Beiträge von Caro im Thema „Welche Farbe hat der Wasserstoff?“

    Hallo zusammen,


    wie ihr schon gemerkt habt, ist das Thema komplex: Abgesehen von der dem individuellen ästhetischen Empfinden, wie man Wasserstoff als "hübsch" empfindet, sind Farbwahrnehmung des Auges und spektrale Empfindlichkeiten von Kameras dabei aber nur zwei von diversen Anhaltspunkten bei der Sache. Ich lege nochmal zwei obendrauf, die alles andere als vernachlässigbar sind, einen aus der Atomphysik und einen aus der Astrophysik.


    Fangen wir mit den Atomen an. Ich kann euch ein Foto einer wasserstoffgefüllten Gasentladungsröhre zeigen. Die sieht schön pink aus, sprich da kommt die additive Fabmischung zum Tragen, die aus dem tiefroten H alpha, dem türkisblauen H beta, dem blauvioletten H gamma usw. eine Mischfarbe macht. Auf Fotos von Sonnenfinsternissen sieht man die Chromosphäre ebenfalls nicht tiefrot sondern mit Rosa-Stich, aber nicht ganz so quietschig wie die Gasentladungsröhre. Woran liegt das? In der Gasentladungsröhre herrschen ganz andere Bedingungen als in der Chromosphäre der Sonne, und irgendwann wird das relevant. Die Besetzungszahlen eines Atoms und damit die Häufigkeiten von atomaren Übergängen und damit wiederum das Verhältnis der Linienstärken zum Beispiel von H alpha und H beta sind nämlich nicht immer gleich: Sie sind sowohl temperatur- als auch dichteabhängig. Sprich, wenn man an Temperatur und/oder Dichte dreht, kann sich die Mischfarbe, die man sieht, verändern.


    Das astrophysikalische Problem kennt ihr unterbewußt alle, glaubts mir. Was ist denn nämlich auf euren Nebel-Aufnahmen meistens auch mit drauf? Genau, dunkle Staubwolken. Staubpartikel machen Extinktion. Sie absorbieren und streuen das Licht, das eigentlich an ihnen vorbei in euer Auge bzw. auf euren Kamerachip möchte und schwächen es dadurch ab. Dummerweise tun sie das wellenlängenabhängig. Extinktion wirkt im blauen Spektralbereich viel stärker als im roten. Das wiederum führt dazu, daß ihr aus einer staubigen Sternentstehungsregion weniger Ha beta, H gamma und irgendwann gar nix mehr von dem ganz lila Zeug abbekommt, was so ein Wasserstoffatom produziert. Staub gibts deutlich versteckter auch in der Milchstraßenebene ganz allgemein. Das Ergebnis? Weiter entfernte HII-Regionen wie der Katzenpfotennebel sind tatsächlich tiefrot, weil fast nur noch H alpha durchkommt. Der Orionnebel hingegen darf ruhig pink.


    Viele Grüße

    Caro