Fertigen Spiegel 'verschönern'

  • Hi,


    wenn ein Spiegel fertig ist, dann sieht er einfach nicht mehr 'schön' aus. Mein verspiegelter 8" f/7,3 kam recht sauber von Befort zurück, die müssen den also irgendwie gereinigt haben. Ich bekomme von meinem 8" f/4 das Weiss des Poliermittels nicht mehr runter. Kann man das irgendwie selber machen? Wenn ich z.B. versilbern will, würde ich den Spiegel vorher gerne sauber haben. Hat jemand Tipps?

  • Hi, als gelernter Feinoptiker muss ich Dir leider sagen, dass man angetrocknetes Poliermittel von polierten Flächen nur durch 1 Möglichkeit zu 100% runterbekommt: nochmals kurz überpolieren. Alles andere hinterlässt im Glas Reste, die irgendwann stören können, aber nicht müssen. Ob sich sowas allerdings auch noch durch eine Verspiegelung arbeiten kann bin ich überfragt. Ansonsten kannst Du versuchen, die Reste mit einer frischen Rasierklinge vorsichtig vom Glas zu kratzen. Keine Angst, da passiert nix, wenn man vorsichtig ist und nur mit der scharfen Kante "vorraus" arbeitet. Nicht "schneiden" und nicht mit der kante Richtung Hand ziehen. Sonst drückt man jede Verunreinigung in die Glasoberfläche rein.


    gruss, Jürgen

  • Hi Jürgen,


    die polierte Fläche meinte ich nicht. Die ist ok! Aber bei der Polierarbeit läuft ja immer mal wieder etwas Wasser am Rand herunter. Das hinterläßt dann einen weißen Belag. Und den würde ich gerne beseitigen.


    Jörg

  • Moin Jörg,


    klebe etwas Filz auf eine feste Unterlage. Dann etwas warmes Wasser und nen Tropfen Spülmittel auf das kleine "Filztool" - mit etwas Geduld bekommst Du fast alle Poliermittelreste vom geschliffenen Rand und der Fase weg.


    Viele Gruesse


    Matthias
    auch gelernter Feinoptiker [:D]

  • Hallo,


    ich habe mir damals das Ultraschallbad von TCM gekauft.


    Wenn es nur darum geht, die Poliermittelreste aus der rauhen Randoberfläche zu bekommen, würde ich diesen Rand durch das Wasserbett drehen.
    Vielleicht einen Tropfen Spülmittel dazugeben und nach kurzer Zeit immer wieder ein neues Wasserbad aufsetzen.


    Gruß
    Matthias

    8" -f6 Newton, Selbstschliff * im Gitterohrtubus "deep blue" platziert * mit Selbstbau-Reibradantrieb angetrieben, wohl temperiert und allzeit startklar in der Gartensternwarte montiert

    TS294CP, Canon600Dac, ASI178 und ASI120mini zum Guiden, GPU Koma Korrektor

  • Hi Jörg,


    wollte Dich "drazn" - War mir klar, dass Du das nicht kennst, wie wohl die meissten Hobbyoptiker. Zentrieren ist ein Arbeitsgang den man hauptsächlich bei Linsen findet. Wenn die fertig sind wird der Randzylinder nochmals geschliffen um die optische und mechanische Achse zu vereinigen. Dabei bekommen die Linsen auch ihren endgültigen Durchmesser und können dann passgenau in die Fassungen eingesetzt werden. Damit hat sich dann das Problem mit den unschönen Poliermittelresten erledigt.


    Das selber an einem Spiegel zu machen ist zwar möglich, aber nicht unbedingt trivial. Versuch mal besser die anderen Methoden aus.


    Viele Grüße und saubere Randzylinder wünscht
    Raphael

  • Also für den Rand empfehl ich ein bisschen Filz (muss nichtmal auf ner Unterlage befestigt sein) und dann nur noch etwas Poliermittel drauf. Dann sollte sich angetrocknetes Poliermittel relativ leicht vom Rand weg"rubbeln" lassen, und wenn Du gleich nachwischst, dann bleibt es auch sauber.


    (==>)Raphael: Linsen und Spiegelrohlinge werden (zumindest in den mir bekannten Optik-Betrieben) meist zentriert, bevor sie fertigpoliert sind. Oft sogar direkt nach dem Feinschleifen bevor man mit dem Polieren anfängt. Sonst bestünde beim Zentrieren die gefahr, die polierte Fläche ruckzuck wieder zu verkratzen, und dann finge man eh wieder von vorne an. Man schaut, dass man gröbere Arbeiten vorzieht, bevor schon zuviel Zeit und Arbeitskraft in einem Werkstück steckt und man es evtl. versaut. Aber das nur am Rande.
    Wobei der Rest absolut korrekt ist. Kommst Du auch vom Fach oder betreibst Du das als intensives Hobby?



    Gruss, Jürgen

  • Hi Jürgen,


    sehr interessant. Wie macht Ihr das denn bei Linsenköpfen - sprich Tragkörpern? Da ist es ja Verfahrensbedingt so, dass sich die Achsen während der Bearbeitung wieder verschieben. Ich kenne den Zentriervorgang an der Stelle nach dem Polieren und vor dem Vergüten wenn der äusseste Linsenbereich nicht optisch wirksam ist. Ansonsten zentrierte man auch schonmal nach dem Vergüten. Um eine Verletzung der Oberflächen so weit wie möglich zu vermeiden wurden fast scharfkantige, aber ganz glatt geschliffene Messingglocken verwendet. Musste auf einer empfindlichen Vergütung gespannt werden wurde evtl. noch ganz dünnes Seidenpapier zwischen Optik und Zentrierglocke gelegt. Meist war es möglich die Glockendurchmesser so zu wählen, dass sie zwischen Prüfbereich und endgültigem Durchmesser lagen.


    Und wie zentriert ihr Kittglieder?


    Es ist sehr interessant mal von anderen Methoden zu hören - würde mich sehr freuen, wenn ich mehr von Dir erfahren und lernen könnte!


    Viele Grüße
    Raphael



    (==>)Jörg: Nö, jetzt trau' ich mich nimmer [B)]

  • Hi,


    also um es mal vorwegzunehmen. An Tragkörpern hab ich zuletzt in der Ausbildung rumgewerkelt. Da hast Du Recht. Da wird nach dem Polieren zentriert, da immer mal die Gefahr des "Verkippens" besteht und man die optische Achse erst hinterher kennt. Dann ist der Ablauf auch wie von Dir genannt, mit den Messingglocken und so. Wobei es in der Abteilung jetzt auch nicht um Linsen höchster Güte ging, sondern Linsen und Kittglieder für Photoobjektive oder medizinische Geräte, bei denen ein kleines Kratzerchen oder auch ein grösserer ausserhalb des Nutzbereiches nicht ins Gewicht fällt, solange es "der Kunde nicht von aussen sieht". [:D]
    Zentrieren nach der Vergütung ist mir aber völlig fremd, wüsste auch nicht, was das Sinn machen würde, da sich durch die Vergütung ja die optische und mechanische Achse zueinander nicht mehr ändern. Oder macht Ihr cm-dicke Schichten?
    Nun zu dem was ich mache: Ich arbeite bei der Carl Zeiss SMT Ag in Oberkochen. Wir machen die Objektive für die Waver-Stepper, mit denen die Chiphersteller ihre Silizium-Waver belichten. bei uns sind die Linsen alle einzeln in Arbeit (also keine Tragkörper, Kittglieder o.Ä.) und schon im Rohzustand sauteuer. Deshalb sind die Prozesse so optimiert, dass ein relativ teurer Prozess (Polieren) nicht durch einen billigen Prozess (Zentrieren z.B.) wieder zunichte gemacht werden kann. Wenn es irgend möglich ist, werden die Linsen beidseitig geschliffen, feingeschliffen und danach zentriert. Anschliessend wird maschinell vorpoliert, das eigentliche Polieren erfolgt zwar nicht direkt von hand, aber doch durch menschliches Zutun an sog. Hebelbänken auf Pech. Durch unregelmässige Bewegungen und die Erfahrung der Polierer ist sichergestellt, dass sich die optischen Achsen durch den Polierprozess nicht mehr aus dem Toleranzbereich zur mech. Achse bewegen. Anschlissend erfolgen noch weitere (Form-)Korrekturschritte mittels anderer Technologien, die ich aber leider nicht näher beschreiben darf. (hat nix mit Wichtigtuerei zu tun, ein Teil der Prozesse wurde aber bei uns entwickelt und ist der Konkurrenz so noch nicht bekannt.)
    Durch den hohen Preis der Rohlinge und der extrem hohen Anforderung in Bezug auf Sauberkeit der Oberflächen (also Kratzer, Poren, Wischer und dgl.) wäre es also absolut tödlich, die Linsen nach dem Polieren zu zentrieren.


    Puh, viel text, aber Du wolltest es ja wissen... [:)]


    Gruss, Jürgen

  • Hey, Jürgen


    vielen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort! Bei Einzellinsen erscheint das logisch, ja. Ich hatte mal das Vergnügen das Zeisswerk in Oberkochen besuchen zu dürfen und konnt dabei auch zumindest die Fassungen für diese Objektive, sowie deren Fertigung bestaunen. Da kann man jede Menge dran rum justieren, evtl. werden da kleine Restfehler auch noch rausjustiert. In die Optikfertigung für die Stepperobjektive durften wir aus denen Dir wohl bekannten Gründen nicht rein. Das kenne auch ich, dass es im Optikbereich noch das ein oder andere Geheimnis gibt - somit ist Deine Aussage von oben nur zu gut verständlich :) Stepperoptikfertigung ist was geiles und wohl so ziemlich das größte der Optik heutzutage - ähnlich wie es früher die Astrofertigung war.


    Vielen Dank nochmal und schöne Grüße aus Jena nach Oberkochen
    Raphael

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Raphael</i>
    ... wie es früher die Astrofertigung war.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">*räusper*


    Die wurde von Oberkochen ja abgeschafft, ein Vergleich ist also schlecht möglich.
    [:D][:D][:D]

  • Das wurmt mich auch am meisten. Als ich meine Ausbildung im Zeiss anfing, war der allerletzte Teleskopspiegel, ich glaube es war ein 3.5m-Teil für Ägypten, kurz vor Vollendung. Ich konnte grad noch ab und an im Vorbeilaufen nen Blick auf die Riesen-Poliermaschine und den wunderschön glänzenden Spiegel werfen. Danach aufgelöst und nix mehr. [V]



    Aber in meinen Augen nur verständlich. Zeiss war zwar immer gut und oft besser als die Konkurrenz, hat sich das aber auch sehr gut zahlen lassen. Und als die Konkurrenz denselben Level zu günstigeren Preisen erreicht hatte, wars halt irgendwann vorbei.
    Wenn ich mir vorstelle, ich könnte heute noch über den Werksverkauf, hochwertige Zeiss-Astro-Optik zu vergünstigten Preisen kaufen... Oh Mann. [:(]


    (==&gt;)Rapahel: Wenn Du vor ein paar jahren die Stepperobjektive gesehen hast, würdest Du jetzt mit den Ohren schlackern. [:p]
    Objektive mit &gt;1m Höhe und Linsendurchmesser von bald nem halben Meter, die man alleine überhaupt nicht mehr händeln kann. Da verliert sich dann irgendwann wieder die geilheit...


    Jetzt seh ich erst Deine Sig. Wenns bei uns mit der Arbeit mal flau aussieht, kannst Du mir in jena ja nen Job freihalten.
    Gruss, Jürgen
    [:)]
    Hast Du dann zufällig bei Zeiss Jena gelernt, wenns schon in der Nähe liegt? Dann wären wir ja fast sowas wie Ex-Kollegen...

  • Hallo Jürgen,


    ich lernte nicht bei Zeiss sondern bei der Firma Dr. Johannes HEIDENHAIN. Vielleicht schonmal gehört. Nach Jena hat's mich wegen des Studiums verschlagen. Studiere hier seit Sommer Feinwerktechnik.


    Wärend der Ausbildung (muss so 2002 gewesen sein denke ich) haben wir mel einen Ausflug nach Oberkochen gemacht und uns dort das Werk angeschaut. Auch in Aalen die Brille. Es war ein sehr schöner Ausflug und wir hatten viel Spass mit den Lehrlingen von Euch bei einem Grillabend auf nem nahegelegenen kleinen Flugplatz.


    Kannst mir auch gerne mal ne private Mail schicken an Raphael(--&gt;)Optikpraxis.de - wär' schön wenn wir uns bissi mehr austauschen könnten!


    Viele Grüße
    Raphael

  • Stepperobjektive sind Objektive in den Waversteppern. Ok, was sind Waverstepper?
    Folgendes (stark vereinfacht): Bei der Chipherstellung werden sog. Siliziumwaver verwendet. Das sind dünne Scheiben aus Silizium. Auf diese wird in den Waversteppern optisch (Lithographie) ein Abbild des jeweiligen Chips "belichtet". Bzw. besser gesagt, einige hunderte, denn die Siliziumscheibe wird ständig unter dem Objektiv weiterbewegt.
    Die Stepperobjektive sind notwendig, da man "oben" ähnlich wie bei einem Dia-Projektor ein Abbild des jeweiligen Chip-Designs lädt, und unten dann ein (allerdings stark verkleinertes Abbild, Strukturn im my-Bereich und darunter!!!) Abbild auf der Siliziumscheibe entsteht.


    Ich hab auf die schnelle Suche leider auch keine Bilder gefunden. Aber such nochmal nach Lithographie und evtl. ASML (das ist einer unserer Hauptkunden), vielleicht findest Du doch noch Bilder.


    Gruss, Jürgen


    EDIT: Wer hätts gedacht. Ausgerechnet auf der Homepage von meinem Arbeitgeber find ich ne genauere Beschreibung. [:)]


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