Nach einem netten aber doch langem Nachmittag bei ESOC in Darmstadt (dazu später an anderer Stelle mehr) sah es doch tatsächlich nach klarem Himmel zur Mondfinsternis aus. Also Nahm ich Kamerarucksack und Stativ und fuhr mit dem Fahrrad vom Pfaffengrund in Richtung Army Air Field. Der Feldweg mit freier Südsicht, den ich mir auserkoren hatte, war reich bevölkert: Ungewöhnlich viele Spaziergänger mit und ohne Hund.
Ein junges Paar hatte heute nigelnagelneu einen Skywatcher 114/500 erstanden und am Wegesrand aufgebaut. Leider fehlte die Polhöhenfeststellschraube der EQ-1, so daß an eine parallaktische Aufstellung nicht zu denken war. Leider waren die Klemmschrauben völlig verbogen und der Spiegel übelst dejustiert. Immerhin, ich konnte den beiden zeigen wie man die Gewichte ausbalanciert, den Leuchtpunktsucher justiert und daß man die Barlow am besten wegläßt.
Jetzt hieß es warten. Und warten. Eigentlich sollte er längst da sein, stellten wir irgendwann fest. Viele der Wartenden wurden unruhig. Ist da Dunst über dem Odenwald? Oder doch eine Wolke? Oder ist die Finsternis besonders dunkel?
Endlich schälte sich der Mond aus dem Dunst. Längst stand er da schon einige Grad über dem Horizont. Einige der Schaulustigen hatten wohl spektakuläreres erwartet und gingen wieder.
Das Pärchen blieb standhaft und erfreute sich des Anblicks des langsam heller werdenden, goldbraunen Mondes in ihrem kleinen Gerät.
Zwischendurch visierte ich für die zwei auch mal den Saturn an. Richtig scharf wollte er wegen der Dejustage leider nicht werden, aber immerhin. Auch die verbliebenen anderen Zuschauer waren begeistert.
Dann kam auch noch wie vorgesehen die ISS - keine zwei Minuten vorher hatte ich fast schon ein Flugzeug mit ihr verwechselt.
Da, der linke Rand wird gleißend hell. Die partielle Phase bricht an. Die beiden mit dem Teleskop sind begeistert, die partielle Phase finden sie viel spannender als die Totalität. Irgendwann kurz vor Ende zieht wieder Dunst auf. Ich packe als vorletzte auf dem Feldweg zusammen, die Beine meines Kamerastativs sind klatschnass, denn hier herscht schon den ganzen Tag Saunaklima. Ob die zwei mit ihrem kleinen Newton wohl glücklich werden?