6" f/4-Newton oder anderes Gerät für Vixen GP

  • Hallo,


    ich habe eine Vixen-GP-Montierung, mit der ich schon erfolgreich
    Astrofotografie mit dem Megrez72 und dem Vixen-Newton R150S betrieben habe. Als Kameras habe ich die Canon EOS 1000D und die Atik 16HR mit Filterrad.


    Der Vixen-Newton (6" f/5) ist ein schönes Gerät, aber ein wenig stören mich ein wenig die Spikes, die kein schönes Kreuz sondern nur ein durchgehender Strich sind weil der Newton eine Einarm-Fangspiegelhalterung hat (50 mm FS-Durchmesser) und dieser Arm ist auch recht dick.
    Und ich hätte es auch gerne lichtstärker als f/5.


    Ein 8"-Newton, auch mit Carbontubus, wäre sicherlich grenzwertig für die GP. Eine gute Möglichkeit wären 6"-Newtons, z.B. der
    GSO 6" f/4.
    http://www.teleskop-express.de…ng-f-4---2--MONORAIL.html.


    Einen Baader MPCC habe ich auch schon, somit wäre ich mit 300 € sehr günstig dran.


    Der TS UNC-Newton, ebenfalls 6" f/5 kostet mehr als das doppelte.
    http://www.teleskop-express.de…---optimierter-Fokus.html


    Hätte der Vorteile? Wegen dem Gewicht brauch ich beim 6-Zöller kein Carbon, aber vielleicht wegen der Fokuslage bei Temperaturveränderungen? Was meint ihr, müsste ich bei dem GSO 6" f/4 mit Metalltubus gelegentlich nachfokussieren? Eventuell kann ich immer noch später den Tubus gegen einen Carbontubus tauschen.


    Inzwischen gibt es auch die Boren-Simon in 6" f/2,8:
    http://www.teleskop-express.de…h---420mm-Brennweite.html


    Aber die 420mm Brennweite liegen nahe an den 344 mm, die ich mit dem Megrez72 und dem TeleVue 0,8x-Reducer habe, dieser würde dann ja arbeitslos werden. Und ich glaube ein f/2,8 braucht viel Zeit um richtig justiert und scharfgestellt zu werden, ob sich da dann die kürzere Belichtungszeit wiederum lohnt?


    Die gleiche Frage stellt sich auch bei dem GSO 6" f/4. Justieren muss ich den auf jeden Fall genauer als meinen f/5. Aber ist der auch empfindlicher was das Nachfokussieren durch Temperaturschwankungen angeht?


    Mein Vixen R150S hat 50 mm FS-Durchmesser.
    Der Fangspiegel des GSO 6" f/4 hat 63 mm kleine Achse. Das sind immerhin 42% vom Durchmesser. Wird natürlich gebraucht für eine gute Ausleuchtung. Damit hat er von der Lichtstärke her f/4,41 (bezogen auf die kleinere lichtsammelnde Fläche), im Vergleich zu den f/5,30 beim Vixen R150S, aber geht noch durchaus.


    Was meint ihr, lohnt sich der Umstieg auf den (GSO) 6" f/4 oder sollte ich lieber beim R150S bleiben?


    Vielen Dank und CS,
    Simon

  • Hi Simon,
    Mit dem 6"-F/4(,41) gewinnst Du gegenüber f/5(,3) um 30% geringere Belichtungszeiten - und außerdem die 'normalen Spikes'.
    Der Boren-Simon ist ja auch nur ein F/4 Newton mit Reducer/Korrektor - den könntest Du, wenn dich die geringe Brennweite stört ja auch ohne Reducer mit dem MPCC verwenden - jedenfalls, falls er einen parabolischen Spiegel hat und nicht jegliche Korrektur im Reducer steckt. Dann wäre allerdings der Mehrpreis allein für den Carbontubus und den niedrigen OAZ fragwürdig und der TS UNC könnte das bessere Preis-Leistungsverhältnis haben.
    DS, Holger

  • Hallo,


    alle aufgeführten Geräte haben exakt die gleiche Teleskopoptik als Basis, nämlich einen 'GSO 6" F/4 150/600'.
    In einigen englischsprachigen Foren wurde die Mechanik dieses Teleskops kritisiert. TS hat diesen GSO modifiziert, sodass die von dir oben aufgeführten 3 Ableger heraus kamen.


    Basis: GSO 6" f/4
    GSO FS-Halterung mit 63mm FS (ohne Offset)
    GSO Crayford OAZ
    Stahltubus


    1. Mod: TS Optics 6" Imaging Newton f/4 (den den du GSO nennst. Es ist eigentlich ein bereits modifizierter GSO)
    GSO FS-Halterung mit größerem 70mm FS (ohne Offset)
    TS Monorail OAZ
    Stahltubus


    2. Mod: TS UNC 6" f/4 Newton
    veränderte FS-Halterung mit ?mm FS (mit Offset)
    Baader Steeltrack OAZ
    Carbontubus
    (ob der 63er oder 70er FS drin ist habe ich nicht in Erfahrung gebracht. Durch einen kürzeren und versetzten OAZ könnte der 63mm FS ebenso gute Ausleuchtung wie der 70er beim nicht-UNC liefern)


    3. Mod: Boren-Simon 6" f/2,8 Powernewton ED Astrograph
    Da kann ich nur Spekulieren, aber die technischen Daten decken sich mit dem 2. Mod.
    Fakt ist dass nur der ASA Reducer+Korrektor für die f/2.8 sorgt. Es ist auch hier immer noch der gleiche Spiegel wie aus der Basisversion, ein GSO 150mm f/4.



    Ich halte den UNC schon für eine gelungene Modifikation. Der erste Mod mit dem Titel "TS Optics Imaging Newton" hat dem Preis entsprechend noch ein paar Macken, die der UNC beseitigt hat. Stichwort OAZ, Fokuslage und FS-Halterung.
    Mit ein paar handwerklichen Eingriffen und kleineren Investitionen lassen die sich aber auch größtenteils beseitigen.


    Bei entsprechendem Wetter kommen von mir bestimmt noch einmal ein paar Worte, vielleicht sogar ein kleiner Umbaubericht, zum TS Imaging 6" f/4 (der 1. Mod).



    Viele Grüße,
    Patrick

  • Hallo,


    vielen Dank für eure Antworten!


    (==>)Holger: ja stimmt, 30% kürzere Belichtungszeit ist schon einiges. Bezieht man noch die angegebene Spiegelreflexivität in die Rechnung mit ein (94% bei HS und FS), wird aus den formalen f/4 sogar nur f/4,7 :( Refraktoren haben insgesamt Transmissionen um 97%, hab ich gelesen, nur mal so am Rande. Wobei ein Flattener/Reducer ebenfalls noch etwas Licht schlucken würde.


    (==>)caspar: Ja ich bin auch am Schauen, wobei ich ja evtl. einen modifizierten kaufen möchte (siehe unten).


    (==>)Patrick:
    Ja, da hast du (fast) recht.


    Ein Anruf bei Teleskop-Service hat ergeben:
    Die Boren-Simon sind baugleich wie die UNC-Newtons, nur dass sie noch den ASA-Korrektor haben und eine an diesen angepasste Fokuslage.
    Der TS Imaging 6" f/4 unterscheidet sich vom UNC nur dadurch, dass der UNC einen Baader Steeltrack, einen Carbontubus hat und
    einen Fangspiegeloffset hat. Der Fangspiegel hat 63 mmm Durchmesser (kleine Achse), auch einen mit 70 mm Durchmesser ist wählbar.
    Der TS Imaging hat keinen Offset, würde bei APS-C-Sensorgröße aber auch reichen zur korrekten Ausleuchtung. Weil ich noch nachgefragt habe, meinten die dass gegen Aufpreis auch ein Fangspiegel(halterung) mit korrektem Offset möglich ist.


    Dann würde er sich vom UNC nur noch durch Tubusmaterial und Okularauszug unterscheiden. Es wäre auch möglich, den TS Imaging gegen Aufpreis mit dem Baader Steeltrack zu bekommen.


    Hab hier noch einen Umbaubericht gefunden:
    http://www.astronomieforum.at/viewtopic.php?t=3199
    Das mit dem Gelbstich des Spiegels ist ja übel, aber müsste ja beim Teleskop-Kauf schon erkennbar sein.


    Die minimale Bauhöhe beim Baader Steeltrack ist 50 mm, die beim Monorail 70 mm. Und da ich maximal APS-C-Sensorgröße habe,
    ließe sich bestimmt ebenfalls ein kleinerer FS mit angepasster Fokuslage verwenden.


    Patrick, welche Umbaumaßnahmen hast du vor?


    Bezüglich des Tubusmaterials habe ich mal ein bisschen gerechnet, wie sich der Stahltubus verhält und ob ein Carbontubus notwendig ist:
    Die Fokussiertoleranz habe ich nach Formel 42 in „Digitale Astrofotografie“ (A. Martin, B. Koch) berechnet:
    x = 4*#955;*Blende²
    Mit blauem Licht (#955; = 450nm) und Blende 4 ergibt sich: x=0,0288 mm.


    Der Längenausdehnungskoeffizient von Stahl ist, je nach Art des Stahls, max. 11,8*10^-6 1/K.
    Als ursprüngliche Länge L#8320; habe ich mal 450 mm angenommen (Abstand FS-HS + etwas Toleranz wegen etwaigem Umbau).
    Die Längenänderung berechnet sich gemäß der (etwas genäherten) Formel #916;L = #945;*L#8320;*#916;T
    Mit #916;L = x, also Längenänderung = Fokussiertoleranz ergibt sich für die maximale Temperaturänderung, die noch innerhalb der Fokussiertoleranz liegt, #916;T = 5,4 K.


    Darüber wie sich die Nachttemperaturen üblicherweise verhalten, hab ich keine so genaue Vorstellung, glaube aber dass ich bei den 5,4 K eher nur bei Belichtungszeiten von mehreren Stunden nachfokussieren muss. Und mit einem Thermometer ließe sich auch leicht feststellen, ob der Fokus überhaupt kontrolliert werden muss.


    Für Carbon ist die Frage nach der Temperaturausdehnung schon schwieriger, weil ich für den Längenausdehnungskoeffizienten Werte zwischen -1 und 7 gefunden habe, je nach Carbonart. Mit dem Wert von 7*10^-6 1/K ergibt sich eine maximal tolerierbare Temperaturänderung von 9,1 K. Ich tendiere trotzdem zum Stahltubus, auch weil Stahl auch ohne besondere Schutzmaßnahmen zu bearbeiten ist und ich den höheren Preis für Carbon nicht einsehe.


    Viele Grüße und CS,
    Simon

  • Hm, anscheinend werden die griechischen Buchstaben nicht angezeigt, was aber bei der Vorschau noch der Fall war!


    Also hier nochmal der Abschnitt mit den Formeln:



    Bezüglich des Tubusmaterials habe ich mal ein bisschen gerechnet, wie sich der Stahltubus verhält und ob ein Carbontubus notwendig ist:
    Die Fokussiertoleranz habe ich nach Formel 42 in „Digitale Astrofotografie“ (A. Martin, B. Koch) berechnet:
    x = 4*lambda*Blende²
    Mit blauem Licht (lambda = 450nm) und Blende 4 ergibt sich: x=0,0288 mm.


    Der Längenausdehnungskoeffizient von Stahl ist, je nach Art des Stahls, max. 11,8*10^-6 1/K.
    Als ursprüngliche Länge L_0; habe ich mal 450 mm angenommen (Abstand FS-HS + etwas Toleranz wegen etwaigem Umbau).
    Die Längenänderung berechnet sich gemäß der (etwas genäherten) Formel DeltaL = alpha*L_0*DeltaT
    Mit DeltaL = x, also Längenänderung = Fokussiertoleranz ergibt sich für die maximale Temperaturänderung, die noch innerhalb der Fokussiertoleranz liegt, DeltaT = 5,4 K.

  • Hallo Simon,


    nicht nur der Tubus ändert mit der Temperatur seine Länge, auch das Glas des Spiegels ändert sich und damit die Brennweite. Du kannst die Brennweitenänderung berechnen indem Du so tust, als bestünde der ganze Lichtweg aus Spiegelglas.
    Zur Verdeutlichung: Die Parabel des Spiegels wird bei Abkühlung zu einer ähnlichen, aber kleineren Parabel. Im gleichen Verhältnis wird die Brennweite kleiner
    Mir ist ein Fall bekannt, in dem ein Objektiv seine Brennweite mit sinkender Temperatur so stark verringert hat, dass dies durch die Längenänderung des Aluminiumtubus fast kompensiert wurde. Ein Carbontubus wäre in diesem Fall total daneben gewesen.


    Gruß


    Kurt

  • Hallo Kurt,


    danke für den Hinweis!
    Du meinst also, ich nehme für die ursprüngliche Länge den Lichtweg=Brennweite=600mm hier und berechne mit dem Längenausdehnungskoeffizieten die Änderung der Brennweite?


    Also für das angegebene BK-7-Glas ist der Längenausdehnungskoeffizient alpha = 7.1*10^-6 1/K.
    Bei der Temperaturdifferenz von 5,4 K ergibt sich eine Längenänderung um 0,023 mm.


    Wenn nun bei einer Temperaturerniedrigung um 5,4 K sich die Brennweite um 0,023 mm verkürzt und sich der Tubus um 0,0288 mm verkürzt, beträgt die Fokusverschiebung nur 0,006 mm.


    Rechnet man wiederum die max. Temperaturdifferenz aus, die bei den kombinierten Längenänderungen möglich ist um noch innerhalb der Fokussiertoleranz zu bleiben, ergibt sich ein Wert von 27 K!


    Das hieße ja ich brauche mir beim Stahltubus überhaupt keine Sorgen haben dass eine Fokusdrift sich bemerkbar macht!
    Vorausgesetzt die Überlegungen zur Berechnung der Brennweitenänderung stimmen.


    Viele Grüße
    Simon

  • Hallo Simon,


    genau so ist es. Du kannst mit der Differenz der Ausdehnungskoeffizienten Rechnen. Genau genommen ist beim Stahl nur die Distanz Hauptspiegel/Fangspiegel und Fangspiegel/Tubusaußenseite zu berücksichtigen. Das, was sich vom Tubus bis zum Chip tut, weiß ich nicht, aber ich würde alles als Stahl-Distanz betrachten. Beim Glas gilt die ganze Brennweite. Man kann es auch übertreiben.


    Viele Grüße


    Kurt

  • Hallo Simon,


    ich werde auch den Stahltubus behalten.



    Zum Thema welche Umbaumaßnahmen ich vor hab: Da hab ich mir schon so meine Gedanken gemacht...
    - mit Velourfolie auskleiden (erledigt)
    - FS mit Offset auf einer Alu-Halterung kleben (erledigt)
    - FS Kreuzschlitzschrauben mit (überlangen) Rändelschrauben ersetzen
    - OAZ-Innenrohr um 10mm kürzen
    - OAZ Fokusweg dadurch von 50mm auf 40mm verringern
    - Hauptspiegel um ca. 20mm nach hinten versetzen



    Ach und noch was. In der PDF die du verlinkt hast steht etwas davon, dass der Besitzer eine 50mm Verlängerungshülse brauchte um mit der EOS in den Fokus zu kommen. Das ist zumindest bei den jetzigen Modellen nicht so. Meiner braucht mit DSLR und Komakorrektor im Originalzustand noch zusätzliche 37mm Fokusweg über dem OAZ, man hat also noch mehr als genug Platz für Zubehör. Ich halte das aber für zu viel, da ich den Platz nicht brauche. Deshalb wird der HS versetzt, sodass ich auf 17mm oder vielleicht gar 10mm komme. Damit wird auch die Ausleuchtung besser.
    Im Originalzustand hat der 1. Mod nur eine Ausleuchtung von 85%. Das kann man mit den Maßnahmen auf 94% bei voller APS-C Diagonale trimmen. Die 100% halte ich ohne einen kürzeren OAZ für unrealistisch. Die Frage ist ob die 94% reichen. Ich hab leider nicht die Erfahrung um zu wissen ob man die fehlenden 6% überhaupt richtig bemerkt. Mit EBV bekommt man schwache Vignettierungen immerhin ganz gut weg.


    Viele Grüße,
    Patrick

  • Servus Simon,
    wenn Dein Entscheidungsfindungsprozess noch nicht zu weit fortgeschritten ist, könnte ich Dir auch dieses kleine Gerät empfehlen: Skywatcher 130/650pds. Aufmerksam auf das Teleskop wurde ich, da einige Österreicher damit recht hammermäßige Fotos schießen. Mein first-light viel auch ganz erfolgreich aus, siehst Du nhier:


    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=146333


    Viele Grüße,


    Bei meinen

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!