BB: lange Galaxiennacht im Westerwald

  • Hallo,
    ich denke, ich bin nicht der einzige, der sagt, dass gestern beste Astrobedingungen herrschten. Fast in ganz Deutschland klarer Himmel, kleiner Mond und kaum Dunst (keine Spur von Asche [:p])


    Zeit: 17./18. April, 22.30 - 4.00 Uhr
    Teleskope: 8" f/6 + 70 mm f/6.4 (Sucher)
    Okulare: 32 mm, 20 mm, 5-8 mm
    Grenzgröße: ~ 6.2 mag


    Also. Erst mal die Monti aufgebaut. Große Ziele für heute hatte ich nicht, schließlich fotografiere ich mit max. 300 mm Brennweite und damit ist zumindest im Frühjahr nicht viel zu machen. Naja, habe mit 200 mm auf den Virgo-Haufen gehalten und später mit 300 mm auf M13.


    Erste Objekte waren dann M3 und das Leo-Triplett. Ich hielt mich aber an beiden Objekten nicht lange auf, später sollte schließlich M13 kommen und das Triplett war nicht sehr spektakulär. Konnte leider keine Strukturen in den Galaxien erkennen, auch nicht das Staubband in NGC 3628.
    Das nächste im Löwen war Hickson 44, ich glaube, die hellste Hicksongruppe. Die drei hellen Mitglieder gar kein Problem, das vierte blieb aber unsichtbar.



    Virgo-Haufen, 200 mm (Ausschnitt), Einzelbild


    Im Haar der Berenike konnte ich heute wieder einiges bestaunen. M64 wieder mal mit dem schönen schwarzen Auge, NGC 4565 als spitze Nadel mit sichtbarem Staubband, das etwas abseits vom Zentrum lag und das Galaxienpaar Arp 281 (NGC 4631) / NGC 4656. Arp 281 mit der auffälligen Form, einem helleren Zentrum und ersten Mottelungen. Und NGC 4656 auch genial: In der Mitte der Galaxie ein heller großer Knoten und an der runden Spitze ein weiterer Knoten, dazwischen die diffuse Galaxie, die nach oben hin ausläuft.
    Ein neues Objekt war NGC 4559, eine matte, längliche Galaxie.


    NGC 2403 in der Giraffe wieder ein tolles Exemplar, werde ich öfters besuchen. Indirekt waren Ansätze der Spiralarme als leichte Unregelmäßigkeiten sichtbar. Außerdem sind in dieser Galaxie einige Sterne eingebettet.



    Zwischendrin eine Grenzgrößenbestimmung. 5,7 Mag konnte schon ganz zu Beginn bei Mondschein sehen. Dann die Steigerung auf 6 Mag in UMi. Der Stern war einfach sichtbar! Damit nicht genug, 6,15 Mag blitzte auch immer wieder auf, einfach Wahnsinn [:)]
    Normalerweise ist der 5,7er Stern mein Indikator für guten Himmel, von dort aufwärts macht es Spaß [:p] Aber viel mehr habe ich eigentlich noch nie probiert, geschätzt habe ich immer auf knapp 6 Mag, aber das fast 6,2 geht, hätte ich nicht erwartet.



    Mittlerweile sind die Jagdhunde und der Große Bär nicht mehr im Zenit. Arp 214 (NGC 3718) war zusammen mit NGC 3729 meine erste Galaxie dort. Sie war im Vergleich zu NGC 3729 deutlich größer und diffuser, aber auch schwächer. NGC 3729 war elongiert.
    M51 präsentierte wieder seine Spiralarme und M101 ansatzweise auch. Immer mal wieder fallen beim Starren Unregelmäßigkeiten und die Drehung der Galaxie auf.
    NGC 4449 war leider eine Enttäuschung. Zwar sind die Form und das Zentrum auffällig, weitere Knoten konnte ich jedoch nicht ausmachen. Ich schätze aber, dass die Galaxie erst mit richtig großen Öffnungen beeindruckend wird.


    Das nächste Highlight war Hickson 68. Zuvor noch nie beobachtet. Zuerst fällt NGC 5371 auf und dann in den nächsten Sekunden sofort Mitglieder a, b und c ganz in der Nähe. A und b stehen unmittelbar nebeneinander, auf den ersten Blick scheinen sie gleich zu sein, auf den zweiten Blick fällt auf, dass b sichtbar schwächer ist und etwas kleiner. A ist elongiert, die Längsachse zeigt auf einen 6,5 Mag hellen Stern. C ist von der ganzen Gruppe die größte Komponente, komplett rund und sehr diffus.
    Beim weiteren Beobachten fällt auch noch d auf, das mit b und c ein gleichschenkliges Dreieck bildet. Und dann auch noch das letzte Mitglied e, das fast punktförmig neben einem Stern steht. Ist aber nicht immer zu halten.
    Hätte nicht gedacht, dass alle Mitglieder so leicht sichtbar sind!




    Einfach genial war jetzt auch noch M13. Im Sucher schon die ersten Einzelsterne sichtbar, im 8er voll aufgelöst. Eines der beeindruckendsten Objekte des Himmels, wie ich finde!


    Die Nacht neigt sich jetzt dem Ende zu, es ist kurz vor 4, es herrschen knapp 3°C und mir ist kalt.
    Ein letzter Blick geht in die noch tief stehende Milchstraße, zum Cirrusnebel. Schwach ziehen sich die zarten Filamente durch das Okular, die Knochenhand ist sogar im Sucher erkennbar.



    M13, 300 mm (Ausschnitt), Einzelbild


    Es war wieder mal eine klasse Nacht! Die fertig bearbeiteten Fotos kommen noch später.
    Viele Grüße, Marius

  • Hi Marius!


    Toller BB! Da hattest Du ja richtig gute Bedinungen gehabt. Erstaunlich, was bei Dir unten doch möglich ist!
    Herzlichen Glückwunsch zur Hickson Gruppe! Die sind nicht einfach die Teile.
    Auch Deine Bilder sehen toll aus. Vorallem in Anbetracht auf Dein Equipment.


    Viele Grüße


    Nils

  • Danke für deine Antwort! Bin mal gespannt, ob ich öfter mehr als 6 Mag sehen kann, aber ich hoffe doch schon [:)]


    Bin mit der Bearbeitung vom Virgo-Haufen nun fertig.



    Hier in größerer Auflösung: http://www.yourupload.de/images/100421/3UKwtyZ3.jpg


    Canon 400D + Canon 70-300 mm f/4-5.6 bei 200 mm f/5.0
    ISO 1600 --> 3x 120 Sekunden, 29x 100 Sekunden


    Mit der Bearbeitung bin ich sehr zufrieden, das Einzige, was mich noch stört, sind die Strichsterne... [:)]


    Viele Grüße

  • Hallo Marius,


    schön mal wieder von Dir zu lesen. Interessant, dass wir beide wohl zur etwa gleichen Zeit die gleiche Idee hatten: Virgocluster mit 200mm ablichten. Hab ich am Sonntag-Abend gemacht:



    Canon EOS1000D, 43x 60 Sek., ISO800, 200mm


    Hier noch invertiert. Da sieht man die "Fleckchen" noch was besser: [;)]


    Gruß und CS
    Heiko

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