5“ ED- Apos scheinen gerade in Mode zu kommen. Von Geburt her bin ich eher ein Refraktor- und Modemuffel, aber so ein klein bisschen Kontrast zu meiner Spiegeloptik- Kollektion darf schon sein. Dabei hab ich keine Scheu vor Gebrauchtware, insbesondere wenn man sie bei Nichtgefallen problemlos zurückgeben darf. So fand ich denn ein passendes Angebot in der Schnäppchenliste von Intercon Spacetec:
Meade 127 mm F/9 ED Apo für 1250€.
Das Teil erreichte mich wohlbehalten am vergangenen Freitag. Gleich in der folgenden Nacht bot sich Gelegenheit für die ersten Tests am Himmel, leider nur bei mäßigen Bedingungen. Das Seeing war eher schlecht und die Transparenz durch Schleierwolken merklich gemindert.
Ohne irgend etwas an der Optik zu verstellen sah ich mir als erstes Saturn bei ca. 200x an. Immerhin war die Cassini- Trennung permanent sichtbar. Danach kam bei gleicher Vergr. der Mond dran. Danach folgte der obligatorische Startest. Als Objekt schien mir Regulus geeigenet. An allen Objekten fand ich kein Anzeichen irgend eines Farbfehlers. Aber der Startest zeigte bei fokaler und fokusnaher Einstellung Koma und Astigmatismus. Bei mehr Fokusabstand wurde Unterkorrektur erkannt, nicht aber mit einem Ronchigitter 12 LP/mm. Hier störte aber das nur mäßige Seeimg ganz erheblich.
Das Wochenende verbrachte ich mit Labortests mit meinem Interferometer in Autokollimation. Da ich auch bei Sonnenbeobachtung im Weißlicht keinerlei Farbfehler sehen konnte hab ich mir den immensen Aufwand zur Messung des bei Refraktoren immer vorhandenen Farbrestfehlers verkniffen und nur bei 532 nm Laserlicht (grün) gemessen. Hier ein typisches Interferogramm:
<b>Bild 1.</b>
Wen man sich etwas darin auskennt sieht man zweifellos Koma und Asti, wie bereits im Sterntest an Himmel. Den Interferometertest auf Asti mit auf kingelrund eingestellten Streifen schenke ich mir regelnmäßig, weil man bei der Auswertung der allgemein üblichen halbwegs geraden Streifen z. B. mit "Openfringe" auch schwachen Asti sauber quantifizieren kann und ebenfalls dessen Auswirkung auf den Stehlwert bzw. die MTF.
Die Auswertung mit „Openfringe“ bringt folgendes:
<b>Bild2 </b>
Hier sind alle relevanten Zernikes in Betrieb. Das Ergebnis mit Strehl=0,692 ist eher enttäuschend (die Strehlangaben mit 3 Dezimalen sind eher schwachsinnig aber das Programm macht es halt so). Durch Ein/Ausschaltung der entsprechenden Parameter für Asti, Koma, sphärische Aberration ect. kann man schnell feststellen, welche der Fehler dominant ist. Hier sind eindeutig Koma und Asti die Hauptübeltäter. Schaltet man die entsprechenden Zerinkes aus, dann hätte das Objektiv einen "grünen Strehl" von annähernd 0,97.
Koma und Asti sind bei dieser Art von Optik in aller Regel durch sorgfältige Kollimation zu mindern. Dazu ist der Setup in Autokollimation mit dem Interferometer auf Basis von Michelson bestens geeignet. Hier wird einfach die Punktquelle des Interferomeres als künstlicher Stern verwendet und dessen Bild mit einem hinreichend hoch vergrößernden Okular betrachtet. Das Referenzstrahlenbündel des Interferometers wird dazu ausgeblendet. Im Okular erscheinen die Bilder nicht so sauber aber doch zweifelsfrei. Man kann also mit Hilfe der Sternbilder im Okular die Kollimation optimieren. Wegen Autokollimation am Planspiegel hat man hier einen hochempfindlichen Nulltest ohne die beim Test am Himmel üblichen Seeingstörungen.
Das Programm „Openfringe“ ist übrigens so nett, dass es aus den ausgewerteten I- Grammen u. a. auch noch die theoretisch zu erwarteten Labor- Startestbilder generiert, wie oben dargestellt. Die sieht man im Okular zwar nicht ganz so schön sauber und groß. Sie sind aber als Bezug bei der praktischen Kollimation sehr hilfreich.
Bei dem hier geprüften Teleskop konnte man den Asti ziemlich schnell durch ensprechende Justierung der Linsenfassung, also durch Verkippung des gesamten Objektivs ausbügeln. Mit dem Komafehler ist es aber etwas viel aufwändiger. Das liegt daran, dass durch mangelhafte Zentrierung der Einzellinsen zueinander Koma und Asti verursacht wird. Da hilft leider nur gaaanz vorsichtig Objektiv öffnen, dabei Position der Einzelkomponenten zueinander markieren und schauen wo da was zu verstellen ist! Bei dem hier vorliegenden Zwelinser hab ich mir das doch glatt zugetraut. Einen Dreilinser mit obigen Fehlern hätte ich dagegen lieber zurückgegeben.
Das Objektiv besteht aus einer Zerstreuungslinse vorne und einer Sammellinse hinten (keine Ahnung wer von beiden aus welchem Glas bestehtt). Beide Linsen werden durch einen einzigen Ring von ca. 4 mm Dicke auf definierten Abstand gehalten. Irgendwelche Distanzplättcken konnte ich nicht finden. Demnach hab ich die bestmögliche Kollimation durch sukzessive Verdrehung der Linsen zueinander ermittelt. Nach jeder neuen Einstellung wurde zunächst mit o. a. Startest das Objektiv im Tubus kollimiert und das Ergebnis mittels Interferometrie nachgeprüft.
Bei der Umstellung von Startest auf Interferometrie brauch ich nur das Okular gegen die Aufnahmekamera auszutauschen und den Referezstrahl freizugeben. Das geht mit dem Interferometer auf Basis Michelson problemlos, mit dem Bath- Interferiometer dagegen nicht. Danach wird nur noch duch die Feineinstellung am Interferometer die günstige Stteifenanzahl und Lage gewählt. Für kritische Auswertunmgen ist es sinnvoll mehrere Steifenlagen aufzunehmen, auszuwerten und die jeweiligen Zernicke Datensätze zu mitteln. Mit Auswerteprogrammen wie FringeXP, Openfringe o. ä. ist das heutzutage kein Problem. Ich hab mich auf "Openfringe" eingestellt, weil es u. a. die MTF aus den gemittelten Zernike- Koefizienten darstellen kann. Mit der Vielfalt der Darstellungmöglichkeiten von „Openfringe“ kömnnte ich noch viele Seiten füllen, ohne aber wirklich mehr an Infos zu liefern.
Nach x-undzwanzig Versuchen und mehrfachem zerlegen des Objejktives kam ich dann zum vorläufigen Endergebnis. Beim letzten Zusammenbau des Objektiv hab ich mir dummerweise einen Muschelbruch an einer Linse eingefangen[:I][B)].
Das nächste Bild zeigt eines der zugehörigen Interferogramme. (Der Pfeil zeigt auf den Muschelbruch).
<b>Bild 3 </b>
...und hier die Endauswertung:
<b>Bild 4</b>
Bei Vergleich mit Bild 2 bitte beachten, dass die Skala „Wavefront Error“ in beiden Bildern unterschiedlich ist! Bei beiden Auswertungen wurden alle relevanten „Zernickes“ aktiviert, also alles mit Koma und Asti! Wenn man in der letzten Auswertung die "Zernikes" für Koma und Asti ausschaltetr kommt man auf Strehl = 0,98 statt 0,942. Es ist also sehr wahrscheinlich noch etwas Potential zur Verbesserung durch fummelige Feinkollimation vorhanden. Bei Betrachtung der MTF- Kurven scheint mir das aber kaum lohnenswert zu sein.
<b>Bild 5</b>
Am Ende hätte ich vielleicht einen >„0,98- Grünstehler“ mit dicken Muschelbrüchen. Ich kenne das ja auch schon von der Spiegelschleiferei.
Fazit:
Von weiteren Labortests an diesem Teleskop werde ich vorläufig Abstand nehmen. Dem Teil fehlt eigentlich nichts mehr außer etwas mehr an Öffnung. Ich könnt mich auch mit einem deutlich größerem ED in ca. f/10 anfreunden.
Gruß Kurt