Hallo zusammen,
(==>)Jörg
Freut mich wenn die Dokumentation gefällt. Es war günstig, das ganze zeitnah zu schreiben auch wenn es etwas verworren wird. Aber ich werde das zum Abschluss noch ordnen.
(==>)Alois
Vielen Dank für das Lob. Natürlich musst Du mal durchschauen, das wäre schön.
<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Es war erstaunlich wie schnell du die Unregelmäßigkeiten behoben hast.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
Ja, hier liegt nun der Hase im Pfeffer. So ganz ist mir dieser Teil der Aufgabe nicht gelungen. Das ist aber eine längere Geschichte...
So, nachdem ich mich bisher um die genaue Beschreibung des Endergebnisses gedrückt habe, incl des erreichten Strehlwertes, reiche ich das heute nach.
Der Grund für meine Geheimniskrämerrei war einfach die Unsicherheit ob ich trotz der erfolgten Verspiegelung noch etwas verbessern sollte. Die Silberschicht ist nämlich am Rand sehr dünn ausgefallen, in der Mitte ist sie deutlich dicker, und das könnte die Korrektur schon beeinflussen. Ich war zweimal kurz davor das Teleskop ohne Rocker provisorisch auf den Polarstern zu richten, aber jedesmal kam mir eine tagelange Regenfront zuvor. Dann habe ich nocheinmal einiges umgebaut und jetzt baue ich das richtig fertig, lasse den Spiegel wie er ist und dann werden wir weitersehen.
Wie sieht sie nun aus die vorläufig endgültige Oberfläche?
Strehl 0.57 und eine CC=0.996 zeigt die FFT Auswertung mit einer Auflösung von 361 Termen. So circa. Dieses Oberflächenprofil ist natürlich ein Retortenbaby, eine Synthese aus verschiedenen Drehungen um die Teststandverbiegungen so gut es geht herrauszurechnen. Was mich weiterhin bewogen hat aufzuhören, war die gute Übereinstimmung dieser Zernike Glättung mit den völlig ungeglätteten Wavefronten welche noch enger um die CC=1.000 pendeln. Leider lassen sich diese Wavefronten nicht weiterverarbeiten, das Programm schafft es nicht und bleibt stehen. Besser sind sie nicht unbedingt wegen der Artefakte wie durchdrückende Streifen oder Staub, aber in einigen Punkten genauer.
Hier ist der Report, mit genulltem, synthetischem Foucault-Bild, so wie am Stern. Der Spiegel hat nun keinerlei Asti, möglicherweise einen Hauch Unterkorrektur, etwas Treefoil und Konsorten. Und als Hauptfehler jede Menge recht enge Zonen.
Insgesamt liegt der Spiegel nicht mehr im Lambda/4-Wavefront Korridor, es geht in Richtung L/2.
Jetzt könnte man meinen, die paar Zonen könnten nun auch noch weg. Aber so einfach ist das nicht. Nach insgesamt 429 augewerteten Interferomgrammen und 54 Poliersessions am gleichen Spiegel bekommt man ein Gefühl, wie eleastisch der Spiegel ist. Und so stehen immer andere Punkte besonders hervor. In oberen Bild zB die rote Stelle am Rand auf 4 Uhr. Das sind noch Reste vom Teststand. Man läuft Gefahr, in 5 Minuten tiefe Gräben zu ziehen wo keine Berge sind und hat anschließend einen ganzen Tag Messen und Auswerten am Hals.
Um das an einem Beispiel zu verdeutlichen, das nächste Bild zeigt die Kontour nach dem Herrausrechnen des Teststandes und das folgende eines der zugrundeliegenden Einzelauswertungen für einen bestimmten Winkel. Die roten Ausbauchungen mit dem Muster "Vorsicht-Radioaktiv" kommen vom Teststand.
Die Grundstruktur der Zonen ist zu erkennen, aber es geht ja darum die Oberfläche im *Ganzen* in den Lambda/4 Korridor zu zwängen. Da ist ein Loch an der falschen Stelle das schlechteste was passieren kann. Denn der RMS-Wert, was gleichbedeutend mit dem Strehl ist, wird ja aus den Quadraten der einzelnen Abweichungen gebildet - Root Mean Square. Auf deutsch: ein doppelt so hoher Berg/tiefes Tal fällt 4x mehr ins Gewicht!
Meine Priorität war also:
Zuerst alle Wellen in einen engen Korridor und dann glätten so gut es geht.
Zum Glätten hat es dann nicht mehr gerreicht. Denn jetzt kommt noch der böse f/3 Geist ins Spiel. So eine steile Parabel hat die Eigenschaft ganz schnell den Rand abzukippen wenn man im Inneren herumwerkelt. Vielleicht hat es der eine oder andere schon einmal bemerkt? Man versucht die Mitte etwas zu vertiefen und schwupps ist der Rand auch mit runter, obwohl man ihn nicht einmal berührt hat!
Nun hatte ich den Rand etwas zu voreilig geziehlt herunterpoliert und jetzt war keine Reserve mehr zum Zonenpolieren übrig.
Letztlich waren es aber die großen Messunsicherheiten die mich bewogen haben, den Spiegel in Frieden ziehen zu lassen - vorerst zumindest.
Für mich neu war, daß selbst die hohe Auflösung der 361 Zernike Terme nicht ganz alle Details der Oberfläche zeigen. Es müssen ja auch knapp 71cm damit versorgt werden. Bei kleinen Spiegeln ist da kein Thema.
Hier ist eine Einzelaufaufnahme, nur mit Lowpass geglättet, die das kleine Loch in der Mitte zeigt, welches die Cent-Münze seinerzeit reingedrückt hat. Ja, es ist immer noch da! In den normalen Auswertungen ist an dieser Stelle ein Hügel!
Immerhin zeigt dieses Bild ungeschmickt, was man am Himmel im Horizontblick zu erwarten hat. Mein Dobson geht schonmal nicht so tief runter, aber trotzdem: Strehl 0,2 !
Selbst ein perfekter Spiegel käme nur auf 0,3 bis 0,4, wenn sonst alles stimmt mit der Zelle. Ähnliches sagt auch POLP und der Mirror-Edge-Calculator.
Mit anderen Worten: der Rohling war einfach zu dünn!
Aber, er hat nur kurz über 600 Öhre gekostet.
Ein perfekter Spiegel von Alluna kostet vermutlich um die 20000 und das ist nur die Pyrex Version. Niemand weiß wie der während das Auskühlens bei einem mobilen Gerät aussieht, also wenn schon dann Zerodur, naja und schleppen will ich das auch nicht unbedingt...
Also irgendwie ein Kompromiss. Und ich hoffe sehr das es funktioniert.
Die synthetischen Star-Test-Bilder sehen schon mal ganz gut aus.
(Jeweils mit 1, 2, 4 und 10 Waves Defokus, intra und extra, in der Mitte der Fokus, 10x vergrößert)
Viele Grüße
Kai