ATIK Infinity als Konkurrenz zur MallinCam

  • Hallo Sternfreunde,


    TS bewirbt folgende ATIK Kamera als Neuerscheinung:


    http://www.teleskop-express.de…-mm--vollautomatisch.html


    Offenbar will nun auch der europäische Hersteller in Konkurrenz zu den kanadischen Produkten von MallinCam treten. Dieser setzt vornehmlich auf Video – Kameras, um ein möglichst detailreiches Farbbild eines DeepSky-Objektes unmittelbar am Teleskop zu erreichen. In den Kameras erfolgt eine Auf-Addition der Bilder mit korrekter Überlagerung. Diese Bilder werden dann zur Betrachtung an einen Bildschirm ausgegeben, ohne daß es eines Rechners bedarf.


    Wenn ich die Werbung richtig verstehe, handelt es sich um eine CCD Kamera, die ihre Bilder an einen Rechner ausgibt. Dort übernimmt eine Software das Stapeln und die korrekte Überlagerung der Bilder, so daß man ebenfalls nach kurzer Zeit Farbbilder von DeepSky-Objekten betrachten kann. Es wird also im Gegensatz zur MallinCam noch ein Rechner benötigt.


    Dieser Nachteil wird jedoch durch einen geringeren Preis wettgemacht. Was mich an der Werbeaussage irritiert, ist die Auskunft, daß es sich um Videoastronomie handelt. Diesen Begriff hatte ich eher mit den Videokameras verbunden.


    Hat jemand von euch bereits weitere Informationen zu der Leistungsfähigkeit dieses Produkts im Vergleich zur MallinCam?


    Viele Grüße
    Heinz

  • Hallo Heinz,


    ich hatte gerade die Möglichkeit, die Kamera zu testen. Der verbaute Sony-Sensor ist einer der empfindlichsten auf dem Markt mit einer QE von 80% (Graustufen-Version). Das Inline-Stacken funktioniert nicht intern, wie bei der MalinCam, sondern über die mitgelieferte Software. Ein großer Vorteil gegenüber der MalinCam ist die Auflösung des Sensors und die Präsentationssoftware.


    Kurz zur Praxis: Helle Objekte sind im Präsentationsmodus gut zu zeigen: Doppelsterne, Sternhaufen, PNs, helle Nebel. Hier habe ich mich an unterschiedlichen Objekten mit einer Integrationszeit von 5 Sekunden versucht. Bei lichtschwachen Objekten benötigt man aber zu viel Zeit, bis etwas sichtbar wird. Besser und schneller geht es beim 2-fach Binning. 4-fach Binning hat eine zu geringe Auflösung. Hier sind lichtstarke Systeme unbedingt zu bevorzugen. Die Software ist einfach und intuitiv zu bedienen. Ausser der Manipulation des Histogramms hat man jedoch keine weitere Möglichkeit, das Bild zu beinflussen.


    Überrascht hat mich das System, wenn man Deepskyfotos aufnehmen möchte und länger belichtet. Ich habe mit einem 175er f/8 Refraktor 12 Minuten (30sec Einzelbelichtung) auf den Kern der Andromeda-Galaxie gehalten und ein absolut rauschfreies und ebenes Bild mit hoher Dynamik und klar konturierten Dunkelwolken erhalten – bemerkenswert!


    Kurzes Fazit: Wenn es um Präsentation in der Sternwarte geht, kommt die Kamera im Bereich Empfindlichkeit nicht an die MalinCam heran. Durch die hohe Auflösung sind die Ergebnisse jedoch viel feiner und damit auch detailreicher. Das Ergebnis ist um Welten besser, man benötigt jedoch etwas mehr Belichtungszeit.


    Wenn es um Deepsky-Aufnahmen geht, ist dieses System der Traum für Einsteiger und diejenigen, die sich nicht mit Bildbearbeitung beschäftigen möchten. Der Aufwand und das Verfahren ist vergleichbar mit der chemischen Fotografie: Stösst man an die Montierung oder fliegt ein Flugzeug durchs Motiv, ist das Bild verloren und man fängt von vorne an. Aber ist die Belichtungsreihe beendet, hat man gleich ein fertiges Bild von überraschender Qualität. Mit langen Brennweiten benötigt man dann auch eine sehr gute Montierung.


    Grüße, Kai

  • Hallo Kai,


    besten Dank für die vielen Informationen. Die Kamera hat mein Interesse geweckt, weil ich oftmals mit Besuchern beobachte, die beim Blick durchs Okular vom Anblick des einen oder anderen Deep-Sky-Objekts enttäuscht sind. Als ich vor einigen Jahren mit dem Hobby begann, ging es mir auch nicht anders.


    Als die MallinCam in einem Artikel von Interstellarum vorgestellt wurde, glaubte ich, damit das eine oder andere schwierige Objekt besser präsentieren zu können. Die Anschaffung, die incl. Steuer und Zoll über 2.000 Euro betragen hätte, war mir dann aber doch zu teuer. Die Einfachheit der Software der Atik Infinity sehe ich als großen Vorteil an. Am Teleskop möchte ich mich während einer Präsentation nicht mit einer großen Zahl an Einstellmöglichkeiten belasten.


    Ein wenig enttäuscht war ich über deinen Hinweis, daß ein Stoß an die Montierung oder ein Flugzeug das ganze Bild zerstört. Ich hatte angenommen, daß die Software solche Ausreißer erkennt und damit gar nicht erst zum Gesamtbild addiert. Eine Software, die Nachführfehler und Bildrotation herausrechnet, sollte auch grobe Fehler erkennen können. Laut Werbung müßte jedoch eine Nachbearbeitung möglich sein, so daß man zumindest später ein solches Bild noch retten kann.


    Sehr positiv bewerte ich deine Erfahrung hinsichtlich des Detailreichtums, den die Kamera im Vergleich zur MallinCam hergibt. Für mich neben dem Preisunterschied ein klares Kaufargument, trotz der geringeren Empfindlichkeit. Zwei Fragen bitte ich dich noch zu beantworten:


    Hast du die Farb- oder die Schwarzweißversion der Kamera getestet?
    Hast du eine gut eingenordete deutsche Montierung verwendet?


    Viele Grüße
    Heinz

  • Heinz, Kai,


    bevor Ihr viel Geld für sowas ausgebt - habt Ihr schon mal von "Live Composite" von Olympus gehört? Hier ---> http://www.creativeislandphoto…ve-composites-star-trails wird gezeigt wie man damit Star Trails machen kann - habe selbst schon mehrere damit gemacht.


    Der Spaß dabei wäre, die Kamera mal auf eine gute und natürlich mit Guiding noch verbesserte Montierung zu hängen. Oder an ein so montiertes Teleskop...


    Die Kamera hätt ich. T2-Adapter auch. Ein Teleskop ist bestellt, aber ich hab (noch) nicht die Mittel das mal eben auszuprobieren. Beim nächsten Treffen auf einer dunklen Wiese könnt man sowas aber mal angehen. Was übrigens hinten rauspurzelt sind ein Raw und ein Jpg, fertig gestacked aus beliebig vielen Bildern (so lang die Stromversorgung mitmacht). Und rauschen tut's auch nicht wirklich, es scheint alles rausgerechnet zu werden.


    Gruß und Clear Skies,
    Wolfgang

  • Hmmm, star trails ist aber eine andere Addiertechnik als Integration! Hier wird der maximale Pixelwert genommen, aber bei normaler Deepsky-Fotografie werden die Bilder addiert bzw. gemittelt. Frage, ob das mit der Olympus geht.


    Hartwig

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