BB: Einmal durch die Jahreszeiten

  • Hey Leute,
    Eine tolle Hochdruckwetterphase geht zu Ende. Die Nächte waren richtig gut und warm. Oben auf dem Berg war es dazu sogar taufrei! Die Zeit musste genutzt werden. Ich kam leider nur in der Nacht von Sonntag auf Montag unter den Sternhimmel.
    Ein Beobachtungsaufruf meinerseits hat sogar Wirkung gezeigt, denn gespechtelt wurde in einer großen Gruppe:


    Datum: 02-03. Oktober 2011
    Zeit: 19:45 - 06:15 Uhr
    Ort: Hunsrück, 610m ü. NN
    Wetter: 11°, gelegentlich Zirren, minimale Feuchtigkeit
    Seeing: 1: Ausserordentlich gut!
    Grenzgröße: ~6.8m, ~21.35m/sas (SQM-L)
    Geräte: 10" f/5 Dobson, 8" f/5 auf CGE, 8" f/4 auf EQ6, Meade LX90,
    6" f/5 Dobson, Spektiv, diverse Ferngläser



    Mit insgesamt 9 Leuten (Rekord auf der Wildburghöhe) spechtelten wir
    10 1/2 Stunden unter einem tollen Himmel.
    Bianca, Isabel, Jonas, Hilmar, Stefan, Tobi, Basti, Matze und ich trafen nacheinander auf dem Berg ein. Das Abstellen der Autos stellte sich als Herausforderung dar, denn nur ein schmaler Feldweg diente als Parkplatz. Doch auch dieses Problem wurde schnell gelöst, sodass wir unsere Gerätschaften auf die schön gemähte Wiese stellen konnten.


    Langsam wurde es dunkel. Der halb beleuchtete Mond spendete noch etwas Licht zum Einrichten der Fotomaschinen. Der Elefantenrüssel stand bei Basti, die Andromedagalaxie bei Matze auf dem Plan.
    Nach den üblichen Startschwierigkeiten liefen die Montierungen fast die ganze Nacht reibungslos, sodass viele ausserirdische Photonen eingesammelt werden konnten. [:)]



    Unser Lager: Im Hintergrund lacht aus 50km Ramstein


    Nun wird der Monduntergang sehnsüchtig erwartet. Die visuelle Truppe nahm sich schon die ersten Deepsky Objekte vor:
    Messier 13 begeisterte vorallem die Anfänger mit einer Flut von Sternen. Vorallem im 10"er waren bei 200x ein ganzes Meer zu erkennen.
    Aber auch in den kleineren Optiken einfach ein Genuss.


    Doch schnell merkten wir, dass das Seeing absolut spitze sein musste.
    Jupiter, welcher gerade eben die Horizontlinie gekratzt hatte, zeigte schon eine Vielzahl an Strukturen! "Mensch ich freu mich auf nachher, wenn er kulminiert!"



    Nun tat sich etwas am Himmel. Es wurde von Minute zu Minute dunkler. Der Mond hat die Horizontlinie endlich unterschritten.
    Beeindruckend auffällig gewann die Milchstraße an Glanz. Messier 31 und 33 waren einfach mit dem bloßen Auge zu erkennen.


    Mehrere Ferngläser wurden gegeneinander antreten gelassen. Darunter ein einfaches Nikon Glas, ein teures Zeiss Victory und ein gutes 10x50, dessen Namen ich vergessen habe.
    Die Andromedagalaxie macht im Fernglas so richtig spaß. Wie herausgestanzt schwebte sie im Raum und leuchtete uns das millionenjahre alte Licht entgegen. Der Himmel ist für 7mm AP dunkel genug, was beim Fernglasvergleich deutlich auffällt. Die Galaxie zieht sich durch`s halbe Gesichtsfeld des 8x56 Victory. Atemberaubend.
    Doch es geht noch besser - dazu nachher mehr.


    M33 zeigte sich mit unregelmäßiger Struktur. Beim Blick durch Jonas`s 6"er wird klar, was im Fernglas nur vermutet wird: Die Spiralarme.
    Drei an der Zahl erkennt man schon im kleinen Dobson. NGC 604 sticht als helle Wolke am Ende des hellsten Spiralarms heraus. Beim Blick durch den 10er werden weitere Knoten und Strukturen erkennbar.



    Die Sommermilchstraße verabschiedet sich hinter den Bäumen


    Nun kommen eine Reihe weiterer interessanter Objekte aufs Tablet:
    Der Helixnebel, ein sehr großer PN im Wassermann steht gerade günstig
    um beobachtet zu werden.
    Im 10"er erkennt man ihn filterlos als eine zitronenförmig große, diffuse Scheibe. Beim Einsatz des UHC Filters wird der Konteast besser und man erkennt sogar einen Ansatz von Strukturen! Leider steht er auch hier ziemlich tief im Siff. Was muss das für ein herrlicher Nebel sein, wenn er mal im Zenit steht?


    NGC 891 in der Andromeda zeigte ihr wirklich kniffiges Staubband. Auch wenn dafür einiges Augenverbiegen notwendig war.
    Besonders gut hat mir der Blue Snowball in Tobi`s 8" SC gefallen.
    Bei sehr hoher Vergrößerung war doch tatsächlich eine schwache Struktur im Inneren zu erkennen. Dazu schien eine dunklere Hülle genau in der Mitte des Nebels zu sitzen. Im 10er erkannte man dies noch einen Tacken deutlicher.


    Jonas rief uns zu seinem Teleskop: Er hat Stephans Quintett gefunden.
    Es zeigte sich bei längerem Hinsehen und einigem Augenverbiegen ein hauchzartes Wölkchen inmitten eines deformierten "Herkulesvierecks", wie ich es so schön genannt hatte. Die Gruppe war jedoch extrem schwer zu halten. Daher schauten wir im 10er nocheinmal nach. Und siehe da, es hat gepasst. Das Quintett im 6er ist machbar.


    Jupiter stieg nun immer höher, sodass wir einen weiteren Versuch wagten. Absolut beeindruckend was an Strukturen sichtbar waren! Wie ausgestanzt stand er im Okular. Kein Wackeln, kein Zittern. Mit einer
    5x Barlow erhöhten wir die Vergrößerung auf sagenhafte 2000x im LX90.
    Jupiter war Gesichtsfeldfüllend. Natürlich war nicht mehr an ein Scharfstellen zu denken, dennoch sah es beeindruckend aus. Man erkannte immerhin noch die beiden Wolkenbänder.[:)]
    Am besten kam er bei 250x im 10er. Unzählige Details und einzelnde Verwirbelungen innerhalb der Wolkenbänder. Auch ein dominanter "GSF"
    (Großer Schwarzer Fleck) war auf dem nörlichen Band zu sehen.
    Später konnte man zusehen, wie Jupiter von einem Mondschatten angeknabbert wurde. Ein wahres Naturschauspiel!



    Das goldene Tor: Piggyback auf EQ 6


    Der Sommerhimmel hat sich schon lange verabschiedet. Das Wintersechseck steht schon halb am Himmel und der Orion dominiert
    den Osthorizont. Matze muss seine Aufnahmeserie leider abbrechen, da die Stromversorgung herumzickt.
    Für mich eine Möglichkeit, meine Kamera auf die EQ6 zu setzen.


    Doch vorher möchte ich noch ewas ausprobieren: Der 8" f/4 mit dem 31er Nagler. Das ultimative Richfieldteleskop.
    M31 steht annähernd perfekt im Zenit. Als ich durchs Okular blickte, verschlug es mir fast die Sprache. Unfassbar detailreich, ausgestanzte, tiefdunkle Staubbänder, NGC206 als helles Wölkchen. So schön habe ich sie noch nicht gesehen. Selbst der Anblick in einem 20x80 Großfernglas kommt nicht an dieses Bild heran. Ich kann mich nicht sattsehen, fahre die Galaxie schritt für schritt ab. Eine Zeichung wäre diesem Bild nicht würdig...


    Dabei steckten wir zum Spaß ein einfachtes TS WA Okular in den Auszug. Bei f/4 völlig unbrauchbar. Nur ein winziger Kreis in der Mitte ist halbwegs scharf. Der Rest total verzerrt. Das Nagler korrigiert beeindruckend gut - selbst bei f/4.


    Die Plejaden sind ebenfalls eine Augenweide. Mensch, diesen Anblick kennt man weder vom Teleskop noch vom Fernglas. Es ist etwas, was dazwischen liegt.


    In dieser Zeit tackerte meine Kamera:



    3 Bilder: 131-395sec, ISO 800, 50mm f/2.8 (Unmod. EOS350D)


    Der IR Filter leistet ganze Arbeit! Aber immerhin erkennt man etwas
    von Barnard`s Loop. Astrofotografie auf niedrigstem Niveau.


    Immer wieder laufen wir zu Bastis Teleskop und schauen uns die Rohbilder vom Elefantenrüssel an. Das Ergebnis scheint vielversprechend zu werden. Hier eine Vorabversion:



    Fotografiert mit einer normalen DSLR! (EOS 400D) Das muss erstmal
    jemand nachmachen.


    Irgendetwas schien wohl bei der Überlagerung der Bilder schief gelaufen zu sein. Die Sterne am Rand sind nicht richtig rund.


    Die Nacht neigt sich langsam dem Ende zu. Im Osten erhebt sich langsam das Zodiakallicht, welches Mars und Praesepe durchstößt.


    Achja, Mars: Man erkannte ein paar Oberflächendetails! Ich freue mich schon auf seine nächste Opposition.



    Einzelbild! 181sec, ISO 800, Kitobjektiv 18mm f/3.5


    Nun ist es 6 Uhr in der Früh. Die Dämmerung hat sich schon lange bemerkbar gemacht. Immer mehr Sterne werden ausgeknipst und die Milchstraße sowie das Zodiakallicht verblassen zusehens.
    Eine absolut beeindruckende Deepsky-Nacht (Obwohl, eigentlich auch Planetennacht) geht zu Ende.
    Die Gesellschaft war wiedermal einmalig. Ich hoffe, wir treffen uns bald wieder - unterm Sternhimmel.



    Ihr habt`s geschafft. Vielen Dank für`s Lesen!



    Viele Grüße,


    Nils

  • Da habt ihr ja mal wieder Durchhaltevermögen bewiesen, über 10 Stunden ist schon heftig. Bis 6 Uhr morgens... [8D]
    Das Bild vom Orion sieht sehr gut aus, da zeigt sich wirklich die Qualität des Himmels. Welches Objektiv hast du da verwendet?


    Viele Grüße

  • Hallo Leute!


    Vielen Dank für die lieben Kommentare!
    Freut mich, dass der Bericht Euch gefällt!


    (==>)Volkmar:
    Gern, weißt ja, bist immer willkommen! Vielleicht ja irgendwann mit größerer Öffnung ;) ;)


    (==>)Marius
    Hehe, ja. Aber das musste auch mal wieder sein. Das war ein Festbrennweitenobjektiv.
    50mm und f/2.8. Aber welches genau, weiß ich nicht mehr. Habs mir von Matze ausgeliehen.
    Liefert jedenfalls für meine Verhältnisse ein super Bild (Benutze nur das Kitobjektiv).



    Viele Grüße,


    Nils

  • Hallo Nils,


    vielen Dank noch einmal, dass ihr die Beobachtungsnacht organisiert und vorbereitet habt.


    Es hat echt Spaß gemacht, mit euch zu beobachten. Eine lockere Truppe. Und das Seeing war einfach nur guuut, so gut wie der Beobachtungsplatz selbst. Die ca. 10 Stunden habe ich zwar nicht durchgehalten, aber etwas mehr als 7 Stunden waren für den Anfang doch gar nicht so schlecht, hoffe ich.


    Ein Highlight war natürlich der Jupiter bei 2000-facher Vergrößerung. Ich meine sogar ein H-Atom erkannt zu haben. ;-)))


    Bekommen wir denn noch die astrofotografischen Ergebnisse von Basti (finale Version) und Matze zu sehen? Das sah auf den Displays schon sehr sehr ansprechend aus.


    Ja, das nächste mal komme ich dann mit dem neuen Teleskop. Hoffe, dann aber natürlich auch durch deinen 16 Zöller schauen zu dürfen. Du hattest ja Ferien... ;)


    Hoffe, dass es bald mal wieder klappt.


    Viele Grüße & CS
    Stefan

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