Achtzoll-Erstling: Parabolisieren

  • Geschätztes Forum,


    hier der Bericht, wie es nach der Politur mit meinem Achtzöller f/4.8 weiterging.


    Nach weiteren drei Stunden Polieren habe ich entschieden, es gut sein zu lassen, und zum Parabolisieren überzugehen. Die Foucault-Messmethode hatte ich inzwischen verbessert. Das Foucault-Bild wird als Videostream mit einer Webcam aufgenommen und mit GIOTTO von Georg Dittie als AVI-File auf der Festplatte abgelegt (32 Frames haben sich als günstig erwiesen). Das Summenbild wird als BMP-File gespeichert. Daraus werden die Zonen mit einem selbstgeschriebenen Programm ähnlich FoucaultXL von Horia bestimmt und anschließend mit "Foucault Test Analysis" von Andreas Reifke ausgewertet. In der Regel arbeite ich mit 7 bis 10 Zonen, also Schnittweitendifferenzen von 0.3mm (moving source), aber auch weniger Zonen (bis runter auf fünf) ändern das Ergebnis nur wenig. Von Messung zu Messung sind so die Strehl-Werte auf 2 bis 3 Prozentpunkte reproduzierbar.


    Ich begann die Parabolisierung mit 30 Minuten W-Strichen MOT bis zu 0.4*Spiegeldurchmesser Überhang. Der Spiegel blieb praktisch sphärisch. Weitere 30 Minuten, seeehr lange und exzentrische W-Striche MOT später: Strehl = 0.82, CC = -0.87. Na gut, so weiter. Nochmal 3 mal 10 Minuten später:



    Damit hätte ich zufrieden sein können. Aber weil diese Auswertung direkt nach einer Poliersession entstand und ich in den Messungen am Folgetag "nur" 95 Strehlchen erhielt, habe ich entschieden: Das muss noch besser gehen! Außerdem wollte ich noch was lernen...


    Tja. Diese Entscheidung verursachte eine kleine Odyssee, die über eine verkleinerte Pechhaut, zurück zur Sphäre, verschiedene Stricharten MOT und TOT bis zum kontrollierten Vorkämpfen zur Parabel führte. Am Schluss hing noch der Rand runter... ich erspar Euch die Details. Irgendwann gab es einen Zentralberg und eine erhabene Zone bei 80%, die sich hartnäckig hielten:



    Um dem beizukommen, war meine persönliche Lösung: fullsize tool mit _kombinierten_ Strichen, und zwar
    1. Einige Minuten lange exzentrische W-Striche MOT. Dann verteilt sich das Ceri besser, was bei mir gegen eine Hundekuchenoberfläche hilft, und hält gleichzeitig den Zentralberg in Schach.
    2. Direkt danach auf TOT wechseln, und zwar mit lokalen Druck auf den Rand, und dabei langsam um den Schleifständer herumgehen. Dieser Strich half bei mir gegen die hartnäckige erhabene, schmale Zone, deren Maximum am Anfang irgendwo bei 80% Radius lag, und die ich durch diesen Strich immer weiter Richtung Rand schieben konnte. Hier der Versuch, das Vorgehen zu skizzieren.



    Inspiriert zu diesem Strich hat mich das Posting von Kurt.


    Dies ist das Endergebnis:



    Die Schnittweitendifferenzen am Rand habe ich extra gering (0.1 mm, Lichtquelle mitbewegt) gewählt, um den Rand gut beurteilen zu können. Im Zentralbereich ist die Differenz 0.4 mm.
    Derselbe Bearbeitungszustand, aber Spiegel um 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht:



    Am Wochenende hatte der unbelegte Spiegel first light an Arkturus. Ich konnte bei 340x keinen Astigmatismus erkennen (allerdings war das Seeing nicht besonders). Die intrafokalen (if) und extrafokalen (ef) Abbildungen sind ganz leicht unterschiedlich: ef erzeugt einen etwas prominenteren äußeren Ring um das Airy-Scheibchen, als Zeichen eines abgesunkenen Randes. Aber man muss sehr genau hinsehen.


    Ich erkläre den Spiegel für fertig. [:D]
    Hier noch ein Foucault-Schnappschuss der 70% Zone. Was haltet ihr von der Oberfläche? (Die Hotpixel und die vertikalen Streifen sind Artefakte der Webcam.)



    Der Spiegel findet seinen Platz in einem 8" f/4.8 Reisedobson. Den Bau der Tubusmechanik samt Montierung habe ich mir diesmal gespart und die Fertigteile von Dieter Martini bezogen. Und das nächste Projekt ist schon angedacht: 15" f/5.


    Bin gespannt auf Eure Kommentare!


    Viele Grüße
    Albrecht

  • Hallo Albrecht,


    Der Spiegel sieht wunderschön aus, sowohl von der Auswertung her als auch als Foucault-Bild. Glatte Oberfläche, Strehl > 0.95. Das wird ein Teleskop!


    Da ich meine Odyssee noch durchlaufe (12“, F5.3) bin ich schon beeindruckt.


    Viele Grüße
    Horia

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