Eigene Weltraumteleskope für Amateurastronomen?

  • Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten dazu muß man erstmal die Kosten für den (Mikro)Satelliten zusammenzählen


    <u>Szenario 1 <i>Satellit von befreundeter Uni bauen lassen</i></u>
    1x Satellitebus (Lageregelung, Funk; Energiesystem) = 750.000€ super duper Freundschaftspreis


    1x Nutzlast (Teleskop + Imager) 250.000€


    1x Satellitenstart (Piggyback in LEO) 10.000-20.000€/kg oder 500.000€


    Komplettpreis ~ 1,5mio €


    <b>Was macht das so teuer?</b>
    1. Arbeitszeit der Beteiligten Ingenieure (1Mannjahr = 200.000€)
    2. Entwicklungskosten fremd eingekaufter Bauteile (geringe Stückzahlen führen in Korrelation mit 1. zu enormen Kosten)
    3. Aufwendige Testprozeduren


    <b>Kosten für die Beobachtung</b>
    Annahmen
    Lebensdauer des Systems ca. 5-7 Jahre
    Usecycle 5-30% (je nach Power- und Linkbudget)
    volle Ausnutzung des Satelliten innerhalb seines Usecycles


    Zur Verfügung stehende Beobachtungszeit
    7a * 365d * 24h * 0,3 = 18360h


    Beobachtungskosten
    <b>1.500.000€ / 18.360h = 82€/h</b>


    <u>Szenario 2 <i>Satellit selbstbauen?</i></u>
    Es gibt unter den Amateurfunkern seit Jahrzehnten aktive Satellitenprogramme mit teilweise ziemlich riesigen Satelliten. Diese Satelliten werden aus Spenden finanziert und das Programm lebt davon dass die Amateurfunker in positionen innerhalb der Raumfahrtindustrie sitzen die ihnen neben dem vorhanden Know How günstige Konditionen für Materialbeschaffung, benutzung der Testfacilities und Startmöglichkeiten bietet. Könnten das die Amateurastronomen auch? Ich weiß es nicht aber ich halte es für ein ziemlich langwieriges Unterfangen und es wäre wahrscheinlich besser Kontakt zu den Amsat Leuten aufzunehmen und dort eigene Nutzlasten (Teleskope) unterzubringen. Damit würden die Kosten beträchlich sinken. Unter Umständen weiß ich sogar eine Firma die einen Teil des Optikmoduls finanzieren würde.


    Kosten für ein solches Projekt
    1x Nutzlast 250.000€
    + unendlich viel Überzeugungs und sonstige Arbeit


    Kosten für die Beobachtung
    <b><u>250.000€ / 18.360h = 14€/h</u></b>


    Interessiert oder eher nicht? Mich würden eure Gedanken zu einem solchen Projekt interessieren.

  • Melchior,


    dein gedanke geht ueber das hinaus, was heute schon moeglich ist: das 'anmieten' von beobachtungszeit an einem 'remote-teleskop' irgendwo auf der erde. via internet lassen sich diese teleskope steuern und fuer ca. 150 US$ pro stunde kann man damit 'remote' bilder von beliebigen himmelsobjekten machen, ohne dass man z.b. auf die suedhalbkugel reisen muss.


    fuer mich persoenlich kommt diese art der amateurastronomie NIE in frage. ich wuerde keinen cent dafuer ausgeben; selbst geschenkte beobachtungszeit wuerde ich nicht nutzen.


    warum? weil fuer mich das eigene erleben unter dem sternenhimmel nach wie vor eine grosse rolle spielt. weil ich gewonnene ergebnisse nie als 'mein' bild betrachten koennte. weil ich 'dabei sein' will. weil ich es mit meinen augen sehen will.


    so gesehen sind meine bilder fast als 'abfallprodukt' zu betrachten.

  • Stathis
    na wenn du es schaffst 6 min die Luft anzuhalten (dann bist du im Orbit) dann könnte das was werden in jedem Fall wäre das erlebnis ziemlich einmalig...
    ansonsten kostet es wiegesagt ~10.000-20.000€/kg also du plus 20" Teleskop = 150kg --&gt; 1.500.000-3.000.000€ [:D]
    Ansonsten gibt es da noch dieses äußerst preiswerte Angebot von den Russen 20.000.000€ dafür aber mit Rückkehrgarantie [;)]


    @napfi und ullrich
    Ja da stimme ich euch zu vor seinem Teleskop zu sitzen und zu spechteln ist ganz sicher was anderes als das ganze mit dem Rechner zu machen aber ich finde es gibt auch einige Dinge die dafür sprechen


    1. das hat noch niemand gemacht
    2. keine Wolken [:D]
    3. kein Seeing
    4. keine Lichtverschmutzung
    5. Beobachten zu jeder Tages und Nachtzeit


    Mich würde es jedenfalls reizen soetwas zu bauen. Ganz konkret würde es um die Praktische Umsetzung meines Dobson Space Teleskop Projektes gehen. Ich werde versuchen dafür DFG oder DLR Mittel zu beschaffen aber dann wäre das eine ziemlich geschlossene Veranstaltung, das heißt es gibt eine Primärmission (vermutlich Erdbeobachtung) und die Amateurastronomen hätten keinen Zugang. Würde andererseits die Initiative von der amateurastronomischen Community ausgehen könnte man ebenfalls ein Mission definieren bei der es um sagen wir den Verteilten Zugriff auf ein mittelgroßes Weltraumteleskop geht. [:D]
    Es geht also primär nicht darum hier mit der Sammelbüchse rumzulaufen sondern auszuloten wer bereit wäre sich für sowas Zeit ans Bein zu binden.

  • Das Thema ist recht interessant.Ich betrachte es aber auch mit gemischten Gefühlen. Warum ? Ich beschäftige mich auch mit dem Amateurfunk. Nun wie viele Amateurfunksateliten dümpeln im Weltraum herum. Müssen wir den Weltraum mit noch mehr Schrott beschmutzen ? Es sollte eigentlich ein Hobby bleiben und nicht ins Professionelle hinauslaufen. Früher war es im Amateurfunk so das man seine Sender und Empfänger selber gebaut hat. Dann kam der Kick, wenn man eine Weitverbindung mit dem selbstgebauten Geräten erreicht hat. In der Astronomie ist es nicht anders, wenn ich mit meinem selbstgebauten Teleskop die Sterne betrachte. Beide Hobby´s sind Experimentalhobby´s. Dank dem Weltraumteleskop kann ich per Internet meine Bilder bekommen. Warum denn noch ein Teleskop ? Ich glaube das kann es nicht sein, oder. Dank den Oscarsateliten kann ich über FM eine Weitverbindung bekommen. Aber wie lange halten die Sateliten ? Man kann sich darüber streiten. Dann die Wartungkosten. Ich habe bislang noch nicht erlebt das ein Amateurfunksatelit im Weltraum repariert worden ist. Also klappt es nicht mehr dann wird das Ding evtl. abgeschaltet und evtl. in die Schrottablage gelegt. Nicht anders geht es dann mit den vielen Weltraumteleskopen die dann im Weltraum sind. Von der Gefährdung der Raumfahrer durch Raumschrott mal abgesehen. Man könnte den Faden noch weiter spinnen. Vielleicht richtet dann die NASA dann noch ein Reparaturdienst für gestrandete Sateliten ein. Das sie das können haben sie schon am Weltraumteleskop bewiesen.
    Eine schöne Woche und allerseits einen sternklaren Himmel
    Rudi

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