OK. Das Geheimnis um "das Zeug auf den Opportunity Bildern" ist gelüftet.
In der heutigen NASA Pressekonferenz wurde neben Informationen über den weiteren Fortgang der beiden MER Missionen auch ausführlich über die mittlerweise gesicherten Erkenntnisse was die Kügelchen angeht eingegangen.
Also: Die Kügelchen bestehen im wesentlichen aus Hämatit. Genauer aus grauem Hämatit. Dies hat eine Vergleichsmessung mit dem Mössbauer Spektrometer zwischen einer Stelle mit einer Anhäufung von Kügelchen und einer direkt daneben liegenden Stelle ohne die Kügelchen ergeben. Was bisher bloße Hypothese war ist jetzt gesichert.
Auch zur Entstehungsgeschichte der Kügelchen haben die Forscher sich Gedanken gemacht. Die Kügelchen entstammen definitiv aus dem bereits zuvor eingehend untersuchten Grundgestein. Dabei konnte ausgeschlossen werden, daß es ich bei den Kügelchen um Lapilli oder bei Meteoriteneinschlag entstandenes Schmelzgestein handelt. In beiden Fällen hätten erhöhte Konzentrationen von Kügelchen entlang einzelner Sedimentschichten im Gestein beobachtet werden müssen, was jedoch nicht der Fall ist. Stattdessen tauchen die Kügelchen gleichmäßig verteilt im Gestein auf. Teilweise "wächst" das Grundgestein auch regelrecht in die Kügelchen, etwas, was bei Lapilli oder Schmelzkügelchen nicht der Fall wäre. Die Größenverteilung der Kügelchen bestätigt die Beobachtungen: die Größenverteilung variiert nicht sehr stark. Bei Lapilli oder Schmelzkügelchen wären wesentlich größere Größenunterschiede zu erwarten. Auf einem der mikroskopischen Fotos ist auch ein Kügelchen zu erkennen, daß gar keines ist: Es sind stattdessen 3 zusammengewachsene fest miteinander verbundene Kügelchen, eine Form, die bei Lapilli oder Schmelzkügelchen nicht vorkommt.
Aus den Beobachtungen kann man nun sicher schließen, daß die Kügelchen durch Ablagerung bzw. Kristallisation entstanden sind. Weiterhin weiß man, daß mineralhaltiges Grundwasser, d.h. Wasser in flüssiger Form, daß mit dem Sedimentgestein interagierte notwendig war, um derartige Kügelchen zu bilden. Man geht anhand der Mössbauer Messungen und der grauen Farbeigenschaft der Kügelchen davon aus, daß die Größe der Hämatitkristalle einige Mikrometer beträgt. Die Kügelchen bestehen also aus einer Vielzahl kleiner Hämatitkristalle, die sich offenbar von einem Keim ausgehend nach und nach gebildet haben. Ob noch weitere chemische Verbindungen in den Kügelchen eine Rolle spielen ist bisher noch nicht klar, weil die Messungen hierzu keine Aussage zulassen.
Die aus dem Weltraum beobachtete Häamatit-Fläche hat in etwa die Größe von Oklahoma. Man geht von der Hypothese aus, daß diese ganze Fläche mit eben diesen Hämatit Kügelchen bedeckt ist, will dies aber noch überprüfen, indem der Opportunity Rover geht aus seinem Krater entlassen wird und zum nächsten Krater (ca. 800m entfernt) geschickt wird. Auf dem Weg dorthin überprüft er die Hypothese. Dies erlaubt dann weitere Rückschlüsse: da die Hämatit Kügelchen sich im Gestein gebildet haben muß das Gestein an der Oberfläche für eine Dicke von einigen 10cm wegerodiert sein, die harten, widerstandsfähigen Hämatit-Kügelchen jedoch sind noch übrig.
Die Wissenschaftler glauben auch, daß Sie im weiteren Verlauf der Opportunity Mission klären können, ob die Gesteinsbildung ausschließlich durch Grundwasser oder auch durch ein stehendes Oberflächengewässer zu erklären ist, indem die Schichtstruktur des untersuchten Schichtgesteins genauer rekonstruiert wird.
Gruß
Herbi
PS: "and the winner is ...."