Beiträge von Stathis im Thema „Welche Farbe hat der Wasserstoff?“

    Hallo Thomas, interessantes Thema, das mich auch beschäftigt.


    Die Wasserstoff / Sauerstoff- Emissionsnebel leuchten in ganz bestimmten diskreten Wellenlängen, deshalb funktionieren unsere Schmalbandfilter ja so gut. H-alpha leuchtet bei 656 nm = tief rot, H-Beta hat 486 nm = blaugrün = türkisfarben, OIII hat 496+501 nm = blaugrün =türkisfarben. Falls S-II noch hinzu kommt, 672 nm = noch tiefer rot.


    Diese Anregungszustände treten je nach Objekt in verschiedenen Gewichtungen auf.

    Es gibt starke H-alpha Strahler wie z.B. den Nordamerika Nebel, oder Pferdekopfnebel, hier dominiert rot.

    Planetarischen Nebel sind oft starke OIII-Strahler, deshalb funktioniert visuell der OIII-Filter so gut, da ausgerechnet in diesem Bereich das Auge maximal empfindlich ist. Bei planetarischen Nebeln dominiert oft im Zentralbereich das OIII (blaugrün) und im Außenbereich H-alpha (tiefrot).

    Es gibt auch komplexe Zustände, wie beim Cirrus Nebel mit roten H-alpha Bereichen und hoch angeregten blaugrünen OIII Schockfronten.

    Es gibt auch Nebel, bei denen auch noch Reflexionsanteile der Sterne (Kontinuumstrahler, oft blaue Überriesen) hinzukommen, z.B. der Flammennebel, oder der zentrale Bereich des Orionnebels.


    Inzwischen habe ich zur fotografischen Darstellung eine eindeutige Auffassung: Ich versuche so zu mischen, wie es das Auge sehen würde, wenn das Objekt so hell wäre, dass auch die Rotempfindlichkeit hinreichend hoch ist. Natürlich ist mir bewusst, eine lang belichtete Aufnahme, die auch noch Hystogramm- gestreckt wird bis zum Anschlag, nicht mehr viel mit der visuellen Wahrnehmung zu tun hat. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass es z.B. keine planetarischen Nebel mit reinem Royalblau gibt. Ein Hantelnebel oder eine Medusa mit knallblau läuft bei diplomatisch ausgedrückt unter "künstlerischer Freiheit", oder schärfer formuliert unter "verbiegen der Astrophysik".


    In dieser Hinsicht gefällt mir deine Medusa sehr gut: Rot dominierte Sichel, mit blaugrün in der Mitte, so habe ich meine Medusa auch versucht abzustimmen.


    Explizit ausnehmen würde ich natürlich Schmalband Aufnahmen, bei denen bewusst in Falschfarben dargestellt wird, z.B. Hubble Palette, oder wenn man bei M33 sogar einen neuen ultraschwachen planetarischen Nebel zeigen will. Die SDSS Durchmusterung verarbeitet ja auch zum Teil UV und IR.


    ...Passe dann in Siril photometrisch an und versuche in diesem Bereich der festgelegten Rottöne zu bleiben.

    Genau das funktioniert bei mir selten gut. Wenn ich z.B. bei meinem Rosettennebel (im Forum noch nicht gezeigt, da immer noch nicht fertig) in Siril die photometrische Farbkalibrierung anwende, macht es mir den ganzen Nebel nur noch knallrot :cursing:. Aus der visuellen Beobachtung weiß ich jedoch, das er sehr gut auf den OIII-Filter reagiert, zumindest ein ringförmiger Bereich in dem der Mercedesstern eingebettet ist, muss somit auch OIII haben. Dieses Verhalten von Siril kann jedoch an meinem stadtlichtversifften Himmelshintergrund liegen, bei Aufnahmen unter dunklem Himmel scheint es besser zu klappen. Ich umgehe das, indem ich die photometrische Farbkalibrierung in Siril nur noch für die Sterne anwende und den Nebel (falls nötig) manuell in den Farben anpasse.


    Als Vergleich ziehe ich dann immer Google-Bilder zu Rate.

    Das mache ich auch und es kräuselt mir zum Teil die Haare. Je prominenter das Objekt und je mehr Leute sich darauf stürzen, um so "kreativer" die Farbgestaltung.


    So weit meine Auffassung dazu. Ich bin gespannt auf weitere Kommentare.