Tubusentlüftung 9

Den Tubus mit einem Lüfter zu versehen mag auf den ersten Blick für jemanden der noch nie mit einem Teleskop zu tun hatte, etwas abstrus anmuten. Macht aber - wie so vieles - Sinn, wenn man sich näher mit der Materie beschäftigt. Der Lüfter soll drei vom HS ausgehende, sowie ein weiteres vom Tubus ausgehendes Problem reduzieren. 1.) Die Warmluftblase, verursacht durch das Auskühlen des HS auf nahezu Umgebungstemperatur in der ersten Stunde. 2.) Die Hauptspiegelverformung, verursacht durch die hohe Änderung der HS Temperatur in der ersten Stunde. 3.) Stetige Abwärme des HS durch dessen nachkühlen während der ganzen Nacht. 4.) Die durch den Tubus abgegebene Wärme während der ganzen Nacht. Betrachten wir zuerst den Hauptspiegel, der von der warmen Wohnung raus ins Freie gebracht wird und je nach Größe und Stärke des HS etwa zwei Stunden braucht um sich der Umgebungstemperatur bis auf etwa 1°C anzunähern. zu 1) In der ersten Stunde gibt der Spiegel viel Wärme ab, die vor dem Spiegel aufsteigt, am Tubusrücken Richtung Fangspiegel wandert und sich dort langsam abkühlt. Das Licht muss bei einem Newton 2x durch diese turbulenten Luftschichten, welche die Wellenfront des Lichts, die ja schon durch das atmosphärische Seeing verbogen wurde, weiter verbiegt. Das Bild wird also noch unklarer. zu 2) Je nach Spiegelmaterial verformt sich der HS mehr und länger oder weniger und kürzer, was zu einer weiteren Deformation der Wellenfronten des Lichts führt. Das Material BK7 verformt sich mehr, Pyrex oder Borofloat verformt sich (beides Borosilikatglas) weniger, Zerodur oder Quarz fast gar nicht mehr. Der Spiegel muss vor dem Beobachten also so weit wie möglich auf die Umgebungstemperatur runter kühlen, was man i. d. R. macht, indem man das Teleskop eine Stunde vorher zum Beobachtungsplatz bringt oder es gleich bei Umgebungstemperatur (Garage, Schuppen, etc.) lagert. Durch einen Lüfter, der hinten am Tubus angebracht ist und Frischluft von oben durch den Tubus saugt wird ein linearer Luftstrom erzeugt, welcher zum einen die Warmluftblase des HS bestmöglich nach hinten absaugt und zum anderen die Abkühlung des HS beschleunigt, die Zeit in der sich der Spiegel verformt also verkürzt. zu 3) Der HS wird sich allerdings nie vollständig der Umgebungstemperatur angleichen, da es Nachts in aller Regel kontinuierlich abkühlt und das Spiegelglas über die ganze Nacht nachkühlt. Der Spiegel gibt also stetig Wärme ab, die wiederum als Warmluftblase vor dem Spiegel aufsteigt und am Tubusrücken Richtung Fangspiegel wandert um sich dort langsam abzukühlen. Die Wellenfront wird also auch nach Stunden weiterhin durch die warme Luft verbogen, was allerdings ein moderat laufender Lüfter verhindert, in dem er die Abluft weiterhin nach hinten absaugt. zu 4) Des weiteren, ist noch das Auskühlen des Tubus zu beachten, gerade wenn ein Blechtubus zum Einsatz kommt und dieser nicht isoliert ist. Denn ähnlich wie das Nachkühlen des HS über die ganze Nacht, kühlt ein nicht isolierter Tubus auch nie ganz aus, denn die IR-Strahlung, vom Boden ausgehend, erwärmt die Tubusunterseite (falls nicht gerade im Zenit beobachtet wird) und der Tubusrücken gibt die Wärme an den Nachthimmel wieder ab. Im Tubus entsteht so genanntes Tubusseeing. Was durch einen linearen Luftstrom, also einen saugenden Lüfter aus dem Tubus entfernt werden kann. Natürlich sind hier alle Zeitangaben nur ungefähre Richtwerte und sind abhängig von der Temperaturdifferenz und der Masse der verwendeten Spiegel. Wünsche viel Spaß beim Nachbauen und dem anschließenden "seeingfreiem" Beobachten. Gruß Markus

  • Absaugung erfolgreich

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  • Montage am Tubus

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  • Rückseite des Grundträgers

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  • Fertiger Styrodurhalter

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  • Vormontierter Lüfter auf der Grundplatte

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