Ha und DSLR: Erster Versuch mit IC405 (==>)150mm

  • Hallo Astrofotografie-Kollegen,


    ganz nach dem Motto "Probieren geht über Studieren" wollte ich klären, ob Ha-Aufnahmen mit meiner DSLR Sinn machen. Letzte
    Woche war es soweit. Die Transparenz war recht mäßig, hier sollte der Ha-Filter erst recht überzeugen können.


    Ergebnis: Es funktioniert, auch wenn man kräftig Belichten muss und es keine Wunder vollbringt. Bei guten Bedingungen ist
    es schade, um die nicht genutzten Pixel der Bayer-Matrix; bei nicht so guten Bedingungen eine sinnvolle Option.
    Fokussieren war so ne Sache. War zunächst vom dunklen LiveView-Bildschirm überrascht. Also Schwenk zum Sirius und dann wieder zurück.
    Bzgl. Integrieren der Ha-Daten ins RGB Bild habe ich nur mit dem "NBRGB-Combination" skript in PixInsight gute Ergebnisse
    hingekriegt; war aber wie gesagt mein erster Versuch.


    Hier die Bilddaten:
    - SIGMA 150mm F2.8 EX DG OS HSM (==>) f/3.5
    - CGEM DX Montierung mit Doppelbefestigung
    - Autoguiding mit MGEN an 80/545 WO Refraktor
    - Canon EOS 600Da
    - Argenbühl, vor der Haustüre
    - 12.03.2015, mäßige Transparenz, -1°C: 21 x 8min (==>) ISO800 mit Astronomik CLS-Clipfilter
    - 13.03.2015, schlechte Transparenz, -1°C: 7 x 25min (==>) ISO800 mit Astronomik Ha-Clipfilter (12nm)
    - Kalibrierung mit Bias-, Dark- & Flatframes
    - Kalibrieren, Stacken und Bearbeitung mit PixInsight, NeatImage


    Zunächst ein Vergleich der integrierten Rohdaten (AutoStretch). Von Links nach rechts: CLS, Ha, CLS+Ha



    Und hier das bearbeitete Bild. Man erkennt IC405, IC410, M36, M38, IC417 & NGC1931.


    Viele Grüße
    Feri

  • sehr schoenes feld, knackig scharfe sternchen, klasse tiefe .. leider kommt das ganze eigentlich nur noch rot-weiss rüber, weisse sterne und roter nebel .. von den blauen anteilen im nebel sowie den farbigen sternen kommt irgendwie nicht mehr so viel rueber ..


    Jonas

  • Danke für euer Feedback.
    Hat mich auch etwas enttäuscht, dass von dem grauen, nicht Ha-emittierenden Nebelanteil fast nichts übrig geblieben ist.
    Habe übrigens überhaupt nicht an der Sättigung gedreht, so dominant waren die Ha-Daten. Sättigung für Rot runter drehen wär's vielleicht gewesen...ein Novum für ein Astrofoto. ;)


    Wer erkennt übrigens alle rote Nebel zusammengenommen einen Drachen? IC410 wäre der Kopf...
    Feri

  • Hallo Ferri,


    ich bin etwas spät dran mit meiner Antwort. Liegt daran, dass ich erst heute über deinen Beitrag gestolpert bin.
    2 Dinge wollte ich dazu anmerken.


    1. Fehlende blaue Farbe:
    Das dürfte vor allem am verwendeten CLS-Filter liegen. Der lässt zwar Rot sehr gut durch. Aber den blauen Bereich kappt er nicht unerheblich. Fällt extrem auf, wenn man damit die Plejaden fotografiert. Von den Reflexionsnebeln bleibt da nicht viel übrig.
    Der IDAS-Filter soll etwas besser für blaue Nebel geeignet sein. Allerdings habe ich das selbst noch nicht getestet.
    Am besten ist es allemal, wenn der Himmel dunkel genug ist und man ohne diese Filter auskommen kann.


    2; Lange Belichtungszeit mit dem Ha-Clipfilter:
    ich habe vor kurzen ein paar Tests mit der EOS 600Da bei unterschiedlichen ISO-Einstellungen gemacht.
    Dabei hat sich herausgestellt, das bei gleicher Belichtungszeit im Summenbild mit ISO1600 mehr feine Details zu sehen waren als mit ISO800.
    (z.B. 6x6min bei ISO800 versus 9x4min bei ISO1600)
    Bei Verwendung des Ha-Filters habe ich auch ein paar Testbilder mit ISO3200 und halbierter Belichtungszeit zu ISO1600 gemacht.
    (6min statt 12min)
    Es sind bisher zuwenig Bilder, um fundierte Aussagen machen zu können. Aber der erste Eindruck ist, dass umso länger die Belichtungszeiten werden, es besser wird den ISO-Wert zu Gunsten kürzerer Belichtungszeiten zu erhöhen.
    Wahrscheinlich spielt dabei auch die Außentemperatur eine nicht unerhebliche Rolle, weil durch die langen Belichtungszeiten das thermische Hintergrundrauschen massiv zu nimmt.
    Abgesehen davon verringert sich bei kürzeren Belichtungszeiten natürlich auch die Ausschussrate z.B. durch Nachführfehler, durchziehende Wolken u.a..

  • Hallo Hartmuth,
    danke für dein Rückmeldung, ist auch mit Verspätung willkommen.


    zu 1) Ja, die Plejaden mit CLS hab ich auch schon mal ausprobiert und musste ebenso feststellen, dass es sich nicht lohnt. Am besten nur bei Emissionsnebeln es sei denn man hat einen wirklichen verschmutzten Himmel über sich. Gibt's den IDAS eigentlich als Clip-Filter? Sonst kann ich den mit Objektiv & meinem ASA-Reducer am Newton nicht verwenden.


    zu 2) Gebe gerne Bescheid wenn du mit deinem ISO Testreihen fertig bist. Ich bin ebenso der Meinung dass niedrige ISO nicht auf jeden Fall die beste Wahl ist. Lange Belichtungszeiten sind der Schlüssel, welche natürlich nur bei schwachem Signal wie Ha mit hohen ISO ohne Bildsättigung zu realisieren sind. ISO 3200 wird m.M. aber zu hoch sein, selbst bei Ha. Lies dir mal die Artikel bzgl. Sensoren auf clarkvision.com/articles/iso/ durch. Für die EOS 600 scheint der Übergang zwischen dem "Sensor limitierten" und dem "Electronics limitierten" Bereich zwischen 800/1600 ISO zu liegen.


    Durch eine andere Abmischung konnte ich mittlerweile bei meinem Bild das Blau ein wenig besser herausholen:


    Grüße, Feri

  • Hallo Ferri,


    Den Hutech IDAS-Filter gibt es auch als Clip-Version. Nur ist er mit etwa 300€ erheblich teurer als der CLS. Deshalb habe ich ihn mir bisher auch nicht gekauft.
    Was meine ISO-Tests angeht, habe ich sie zwischenzeitlich zumindest etwas weiter ausgeführt. Bei Farbaufnahmen mit der EOS600Da ist für mich ISO1600 die sinnvollste Einstellung.
    Bei H-Alpha Aufnahmen, wo es nicht auf die Farbe ankommt, könnte man sogar mit ISO3200 arbeiten ohne Bilddetails zu verlieren.
    Einige Testbilder habe ich hier eingestellt:


    http://www.hkintzel.de/NAA/Test-E600-ISO/


    Alle Bilder wurden mit Kamera-internen Dunkelbild-Abzug aufgenommen um das thermische Rauschen soweit als möglich weg zu bekommen und damit Temperaturunterschiede während der Aufnahmen auszugleichen.
    Bearbeitet wurden die Bilder wie folgt:
    Stacking mit DDS.
    Strecken des Histogramms mit den PS-Tool "Annie´s simple stretching". (Alle auf gleiche Weise.)
    Bei den Ha-Bildern wurde nur der Rot-Anteil verwendet.


    Verglichen wurden die Summenbilder mit gleicher Gesamtbelichtungszeit.


    Farbe: 9x4min ISO1600 versus 6x6min ISO800
    Ha: 4x12min ISO1600 versus 8x6min ISO3200


    Im Farbild mit ISO1600 sind bei etwa gleichen Hintergrundrauschen mehr feine Details zu erkennen als mit ISO800.


    Bei den HA-Bildern mit ISO1600 und ISO3200 kann ich praktisch kaum einen Unterschied ausmachen. Das bei höheren ISO-Werten ansteigende Farbrauschen spielt keine Rolle.
    Wegen der kürzeren Belichtungszeit der Einzelbilder ist für mich ISO3200 im Vorteil.


    Den Artikel auf Clarkvision habe ich gelesen. Danke für den Link. Ich kannte ihn bisher noch nicht.
    Der beschriebene Verlust der Sternfarben bei zu hoher ISO-Einstellung ist aber für Ha-Bilder auch nicht relevant.

  • Danke für die Infos Hartmuth. Werde mir deine Testreihen Bilder noch genau anschauen.
    Prinzipiell ist festzustellen, dass bei den Canons das Ausleserauschen mit steigender ISO sinkt (siehe sensorgen.info), d.h. je schwächer das Signal, desto dominierender wird der Faktor Ausleserauschen, bei ausreichender Hintergrundlimitierung dagegen spielt es keine große Rolle. Das deckt sich prinzipiell mit deiner ISO3200 bei Ha-Feststellung, da man mit ner DSLR und Ha-Filter kaum wirklich in den Hintergrund limitierten Bereich kommt.
    Grüße, Feri

  • Ja, deine Testfotos zeigen nicht nur "keine Angst vor hohen ISO" solange die Hintergrund-Limitierung nicht erreicht ist, sondern es kann sogar besser sein. Dass dies bei Ha-Aufnahmen auch für ISO3200 gilt hätte ich nicht gedacht. Ich hätte vermutet bei ISO1600 ist Schluss.

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