Auf jeden Fall ein hochinteressanter Cluster, wenn auch nicht ganz einfach, auch mit 27" Öffnung nicht.


    27", 586x, Seeing III, fst 6m5+


    Viele Grüße, uwe

  • Hallo Uwe,


    danke für die Zeichnung. Du bist noch einmal eine ganze Ecke tiefer gekommen als ich. Bezogen auf Dein Areal hast du etwa doppelt so viele Galaxien entdeckt. Hervorragend!


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo,


    wo hier schon über weit entfernte Galaxien gesprochen wird, hätte ich noch was von meiner To-Do-Liste anzubieten. Ich hatte mal PGC 32713, die BCG von Abell 1126, notiert, die trotz einer Entfernung von 1,1 Milliarden Lichtjahren [2011] noch um 14,0mag hell sein soll. Steht schön mittig im Löwenkörper, vielleicht will es noch jemand dieser Tage versuchen.

  • Hallo Nico,


    interessanter Beobachtungsvorschlag. Bisher habe ich PGC 32713 noch nicht beobachtet, und leider ist es für dieses Jahr nun ein bisschen spät. Im Vergleich zu den Corona Borealis Funzelchen ist sie mit 15.1 bmag geradezu grell. Auf dem DSS Bild ist sie auch überraschend groß. Spontan hätte ich sie eher für eine Vordergrundgalaxie gehalten, aber die Angaben, die man so findet, sind eindeutig: 1,1 Milliarden Lichtjahre Entfernung, d.h. sie ist noch etwas weiter weg als Abell 2065. Realiter muß das ein riesengroßes und extrem helles Objekt sein.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo,


    ein toller Bericht und grade die exotischen Planetaries sind sicher intersante - aber auch extrem schwierige Objekte. Ich denke, mit meinem 14-Zöller hab ich da kaum eine Chance.


    Viele Grüße


    Markus




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    Quidquid agis, agas prudenter et respice finem!
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    Juniper Hill Observatory


    Markus A. R. Langlotz
    Dr.-Bruno-Sahliger-Str. 8
    D-93096 Köfering


    Die Astroseite: http://www.N-T-L.de
    Die Sternwarte: http://sternwarte.N-T-L.de
    Die Mailadresse: ntl.observatory (at) freenet.de

  • Hallo Markus,


    vielen Dank. Du solltest aber nicht zu schnell resignieren. Wenn mir Abell 35 und 36 auch etwas schwerer gefallen sind, so gibt es doch schöne Zeichnungen, die mit 16" entstanden sind. Und Minkowski 1-92 und der Egg Nebel (CRL 2688) haben ca. mag. 12. Von der Helligkeit her gehen die mit 14" auf jeden Fall. Das Problem liegt nur darin, daß sie recht klein sind, so daß man hoch vergrößern muß, um die Struktur zu sehen. Als ich mit den protoplanetarischen Nebeln angefangen haben - Frosty Leo war mein erster - dachte ich, die wären super schwierig zu beobachten. Das stimmt aber nicht, zumindest was die helleren Kandidaten angeht. Die sind in puncto Leuchtkraft leichter als viele NGC Objekte.


    (Mir gefällt übrigens schon seit Langem der Spruch in Deiner Signatur.)


    Viele Grüße
    Johannes

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