OdM September 2021 - NGC 6826

Mit NGC 6826 (Caldwell 15, PK 083+12.1, H IV 73) steht das Objekt des Monat September 2021 unter dem Motto: “Das Auge sieht mit!” ;)


Bild 1: Aufnahme des Hubble Space Telescope von NGC6826, das Bildfeld beträgt 0,56 x 0,56 arcmin. Bruce Balick (University of Washington), Jason Alexander (University of Washington), Arsen Hajian (U.S. Naval Observatory), Yervant Terzian (Cornell University), Mario Perinotto (University of Florence, Italy), Patrizio Patriarchi (Arcetri Observatory, Italy) and NASA.


Kurz vor Redaktionsschluss hat Jens eine sehr schöne Aufnahme des Objekts in das Forum gestellt. Guckt ihr hier.


Sowohl im Bild des HST (rote Gebiete) als auch im Bild von Jens sind die beiden Fast Low-Ionization Emission Regions (FLIER) zu erkennen. Dies sind Gebiete von Gas mit geringer Io­ni­sie­rung, die sich mit Überschallgeschwindigkeit im umgebenden Medium bewegen. Die hohe Geschwindigkeit mit denen sich die FLIER bewegen legt nahe, dass sie viel jünger sind als der planetarische Nebel. Die geringe Io­ni­sie­rung weist darauf hin, dass die UV-Strahlung, die den planetarischen Nebel zum Leuchten anregt, nicht in diese Gebiete eindringt. Die Herkunft von FLIERs ist bis dato nicht abschließend geklärt.


Entdeckt wurde der Planetarische Nebel von William Herschel am 6. September 1793: “A bright point, a little extended, like two points close to one another; as bright as a star of the 8.9 magnitude, surrounded by a very bright milky nebulosity suddenly terminated, having the appearance of a planetary nebula with a lucid centre; the border however is not very well defined. It is perfectly round, and I suppose about half a minute in diam. It is of a middle species, between the planetary nebulae and nebulous stars, and is a beautiful phenomenon” (Herschel 1802).


Helligkeit: 8,8 mag visuell für den Nebel und 10,6 mag für den Zentralstern (Kopple 1998).

Durchmesser: >25 arcsec (Kopple 1998).

Position (J2000): RA 19:44 48.1 Dekl. +50:31:30 (Brown 2018)

Entfernung: 1575 pc (Brown 2018).


Bild 2: Aufsuchkarte von NGC 6826 (erstellt mit SkySafari 6 Pro). Der planetarische Nebel NGC 6826 ist im Sternbild Schwan, ca. 2,5° südöstlich von ι Cyg, zu finden.


Die Beschreibung von Dreyer im NGC ist etwas kompakter als die Beschreibung von Herschel (siehe oben): "Planetary nebula, bright, pretty large, round, 11th magnitude star in middle" (Dreyer 1888).


Im englischen Sprachraum ist der Nebel auch als "Blinking Planetary Nebula" bekannt: Zunächst, bei mittlerer bis hoher Vergrößerung, den 10,6 mag hellen Zentralstern des 25 arcsec durchmessenden planetaren Nebels beobachten bis der Nebel scheinbar verschwindet, dann den Blick auf den nahegelegenen 8,5 mag Stern lenken und der Nebel wird wieder sichtbar. Ein ständiger Wechsel des Blicks erzeugt den Eindruck des Blinkens des Nebels (Kopple 1998).


Die Benutzung eines UHC oder OIII Filter erhöht den Kontrast des Nebels gegenüber dem Hintergrund unterdrückt interessanterweise aber auch den Blinkeffekt (Mollise 2006).


Die beiden oben erwähnten FLIERs sind mit einem 16" Dobson bei 855x visuell beobachtbar. Für den schwächeren der beiden im Nordwesten braucht es einen geeigneten (zB Lumicon Deep Sky) Filter (O’Meara 2002).


Viel Spaß beim Gucken

Ralph

Quellen

Brown, A.G.A., Vallenari, A., Prusti, T., Bruijne, J.H.J. de, Babusiaux, C., Bailer-Jones, C.A.L., 2018. Gaia Data Release 2. Summary of the contents and survey properties. Arxiv. https://doi.org/10.1051/0004-6361/201833051

Dreyer, J.L.E., 1888. A New General Catalogue of Nebulæ and Clusters of Stars, being the Catalogue of the late Sir John FW Herschel, Bart, revised, corrected, and enlarged, Memoirs of the Royal Astronomical …

Herschel, W., 1802. Catalogue of 500 New Nebulae, Nebulous Stars, Planetary Nebulae, and Clusters of Stars; Philosophical Transactions of the Royal Society of … 477–528.

Kepple, G.R., Sanner, G.W., 1998. The Night Sky Observers Guide. Willmann-Bell, Inc.

Mollise, R., 2006. The Urban Astronomer’s Guide, A Walking Tour of the Cosmos for City Sky Watchers. Patrick Moore S Pract Astronomy Ser.

O’Meara, S.J., Motta, M., 2002. Deep-Sky Companions: The Caldwell Objects.

Antworten 18

  • Hi Ralph,


    Bild 1 und 2 sind öffentlich leider nicht sichtbar - das kann passieren, wenn der Browser nach dem upload zB geschlossen wurde und der Beitrag später weiterbearbeitet wird.

    Nimm einfach die alten Bilder raus, lade sie neu hoch und speichere den aktualisierten Beitrag.


    merci - Matthias

  • Hmmm. Ich habe die Bilder bei mir gesehen und ich denke sogar auf zwei verschiedenen Rechnern. Seltsam!


    Ich habe beide Bilder erneut hochgeladen und eingebunden. Besser jetzt?


    Ralph

  • Hallo Ralph,


    bei mir auf dem iPhone sieht es sehr gut aus.


    Bis dann:

    Marcus

  • Hallo,


    Meine Beobachtungen zu diesem Planetarischen Nebel:



    150/750mm Newton, Vergrößerungen 159 und 318x:


    Wenn ich bei 318x direkt auf dem Nebel schaue, dann verschwindet er langsam und der Zentralstern wird sichtbar. Schaue ich etwas an dem Zentralstern vorbei, wird der Nebel wieder schnell sichtbar. Der Nebel selbst hat eine hohe Helligkeit. Er ist nach innen im Bereich des Zentralsterns etwas schwächer, so das er Ringförmig erscheint. Bei 159x ist der Nebel nur noch eine gleichmäßig helle Scheibe. Der Zentralstern ist schon zu sehen.



    200/800mm Newton, Vergrößerungen 119 und 170x mit [OIII] Filter:


    Den Nebel kann ich sehr leicht erkennen. Er ist ein helles, rundes Bällchen mit einem bläulichen Farbstich. Wenn ich mich direkt auf dem Nebel konzentriere, verschwindet er allmählich und der Zentralstern wird sichtbar. Schaue ich auch nur etwas vorbei ist wieder der Nebel zu sehen. Mit dem O III Filter ist der Nebel deutlich heller. Bei 170x und den O III Filter ist der Nebel immer noch eine gleichmäßig helles Scheibchen.



    300/1200mm Newton, Vergrößerung 255x mit [OIII] Filter:


    Direkt sehe ich den Zentralstern sehr deutlich, indirekt kann ich ihn nicht erkennen, aber der Nebel wird deutlich heller. Mit dem O III Filter ist der Nebel eine fast gleichmäßig helle, runde Scheibe. Er verliert an Details. Beobachtung ohne Filter: Ich meine in der Scheibe schalenförmige Strukturen erkennen zu können. Die Scheibe ist auf jedem Fall nicht gleichmäßig hell. Der Bereich um den Zentralstern ist direkt etwas dunkler. Auch kann ich diese schalenartigen Strukturen nur im direkten Sehen erkennen. Indirekt wird der Nebel so hell, das diese Strukturen überstrahlt werden.



    Alle meine eingesetzten Teleskope waren oder sind parallaktisch montiert.


    Viele Grüße

    Gerd

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  • Hi Sternfreunde,


    hier ein Auszug aus meinem Logbuch aus dem Jahr 2004:


    Beobachtungsbericht mit dem Vixen 90M von Darmstadt aus am 29. Juli 2004 von 21:30 bis 23:00 MESZ. Visuelle Grenzgröße ca. 4m3 (gegen 23 Uhr).

    NGC6826 (blinkender PN), der ca. 0,5’ große PN zeigt bei 200x Vergrößerung schon deutliche Helligkeitsunterschiede. Zum Zentrum wird
    er dunkler und die Ringpartien sind auch nicht überall gleichmäßig hell. Ein ca. 11m helles Sternchen steht unmittelbar südlich. Blickweiße kann sogar der
    10m5 helle Zentralstern erkannt werden. Dieser PN hat mich Gestern echt begeistert und sollte im Sommer auf keiner Sternentour fehlen.


    cs

    Lothar

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  • Hallo Ralph und alle,



    Deep Sky Beobachtung bei Mondschein geht nicht? Dachte ich bisher. Aber das Thema muß man wohl differenzierter angehen.


    Gestern abend (17.09.) wollte ich den Mond beobachten, der etwa 80% beleuchtet war. Weil man für die Mondbeobachtung keinen dunklen Standort braucht, bin ich nicht zu meinem gewohnten Platz auf die Schwäbische Alb gefahren, sondern habe meinen 25“ f4 Dobson gleich hinter meinem Dorf aufgebaut – ländliche Gegend, ca. 400 Meter Höhe. Der Himmel war klar, gelegentlich zogen hohe Wolkenbänder durch.


    Die Beobachtung des Mondes war aber schwierig, denn er stand sehr tief. Am Mond geht nichts über ein Bino, aber weil man damit genau gerade von der Seite her ins Rohr guckt, muß man extra tief sitzen, tiefer als mein Bügelstuhl es erlaubte. Ich habe dann mit einem in die Beobachtungsleiter geklemmten Rampenbrett improvisiert. Dadurch konnte ich zwar etwas tiefer sitzen, aber unter gymnastischen Gesichtspunkten war die Position immer noch mühsam, so daß ich die Mondbeobachtung bald beendete.


    Also überlegte ich, was man denn sonst noch beobachten könnte, und dabei fiel mir das Objekt des Monats September NGC 6826 ein. Aber funktioniert das bei 80% Mond? Nun, probieren geht über studieren. Und ja, zu meiner großen Überraschung war eine gewinnbringende Beobachtung möglich! Geholfen hat dabei der Umstand, daß das Objekt fast im Zenit stand, so daß der tief liegende Mond nicht direkt in den Tubus scheinen konnte.


    Ich habe meine Beobachtungen in zwei Zeichnungen dokumentiert. Die erste zeigt eine Gesamtansicht von NGC 6826 inklusive Halo bei 350x. Der Halo war als Scheibe recht gut zu erkennen, und auch einzelne Lichtknoten am Rand des Halos und sogar Helligkeitsunterschiede im Inneren waren sichtbar.



    Die zweite Zeichnung zeigt den kleinen, hellen Kern des Objekts bei 1000x. Einer der beiden FLIER (der größere, links unten) war sicher zu erkennen, der gegenüberliegende (kleiner, rechts oben) dagegen war schwierig. Den hellen Ring um den Zentralstern, wie man ihn auf Fotos sieht, konnte ich leider nicht erfassen. Aber mir ist aufgefallen, daß die leuchtende Scheibe nicht homogen hell ist, sondern von den Rändern her dunklere Einbuchtungen aufweist.



    Ingesamt war ich sehr überrascht, daß unter diesen Bedingungen nicht nur der helle Zentralbereich beobachtbar war, sondern auch der schwache Halo, der zudem sogar Details hergab.



    Der helle Mond lockte gestern nicht nur die Mondbeobachter vor die Tür, sondern auch … natürlich … die Jäger. Zu zwischenmenschlichen Begegnungen, besonders der unfreundlichen Art, kam es zwar nicht. Ich wußte auch gar nicht, daß Jäger in der Nähe waren. Aber als ich anfing abzubauen, peitschte neben mir der Schuß! Nun, nicht direkt neben mir, aber für mein Gefühl viel zu nahe. Als ich dann heim fuhr, hat mir der Jäger, der mit Flinte und Stativ im Tarnanzug am Wegrand stand, noch freundlich zugewinkt.




    Viele Grüße


    Johannes

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  • Guten Morgen Johannes,


    Du präsentierst wieder einmal zwei sehr detaillierte Zeichnungen! Danke für´s Teilen. Das Du den Halobereich trotz Mond erwischt hast, ist ja absolut stark. Die Strukturen im zentralen Bereich sehen ebenfalls sehr interessant aus. Vielleicht als Vergleich: Wenn NGC 6826 nicht blinkt – Astronomieskizze des Tages (asod.info)


    ->Jäger: Den Schreck kann ich gut nachvollziehen. Ich habe in meiner Gegend die Erfahrung gemacht, dass viele von denen mit Wärmebildkameras unterwegs sind. Bevor ich die mit meinem NSG sehe, haben die mich schön längst erkannt. Bisher lief jede Begegnung auch freundlich ab. Es soll aber auch andere Jäger geben.


    cs eike

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  • Hallo Eike,


    besten Dank für Deinen freundlichen Kommentar. Die Zeichnung von Serge Vieillard , die Du verlinkt hast, ist wirklich bemerkenswert. Er hat das helle Zentrum mit 24" bei 1900x (!!!) beobachtet. Da komme ich mir mit meiner 1000fachen Vergrößerung geradezu schüchtern vor. Vielleicht hätte ich noch höher gehen sollen. Vieillard hat jedenfalls mehr Details gesehen als ich, besonders den inneren Ring. Allerdings sind seine Zeichnungen oft sehr "ausdrucksstark".


    Zum Vergleichen konsultiere ich immer sehr gerne die Arbeiten von Betrand Laville, der ebenfalls 25" benutzt:


    » NGC 6826 T254 vs T635 » Dessins du ciel profond extrême


    Wie Laville erklärt, ist diese Zeichnung von NGC 6826 sozusagen ein "stack" zweier verschiedener Zeichnungen aus verschiedenen Jahren. In einem Jahr hat er wohl nur die Scheibe und die FLIER gesehen, aber nicht den Ring; in einem anderen Jahr hat er dagegen den Ring gesehen, aber nicht die FLIER. Schließlich hat er beides in einer Zeichnung zusammengefaßt. Offenbar hat er aber die Helligkeitsunterschiede in der Scheibe weniger deutlich wahrgenommen als ich.


    Die Jäger benutzen jetzt Wärmebildkameras? Hoffentlich ist deren Auflösung gut genug, um einen am Teleskop kauernden Zweibeiner von einem äsenden Vierbeiner zu unterscheiden.


    Viele Grüße

    JOhannes

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  • Die Jäger benutzen jetzt Wärmebildkameras? Hoffentlich ist deren Auflösung gut genug, um einen am Teleskop kauernden Zweibeiner von einem äsenden Vierbeiner zu unterscheiden.

    Servus Johannes,


    mich hat vor Kurzem ein Jäger auf meinem Aussichtshügel besucht. Er hat mich in seiner Wärmebildkamera dort stehen/sitzen gesehen und war neugierig (er dachte, sein Jagdpartner sei zu früh dran und steht dort...). Er kam mit dem Auto dann zu mir auf den Hügel hochgefahren. Das Teleskop hatte er in der Wärmebildkamera offensichtlich nicht erkannt (hat ja Außentemperatur). Jedenfalls kam es zu einem netten Gespräche (er war sehr freundlich und auch neugierig im positiven Sinn).


    Insofern ist zumindest bei mir die Auflösung der Wärmebildkamera bzw. des Nachtsichtgeräts gut genug, um mich von Wild zu unterscheiden. Ich war aber auch überrascht, dass Jäger mittlerweile Wärmebildtechnik anwenden. Warum aber auch nicht? Ich fühle mich jedenfalls sicher, auch wenn der Jäger in der Nähe ist ;-).


    Die Skizzen zu NGC 6828 sind cool. Mit meinem 8-Zöller kann ich so einen Detailreichtum natürlich vergessen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

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  • Hallo Johannes,


    die Nächte, in denen ich bisher höher als 500x (28" in Vereinssternwarte) vergrößern konnte, kann ich wohl an ein oder max. zwei Händen abzählen. So eine richtige Ursachenforschung diesbezüglich haben wir allerdings bisher noch nicht betrieben.

    Ich stelle es mir überaus schwierig vor, das Gesehene auf´s Papier zu bringen. Insofern ziehe ich eigentlich vor jedem den Hut, der Beobachtungsergebnisse als Zeichnung präsentiert.

    Die Zeichnung von Hr. Laville dürfte sicherlich ebenfalls Referenzcharakter besitzen, wobei mir die Feinheiten / Unregelmäßigkeiten bei Deiner Zeichnung besser gefallen. Woran könnte es Deiner Meinung nach gelegen haben, dass der innere Ring sich einer Sichtung entzogen hat?



    Die Wärmebildkamera die ich mal benutzen durfte, lieferte im näheren Umfeld (geschätzt <50m) ein wirklich gutes Bild.

    Natürlich gab es in meiner Heimatregion auch "weidmännische Scharfschützen", die auf einen Mähdrescher geschossen haben! Aber das war dann wohl auch die absolute Ausnahme.


    cs eike

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