Wachter Astronom II für Fotographie nachrüsten

  • Hallo Liebes Forum,


    ich bin neu hier und habe mich angemeldet, da ich die alte Wachter Astronom II Montierung, die ich von meinem Vater habe, für Fotographie tauglich machen will. Eine Nachführung hat sie bereits: es läuft ein 230V/50Hz Synchronmotor darin. Hier erstmal ein Bild von dem guten Stück:




    Mein Ziel ist es, mit dem Teil Fotographie auf dem Acker zu betreiben (zuhause ist der Himmel zu hell...). Ein stabileres Stativ habe ich bereits gebaut, da das originale Stahlstativ viel zu hoch und wackelig ist. Bei ersten Versuchen hat sich auch ein Schneckenfehler gezeigt, der keine längere Belichtungszeit erlaubt (bei 1500mm Brennweite). Jetzt habe ich einige Fragen:


    Auf den Bildern erkennt man, dass die Montierung auf einem zylindrischen Block ruht. Ich habe mal gehört, dass man auch damit die Polhöhe einstellen könnte. Aber wie? Ich habe bisher immer iterativ am Stativ rumgeschraubt, bis ich den Eindruck hatte, es passt halbwegs. Eine vernünftige Polhöhenverstellung ist auch noch so ein Wunschtraum...


    Wie gesagt hat die Montierung einen Schneckenfehler. Den kann man jetzt versuchen manuell über das an der Schnecke befestigte Planetengetriebe auszugleichen, oder man baut eine computergesteuerte Nachführung. Da ich keine Lust habe stundenlang an dem Rädchen zu drehen bin ich für Option 2. Für die Nachführung gäbe es meiner Einschätzung nach drei Möglichkeiten, um sie zu realisieren.


    Möglichkeit 1: Ein Frequenzumrichter bzw. fürs Feld einen Wechselrichter mit variabler Frequenz. Dies würde die Drehgeschwindigkeit des AC-Motors ändern und damit auch die Nachführgeschwindigkeit. Pikantes Detail: der Motor ist 90° zur Schnecke angebracht und treibt diese über ein Kegelrad an. Daraus resultiert natürlich noch mehr Spiel, als sowieso schon da ist. Der Vorteil der Frequenzsteuerung ist, dass man das Schmuckstück nicht auseinander reißen muss und nicht am Gehäuse rumbohren. Meint ihr, die erreichbare Nachführgenauigkeit reicht mit dieser Methode (vorausgesetzt es ist gut gescheinert) für einige Minuten Belichtungszeit? Eine Nachführung der DEK-Achse wäre nochmal eine Sache für sich...


    Möglichkeit 2: Schrittmotor(en), so wie hier:


    http://forum.astronomie.de/php…achter_Astronom_II_mit_2_


    Der Vorteil ist, dass die Nachführung sicher sehr genau geht. Der Nachteil ist der sehr hohe Arbeitsaufwand, und dass die Montierung "zerrupft" wird. Ich denke hier müsste man die Achsen aus den Lagern kloppen um überall dran zu kommen etc. und ich weiß nicht, wie präzise ich das dann wieder zusammen bauen kann...


    Möglichkeit 3: Man könnte den Schrittmotor eventuell auch an die Position des Synchronmotors bauen. Dabei würde man die Montierung äußerlich nicht beeinträchtigen, nimmt aber den Antrieb über ein Kegelrad o.Ä. in Kauf.


    Momentan denke ich am ehesten an die Regelung der Frequenz. Das wäre der geringste Arbeitsaufwand und am billigsten. Wie seht ihr die Sache; könnte man damit fotographieren? Aahh noch eine Frage: Wie oft pro Sekunde wird bei den Schrittmotoren üblicherweise die Geschwindigkeit angepasst?


    So, ich hoffe, ich habe nichts vergessen und bedanke mich schonmal im Voraus für eure Antworten!

  • Hallo Monster,


    die Astronom-II Montierung wurde mit zwei verschiedenen Polblocks gebaut. Deine Montierung hat den älteren Polblock, dessen Verstellung ich nicht kenne. Ich meine aber, mal gelesen zu haben, daß die Verstellung durrch eingelassene Schrauben geschieht, die von unten her zu erreichen sind.


    Der Link von 2odiac verweist auf den neueren Polblock, der auch an meiner Montierung ist. Beide Polblocks haben nur einen begrenzten Spielraum von wenigen Graden.


    Ich habe vor 30 Jahren auch mit dieser Montierung photographiert - eigentlich lief sie ganz gut, aber sobald man das Planetengetriebe manuell gegen die Nachführrichtung betätigte, brauchte das Getriebe ca. 10 sec bis die Zähne wieder alle im Eingriff waren und die Nachführung weiterging. Ich hab kürzlich an meiner Montierung das Planetengetriebe entfernt und die Messinghülse von AstroElectronic Koch stattdessen aufgeschraubt.


    Den Motor habe ich schon Anfang der 70er Jahre intern gegen einen der ersten Schrittmotoren getauscht (Saja AM9.4). Einen externen Motoranbau würde ich nicht machen, da er stets dem Teleskop im Weg wäre und be-!%$§+#* aussieht.



    MfG Coyote

    Es schaute mich an - und ich schaute Es an.
    Und errötend wich Es zurück - das Universum.


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  • Vielen Dank schonmal für eure Antworten! Die Polhöhe kann man tatsächlich mehr schlecht als recht von unten verstellen. Zum Einscheinern auf dem Acker ist das jedoch ungeeignet, da man schlecht immer die 20Kg vom Sockel nehmen kann um am Schräubchen ein bisschen weiter zu drehen... Da muss ich mir was Anderes überlegen.


    Bisher hatte ich an der Montierung nur die kleine Abdeckplatte über der Schnecke entfernt. Wie erreiche ich den Motor? Müssen dazu tatsächlich die Achsen aus den Lagern? Falls ja, wie schaffe ich das am sanftesten und wie bekomme ich sie möglichst schadlos wieder rein?


    Wie man das Planetengetriebe ab bekommt habe ich auch nicht kapiert: Ich hatte alle äußeren Schrauben ab, hab sanft dran gezogen und es hat sich nichts gerührt. Da ich nichts kaputt machen wollte, hab ich dann alles wieder festgeschraubt. Wahrscheinlich hatte ich nicht alle Schrauben erwischt...


    Kann sich noch jemand zu der Frage mit der Nachführung über eine Änderung der Frequenz äußern? Und wie oft müsste diese ggf. angepasst werden (ich dachte da an 2 Hz)?

  • Hi,


    das Planetengetriebe zu rupfen war schon etwas, mein Kollege Achim hat das erledigt. Aus der Erinnerung:


    Die 3 Schräublis auf der runden Dose des Planetengetriebes entfernen, den Deckel des Planetengetriebes entfernen, den von Dir erwähnten Deckel über der Schnecke entfernen. Auf der Achse der Büchse ist irgendwo ein Stift durch die beiden Achsen gesteckt, den Achim nur mit vorsichtigen aber nachdrücklichen Hieben mit einem Metallstift heraus-"geprügelt" hat. Nicht zuviel Gewalt anwenden, nur so, daß der Stift sich langsam aus der Achse entfernt. Brrr!


    Um die Stundenachse zu entfernen muß man den Rektaszensionsklemmknopf ganz abschrauben, den runden Deckel, der um die Achse auf der Oberseite der Montierung liegt (neben dem Schneckenkastendeckel), durch Entfernen der 8 kleinen Schräublis freigeben und dann von unten die Stundenachse hochdrücken (Gummihammer, Gefühl!). Das Schneckenrad kommt dann mit heraus. An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern, das ist schon 30+ Jahre her, daß ich das gemacht habe.


    Grüße, Gerd

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  • Hallo,


    ich hatte damals einen Frequenzwandler selber gebaut, nach einem Schaltplan von Dr. Klaus Güssow. Der war allerdings für einen Schrittmotor, den originalen 220V Synchronmotor habe ich aus Sicherheitsgründen sofort entfernt.


    Ich kann Dir bei Interesse den Schaltplan online stellen, der verstorbene Dr. Güssow, mein Mentor, hat sicherlich nichts dagegen. Das Gerät ist aber nicht für GOTO und schnelle Schwenks geeignet, wir hatten damals ca. +/- 15-20% Geschwindigkeitsänderung für die manuelle Nachführung mit einem Doppelfadenkreuzokular. Das wurde über zwei Drucktaster in einem Handkontroller geregelt.


    Frequenzwandler für die Synchronmotoren arbeiten auch so, die Synchronmotoren vertragen nicht mehr als 10-20% Geschwindigkeitsänderung, sie bleiben ansonsten einfach stehen.


    Einen Schaltplan für einen Synchronmotorwandler könnte ich noch in meinen alten "X-Files" haben, die müßte ich aber auf dem Dachboden suchen und durchwühlen. <b>Ich rate von dem Synchronmotor ab, falls er mit Netzspannung betrieben wird!</b>


    Zum eigentlichen Nachführbetrieb/wie oft:


    Man sitzt am Teleskop, öffnet die Kamera und kontrolliert, ob der Leitstern sich im Kästchen des Doppelfadenkreuzes befindet. Falls ja ist alles klar, falls nicht drückst Du auf die Taste schnell oder langsam des Wandlers, gerade so lange, bis der Stern wieder im Kästchen des Fadenkreuzes ist. Abhängig von der Güte der Polausrichtung der Montierung, den Getriebefehlern, dem periodischen Schneckenfehler etc. muß Du eine der Korrekturtasten mehr oder weniger oft betätigen, da gibt es keine feste Zeitspanne - reagiere einfach situationsbedingt. Die Deklinationskorrekturen an der Wachter-Montierung mußt Du manuell an der Feinbewegungswelle durchführen, damit hat der Frequenzwandler nichts zu tun.


    Damals war eine unserer Faustregeln (auf chemischen Emulsionen) die Brennweite des Leitrohres etwa doppelt so lang zu wählen wie die Kamerabrennweite, bei Einsatz der damals üblichen kommerziellen Doppelfadenkreuzokulare (Vixen, Meade etc). Diese Faustregel muß evtl. an die modernen Digitalkameras angepaßt werden (Barlowlinse oä.)


    Ob man an einer einachsig motorisierten Montierung einen AutoGuider verwenden kann weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist manuelles Nachführen nicht so schlecht, wie es heute gesehen wird - man hat Zeit zum Philosophieren, bekommt einen aufrechten Charakter und einen krummen Rücken und überlegt sich genau, was man wann, warum und wie lange ablichtet...[:o)]


    Grüße, Coyote

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