Zwei Fangspiegel fertig

  • Hallo,
    meinen ersten Fangspiegel habe ich vor genau zwei Jahren fertiggestellt:
    http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=90704
    Vermutlich ist der August der rechte Monat für solche Dinge, denn die nächsten, jawoll Plural, sind nun auch fertig.


    Es gibt viele Wege nach Rom. Denkt man gar nicht, bei so einer simplen optischen Fläche[:D]
    Ein interessanter Weg ist der von Norbert:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=121370


    Ausgangspunkt waren zwei der drei Borofloat Scheiben, die ich aus dem Rest der Platte des 33" geschnitten habe. Die haben um die 275mm Durchmesser und sind gute 20mm dick.


    Geschliffen hatte ich sie schon, das war nicht schwer. Zwei Körnungen, 25µ und 9µ. Ich schleife lieber statt saubermachen, deshalb habe ich die 15 oder 18µ dazwischen eingespart.


    Für die Planlage dient ein einfaches Sphärometer mit 1/1000mm Messuhr. Die beiden Scheiben werden gegeneinander gemessen. Es braucht also keine genaue Referenz. Sehr praktisch!


    Der Grund, warum ich gerade jetzt mit dem Fangspiegel angefangen habe ist die Poliermaschine. Letzte Aktion war das Polieren der Rückseite des 33" Spiegels. Was liegt da näher als gleich noch eine der Planscheiben blank zu wirbeln?
    Das hat einen langen Tag gebraucht, 12 Stunden non stop. Allerdings kam die Überraschung kurz darauf. Der letzten zwei Zentimeter waren noch nicht 100% auspoliert. Nanu! Das Sphärometer zeigte dann auch eine Art "Hohlspiegel" mit 3.5µm Pfeiltiefe an. Das entspricht auf den gesamten 270mm des Durchmessers etwa 7µm. Urghhhh[V]


    Was tun?
    Jetzt wäre Pech an der Reihe, die Oberfläche muss ja noch glatt werden, nach den 12 Stunden PU Folie ist die sicher nicht so tolle.
    Also habe ich mit 11kg Gewicht erstmal eine 3/4 Stunde poliert. Und siehe da, es tut sich was. Man kann den Fortschritt direkt am Sphärometer sehen. Ein halber Mikrometer.
    Ok, weiter so.
    Nach ein paar Sessions war es dann geschafft und der RC-Test mit künstlichem Stern und auch per Interferometer zeigte eine ziemlich ebene Fläche. Zu der ganzem Messerei schreibe ich später noch etwas, da bin ich noch am Auswerten und Zusammenstellen.


    Glücklicherweise ging die ebene Fläche bis zum Rand der Scheibe. Das ist der Jackpot!
    Eigentlich sollte ein Fangspiegel mit 170mm kleiner Achse daraus werden. Doch jetzt wird noch ein kleiner mit 80mm draus. Und vielleicht sogar noch zwei ganz kleine...[^]


    Zuerst wird die Scheibe mit Paket-Klebeband abgedeckt und geschützt.


    Ausschneiden...



    ... Reststücke sichern.



    Dann die Kanten mit Diamantfeilen schön gestalten...



    Klebeband abziehen, sauberputzen, fertig!



    Und dann nochmal nachmessen, ob alles noch so ist wie voher.



    Und der kleine, mit eingezeichnetem Strahlengang des RC Tests:


    Wie gesagt, zur Messtechnik später mehr. Eines schon vorweg: Das Randstück, das über der unterschnittenen Seite liegt fällt wieder etwas ab. Bei beiden Spiegeln, genau wie vor zwei Jahren. Es ist also kein Zufall.


    cs Kai

  • Hallo Kai,
    schöne Arbeit, da hast du einen fetten Stundenlohn durch die Ersparnis des Einkaufs eines solch grossen Planspiegels.


    Die Bilder zeigen, wenn ich mich nicht täusche, ein zur Planfläche senkrechtes Wegflexen. Der Spiegel ist also nicht aerodynamisch, genauer lichtdynamisch geschnitten. Einfacher zu machen und für grosse Planspiegel auch besser:
    Du hast so an der Peripherie des Spiegels weniger flache Winkel, die Reflexe erzeugen. Das wiegt wahrscheinlich den Nachteil der etwas grösseren Obstruktion mehr als auf. - Ich denke, dass ein so geschnittener Spiegel noch mit einer Drahtspinne versehen, so ziemlich die optimale Kombination ist.


    Gruss Emil

  • Hallo Kai,


    herzlichen Glückwunsch auch von mir!



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Zu der ganzem Messerei schreibe ich später noch etwas, da bin ich noch am Auswerten und Zusammenstellen.


    Glücklicherweise ging die ebene Fläche bis zum Rand der Scheibe. Das ist der Jackpot!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Allerdings, dafür müssen andere sich lange quälen. Kannst Du auch etwas dazu schreiben, wie Du korrigiert hast (Pechhautgröße und -modifikationen, Strichänderungen etc.)? Oder hattest Du so viel Glück bei der Pechpolitur, dass die Fläche fast von allein plan wurde?


    Gruß
    Norbert

  • Hallo Emil,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Der Spiegel ist also nicht aerodynamisch, genauer lichtdynamisch geschnitten.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ja richtig, hatte ich ganz vergessen. Dieser Spiegel ist für den 28" f/3.1 und da er für die Grösse schon etwa dünn ist, bekommt er eine Art laterale Lagerung. Deshalb die senkrechten Abschnitte. Es handelt sich um ein paar Quadratzentimeter zusätzlichen Schatten, das ist nicht schlimm, wichtig ist mir die optische Qualität ohne grosse Verbiegungen nutzen zu können.


    Übrigens, diesesmal alles ohne Minitools, komplett Fullsize, sogar Oversize[;)]


    Hallo Norbert,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Kannst Du auch etwas dazu schreiben, wie Du korrigiert hast (Pechhautgröße und -modifikationen, Strichänderungen etc.)?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Gerne! Komme nur vor dem Wochenende nicht dazu. Evtl mache ich doch noch eine kleine Retusche an dem grossen Fangspiegel.


    Ich habe nur ein einziges Tool benutzt, etwas oversized, Modifikationen durch Abkratzen der Pechkacheln. Natürlich alles MOT.


    cs Kai

  • Auf geht's, mein Weg zur planen Fläche[;)]


    Vorab meine Einteilung der "Planflächen". Es gibt nämlich drei verscheidene[:D]


    1. Fangspiegel
    2. Planspiegel für Autokollimation
    3. Planspiegel für Coelostaten und absolute Referenz


    Warum jetzt sowas?
    Weil die ersten beiden gewisse Vereinfachungen bringen, also im genauen Wortsinn nicht plan sein müssen. Trotzdem hilft es sehr, wenn man nahe an dieses Ideal rankommt. Lediglich bei Nr 3 gibt es keine Vereinfachungen.


    Die wichtigste Vereinfachung für den Fangspiegeltest ist, dass die Messungen unter einem einzigen, fixen Winkel, dem späteren Einbauwinkel erfolgen dürfen. Der RC Test ist dafür ein Nulltest.
    Ich verwende ihn in drei Varianten. Auf der Seite von Reiner Vogel ist alles schön beschrieben, das spare ich mir hier:
    http://www.reinervogel.net/


    Ich verwende eine selbstgeschliffene, unbelegte Sphäre (aus Quarz[:p]) mit ROC = 5,20m.
    Der innere Teil eines Parabolspiegels tut es oft auch, man muss ihn nur abblenden und einzeln interferometrieren. Dann sieht man, ob er taugt.


    1. RC mit Foucault
    Dieser Test zeigt *keinen* Radiusfehler an, da ein Radius in Asti "umgewandelt" wird. Und Foucault ist in Achsrichtung bekanntlich blind dafür. Dieser Test zeigt Zonen an, also Unregelmässigkeiten in der Oberfläche.

    Man sieht dann zB sowas:

    Das ist eine Art Loch in der Mitte. Um den Faktor Wurzel(2) verkürzt.
    Ich verwende diesen Test selten, aber zusammen mit dem nächsten Test ist er schnell aufgebaut.


    2. RC mit künstl Stern
    Dazu verwende ich den Aufbau vom Foucault und klemme statt der Rasierklingen-Einheit dieses Gebilde dran:

    Das Suchen des schwachen Reflexes, der nach drei Reflexionen kaum noch Kraft hat, geht am besten mit einer Laserdiode mit abschraubbarer Linse. So kann man wahlweise einen gebündelten und einen aufgeweiteten Strahl verwenden.


    Dieser Test ist sehr wertvoll für die Grob-Politur. Er ist schneller als der nächste Test und für das Annähern von konvex oder konkav auf "flach" völlig ausreichend.
    Achtung: Für die Formel ist im RC Test immer der Abstand Stern - Planspiegel einzutragen und nicht der ROC der Sphäre. Man kann den Polierfortschritt natürlich auch gleich an der Fokusdifferenz ablesen.


    3. RC mit Interferometer
    Irgendwann kommt man an den Punkt, wo der RC Sterntest ein zentrales Beugungsscheibchen zeigt, der erste Beugungsring leidet aber noch unter Asti und auch die intra- und extrafokalen Bilder sind nicht exakt gleich. Das bedeutet: endlicher Radius und Zonen!
    Zur Not reicht so ein Spiegel schon als Fangspiegel, da der RC Sterntest diese Fehler hundertfach überbetont. Aber mit Interferometrie wird das alles noch einfacher.



    Man könnte allein mit den Interferometer auskommen, wenn man sich klar macht, dass der Asti in der Auswertung in Wirklichkeit ein Radiusfehler im Prüfling ist. Und das zeigt der künstliche Stern einfacher und schöner.


    Der Filter (hier ein normaler Blaufilter) ist nur im Michelson Setup nötig. Für das Bath braucht man den nicht.


    Die Einjustierung erfolgt mit dem unaufgeweiteten Strahl, einfach das Okular herausnehmen und hinterher wieder hinstellen - passt!


    Jetzt bekommt man die üblichen Interferogramme, hier das von dem kleinen FS mit 80mm kleine Achse, es erscheint natürlich rund:

    In das Mirror-Config-Panel muss man folgendes eintragen:

    Der ROC spielt keine Rolle, wichtig ist "spacing in waves = 0.5"
    Der Test hat doppelten Durchgang für den Prüfling, die Sphäre sollte zwar perfekt sein, geht aber nur einfach ein, tolle Sache!


    Der Diameter ist nur wichtig falls man in der Auswertung die Option "metric ruler" anzeigen möchte.


    Um die Igramme mit verschiedenen effektiven Durchmesser auszuwerten, fotografiere ich mit der gleichen Fokuseinstellung ein Lineal vor dem Spiegel:


    Wie auch im ersten Igramm sieht man auch in dem vom 170mm FS deutlich den Randabfall auf der rechten Seite.

    Das ist die unterschnittene Seite und ist *der* Nachteil dieser Methode. Das relativiert sich bei grossen FS wegen der geringeren Dicke und da für hohe Vergrösserungen sowieso nur der zentrale Teil benutzt wird, ist das eher ein Schönheitsfehler. Für die Aufsuchvergrösserung ist Strehl 99 eh kein Thema.


    Mit der Liniealmethode kann man sich die Strehlwerte für verschiedene effektive Durchmesser auswerten lassen. Einfach proportional den Kreis enger ziehen. Hier für volle 170mm:


    Oder für die zentralen 145mm:


    Für 170mm sieht das dann so aus:

    Oder als Querschnitt:


    Doch halt! Woher weiss man eigentlich wo "oben und unten", also Berg und Tal in der Auswertung ist?
    Das ist in der Tat ein Problem! Bei einem Parabolspiegel *weiss* man ja, dass man die Mitte ausgehöhlt hat und das die CC negativ sein muss.
    Doch das hier ist ein Null-Test!


    Mein Trick ist folgender:
    Die Referenzsphäre hat einen Randabfall, dem ich glücklicherweise noch nicht behoben habe. Wäre sie perfekt müsste man direkt einen anbringen[:D]
    Man erkennt es an der linken Seite des 170mm Spiegels. Auch biegen sich die Streifen - aha - nach unten. In diesem Fall ist die Referenzsphäre schon etwas zu klein, durch verschieben kann man aber immer feststellen wie die Sache liegt. (der linke FS Rand ist übrigens in Ordnung)


    Und jetzt käme die grosse Stunde dieser RC Interferometer Geschichte. Man könnte gezielt die letzten Nanoneter wegkratzen. Mal sehen ob ich da nochmal rangehe, bei Strehl 0,95 schon bei einer Einzelauswertung und über volle 170mm?


    Der Strehl des Gesamtsystems wird dann einfach durch Multiplikation der Einzel-Strehls berechnet.



    <b>Wie sieht nun die Poliertechnik dafür aus?</b>


    Leider kann ich nach zwei grösseren Fangspiegeln keine Universallösung präsentieren. Ich habe allerdings mit Oversized Tools und MOT die besten Erfahrungen gemacht. Zum Schleifen *und* Polieren. Mittlerweile verwende ich nur noch diese Technik, ausser bei den ganz grossen Spiegeln.


    Das Tool sollte etwa 6/5 Durchmesser des Spiegels haben. In meinem Fall war es ein 300mm Tool für den 270mm Spiegel.
    Hartes Pech verwenden. Für mich ist 28'er hart. Liegt an nach wie vor ausbleibenden Klimaerwärmung[:D]


    Einen konkaven Spiegel bekommt man durch Abkratzen von Pech in der Mitte flach. Ich verwende dazu ein kleines HSS Hobelmesser weil es sehr exakt gerade und rostträge ist.

    Wichtig ist, dass nur die oberste, graue Ceri-Schicht abgekratzt wird. Irgendwann braucht man das Tool ja wieder im Ganzen und dann geht die Presserei los.


    Ach ja. Wie presst man ein Oversized Tool?


    Warm machen. Einfach lospolieren.
    Und dann das Tool nach der Session sofort unter Wasser lagern. Ein einmal gut angepasstes Tool hält so die Form über Tag (und Wochen!) sehr gut.


    Alternativ für die Grobpolitur:
    Pressen mit dem Oversized Schleiftool, falls vorhanden. Meist ist das Schleiftool ja ein zweiter Planspiegel.


    Für die finale Retusche würde ich Minitools verwenden. Falls ich da nochmal dranrum mache...


    cs Kai

  • Hallo Kai,
    das Thema Fangspiegel ist bisher ja ziemlich Stiefmütterlich im Optikforum behandelt worden. Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht. Vor allem den RC mit Interferometer finde ich interessant.
    Früher oder später werde ich mich auch mal an dieses Thema ranwagen. Den jetzigen FS werde ich mir aber wohl noch kaufen, Sonst wird das dieses Jahr nichts mehr mit Firstlight[;)]
    Viele Grüße, Matze

  • Hallo Roger und Matze,
    danke, gern geschehen[;)]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Den jetzigen FS werde ich mir aber wohl noch kaufen, Sonst wird das dieses Jahr nichts mehr mit Firstlight<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Besser ist das!
    Macht wenig Sinn bei den Verspiegelungs-Preisen für kleine FS.
    Wie gesagt, testen würde ich den aber. Gegen die Mitte Deines 20". Künstlicher Stern reicht schon.


    Interessant wird das Thema für Lowrider FS und grössere, wo es mit bezahlbaren Alternativen schlecht aussieht. Und dann kann man auch dünner gehen. Ein käuflicher 170mm FS ist dick, bleichschwer, teuer und testen muss man auch.


    cs Kai

  • Der Vollständigkeit halber und zur Illustration, was mit dem "Randabfall an der Unterschneidung" gemeint ist.


    Die Skizze zeigt den Querschnitt durch zwei Fangspiegel in Richtung der langen Achse, oben ein dicker und unten ein dünner. Je dicker, desto weiter rein geht der Randabfall. (Ob er tiefer runter geht, ist noch nicht geklärt)
    Man kann mit 4-6mm abgesunkenem Rand bei 20mm Dicke rechnen. Vielleicht kann man 1/3 der Spiegeldicke als Faustregel annehmen?
    In jedem Fall spielt das keine Rolle, wenn man die FS ausreichend dimensioniert und die 100% Ausleuchtung innerhalb des dieses Randbereiches platziert.



    cs Kai

  • Hallo Kai,


    könnte man diesen Randabfall an der Unterschneidung nicht verhindern, indem man zuerst den zukünftigen Fangspiegel aus der Platte ausbohrt, wieder einklebt, und dann erst mit dem Schleifen / Polieren beginnt?


    ThomasH (VdS Materialzentrale) hat mir vor einiger Zeit diesen Tip gegeben. Ich bin mir nicht mehr sicher ob er das nicht sogar bei Zeiss so gelernt hat. Aber ich will jetzt nicht weiter Gerüchte streuen, vielleicht meldet er sich ja.


    Viele Grüße


    Alex

  • Hallo Alex,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">indem man zuerst den zukünftigen Fangspiegel aus der Platte ausbohrt, wieder einklebt, und dann erst mit dem Schleifen / Polieren beginnt?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Absolut richtig!
    So wird das in der Industrie gemacht.


    Ein paar Nachteile hat das ganze aber:


    - Schleifen dauert länger, ok, das könnte man verschmerzen


    - Wie gut die Kante ringsum wird, ist ungewiss


    - Nach dem Abkitten kommt bei dünnen Spiegeln garantiert die Überraschung. (Man muss den Spiegel ja komplett angekittet testen und retuschieren)
    Das ganze funktioniert also nur mit normal dicken Spiegeln und "normal dick" ist bei 80mm kl. Achse eher um die 20mm.


    Meine Überlegungen gehen natürlich auch beim Fangspiegel in Richtung dünne Spiegel. Nicht extrem, aber eben dünn.


    cs Kai

  • Hallo Kai,


    vielen Dank für Deine Antwort.


    Über die Dicke des FS haben wir damals nicht gesprochen. Ich bin auch bestrebt die Spiegel dünn zu halten, auch wenn ich es nie so weit bringen werde wie Du oder Roland ;)


    Sollte ich also tatsächlich meinen FS selbst anfertigen, dann werde ich ihn wohl auch erst zuletzt ausbohren.


    Gruß Alex

  • Hallo Alex und alle anderen Freunde des Fangspiegelmachens,


    wenn ich Fangspiegel mache, dann nicht nur einen, sondern gleich mehrere auf einmal. Auf dem Bild sind Rohlinge von ca. 4cm bis 9cm kl. Halbachse zu sehen. Als Tragkörper dient hier eine 31cm Spiegelscheibe
    Ist der gleiche Aufwand und ich muss noch nicht mal so genau arbeiten. Dazu kitte ich die schon fertig geschnittenden Rohlinge möglichst plan auf einen größeren Tragkörper per Punktkittung auf. Sehr gut geht das mit C-Kitt, aber auch Gelbpech, wie auf dem Bild zu sehen, ist dazu bedingt geeignet. Normales Pech ist zähflüssig und drückt sich mit der Zeit breit, so dass man dann keine Punktkittung mehr hat. Der Rand des Tragkörpers wird mit Glasstücken zu einer quasi runden Fläche ergänzt, so dass bearbeitungsmäßig ein rundes Werkstück entsteht. Dann ganz normal läppen und als Planfläche polieren. Es reicht, wenn man bei der Genauigkeit unter einem Ring über die ganze Fläche bleibt, denn die Fangspiegel stellen ja nur einen Bruchteil der Bearbeitungsfläche dar. Und auch Randfehler, die sonst öfter mal Probleme machen sind hier egal, da da ja die eigentlich wertlosen Glasstücken sitzen.


    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas


  • Hallo Kai,
    sehr interessant. Da komme ich auch mal auf die Idee einen Fangspiegel selber zu machen. Mal sehen beim nächsten Teleskop vielleicht?


    Thomas: das ist ja eine interessante Methode. Schneidest du die Spiegel aus einer großen Scheibe und wie scheidest du sie raus??
    Wie machst du das dann mit dem pressen des Pechtools? Fragen über Fragen aber bei solchen spannenden Bildern bleibt das nicht aus.


    Danke für den tollen Beitrag
    Andreas

  • Hallo Alex,


    die Zwischenräume bleiben so. Nach dem Läppen mit der Bürste und viel Wasser reinigen reicht eigendlich aus. Die läpppampe sollte aber nicht antrocknen.


    MfG Thomas

  • Nochmals Hallo Thomas,


    und nochmals danke.


    Bisher hat mich hauptsächlich die Angst den fertigen Fangspiegel beim ausbohren zu zerstören davon abgehalten überhaupt über eine Eigenfertigung ernsthaft nachzudenken. Mir fehlen da einfach Kai's Nerven, ich gehe noch nicht einmal mit der Flex an den Spiegelrohling sondern mache den Grobschliff per Hand...


    Falls ich meinen 17" jemals fertig bekomme (liegt seit einem halben Jahr unberührt herum) dann werde ich den Fangspiegel auf jeden Fall angehen.


    Viele Grüße


    Alex

  • Hallo Alex,


    dann wünsche ich dir viel Spass dabei.
    Ich habe mir inzwischen eine Silikonform für die Klebekittpunkte der Punktkittung gemacht. So erreiche ich hoffendlich gleichmäßigere Klebepunkte als auf dem Bild zu sehen sind.


    MfG Thomas

  • Hallo zusammen,


    zuerst danke für die interessante Herstellungsvariante von Thomas:
    Im Prizip ist es klar. Ein paar Hürden bei der Reinigung sind drin und irgendwie auch zu nehmen.
    Aber, wie wird das ganze getestet?
    Die Spiegel müssen ja aufgekittet bleiben. Käme also eher ein Kontakt-Test per Auflegen eines Probeglases in Frage, oder?


    Bei mir gibt es ein paar Neuigkeiten zum Fangspiegel.
    Zuerst das wichtigste: Funktioniert im Feldgebrauch und hat nun schon einige Einsätze hinter sich. HTT Herzberg und das Almbergtreffen zum Beispiel.


    Ein paar Klippen gab es dennoch zu umschiffen.


    Die Verspiegelung sieht auf den ersten Blick perfekt aus, leider ist diesesmal die Schicht einen Hauch zu dünn geraten. Man kann durchgucken. Gemessene Reflexion etwa 86%. Statt 90-91% im Blau-grünen beim Haupspiegel. (Theoretisches Maximum von Alu: knapp 92%)


    Dann der Bau einer geeigneten Fassung.
    Der Spiegel hat 180mm Breite, nutzbar sind bis zu 175mm.
    Eine Aufwendige laterale Lagerung habe ich erstmal vervorfen. Es geht auch einfacher. Nämlich lose in 3 Halteklammern aus Alu:

    Die Aluplatte (3mm dick) dient als Heizung. Powered by Butan/Propan

    Jeweils 10 Sekunden mit feiner Flamme auf die rückseitigen Öffnungen gebrutzelt - beseitigt selbst hartnäckigen Taubeschlag[^]


    Allerdings ist der Spiegel aufgrund der grenzwertigen Dicke (knapp 21mm) etwas empfindlich. Die Überraschung kam dann beim Test in der Fassung im RC Setup. Hier aus Sicht des Interferometers. Unten waagerecht die Referenz-Sphäre. Der FS ist analog der Teleskop-Zenitstellung angehängt:




    Ich kann in diesem Setup direkt den Strehl bzw RMS Wert bestimmen.
    Einzelstrehls kann man multiplizieren, so etwa bis 0,50 macht das Sinn. Darunter ist der Strehl nicht mehr richtig als Bildgüte-Messlatte zu gebrauchen.


    Ein paar Werte für 170mm:
    (für den Kernbereich auf der Achse bei hohen Vergrößerungen fallen die Werte besser aus)


    FS senkrecht im Teststand: über 0.95
    FS in Fassung lose auf drei Alu-Klammern: ca 0.90
    FS mit auf Oberseite mit Klebeband gesichert: 0.80 - 0.60 !
    FS mit Heizung: kurzeitig auf 0.60, nach 10 min zurück auf über 0.80


    Die Sache mit dem Klebeband war ein Alarmzeichen, hier die Nahaufnahme. Schon wieder mit dem Messer aufgeschnitten. Das Band hat nichts zu halten! Es sichert nur vor dem Herausfallen nach oben. Offensichtlich reicht ein Hauch seitliche Krafteinwirkung für eine Verbiegung.


    Nicht auszudenken was passiert, wenn so ein Spiegel mit Silikon aufgeklebt wird!
    Für dünne Fangspiegel oberhalb 120mm empfielt sich dringend einmal nachzumessen. Unterhalb 100mm sehen ich wenig Probleme.


    Ich transportiere den FS jetzt einzeln in einer Holzkiste. Wieder ein Handgriff mehr beim Aufbauen, aber egal, ein großer Dob ist ein kein Zuckerschlecken, zumindest beim Transport und Aufbau. Beim Beobachten relativiert sich dafür einiges[:p]


    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo Kai,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">FS mit auf Oberseite mit Klebeband gesichert: 0.80 - 0.60 !<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    meinst Du jetzt wie auf dem Bild zu sehen, Klebeband am Umfang des Spiegels oder hast Du auf der Rückseite auch noch Klebeband?



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Nicht auszudenken was passiert, wenn so ein Spiegel mit Silikon aufgeklebt wird!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    [:0]
    Das gibt mir jetzt aber arg zu denken, in der Regel machen die meisten Leute 3 Silikonblobs bei der 70% Zone, ich habe dafür 3 Schnipsel doppelseitiges Spiegelklebeband genommen. Zusätzlich in der Mitte noch eine Spiegelklebebandschlaufe mit lockerer Notleine als Absturzsicherung. Gefühlsmäßige Beeinträchtigungen gab es nicht, allerdings auch nicht nachgemessen und so groß waren die Fangspiegel auch nicht.
    Bei der Halterung mit 3 Klammern am Rand hätte ich mehr Beeinträchtigung erwartet.
    Es wäre natürlich toll, wenn Du noch mal mit 3 Silikonblobs testen könntest, oder wenigstens mit doppelseitigem Klebeband in gleicher Größe, wie die Silikonblobs.
    Komm sei kein Frosch, einer muss den Alphatester machen![:D]
    Wir nörgeln dann hinterher nur ein bisschen rum, was Deinem Ruhm nicht schaden soll![:D][:D][;)]
    Viele Grüße
    Jörg

  • Hallo Jörg,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">oder hast Du auf der Rückseite auch noch Klebeband?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Nein, nur an der Seite, oben herum.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">in der Regel machen die meisten Leute 3 Silikonblobs bei der 70% Zone<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ich will niemanden Angst machen. Die Verbiegung geht bei gleicher Dicke mit der vierten (!) Potenz des Durchmessers. Bei 90mm statt 180mm kleiner Achse also nur 1/16!
    Und es gibt 90mm Fangspiegel die dicker als 21mm sind. Mit solchen Klötzern kann man (fast) alles machen.


    Selbst mein erster FS mit 135mm kl Achse zeigt keine messbare Verbiegung bei analoger Sicherung mit schwarzem Tesa.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Bei der Halterung mit 3 Klammern am Rand hätte ich mehr Beeinträchtigung erwartet.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ich auch! PLOP zeigt aber von der Größenordnung ähnliches an. Allerdings ist der Abfall von über 0.95 auf ca 0.90 Strehl schon ein deutlicher Abfall, den man in normalen Teleskopen nicht haben möchte, weil leicht vermeidbar. Das Problem tritt aber nur bei Dobs in dieser Größenklasse auf und auch nur bei extrem schnellen. Öffnungsverhältnissen. UNd da hängt es ja zuallererst am Hauptspiegel...


    Viele Grüße
    Kai

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: fraxinus</i>
    <br />
    Ich will niemanden Angst machen. Die Verbiegung geht bei gleicher Dicke mit der vierten (!) Potenz des Durchmessers. Bei 90mm statt 180mm kleiner Achse also nur 1/16!
    Und es gibt 90mm Fangspiegel die dicker als 21mm sind. Mit solchen Klötzern kann man (fast) alles machen.


    Selbst mein erster FS mit 135mm kl Achse zeigt keine messbare Verbiegung bei analoger Sicherung mit schwarzem Tesa.



    Viele Grüße
    Kai
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Kai,


    da machst du mir schon etwas Angst, denn mein 125mm Fangspiegel beim 20-Zöller ist sehr dünn: <b>10mm</b>
    Und er ist auch nur mit drei Blobbs aufgeklebt.
    Was da alles hätte schief laufen können...
    In der Praxis zeigt 20er zum Glück ein perfektes Bild.
    Mit megadünnem FS und Hauptspiegel. Da habe ich noch einmal Glück gehabt.
    CS
    Timm

  • Hallo Timm,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">denn mein 125mm Fangspiegel beim 20-Zöller ist sehr dünn: 10mm
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Gutes Beispiel! Ist der rund oder fast rund?
    Bei einem elliptischen FS ist ja vorallem die große Achse gefährdet: 250mm in meinem Fall.
    Also ganz grob die doppelte Dimension.
    - macht 1/16 der Verbiegung bei gleicher Dicke (10mm)
    - meiner hat doppelte Dicke ---&gt; macht einen extra Faktor 4 (Dicke geht quadratisch)
    Fazit: Dein FS hat 1/4 der Verbiegung von meinem, ganz grob überschlägig.


    Ob das praktisch noch mit Silikon geht, hast Du ja selbst beantwortet.
    Trotzdem, zwischen "geht noch" und "geht nicht mehr" ist halt wenig Luft. Kommt auch auf den Klebemeister an[:D]
    Und wir reden hier bei Strehl 0.90 vom absoluten Hochvergrößerungsbereich bei Top Seeing.
    Ich sehe auch mit voller FS-Heizleistung (ein knappes Kilowatt, kurzzeitig versteht sich[:D]) und normaler Vergrößerung (300x) nichts verbiegen.


    Als Faustregel könnte man sagen: Spiegel möglichst klein, weil die Probleme mizt der 4.Potenz wachsen!
    Anderseits, ähm, nee, spätestens beim Hauptspiegel hört der Spaß auf, Regeln hin oder her[:D]


    Viele Grüße
    Kai

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