Beiträge von Hico im Thema „Eure Klassiker-Fernrohre ?“

    Hallo zusammen,


    ich wollte mich nun auch mal hier in diesen schönen Thread einreihen. Zwar habe ich schon länger einen "Klassiker", nämlich nachfolgendes Gerät, aber vorgestern habe ich ein wirklich tolles Instrument bekommen, dass ich euch dann gleich näher vorstellen möchte.


    Erst aber noch mein kleiner Bresser 60/900 FH


    Weitere Fotos und Info´s von dem Teil findet ihr auf meiner Webseite.


    Nun aber zu dem Teilchen, dass ich vorgestern bei ebayKleinanzeigen für `nen schmalen Taler ergattern konnte. Vielleicht erkennt ja schon einer anhand des Typenschilds, das auf der Transportkiste angebracht ist, um welches Instrument es sich handelt?



    Ja, es ist ein TAL-1, aber nicht in weiß wie ich es bisher kannte, sondern in hellgrau und das eben komplett mit allem (?) Zubehör in einer großen, schweren und ebenfalls grauen Holzkiste, die an den Seiten mit stabilen, klappbaren Metallgriffen versehen ist.




    Der Inhalt ist wirklich sehr gut und aufgeräumt untergebracht. Allerdings kann man auf den beiden Fotos auch erkennen, dass das Teleskop lange nicht genutzt wurde - der für die Polsterung eingeklebte Schaumstoff hat sich über die Jahre in eine eklig klebrige Masse verwandelt, die überall dort am Teleskop und Montierung angepappt ist, wo diese mit dem Schaumstoff in Berührung kamen. Das TAL-1 hat mehrere Jahre unberührt bei einem mittlerweile pensionierten Lehrer in der Scheune verbracht. Er konnte seine Schüler wohl nie so richtig für die Astronomie begeistern. Und da das Instrument für seinen Balkon zu groß war, ist es eben in der Transportkiste verpackt in der Scheune gelandet, wodurch die "Verpuppung" des Schaumstoffs leider nicht bemerkt wurde.


    Nachfolgend die fast leere Kiste. Nur der Sonnenprojektionsschirm (unten rechts) und weiteres Zubehör (oben links in Papier verpackt in einem kleinen Zubehörfach) sind noch drin.


    Im Deckel ist ein Zettel mit der Aufstellung des Kisteninhalts untergebracht - ich kann´s nur leider nicht lesen (und kontrollieren [:I])


    Gestern am späten Nachmittag hab ich die Kiste dann zum ersten Mal ausgeräumt und begonnen die Teile vom klebrigen Schaumstoff zu befreien. Reinigungsbenzin dafür zu nehmen ist übrigens nicht die beste Idee, da dadurch der Lack angelöst wird, wie ich an den schwarzen Alugußfüßen festgestellt habe. Ich habe die anderen Teile dann mit Schwamm und Spüliwasser geschrubbt, was ganz schön zeitaufwendig war, da die klebrige Masse doch sehr hartnäckig ist. Leider musst ich dann auch feststellen, dass das klebrige Zeugs den Lack an ein paar Stellen schon deutlich angegriffen hat. Vor allem am Tubus ist es deutlich zu sehen.


    Dennoch war ich in der fortgeschrittenen Abenddämmerung soweit, dass ich das Teleskop in der Einfahrt für eine erste Probebeobachtung an unserem Erdtrabanten aufbauen konnte.



    Ist es nicht ein Schmuckstück? [:p]



    Zum Zubehör gehören u.a. auch ein 25mm Okular und eins mit 15mm Brennweite, wie auch eine 3-fach Barlow. Das 15er muss ich irgendwann mal zerlegen, da es zwischen die Linsen leicht beschlagen ist - was aber interessanterweise auf die Abbildungsschärfe keinen Einfluss zu haben schien. Es fehlte lediglich etwas Kontrast, wobei die Mondbeobachtung sowieso durch etwas "milchigen" Himmel getrübt war.


    Ansonsten ist die optische Qualität der Okulare und auch der Barlow richtig gut. Ich war da echt geplättet, wie gut die Abbildung war - und dabei hatte ich die Justage des Newton noch nicht mal überprüft - sie schien aber recht gut gewesen zu sein, denn der Mond kam in allen Okularen und auch jeweils in der Kombi mit der Barlow (15er Oku + 3-fach-Barlow = 161-fache Vergrösserung) sehr knackig auf die Netzhaut.


    Mal schnell mit der EOS durch´s Oku geknipst ...


    Hier der Tubus mit 25er Okular und Barlow


    Hier sieht man auch, wie der Lack unter der Schaumstoffmasse gelitten hat ... [B)] Schade, aber soooo schlimm auch wieder nicht ...


    Nachfolgend ein Foto vom Zubehör:


    Zu sehen sind hier die zuvor beschriebenen Okulare und die Barlow, zwei Tubusdeckel (einer mit einer Öffnung um "abgeblendet" beobachten zu können), der Sonnenprojektionsschirm, der für die Beobachtung an der Gegengewichtsstange angebracht wir und sogar mit zwei Metallklammern versehen ist, mit denen man ein Blatt Papier klemmen kann, um das darauf projezierte Zentralgestirn zeichnen zu können. Desweiteren zu sehen sind noch ein paar Okularfilter, die russische Bedienungsanleitung, ein Justage-Schraubendreher und ein Pinsel, der wohl für die Okularreinigung vorgesehen war?!


    Was auf der Aufnahme fehlt (hab ich vergessen für´s Foto dabeizulegen) ist ein Fadenkreuzeinsatz, den man ganz einfach von hinten ins 25er Okular stecken kann und damit aus einem normalen Oku ein Fadenkreuzokular machen kann - coole Sache.


    Die Oku´s, Barlow und Filter nochmal in einer Nahaufnahme:


    Hierbei handelt es sich um einen Sonnen-, einen ND- einen Rot-, einen Gelb-, einen Grün- und einen Blaufilter. Letzterer ist als einziger nicht mehr nutzbar, da das Licht durch ihn nur noch leicht hindurchschimmert. Die Oberfläche der Glasflächen des Blaufilters scheinen irgendwie angegriffen zu sein, wie "oxidiert" ... [xx(] Die anderen Filter sind aber noch top in Ordnung. Die Filter werden übrigens nicht in den Okularstutzen eingeschraubt, sondern auf der Augenseite der Okulare einfach aufgesteckt.


    Die Bedienungsanleitung ist noch gut in Schuß. Zwar für mich nicht lesbar, aber trotzdem mit netten Illustrationen schön und ich vermute aufschlussreich aufgemacht. [:)]



    Nachfolgende Seite ist auch aus dieser Anleitung. Eine Arbeitskollegin konnte mir übersetzen, dass es sich wohl um eine Art Prüfprotokoll des Herstellers handelt, dem zu entnehmen ist, dass das Teleskop im Oktober 1989 gefertigt wurde, es damals 250 Rubel gekostet hat und die Seriennummer 1767 hat, was sich auch mit den Angaben auf der Tubusrückseite und dem Koffer deckt. [:)]



    Jetzt muss ich mir die Tage nur nochmal den Koffer vornehmen und ordentlich von den Klebeschaumstoffüberresten reinigen. Ich überlege gerade, ob ich an die Stellen, wo der Hersteller den Schaumstoff aufgebracht hatte ganz einfach Velours klebe, das ich eh von diversen Tubusauskleidungen noch rumliegen habe.



    Hier auf dem letzten Foto ist übrigens noch ein Zubehörteil zu sehen, das ich zuvor noch nicht erwähnt hatte: Eine Montageplatte für eine Fotoapparat, die man an der Gegengewichtsstange anbringen kann ... und hier auf dem Foto und auf den vorherigen auch schon angebracht zu sehen ist (diese mit grünem Filz beklebte Platte). Die Platte besitzt drei Löcher in die man die beiligende Fotoschraube beliebig einschrauben und damit seine Kamera befestigen kann.


    So, genug getippelt, aber ich wollte euch das Teil gern "mal eben" vorstellen, da ich mit dem Fund wirklich sehr happy bin und bestimmt noch viel Freude mit haben werde. [:I]


    Gruß und klaren Himmel (... wäre mal wieder an der Zeit ...)
    Heiko